14| Ich zerspringe in einzelne Teile

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Annas Sicht

"I-Ich weiß nicht was ist sagen soll Anna...ich...es..."

"Du musst nichts sagen. Passt schon." Sagte ich und senkte meinen Blick..

"Hey." Meinte Britt und hob mein Kinn an, sodass ich ihr in die Augen schauen musste. "Wir zeigen es dem Mistkerl. Niemand behandelt meine beste Freundin so." Versuchte sie mich zu beruhigen und nahm mich in den Arm.
Ich legte auch meine Arme um sie und hielt sie fest bei mir, sodass kein Grashalm mehr dazwischen gepasst hätte.

"Ich glaube ich brauche einfach erstmal ein wenig Ruhe...Am besten wir reden erst einmal nicht darüber...und gehen schlafen." Sagte ich einer leisen, verhaltenen Stimme.

Brittany nickte nur und ließ mich dann schließlich auch zögerlich los.
Keiner sagte was. Ich glaube nach dieser Geschichte wäre jeder erstmal still, aber ich sah Britt an, wie sie diesen Typen am liebsten zerquetschen würde.

"Dann...Gute Nacht." Meinte ich leise und stieg die ersten Treppenstufen hoch, als ich mich wie von selbst noch einmal zu ihr drehte und fragte:
"Kannst du mitkommen?"

Bei diesem Satz trafen Brittanys strahlend blaue Augen mal wieder auf meine. Ein Funke von Freude war zu erkennen und ihre Augen weiteten sich bei meiner Frage.
Leicht nickte Britt und folgte mir nach oben. Sie ließ mich in meinem Schlafzimmer kurz alleine und wollte noch etwas holen gehen, derweil studierte ich meinen Kleiderschrank. Verdammt hatte ich viele Klamotten.
Ich suchte mir eine kurze Hose und ein weites T-Shirt heraus und begann mich umzuziehen.

Genau in diesem Moment kam Brittany rein.

"OMG." Brüllte ich und drehte mich so schnell wie möglich, mit den Händen vor meiner Brust, von ihr weg.

"Anna...es ist alles gut. Ich habe mit dir 2 Stunden am Set fast komplett nackt verbracht...du kannst nichts mehr vor mir verbergen." Kicherte sie.

Zielstrebig ging Britt auf meinen Kleiderschrank zu, öffnete eine Tür und holte sich ebenso Sachen heraus.
Perplex guckte ich ihr zu, meine Arme immer noch vor meinem Körper.

Sie begann ihr Shirt über ihren Kopf zu ziehen, in einer so sanften Bewegung als wäre sie darin geübt as Fuck.
Ihre blonden Haare fielen in leichten Wellen über ihre Schulter und verdeckten somit den größten Teil ihres Rückens.
Mit einem geschickten Griff öffnete sie ihren BH und streifte sich das Shirt über ihren perfekten Körper.

"Wie lange willst du jetzt noch so stehen?" Fragte sie mich und riss mich damit aus meinen Gedanken.

Britt hatte sich in der Zeit fertig umgezogen und hatte wohl meinen Blick bemerkt.
Schnell griff ich zu meinem Oberteil, welches auf dem Boden lag und wollte es gerade über meinen Kopf ziehen, als ich eine schmerzende Berührung an meinem Rücken spürte.
Ich zog stark die Luft ein und das T-Shirt schnell runter, bevor ich mich ruckartig umdrehte.

Brittany stand da mit einem betrübten Blick und Tränen in den Augen.
"Tut das noch weh?" Fragte sie mit zitternder Stimme und deutete auf meinen Körper.
Leicht nickte ich und zog mein Shirt ein Stück nach oben, um es mir genauer im Spiegel anzugucken.

Es war ein blauer Fleck, der sich fast über den kompletten Rücken zog. Um so näher meiner Hüfte, um so schlimmer sah es aus. Im Bereich des unteren Rückens begannen rötliche Kratzspuren, die sich um meine ganze Taille und abwärts verteilten.
Erst jetzt bemerkte ich den Schmerz, der sich ab und zu durch meinen Körper zog.
Ich hatte dies zuvor noch nicht gesehen. Im Krankenhaus Schmerztabletten bekommen, die ich auch weiterhin nehmen sollte.
Der Arzt hatte mir alles aus der ärztlichen Sicht erzählt. Die Vergewaltigungssymptome und sonstiges.
Sie haben verschiedene Untersuchungen gemacht, bei denen ich noch immer auf die Ergebnisse wartete,
aber noch nie zuvor hatte ich meinen Körper selbst betrachtet. Vielleicht auch, weil ich Angst davor hatte...ich weiß es nicht.
Langsam fuhr ich mit meiner Hand unter das Hosenbund um dies ein wenig nach unten zu schieben. Nach kurzem überlegen zog ich mir schließlich die ganze Hose aus.
Es war mir egal was Brittany in diesem Moment dachte.
Als die Hose entfernt war, hatte man einen viel besseren Blick.
Die Kratzer waren zum Teil so tief, dass sich grind gebildet hatte.
In mir sammelte sich eine gewaltige Wut zusammen und Tränen bildeten sich in meinen Augen. Immer abwetiger guckte ich mich selbst in dem großen Schrankspiegel an.
Ich ekelte mich bei jedem Gedanken, dass ein fremder Mensch mit mir gemacht hatte, was er wollte. Vielleicht war es ja besser, dass ich daran schon gar keine Erinnerung mehr hatte.
Könnte ich wenigstens irgendwie etwas noch wissen. Was ich für eine Person war, wie meine Freunde waren...wie mein ganzes fucking Leben war.

Durch all die Wut wurde meine Atmung immer abgehackten und beschleunigte sich innerhalb von Sekunden. Ich griff mir in meine Haare. So fest ich konnte...der Schmerz durchströmte meinen Körper, sodass ich einen Schrei von mir ließ.
Ein letztes mal guckte ich in mein Spiegelbild. Abwertig und angeekelt, bis ich meine Hände zu festen Fäusten ballte und mit voller Wucht gegen das Glas schlug. Gegen mein eigenes Spiegelbild.

Can you hear my heart? Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt