Die Retterin

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Ich starrte an die Decke, zu müde, um aufzustehen, zu wach, um zu schlafen. Es war das erste Wochenende seit langem, an dem ich nichts lernen musste. An dem die Schule einmal wieder nur Nebensache war. Knapp zwei Wochen waren vergangen und zum Glück blieb es in diesen ruhig für mich oder jemand anderes aus meinem Freundeskreis. So schien es von außen zumindest, denn in meinem Fall hatte mich die letzten Tage neben Schule auch regelmäßig das Verschwindekabinett nächtlich beschäftigen können. Gestern abend war Draco und mir dann jedoch etwas anderes gelungen. Etwas, das wir uns nach davor weiteren drei sich endlos ziehenden Stunden nicht mehr für möglich gehalten hätten. Besser gesagt, war es dem Slytherin gelungen, während ich in einem der vielen Sessel gesessen war und bedeutungslos durch veraltete Seiten von Büchern gegangen war.

Ein kleiner, weißer Vogel, von dem er erzählt hatte, seinen Partner bereits schon in den Ferien für die Versuche benutzt zu haben, war für den Abend das letzte Versuchskaninchen gewesen, das er ausprobieren wollte, bevor wir völlig fertig den Raum der Wünsche verlassen würden. Doch auch wenn ich über die letzten Wochen leider abgehärtet worden war, musste ich mir das Schicksal des kleinen Piepmatzes nicht mit ansehen und würde das passieren, was Draco sich erhoffte zu schaffen, war es dazu kein Gutes. So hatte ich mich also zurückgezogen und gehofft, dass die Minuten schnell verstreichen würden. So schnell, dass ich dreimal die Türen des Kabinetts in meinen Ohren widerhallen hören und Dracos Erfolg oder Misslingen in seinen Gesichtszügen sehen könnte.

Es hatte sich nach kurzer Zeit und dem berühmten 3-maligen Öffnen der Tür ein erleichterndes Seufzen aus Dracos Mund geschlichen, während er das letzte Mal in das Kabinett gesehen hatte. Schnell hatte er seinen Zauberstab gezogen, den Vogel ohne zu zögern verschwinden lassen und sich zufrieden von dem Schrank entfernt. In der nächsten Sekunde wandte er sich dann an mich.

Ich schaute von meinem Buch hoch und musste feststellen, den Todesser noch nie so gesehen zu haben. Seine gesamte Anspannung, die seitdem wir uns gekannt hatte, in seinen Knochen gesteckt war, war wie weggeblasen. Ich musste ihn etwas länger als sonst mustern, um mich an diese fremde Aura, die von ihm ausging, zu gewöhnen. Automatisch hatte ich den schweren Wälzer, der auf meinen Oberschenkeln gelegen war, runtergenommen, auf den Tisch neben mir platziert und war viel zu überrascht und glücklich aufgesprungen.

Nach einem nachfragenden Blick meinerseits, hatte er einfach nur genickt und war vor mir auf den Boden mit beiden Knien gefallen. Sein Kopf senkte sich schwer Richtung Erde und ein weiteres Mal hatte er tief ein- und ausgeatmet, bevor ich mich zu ihm hinunterbegeben hatte und Tränen seine Wangen herunterrinnen sah. Sie waren still, weshalb ich ihre Bedeutung nicht deuten konnte. Das Einzige was ich jedoch deuten konnte war, dass Draco an diesem Abend nicht alleine gelassen werden wollte. Ich überwand ohne nachzudenken unsere Entfernung mit einer Umarmung und hatte als nächstes nur noch seine Tränen auf meiner Haut spüren können...

Jetzt wusste ich nicht, wie es sich anfühlen würde, heute aufzustehen und einen ganz normalen Tag zu leben. Nach dem gestrigen Abend wurde mir nur wieder ins Gedächtnis gerufen, wie sehr ich diese vergangenen zwei Wochen doch schätzen musste, denn Draco hatte die Zeit für mich noch einmal beschleunigt. Die Zeit, in der ich mir nicht sicher sein konnte, wie ruhig sie noch bleiben würde. Wie viele Tage ich noch einmal so einfach aufwachen könnte, ohne an etwas wichtiges denken zu müssen. An denen ich noch sagen kann, eine Schülerin von Hogwarts zu sein, deren größten Probleme es waren, für Zaubertränke oder Alte Runen zu lernen, auch wenn man keine Lust darauf hatte.

Schließlich zwängte ich mich doch aus den Federn und zuckte bemerklich zusammen, als ich Hermine auf ihrem Bett sitzen sah und sofort merkte, dass sie mich beobachtet hatte. Ich kratzte mir verlegen am Kopf.

"Ich habe gar nicht gemerkt, dass noch jemand im Schlafsaal ist." Die Gryffindor und ich wechselten einen weiteren Blick, der mir irgendwie unangenehm vorkam, ihr plötzlich auftretendes Lächeln jedoch alles verschwinden ließ.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Mar 31, 2020 ⏰

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