Seit drei Tagen wohnten wir nun schon in dem Gasthof mit all den Members und bis jetzt gab es noch keine Auseinandersetzung innerhalb des MC's. Jeder verstand sich mit jedem und wenn nicht, ging man sich gezielt aus dem Weg.
Heute Morgen hatte Thomas mir gesagt, dass Damians, Ryans, Jaydens und meine Zeit in dem vorrübergehenden Zuhause des MC's, zu Ende war. Dad würde in den nächsten Tagen wieder nach Los Angeles kommen und wir sollten schon wieder zurück fahren. Da die restlichen Members größten Teils nicht mit dem Präsidenten zurückkommen würden, blieben die restlichen Leute in dem Gasthof. Jayden, mein Bruder, Ryan und ich würden von Taylor begleitet werden. Owen trug meine Tasche in den Van, Thomas fing Buddy ein und brachte ihn ebenfalls zum Van und Steve redete auf Taylor ein, was er alles in der Werkstatt tun sollte. Damian stand neben der Eingangstür des Gasthofes, rauchte und redete mit Sally und Maya. Ich sah zu Ryan, welcher sich bereits auf die Rücksitzbank gesetzt hatte, die Unterarme auf den Knien abstützte und vor sich hin träumte.
„Jayden, Eleanor", richtete Owen sich auf einmal an uns. Fragend sah ich ihn an.
„Ihr fahrt beide bitte nachher nochmal ins Krankenhaus und erkundigt euch nach Tacca. Das Krankenhaus konnte uns ja die ganze Zeit nicht erreichen", meinte er und kaute nachdenklich auf der Unterlippe rum.
„Ja, wird gemacht", versicherte Jayden nickend und machte einen Handschlag mit Owen.
„So komm einsteigen", kam es auf einmal grimmig von meinem Bruder hinter mir. Ich sah ihn skeptisch an, gehorchte dann aber und platzierte mich neben Ryan auf der Rücksitzbank. Taylor setzte sich hinters Steuer, Damian auf den Beifahrersitz und Jayden quetschte sich zwischen Fenster und mich. Buddy saß zwischen all den Koffern und Taschen. Thomas schlug die Schiebetür zu, der Motor wurde gestartet und wir rollten durch die enge Gasse, runter vom Hinterhof auf den Highway. Einige Stunden Fahrt lagen vor uns. Wir verbrachten sie mit Musik hören, reden und schlafen. Mit der Zeit stellte ich fest, wie gut sich Jayden und Ryan verstanden. Sie unterhielten sich über Autos, Sport und andere Dinge, die sie beide interessierten.
Als wir das Werkstattgelände und damit auch das Clubhaus erreichten, lag alles einsam und verlassen dort. Nichts hatte sich in den letzten drei Tagen geändert. Das war ein gutes Zeichen. Taylor und Damian machten sich sofort an die Arbeit, den Werkstattbetrieb so gut wie es ging wieder aufzunehmen, währenddessen Jayden, Ryan und ich uns auf zwei Harleys verteilten und uns auf den Weg zum Krankenhaus machten. Jayden und ich schlugen den Weg zum Krankenhaus ein und Ryan fuhr zu sich nach Hause. Wir hielten auf dem Parkplatz und Jayden stellte die Harley im Schatten ab. Er zog seine Kutte aus und ich befestigte meinen Helm am Lenker. Schweigend gingen wir nebeneinander her durch die weißen und sterilen Gänge, bis wir die Abteilung erreichten, in welcher Tacca seit einiger Zeit lag. Als eine Krankenschwester uns bemerkte, kam sie auf uns zu
„Ah, Angehörige von Tacca?", wollte sie fast ein wenig erleichtert wissen.
„Ja, wir waren leider die letzten drei Tage nicht zu erreichen", erwiderte Jayden und scannte die junge Krankenschwester. Er war einfach ein typischer Macho.
„Ja, das haben wir bemerkt, als wir versuchten Sie zu erreichen. Es gibt leider Neuigkeiten", entgegnete sie und seufzte leise. Jayden sah sie prüfend an.
„Was für Neuigkeiten?", wollte er wissen. Sie nickte in Richtung einer ruhigeren Ecke und wir folgten ihr.
„Wir haben versucht Tacca aus dem künstlichen Koma in ein Wachkoma zu versetzen, damit die Wahrscheinlichkeit, dass er wieder aufwacht, größer wird", begann sie und holte tief Luft.
„Und?", hakte Jayden nach.
„Es hat nicht funktioniert. Wir haben ihn zurück in das künstliche Koma verlegt. Sein aktueller Zustand lässt nicht mehr zu", erklärte sie bedauernd.
„Das bedeutet, dass die Wahrscheinlichkeit, dass er überhaupt wieder aufwacht, sinkt?", schloss ich aus ihrer Erklärung. Sie nickte.
„Genau. Sein Gehirn hat Schäden davon getragen und bei längerem Andauern dieses Komas, ist damit zu rechnen, dass er gelähmt sein wird, wenn er aufwacht. Die Wahrscheinlichkeit ist jetzt noch gering, wird aber von Tag zu Tag größer", meinte die Krankenschwester. Jayden seufzte leise und sah in die Ferne. Er kaute nachdenklich auf seiner Unterlippe. Dann nickte er in Gedanken und sah zu mir runter.
„Ich fahr dich jetzt weg und versuche dann Charles zu erreichen", gab er schlussendlich von sich und verabschiedete sich knapp von der Krankenschwester. Zügigen Schrittes verließ er das Krankenhaus und ich hatte Schwierigkeiten, mit ihm mit zuhalten.
„Was hast du vor?", wollte ich wissen, als wir bei seiner Harley ankamen. Jayden zog sich seine Kutte an und gab mir meinen Helm. Ich setzte ihn auf und sah ihn abwartend an. Seufzend sah er zur mir runter, schüttelte leicht den Kopf und wirkte etwas unschlüssig.
„Das weiß ich selbst nicht so genau. Ich sag einfach nur Charles Bescheid und er muss wissen wie es weiter geht. Er ist der Präsident", erwiderte er und stieg auf seine Harley. Ich nahm hinter ihm Platz und Jayden fuhr mich zum Haus der Carters. Das Hausmädchen öffnete mir die Tür und ich ging ins Wohnzimmer zu Ryan, welcher auf einem Sessel saß und zu meinem Erstaunen ein Buch in den Händen hielt.
„Was ist das?", fragte ich verwundert und gesellte mich zu ihm.
„Ein Buch, das mein Großvater geschrieben hat.", entgegnete er und sah mich kurz an. Dann blätterte er weiter.
„Worum geht's?", wollte ich interessiert wissen.
„'Die Unterwelt von Los Angeles', so hat er es genannt", meinte Ryan schulterzuckend.
„Und was ist daran so interessant, dass du freiwillig liest?", hakte ich prüfend nach. Ryan suchte nach einer Seite und als er sie gefunden hatte, reichte er mir das Buch. Es war ein Kapitel und es trug die Überschrift ‚Rebel Rider. Ein guter Gedanke wird zum Grauen der Bevölkerung'. Ich überflog ein paar Zeilen und musste heiser auflachen.
„Das ist also die besagte ‚Hippiezeit' des Clubs, in welcher Mom dazu stieß", gab ich amüsiert von mir. Ryan sah mich ernst an.
„Mein Großvater wusste mehr über den MC als ich dachte", kam es nachdenklich von ihm
„Worin siehst du das Problem?", wollte ich verwundert wissen.
„Er hat was von kaltblütigen Morden geschrieben und aggressiven Vergeltungsaktionen. Das bestärkt meine skeptische Einstellung zu dem Club", erklärte er zögernd. Ich seufzte hörbar und drehte mich zu Ryan.
„Ich verrate dir jetzt mal was", begann ich und hatte augenblicklich seine Aufmerksamkeit, „ja, der Club kann brutal sein und ja, sie lösen Konflikte auf ihre Art, aber der Club hat einen neuen Präsidenten, meinen Vater. Mein Vater wird akzeptiert und geschätzt, aber er ist sehr loyal. Er kann nicht das tun, was alle Präsidenten konnten – kaltblütig Morden. Er denkt an die Familien, die Brüder, Schwestern, Mütter und Väter der einzelnen Opfer. Er verhindert keine Vergeltung, aber er findet andere Wege. Die dunklen Zeiten des Clubs gab es, definitiv, aber ich habe das Gefühl, dass sie enden", meinte ich und starrte auf den Fußboden. Jedenfalls hoffte ich es.
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O U T L A W
Novela Juvenil'Wir sind Outlaws. Gesetzlose. Wenn die Freiheit gesetzlos ist, werden nur Gesetzlose frei sein.' "Sie war wild, aber loyal" Aus dem Leben eines Outlaws Inspiriert von den Sons of Anarchy