Der Albtraum

174 9 2
                                    

Beschämt senkte ich meinen Blick und schaute auf meine verschränkten Hände, die leicht zittrig in meinem Schoß lagen. Sie sahen so schwach und krank aus, wenn man sie sich länger ansah. So, als würden sie gar nicht zu meinem Körper gehören. Mein Blick schweifte zu der Sessellehne, die mit weichem Leder überzogen war. Wessen Haut das auch einmal gewesen war, wollte ich gar nicht wissen. Es war einfach bequem, mehr nicht. Als nächstes sah ich den großen, roten Vogel, der auf einer Stange direkt neben dem Pult saß und mich musterte, als würde er mich betrauern, dabei wollte ich nicht wissen, wie es war, als Phoenix immer und immer wieder aus der Asche hervorzugehen. Ein unendliches Leben war nicht nur mit Vorzügen überhäuft. Dann blickte ich dem alten Dumbledore in die freundlichen und kühnen Augen. Hoffentlich waren sie auch so kühn, wie ich gedacht habe.

"Ich habe unsere neue Schülerin in den Gängen herumschwirren sehen. Sie ist gerannt, als würde man sie verfolgen und das nicht gerade leise. Wir möchten doch sicherlich nicht, dass es für die Schüler immer mehr zur Gewohnheit wird, sich nachts durch die Gänge zu schleichen. Besonders die Schüler aus dem Hause Gryffindor sind dafür bekannt, oder?" Professor Severus Snape blickte zum Direktor und ich spürte nur zu gut, wie sich der Professor für Verteidigung gegen die dunklen Künste erhoffte, dass er dieses Mal eine Genugtuung an einem Schüler haben könnte. Ich konnte ihn schon jetzt nicht mehr leiden.

"Severus, ich denke nicht, dass wir unsere liebe Miss Bloomfield für derartige Taten bestrafen müssen. Sie ist neu an der Schule und für dieses Mal lassen wir es mit einer kleinen Mahnung gut sein. Ich würde aber nur zu gerne wissen, was sie in diese Gänge verschlagen hat, zudem sich diese nicht im Geringsten in der Nähe eines Hauses von Hogwarts befinden." Dumbledore stellte endlich die erlösende Frage, sodass ich das Missverständnis aufdecken konnte, da mich Professor Snape nicht ein Wort hatte ausreden lassen, während er mich auch schon hoch zum Direktorrat schleifte.

"Ich habe nach dem Abendessen meine Gruppe verloren und da ich noch nie im Haus Gryffindor war, wusste ich auch nicht, wo es war. Ich habe dann irgendeine Treppe genommen und bin in diese Gänge gekommen. Ich hatte wirklich Angst und als ich dann Schritte hörte, bin ich ihnen so schnell es ging gefolgt, jedoch hat mich dann Professor Snape gesehen. Ich wollte wirklich nichts böses, ich habe nur mein Haus gesucht." Zur Verstärkung drehte ich mich im Sessel zu Snape, der hinter mir stand und mich mit grimmiger Miene anschaute. Er wusste, dass es so war.

"Na sehen Sie Professor, Miss Bloomfield wollte keiner Fliege etwas zu Leide tun und so wäre diese Besprechung hiermit beendet. Ich denke doch, dass wir uns alle demnächst ausruhen wollen. Morgen steht ein großer Tag bevor und dafür müssen wir alle Kraft aufbringen, die wir haben." Der Direktor zwinkerte mir zu, während Snape stürmisch den Raum verlies.

Ich begab mich ebenfalls aus dem Sessel und ging schon Richtung Tür, da wurde ich von Dumbledore aufgehalten.

"Ach ja, Miss Bloomfield, dürfte ich vielleicht noch fragen, wem sie da gefolgt sind?" Ich runzelte die Stirn und schüttelte dann den Kopf.

"Ich habe niemanden gesehen, Direktor. Bevor ich das tun konnte, hat mich Professor Snape aufgehalten. Die Person ist sehr schnell gegangen, so, als dürfte man sie nicht sehen." Dumbledore nickte ernst und entließ mich mit einer monotonen Verabschiedung.

Als ich die Treppe vom Direktorrat hinunter kam, stand Snape abwartend vor mir. Er würde mich nun sicherlich zu meinem Haus bringen, so drängend er sofort loslief, sobald ich meinen ersten Fuß auf den Boden vor mir gesetzt hatte. Schnell und ruhig folgte ich dem Professor. Er erschien nicht so, als ob er sich lange mit mir abgeben wollte, weshalb es während des halben Sprinten auch zu keinem Wortwechsel kam. Nach etwa 5 Minuten standen wir beide vor einem Gemälde, in dessen eine gut proportionierte Frau uns erwartungsvoll betrachtete. Snape wandte sich das erste Mal an mich.

Secret SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt