Die flüsternde Stimme

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Still biss ich von meinem Butterhörnchen ab und versteckte mich danach wieder hinter dem aktuellen Tagesproheten. Es gab neben den üblichen Nachrichten über die Todesser und dessen Anführer nichts außerordentlich Neues, was mich nicht allzusehr überraschte. Das Ministerium konzentriere sich nach den hohen Anschuldigungen Harry und Dumbeldore gegenüber nun sehr darauf, die Zaubererwelt höchst detailreich und intensiv über die Gefahren die sich im Untergrund gebildet haben, zu informieren, was an sich nichts schlechtes war, doch leider hingen die Journalisten der Zeitung gerne dem Drang nach, manche Geschichten mit ihren eigenen Fantasien zu umschmücken, sodass fast jedes Titelblatt mit dem Gesicht von Harry oder dem Zeichen von Voldemort, dass sich vor zwei Jahren bei der Quidditch-Weltmeisterschaft das erste Mal seit langem wieder gezeigt hatte, abgepinselt war. Der Titel dazu lautete dann meist „Die Gefahr war schon damals abzusehen.". Ich konnte darauf immer nur wieder die Augen verdrehen. Alles miese Lügner diese Ministeriumsleute, selbst wenn sich darunter auch meine Eltern befanden.

Ich schlug die Zeitung zu und legte sie zusammengefaltet neben mir auf den Tisch. Dann blickte ich wieder in die mir schon seit heute Nacht bekannten, verängstigten Gesichter. Besonders Hermine hatte mich seitdem nicht mehr aus den Augen gelassen. Sie murmelte immer nur wieder etwas von „schlechten Zeichen" und bandt fast jede Stunde einen neuen Verband um meinen Unterarm, der jedoch im Vergleich zu dieser Nacht schon wieder sehr gut aussah. In spätestens 5 Tagen wäre nichts mehr davon zu sehen, dennoch behandelten mich die Hälfte meiner Mitschüler wie einen Sonderfall, der kurz vor dem Tod stand. Wenn ich Harry jedoch so ansah, dann könnte er das wirklich gedacht haben. Alle starrten mich wie ihr persönliches Leid an und das ging mir mit der Zeit, auch wenn es erst das Frühstück war, auf den Nerv.

"Leute, ich bin noch am Leben! Ich habe nur schlecht geschlafen, mehr nicht." Aufgewühlt nahm ich noch einen letzten Schluck von meinem Minztee.

Augenblicklich drehten sich alle Köpfe weg von mir und taten so, als wären sie mit ihrem Essen beschäftigt, doch Hermine blieb standhaft.

"Wir wollen nur sicher gehen, ob auch wirklich alles in Ordnung ist. Schließlich finde ich es persönlich nicht so normal, wenn ich eine Schlange bin, die mich selbst umbringt, oder hattest du solche Träume schon öfters?" Schnell schüttelte ich mit dem Kopf.

Natürlich hatte ich so einen Traum noch nie, ansonsten wäre ich wohl kaum so geschockt gewesen. Wenn ich daran dachte, zog sich alles in mir zusammen und mein Unterarm fing plötzlich wieder an zu jucken. Ohne es zu bemerken, riss ich den Verband runter und wollte gerade meinen Grint abkratzen, als Ron mir meine rechte Hand festhielt, sodass ich keine Chance dazu bekam, den Reiz zu besänftigen.

"Cadence, hör auf. Du brauchst einen neuen Verband. Ich kann mit dir zum Krankenflügel laufen, wenn du willst." Ron ließ die Hand wieder los und zog unsicher die Schultern hoch. Ich schüttelte abermals den Kopf. Ich brauchte keine Hilfe, um einen einfachen Verband zu holen.

"Nein, nein. Ich kann da alleine hin. Ist ja kein Ding, ich war fertig mit meinem Essen." Ohne auch noch auf eine Reaktion seinerseits zu warten oder geschweigdenn die von einem anderen, stand ich auf und ging schnellen Schrittes aus der Halle.

Ich wusste, dass alle Augenpaare auf mir lagen, als ich die Tür hinter mir geschlossen hatte. Erleichtert blieb ich stehen, schloss die Augen und konzentrierte mich auf meinen Herzschlag, der glücklicherweise wieder einigermaßen normal schlug. Der Traum hatte mich viel Kraft gekostet und das konnte ich auch spüren. Nur durch das Laufen aus der Halle drehte sich alles wieder um mich, jedoch konnte ich mir nicht erklären, wieso mich der Albtraum so mitgenommen hatte. Er war sehr real und intensiv, das mochte es wohl am Ende gewesen sein.

Als nächstes ging ich Richtung Treppen, als sich plötzlich mein Gehör zusammenzog, eingehüllt in Watte. Panisch blickte ich um mich, während ich versuchte, etwas dagegen zu unternehmen, doch es hatte keinen Sinn. Ich konnte nichts mehr von meiner Außenwelt wahrnehmen. Die Geräusche waren allesamt verstummt, wäre da nicht diese leise, im Hintergrund zu mir durchdringende Stimme gewesen, die mit mir sprach. Ich konnte sie nicht verstehen, es war mir eine fremde Sprache, dennoch wusste ich, was sie von mir wollte.

Secret SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt