Die nächtlichen Stunden

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Seit 3 Tagen befanden wir uns wieder in Hogwarts. Ich war gekonnt alles und jedem ausgewichen, vor dem ich dachte es sei angemessen. Unteranderem Blaise, Cormac, natürlich in Gefolge seiner unfassbar treuen Freunde, und vor allem Snape, der mir Blicke während des Unterrichts zurückwarf, die töten könnten. Ich wusste nicht, wieso er noch blasser war, als sonst und wieso er mich anscheinend auf dem Kicker hatte, doch meine psychische Lage ließ es nicht zu, mich mit ihm zu konfrontieren.

Neben ihnen und dem Versuch mich aus jeder Angelegenheit, sei es auch nur die Frage, ob Ginny diese oder jene Frisur besser stand,  herauszuhalten, hielt ich mich gerne neuerdings bei den Eulen auf. Sie waren in gewisser Weise eine Art Gegenmonopol zu meiner derzeitigen Situation, die mehr als nur kopfüber stand. Sie beruhigten mich nach der Schule und lenkten mich ungemein ab, selbst wenn sie nur ihr Gefieder putzten oder mit den Augen blinzelten. Im Winter, so schien es mir, gab es hier sowieso kaum Schüler, die sich gerne im Eulenturm aufhielten. Deshalb war er der perfekte Ort, um für einige Minuten abzuschalten und nachzudenken.

Ich dachte in letzter Zeit viel nach. Warum wohl, dennoch war nicht nur alles mit meinem neuen Leben verbunden. Ich dachte auch viel an Harry, der irgendwie für nichts anderes mehr Aufmerksamkeit hatte, als für dieses Buch. Es beunruhigte mich irgendwie und ich hatte das Gefühl, als wäre er mir und Draco näher auf den Spuren, als es sich vermuten ließ. Hermine dagegen kämpfte derzeit nur mit ihren Büchern und der Frage, weshalb sich kein Junge für sie so wirklich interessiert und weshalb der Junge, den sie insgeheim interessant fand, sich mit einem unterprivilegierten, dummen Mädchen aus Gryffindor die Zeit vertrieb. Ron selbst... Nun ja, er begann langsam sich von Lavender bedrängt zu fühlen. Schon seitdem wir wieder in der Schule waren, weichte sie ihm keinen Zentimeter von der Seite, musste ihn die ganze Zeit im Gesicht anfassen und herumschreien, wie toll er und sie doch als Paar seien. Ich konnte nicht anders, als meinen Freund zu betrauern. Erstens, lenkte es mich sehr von meiner eigentlichen Trauer ab und zweitens brachte es mich hin und wieder einfach nur zum Lachen. Natürlich zusammen mit Ginny und Harry, die seit der Trennung zwischen Dean und der kleinen Weasley mehr Zeit als jemals zuvor miteinander verbrachten.

Ja, dieses schöne Wörtchen 'Zeit'. Es umfasste so viel, aber eigentlich führte es mir nur vor Augen, wie wenig Zeit ich eigentlich noch hatte. Zumindest, bis sich alles ändern würde. Bis ich meine Aufgabe erfüllen müsste. Es waren nicht mehr viele Monate und schon jetzt verging die Zeit wie im Flug. Es zog sich alles in mir zusammen bei diesem Gedanken, unwillkürlich fasste ich mir wie aus Reflex an meinen linken Unterarm, selbst, wenn er gar nicht schmerzte. Ich hörte jemanden die Treppen des Turm hochlaufen und sprang sofort von der Bank auf, um es so aussehen zu lassen, als würde ich gerade gehen.

Ich machte mich auf Richtung Ausgang und wollte schon gerade um die Ecke biegen, um die Stufen zu betreten, als ich direkt mit dem Kopf gegen jemanden stieß. Die Person umfasste blitzschnell meine Taille, ansonsten wäre ich wohl vom Aufeinanderprallen nach hinten gefallen. Als erstes prallte mir der Geruch von strengem Aftershave ins Gesicht, das mir sehr bekannt vorkam. Als nächstes machte ich den schlangengrünen Stoff, der im Inneren des Mantels eingenäht wurde, aus und das silberne Wappen, das mir sofort deutlich machte, in wessen Armen ich mich gerade befand, ohne auch nur in das sicherlich grinsend arrogante Gesicht desjenigen blicken zu müssen.

"So sieht man sich also wieder, Bloomfield. Wie waren die Feiertage? Du warst doch bei den Weasleys, oder? Es geht das Gerücht herum, dass der Fuchsbau gebrannt haben muss. Kann diese Inzestbande nicht einmal auf den Kamin Acht geben? Dass du es überhaupt da ausgehalten hast." Angewidert und wütend stieß ich mich von Blaise weg und rückte mir den Umhang zurecht, der sich durch diesen Vorfall leicht verschoben hatte. Ich schenkte dem Slytherin einen finsteren Blick, als ich plötzlich Draco hinter ihm entdeckte. Er musterte uns beide unauffällig, doch auffällig genug für mich.

Secret SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt