Kapitel 9.

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Mit Tränen verschmierten Gesicht lief ich ins Wohnzimmer zurück. Sofort stand Erkut vom Boden auf, da er bis grad eben noch mit Yaman gespielt hat. "Selma was ist passiert", flüsterte Erkut und strich mir die Tränen aus meinem Gesicht. "Sie ist Tod", schluchzte ich und brach vor seinen Augen zusammen. Doch bevor ich fast auf den Boden fiel, hielt mich Erkut in seinen Armen fest. Vorsichtig trug er mich zur Couch und legte mich behutsam hin. "Wer ist Tod", murmelte er. "Selma was ist passiert", fügte er hinzu und strich mir mit seinen Fingern übers Gesicht. "Meine beste Freundin ist Tod. SIE IST TOD", begann ich zu schreien. "Ich muss zu ihr, ich muss zu ihr", wiederholte ich mehrmals und stand von der Couch auf. "Selma beruhig dich bitte", bettelte mich er mich an.

"Mama warum weinst du", murmelte Yaman und kam auf mich zu. "Mama hat nur was ins Auge bekommen", log ich. Skeptisch schaute mich Yaman an und ging hoch in sein Zimmer. "Ich fahr zurück, kann Yaman bitte bei dir bleiben", fragte ich Belgün Teyez. Sie nickte mir traurig zu, doch Erkut schüttelte den Kopf. "Ich komm mit", ertönte es von Erkut. "Nein Erkut danke für dein Hilfe aber es würde mich beruhigen wenn du bei Yaman bleibst", informierte ich ihn. Zustimmend nickte mir Erkut zu und ging in die Küche. Er kam mit einem glaß Wasser zurück und überreichte mir dies. Mit einem großen zug trank ich alles Leer. Dankend lief ich hoch in mein Zimmer und packte meinen Koffer. Ich wollte zu ihrem Grab, wollte sie besuchen mich verabschieden. Yaman konnte ich nicht mit nehmen, er würde das nicht verstehen.

Nachdem ich meine Sachen gepackt hatte, ging ich ihn das Zimmer von Yaman. Er hatte sich für seine Geburtstagfeier angezogen. Mein kleiner Junger Mann war selbständig und schon so groß geworden. "Und Mama wie seh ich aus", fragte Yaman cool und zwinkerte mir zu. "Du siehst toll aus", antwortete ich und wuschelte ihm durch die Haare. "Mama", seufzte Yaman genervt und richtete sich wieder seine Haare. Mein Sohn erinnerte mich so an Nasuh. Bei dem Gedanken an ihm wurde mir mulmig im Magen. Grinsend schaute ich ihn an und kniete mich zu ihm runter. "Yaman, ich muss für ein paar Tage weg fahren. Solang bleibst du bei Onkel Erkut", erklärte ich ihm. Mit offenem Mund schaute er mich an schlug seine kleinen Hände um meinen Hals. "Nein Mama geh nicht bitte", flehte er mich an und drückte seine Hände noch enger um meine Kopf.

"Ich muss Yaman, ich komm aber bald wieder zurück versprochen", entgegenete ich und umarmte ihn. "Darf ich rein kommen", ertönte es von Erkut, der ins Zimmer schaute. "Onkel Erkut wenn Mama weg ist dan machen wir ganz viele Männersachen", überspielte Yaman seine traurigkeit. "Sehr viele Männersachen", stimmte Erkut zu und nahm Yaman in seine Arme. "Und jetzt lass uns runter gehen. Deine Freunde sind schon alle da", teilte er mit. Ich lief den beiden hinterher, unten angekommen verabschiedete ich mich von Belgün Teyez, sowie von Erkut und gab meinem kleinem Mann Yaman einen dicken Kuss. Yaman würde am liebsten losweinen, das sah ich ihm an doch er spielte den starken Mann. Meine Tasche verstaute ich im Kofferraum und setzte mich ans Steuer.

Mit einem komischen Gefühl im Magen startete ich den Motor und fuhr den Weg. Den Weg der mich in meine altes Leben zurück brachte. Um auf andere Gedanken schaltete ich das Radio an um Musik zuhören. Immer wieder sang ich die Lieder mit, ich hatte eine angenehme Stimme. Nach zwei Stunden kam ich an, sofort kamen die Erinnerungen an mein altes Leben zurück, die ich immer versucht hatte zu verdrängen. Ich nahm mein Handy in die Hand und rief Levent an, Levent sollte mir sagen wo Aylin begraben wurde. Nach mehrmaligen klingeln nahm er ab und gab mir die Adresse. Ich kannte den Friedhof auf diesem Friedhofen wurden die Eltern von Aylin begraben. Ihre Eltern sind vor 8 Jahren bei einem Autounfall gestorben. Ich parkte vor dem Friedhofen und kaufte im Blumenladen Blumen für ihr Grab.

Noch immer konnte ich nicht realisieren das sie Tod war. Ich erinnerte mich an unser letztes Gespräch in dem ich so wütend und so entäuscht von ihr war. Und nun ist sie Tod, nie wieder kann mich mit ihr reden oder mich entschuldigen. Vor ihrem Grab angekommen legte ich die Blumen drauf. Ich kniete mich auf den Boden runter und begann zu weinen. "Warum musste das alles soweit kommen. Vier Jahre hatte ich dich nicht gesehen und nun sitze ich hier vor deinem Grab", schluchzte ich und nahm die Erde in meine Hand. "WARUM, WARUM", schrie ich und schlug gegen kalten Boden. "Warum lässt du mich alleine, ich wollte mich doch entschuldigen", murmelte ich. Mein Gesicht vergrub ich in meine Hände und konnte nicht aufhören zuweinen. "Was machst du hier. Wie kannst du es dich wagen hier aufzutauchen", ertönte es plötzlich wütend hinter mir.

Sofort drehte ich mich zu der Person um und erblickte in diese Hasserfüllten Augen die mich anschauten. In die Augen meines Bruders. Seine Hände hatte er zu Fäusten geballt und blickte mich noch immer wütend an. "Verschwinde", zischte er wütend. Stumm fließten die Tränen über mein Gesicht und ich stand nun direkt vor ihm. Er hatte sich verändert, sehr stark verändert. Er trug einen ungepflegten Bart, hatte rote Augen die mit Augenringen gekennzeichnet waren. "Sefer", murmelte ich. "Verschwinde von hier", fauchte er. "Sefer sie war meine beste Freundin", schluchzte ich. "JA UND. SIE WAR MEINE FAU, SIE WAR SCHWANGER. SIE HATTE UNSER KIND IN IHREM BAUCH UND NUN IST SIE WEG", schrie er und ließ sich auf den Boden fallen. Geschockt schaute ich ihn an und kniete mich ebenfalls zu ihm runter.

Jeder verdient eine zweite ChanceWo Geschichten leben. Entdecke jetzt