Die zwei Verbliebenen

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Ich hatte den Namen „Quereinsteigerin" eigentlich immer verachtete, denn was als Spaß von Ginny in die Wege geleitet wurde, entwickelte sich nach nur wenigen Tagen zu einem wirklich ernst zu nehmenden Spitznamen für meine Person. Anstelle dass man ihn jedoch als solchen auch verwendete, brachte man ihn schnell mit den negativen Vorkommnissen, die um mich herum geschehen waren, in Verbindung. Mit der Zeit gewöhnte ich mich daran, aber es schwang trotzdem immer ein bitterer Beigeschmack mit, wenn ich ihn hörte. Er zog mich runter und machte mir klar, dass mich die anderen Schüler entweder nicht leiden konnten oder sich über mich lustig machten. Seit dem Abendessen bei Professor Slughorn jedoch, war es ein anderer Name, der mich zieren sollte. Eingeführt von meinem eigenen Freund Cormac McLaggan. Man bezeichnete mich als „Die Freundin der Slytherins", da es sich schnell herumsprach, dass ich angeblich etwas mit Blaise Zabini gehabt haben sollte. Dass ich meinen Freund, den beliebten und gutaussehenden Jungen aus Gryffindor betrogen haben sollte und ihn für eine leichtsinnige Affäre stehen gelassen hatte. Für den Drang nach einem gemeinsamen, anrüchigen Geheimnis mit Zabini, der sich nicht für die Gefühle, sondern nur den Spaß und den Körper anderer Mädchen interessierte.

Ich hätte mich so gerne erklärt. Ich hätte mich so gerne verteidigt, um den Gerüchten ein Ende zu bereiten, doch es ging nicht. Ich konnte nicht die Wahrheit sagen, die Gewissensbisse hätten mich in den Tod getrieben und wenn es diese nicht gewesen wären, dann die Todesser. Es versetzte mir einen Stich ins Herz, wenn es von Tag zu Tag mehr wurden, die mich verabscheuten, nur weil ein Idiot etwas in Gang gesetzt hatte, was nicht einmal stimmte, aber ich musste damit leben, dass sich der noch bis vor kurzem enge Freundeskreis immer mehr verdünnte. Fast kaum jemand sprach noch ein Wort mit mir, außer Hermine und Ginny, die meine Situation, auch wenn sie noch so abstrakt war, nachvollziehen konnten. Sie kamen damit irgendwie klar, dass ich nichts dazu sagen wollte oder besser gesagt, dazu gezwungen war. Sie glaubten mir, dass ich Blaise auch nur nicht einmal angerührt hatte und für dieses Vertrauen war ich ihnen dankbar, sodass ich mich bei ihnen fast jeden Tag erwischte, wie ich mich mit einer innige Umarmung bedankte. Harry und Ron dagegen hatten sich von uns drein entfernt. Sie glaubten Cormac mehr, als mir selbst und konnten mit einer Antwort meinerseits nicht warten. Die Geschichte mit Draco und ihrer Vermutung, dass er dem dunklen Lord dienen sollte, ließ sich nicht aus dem Gedächtnis brennen, wodurch sie mich mieden, da ich mit dem Feind verweilte und das Problem dabei war, dass es sogar der Wahrheit entsprach.

Ich war eine Slytherin und konnte dieser Tatsache nicht ausweichen. Sie verfolgte mich, drang in mich ein und steuerte mich. Aus diesem Grund musste es auch dazu gekommen sein, dass ich immer häufiger ins Haus der Slytherins eingedrungen war. Das nächste Anzeichen, was der Wahrheit entsprach war, dass ich, ebenso wie Draco, dem dunklen Lord diente und eine seiner Anhänger war, auch wenn ich mich von diesem Teil der Wahrheit noch etwas fernhielt. Ich würde es solange tun, bis ich dem ganzen nicht mehr entfliehen könnte und somit lebte ich mein Leben in Hogwarts so weitgehend normal weiter, wie es ging. Dadurch konnte ich mir nicht einreden, Blaise hätte meine Aufgabe nicht komplizierter gestaltet, als sie es eigentlich hätte werden sollen. Er hatte mich von Harry, jedoch vor allem Ron abgetrennt, sodass ich mich erst wieder bei ihm ins richtige Licht rücken musste. Um das zu schaffen, bräuchte es mehr, als nur einen feuchten Händedruck. Ich musste die Gerüchte verändern. Sie entweder auf einen anderen Punkt oder, noch besser, auf eine andere Person prohizieren. Wie mir das jedoch gelingen sollte, war eine Frage, mit der ich mich noch eine Weile beschäftigen müsste.

Heute war das beliebteste Quidditch-Spiel des Halbjahres angesagt. Gryffindor gegen Slytherin. Die ganze Schule hatte sich auf dieses Ereignis gefreut, es wurde ja schon seit Wochen darüber geredet, doch ich war nicht hingegangen. Ich drückte Gryffindor die Daumen und wünschte Ron, Harry und Ginny viel Glück, aber ich war zu feige gewesen. Ich traute mich nicht zu diesem Spiel zu gehen. Ich müsste mich dort nur zwischen Gryffindors aufhalten und ersparte mir den Trubel, den ich entfachen würde. Ich wollte nicht, dass sich wieder alles um mich drehte und ich den Mittelpunkt des Geschehens darstellte. Jeder sollte heute das Spiel genießen und einfach mal wieder das Leben als Schüler und die Konkurrenz mit dem jeweilig anderen Haus haben. Ich war da an einer falschen Stelle. Ich war für diese Schule nicht gemacht und das war mir klar geworden, als mir Draco alles erzählt hatte. Als Draco der Zerstörer meines Traumlandes wurde. Ich war nur der Cliffhanger, der nur aus einem Grund hier war und dieser Grund hatte sicherlich nichts mit meinen schulischen Fortschritten zu tun.

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