Sicht von Selma:
Müde und nur schwer öffnete ich meine Augen. Ich erblickte die kalten weißen Wände des Krankenhauses und blickte ich um. Belgün Teyez lag auf der Couch und Erkut saß auf dem Stuhl angelehnt beide schliefen. Ich streckte meine Hand nach Wasser, doch kam nicht dran. Ich begann zu husten, da mein Hals ziemlich trocken war. Erkut der mich wahrscheinlich gehört hatte, öffnete seine Augen und überreichte mir das Glas Wasser. Ich nahm einen großen Schluck und fühlte mich erleichtert. Sofort stach mir mein Sohn in den Kopf. "Wo ist mein Sohn", wollte ich sofort von Erkut wissen. "Er ist in der Säuglingsstation", erklärte mir. "Geht es ihm gut", fragte ich besorgt nach.
"Er ist ein starker Junge", antwortete Erkut. Belgün Teyez öffnete ihre Augen und kam direkt auf mich zu. "Mein Kind wie geht es dir", erkundigte sie sich und die Besorgnis konnte man aus ihrer Stimme herauslesen. "Darf ich zu meinem Sohn", fing ich an. "Ich hol den Arzt, und wenn er das Okay gibt, dann gehen wir zu deinem Sohn", unterbrach mich Erkut. Irgendwie war ich verwirrt, warum kümmerte er sich auf einmal so um mich. Ohne weiter darüber nachzudenken, verschwand Erkut durch die Tür und kam nach einigen Sekunden mit dem Arzt zurück. Der Arzt gab mir das Okay und vorsichtig setzte mich Erkut in den Rollstuhl. Da ich mich immer noch etwas schonen musste. Zu dritt gingen wir zu Säuglingsstation und ich freute mich total auf meinen Sohn.
Die Krankenschwester kam uns entgegen und half mir beim Anziehen der Sterielensachen. Sie schob mich anschließend langsam in die Station, in der mein Sohn lag, da er ja ein Monat zu früh auf die Welt gekommen ist. Als ich ihn sah, fing ich vor Freunde an zu weinen, er war noch so klein und so verletzend. "Möchten sie ihn in die Arme nehmen", weckte mich die Krankenschwester aus meinen Gedanken. Hastig nickte ich mit dem Kopf und behutsam holte sie meinen Sohn aus der Box. Sie legte ihn mir vorsichtig auf die Arme und sofort zog ich seinen Duft in mich ein."Wie soll der kleine Mann eigentlich heißen", fragte die Krankenschwester. "Yaman soll er heißen", informierte ich sie.
Seit diesem Tag sind genau drei Jahre vergangen, von meiner Familie hab ich nichts gehört und ich selbst hatte mich nicht gemeldet. Oft hatte ich den drang an ihren Geburtstagen anzurufen doch ließ es dabei ruhen. Ich lebte immer noch mit meinem Sohn Yaman bei Belgün Teyez, Erkut ist zu uns gezogen. Mit ihm versteh ich mich sehr gut, wir beide sind und bleiben nur Freunde. Es vergeht kein Tag an den ich nicht an Nasuh denken muss. Yaman erinnert mich immer mehr an ihn, er hat wirklich alles bis auf die Augen von seinem Vater. Oft erscheint mir Nasuh in meinen Träumen, wo wir drei eine glücklich Familie sind, doch im nächsten Moment erscheint meine Schwester.
Heute war der 3te Geburtstag von Yaman. Wir hatten einige Kinder eingeladen, Belgün Teyez half mir mit den Vorbereitungen während Erkut meinem kleinem Yaman beim Anziehen half. Wenn ich die beiden immer wieder so gemeinsam beobachte, wünschte ich mir innerlich das Nasuh an der Seite von Erkut stand. Doch das alles sollte einfach nicht so sein. "Selma der kleine Mann lässt sich nicht anziehen", keuchte Erkut schwer atmend. "Ist er wieder vor dir weggerannt", erkundigte ich mich grinsend. Er nickte nur mit dem Kopf und lächelnd zog ich mir die Schürze aus. "YAMAN", schrie ich durch das ganze Haus, doch keine Antwort von ihm. "YAMAN", schrie ich nochmals und hörte in seinem Zimmer ein klapperndes Geräusch im Kleiderschrank.
"Da bist du", brachte ich glücklich heraus und sofort verging mir alles. "Yaman wieso weinst du", murmelte ich und nahm in ihn die Arme. "Ich will zu Papa", flüsterte er und vergrub sein Gesicht in meine Halsbeuge. Sofort versetzten seine Worte mir ein Stich in mein Herz. "Warum kann Papa nicht bei uns sein", schluchzte Yaman. "Egal was ist ich lass dich niemals alleine, doch wir müssen auch ohne Papa zurechtkommen. Yaman du bist doch ein starker und großer Mann, hör doch bitte auf zu weinen", bat ich ihn darum und wischte ihm die Tränen aus dem Gesicht. "Ich liebe dich Mama", überspielte er seine Trauer und küsste meine Wangen. "Ach hier seit ihr", unterbrach uns Erkut und betrat das Kinderzimmer. "Da ist jemand am Telefon für dich", ertönte es von ihm.
"Weist du wer?", wollte ich wissen. "Ein Levent", antwortete er knapp. Kurz blieb mein Herz wieder stehen. Levent war der beste Freundin meines Bruders, ich kannte ihn schon seit ich 8 Jahre alt war. Erkut überreichte mir das Telefon und ging mit Yaman aus dem Zimmer. "Hallo Levent", begrüßte ich ihn. Wir unterhielten uns etwas bis er dann etwas sagte und sofort stiegen mir die Tränen in mein Gesicht. Sie ist Tod seine Worte schallten immer wieder in mein Kopf. Ich musste zurück, ich musste zu Ihnen. Ich musste zu meiner Familie.
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Jeder verdient eine zweite Chance
RomanceDie 19 jährige Selma hatte sich unsterblich verliebt in Nasuh. Doch ihre jüngere Schwester Sevda muss Nasuh heiraten. Erlebt wie das Leben von Selma auf und ab geht. Erlebt einen Kampf zwischen Gefühle wie Liebe und Hass.