Immer noch betrachtete ich das unfassbar wundervolle Kleid, das dort, ausgepackt aus einem edlen, schwarzen Karton mit silberner Schleife, auf meinem Bett verweilte und mich förmlich anstrahlte mit seiner Schönheit. Sein Perlmutt gefasst in Seide, die fingerbreiten Träger zu den Schultern hin und der kleine Ausschnitt in Form eines ausgeschnittenen Dreiecks ließen mich den Mund gar nicht mehr schließen vor Erstaunen um das A-linien-förmige Kleid. Dazu kamen atemberaubend hohe, in ein hellgraues Matt getauchte Stöckelschuhe, eine mit kleinen Perlen verzierte Klatsch und ein dunkles Tuch, das man sich um die Schulter legen konnte. Ich traute mich gar nicht, das Kleid, das ich im Schlafsaal der Mädchen auf meinem Bett gefunden hatte, weiter anzufassen. Man erkannte sofort, dass es sich hierbei um eine hochwertige Einzelanfertigung handeln musste, anders hätte ich mir das hier nicht erklären können. Es stand kein Absender dabei, nur ein Zettel war dazugelegt worden, der mir so einiges verriet. Auf diesem stand ein Unsichtbarkeitszauber und ich wusste genau, wofür dieser anzuwenden war. Für mein Mal, sodass es niemand sehen könnte, solange ich auf der Feier bei Slughorn war. Zumindest hielt er für einige Stunden an.
Es zauberte mir ein Lächeln auf die Lippen, das erste Lächeln seit Tagen. Ich hätte es nicht für möglich gehalten, dass Draco mich noch einmal zum Lächeln bringen könnte, insbesondere mit solch einem Geschenk. Er hatte anscheinend wirklich geahnt, wie schwer es für mich werden würde, etwas passendes für die Weihnachtsfeier zu finden und gab mir dadurch gleichzeitig noch das Zeichen, dass ich mich auf der Veranstaltung aufhalten sollte, während er seine ersten Versuche am Verschwindekabinett testen würde.
Ja, in den letzten zweieinhalb Wochen hatte es der Slytherin tatsächlich geschafft die Anleitung von Borgin, die er Draco in einem Brief zukommen lassen hatte, mit Erfolg anzuwenden und das Kabinett zu reparieren. Nun war es an der Zeit, einen Versuch zu starten, der zeigen konnte, dass dies auch garantiert funktionieren würde. Schließlich mussten damit am Ende die Todesser hier nach Hogwarts ins Schloss gelangen. Warum sie hierher gelangen mussten, hatte mir Draco in diesen Tagen noch immer nicht verraten können. Als hätte mich noch irgendetwas anderes geschockt, nachdem ich das Ziel meiner Aufgabe von ihm erfahren hatte. Eine Aufgabe, die sicherlich nicht schlimmer hätte sein können. Schnell verdrängte ich diesen Gedanken, widmete mich wieder diesem Traum von Kleid.
Ginny und Hermine sind von ihrem Nachmittagsunterricht noch nicht zurückgekommen und auch die anderen Mädchen waren nirgends wo aufzufinden. Ich war ganz alleine im Schlafsaal. Auf meine Erkenntnis hin, ergriff ich schnell das Kleid und flitzte damit ins Bad. Selbst wenn ich letztendlich nicht zur Feier gehen wollte, brachte mir das Kleid wiederum das Gefühl, dass ich vielleicht doch hingehen sollte, selbst, wenn es ohne Begleitung wäre. Ich hielt es mir zaghaft an meinen Körper, wusste, dass es perfekt passen würde. Grob erwischte ich ein Bündel meiner blonden Haare und legte diese zur Seite. Ich konnte mir mein Outfit sofort klar vor Augen vorstellen, dieses Kleid war prädestiniert dafür. Ich konnte einfach nicht aufhören zu lächeln. Meine Augen strahlten, ich vergaß fast die Zeit, bevor ich zwei Mädchenstimmen aus dem Raum daneben hören konnte. Es waren nicht Hermine und Ginny. Es klang eher nach Lavender und Parvati. Sie lachten und redeten über irgendwelchen Klatsch und Tratsch.
"Wie läuft es mit Ron, Lavender? Hast du es dir so vorgestellt?" Meine Aufmerksamkeit schwenkte automatisch zu meinen beiden Mitschülerinnen. Ich wollte nicht lauschen, aber irgendwie musste ich.
"Er ist fantastisch, aber es macht mich noch glücklicher, dass ich Granger ausschalten konnte. Ich wusste immer, dass sie ein Auge auf ihn geworfen hatte, doch jetzt ist das vorbei. Nachdem Ron und ich sie mit Harry zusammen nach dem Quidditch-Spiel gesehen haben, konnte ich Ron nur so die Wut in seinem Gesicht ablesen. Der wird erst einmal nichts mehr mit ihr zu tun haben wollen. Freie Bahn für mich, würde ich da mal sagen!" Ein Lachen der beiden klang durch den Schlafsaal, dann verstummte es Richtung Gemeinschaftsraum. Ich war wieder alleine.
DU LIEST GERADE
Secret Slytherin
FanficIm 6. Schuljahr auf Hogwarts birgt das Wiederaufleben Voldemorts viele Gefahren für Harry, seine Mitschüler und die gesamte Zaubererwelt, doch in dieser dunklen Zeit kommt die junge Cadence Bloomfield auf die Schule für Hexerei und Zauberei und kann...