Jeder verdient eine zweite Chance

Kapitel 20.

Immer noch sitze hier an ihrem Grab und warte auf ein Zeichen. Stumm flossen die Tränen über mein Gesicht. So oft wie ich schon geweint hatte, wunderte ich mich, wieso immer noch welche Tränen kamen. Das Klingeln meines Handys unterbrach meine Gedanken. "Ja Hallo", begrüßte ich die Person am Telefon. "Hallo Mama, ich wollte dir nur sagen das Ich dich Liebe", teilte mir Yaman mit. Aus seiner Stimme konnte ich heraushören, dass er geweint hatte. "Yaman was ist passiert", hackte ich besorgt nach. "Mama ich hab von Papa geträumt, wir drei waren zusammen Schwimmen. Mama wann lerne ich den Papa kennen", brachte er nur schwer aus sich heraus. Sofort versetzen mir seine Wörter ein Stich in mein Herz.

"Yaman wir hatten das Thema doch schon. Dein Papa ist nicht bei uns, dafür hast du aber Erkut. Du musst wissen Erkut wird dein neuer Papa", versuchte ich ihm zuerklären. Innerlich wusste ich genau, das ich mich gerade selbst belügte. Niemals konnte Erkut, meinen Nasuh ersetzen, niemals konnte er der Vater von Yaman werden. "NEIN NIEMALS", schrie er am Telefon und legte einfach auf. "Verdammt", fluchte ich und schmiss mein Handy auf den Boden. Sofort hob ich es aber wieder auf, um zu schauen, ob es noch funktionierte. Zum Glück hatte es nichts abbekommen. "Aylin schick mir bitte ein Zeichen", flehte ich sie nochmals auf und blickte in den Himmel. Es zogen sich graue Wolken zusammen und ich beschloss nach Hause zufahren. Während der Autofahrt dachte ich über meine Entscheidung und die Hochzeit mit Erkut nach.

War es wirklich der richtige Weg Erkut zuheiraten und Nasuh zuersetzen oder traf ich die falsche Entscheidung. Fragen über Fragen bildeten sich in meinem schon vollem Kopf zusammen. Vor dem Haus stand das Auto meiner Eltern, das hieß, das sie gerade von ihrem Besuch gekommen waren. "Hallo Papa, Hallo Mama", begrüßte ich meine Eltern und half ihnen mit den Taschen. "Hallo mein Kind, wir waren ja heute bei deiner Tante und Onkel und haben über deine kommende Hochzeit geredet", erzählte meine Mutter, während sie den Tee kochte. Verwundert blickte ich sie an. "Bahar", erklang es von meinem Vater. "Also was ich und dein Vater sagen möchten, ist. Es ist besser wenn du Erkut in Geheimen heiratest. Deine Oma und dein Opa kommen nächste Woche.

Deswegen musst du Erkut diese Woche heiraten", erklärte mir meine Mutter und sprachlos schaute ich sie an. Halt Stop noch diese Woche, noch diese Woche soll ich die Frau eines anderen Mannes werden. "Selma ist alles Okay", unterbrach meine Mutter meine Gedanken. Ich nahm aus dem Schrank ein Glas und schenkte mir Wasser ein, mit einem Schluck trank ich alles runter. Mein Atem normalisierte sich wieder. "Ja es ist alles Okay", nuschelte ich. Unglaubwürdig schaute meine Mutter mich an, doch ich lächelte sie einfach nur an. "In zwei Tagen werden Erkut und ich Heiraten", teilte ich meinen Eltern mit und lief die Treppen in mein Zimmer hoch. Sofort holte ich mein Handy aus meiner Tasche und rief Erkut an.

"Erkut in zwei Tagen findet die Hochzeit statt", überrumpelte ich ihn direkt am Telefon. "Was zwei Tagen, aber okay, wenn du möchtest", erklang es von ihm. Wir unterhielten uns noch etwas und er gab mir bescheid, dass er morgen mit Yaman kommen würde. Er wollte etwas sagen, doch hielt inne und legte auf. Anschließend wählte ich die Nummer von Sevda und bat sie darum mit mir morgen ein Kleid kaufen zugehen. Widerwillig stimmte sie zu, da sie so wie Sezer gegen die Hochzeit war. Nach dem Telefonat mit Sevda nahm ich eine heiße Dusche und weinte wieder leise vor mich hin. Mein Herz wollte diese Hochzeit nicht, doch mein Verstand sprach dafür. Nach der Dusche kuschelte ich mich in mein Bett und schloss meine Augen.