"Du sollst das nicht tun. Es ist meine Mission, das Verschwindekabinett zu reparieren. Außerdem bist du doch nur hier, um mich wegen Katie Bell auszufragen." Ich war zu Draco in den Raum der Wünsche gekommen. Er hielt seinen Zauberstab in der Hand, drehte ihn in seinen Fingern und es sah so aus, als würde er ihn begutachten. Weshalb auch immer.
Er drehte sich zu mir um, denn er hatte sich bis jetzt auf das Kabinett konzentriert. Ich glaubte langsam, dass er hier Tag und Nacht verbrachte. Nicht nur sein Aussehen überzeugte mich von dieser Aussage, sondern auch seine nicht vorhandene Anwesenheit bei den Essen in der großen Halle oder dem Unterricht von Professor Snape. Er deckte ihn, das konnte sogar ein Blinder sehen.
Ich hatte mich für das Abendessen bei Professor Slughorn fertig gemacht. Ich trug ein schlichtes, beiges langärmliches T-Shirt und einen weiß taillierten Lederrock. Meine Haare trug ich wieder einmal offen. Kurz vor dem Essen wollte ich jedoch noch einmal bei Draco vorbeischauen. Ja, ich wollte ihn nach Katie Bell fragen, nur um sicher zu sein, aber die Vorzeichen sprachen schon für sich. Seine Augen musterten mich eindringlich und ganz genau, so als würde er jeden Zentimeter meines Körper abgehen, bei dessen Gedanke mir leicht warm wurde. Ich mochte es nicht, wenn mich Menschen so ansahen.
"Hübsch sieht du aus. Bist auch bei Slughorn eingeladen?" In seiner Stimme klang abfälliger Neid mit. Er steckte sich seinen Zauberstab in die Jacketttasche und ließ sich auf einen Stuhl fallen. Wieder wanderten seine Blicke abwartend rauf und runter. Mir entwich ein leichtes Nicken.
"Stimmt, du hattest ja auch Privatunterricht. Irgendwie unfair, oder? Zabini wird auch da sein. Kannst dich ja neben ihn setzen und deine ersten Kontakte zu einem Slytherin machen." Ich stieß ein trocknen Lacher aus. Er wusste, wie sensibel das Thema, das er dort ansprach, für mich war. Sowohl der Unterricht bei meinen Eltern, der nur aus einem Grund stattgefunden hatte, als auch die Kontaktaufnahme mit Slytherins. Es tat mir weh, doch ich wollte es nicht zeigen.
"Vielleicht mache ich das ja, vielleicht verstehen sich Blaise und ich ja hervorragend! Ich wünsche dir noch einen hässlichen Abend mit diesem dreckigen Kabinett." Gekränkt machte ich auf dem Absatz kehrt und eilte aus dem Raum. Ich würde mir meine wiederkehrende gute Laune nicht vermiesen lassen. Nicht wegen eines überforderten Idioten.
Ich begab mich aus dem 7. Stock in den 2., auf dem Slughorns Büro war. Ich hatte keine Vorstellung davon, wie das Abendessen ablaufen sollte. Ich schätzte, es gab drei Gänge und während wie aßen, würden wir uns mit Slughorn unterhalten. Langsam fragte ich mich selbst, warum ich zugestimmt hatte. Wollte ich wirklich einen Abend vergeuden, nur um die Aufmerksamkeit eines Lehrers zu bekommen? Ich fühlte mich eher wie eine Schleimerin, als eine Schülerin, die sich zu einem Essen mit ihren Mitschülern traf.
Als ich endlich das Büro des Professors erreicht hatte, stand die Tür leicht offen. Ich war früh dran, es wäre noch keiner vor mir da. Ich klopfte an das alte, schon spröde Holz, aber bekam keine Resonanz. Vorsichtig schob ich die Tür weiter auf und erblickte einen großen, runden Tisch in der Mitte des Raumes. Auf ihm waren schon das Besteck, die weißen Stoffservietten und die Gläser höchst ordentlich angerichtet. Die Elfen hatten einen guten Job gemacht. Um den Tisch waren dunkle, mit edlem Samt überzogene Stühle gestellt. Es sah fast so aus, als hätte man sie Millimeter genau an ihren jeweiligen Platz geschoben. Ich konnte mich von diesem Bild, das sich mir erbot, kaum losreißen. Mir war nicht klar, was mich in den Bann zog, denn es war im Grunde ein simpler Tisch, den man so in jedem Restaurant vorfinden würde, doch in Verbindung mit dem Licht, das sich in den Gläsern widerspiegelte und dem Ambiente des doch sehr großzügig gestalteten Büros meines Professors, erwies es sich schon fast als perfekt.
Meine Gedanken machten, was sie wollten. Ich zog mich an allem hoch, was etwas Normalität und Perfektionismus in mein Leben brachte. Ich suchte es, denn eigentlich was es das, was ich kannte. Ich hatte es so von meinen Eltern bis zu meinem 15. Lebensjahr beigebracht bekommen und nun hatte es nur eine Person zerstören können. Die Wahrheit hatte mein Traumland zu Nichte gemacht, aber ich wünschte mir von Tag zu Tag, dass dieses Land wieder zurückkehren würde. Selbst, wenn ich dafür von der Realität überrollt werden würde. Ich hielt meine plötzlich auftretenden Tränen zurück, sie taten weh, aber für sie war dieser Abend nicht angebracht. Ich sollte lächeln, reden und ein sicherlich köstliches Dinner haben. Zumindest für heute Abend sollte mich die Realität mal können.
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Secret Slytherin
Fiksi PenggemarIm 6. Schuljahr auf Hogwarts birgt das Wiederaufleben Voldemorts viele Gefahren für Harry, seine Mitschüler und die gesamte Zaubererwelt, doch in dieser dunklen Zeit kommt die junge Cadence Bloomfield auf die Schule für Hexerei und Zauberei und kann...