Der Schlussakkord

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Inzwischen waren wir wieder auf der Lichtung vor Hogwarts gelandet. Bellatrix und Fenrir waren sofort aus dem Sichtfeld verschwunden, sodass man sie nicht noch entdecken konnte. Sie wollten ja schließlich nichts riskieren, es war besser so. Draco hielt mich eng an sich gepresst, sagte kein Wort, während ich hart gegen seine Brust weinte und Gedanken daran verschwand, in diesem Moment lieber tot zu sein, als am Leben. Es waren nicht die Schmerzen des Mals, das nun da an meinem linken Unterarm für immer prangen sollte, sondern eher die Gewissheit, dass es kein Zurück mehr gab. Dass ich nun für immer ein Teil der Todesser, der Diener des dunklen Lords, sein sollte. Er hatte mich an seine Seite gestellt, ich sollte sein Plan B sein, falls irgendetwas schief gehen würde. Wie es mir Draco schon gesagt hatte, verließ er sich blind auf mich, obwohl er mich nicht einmal kannte. Er nahm es einfach so hin, denn er wusste, dass ich ihn nicht hintergehen würde. Dafür hätte ich keinen Mumm, oder besser gesagt, dafür war mir mein Leben zu wertvoll.

Voldemort wusste genau, was er tat, selbst wenn es jemand wie ich war, die nur ein kleines Licht auf dem Kuchen darstellte. Er holte sich keine Macht, er hatte sie einfach und niemand hätte sie ihm nehmen können, außer man würde ihn töten. Der einzige der das jedoch vielleicht schaffen konnte, war Harry. Es war komisch, diese Tatsache auszudenken, aber nur so konnte ich es mir erklären. Ich hatte nur wenige Minuten mit Voldemort verbracht, alleine in diesem Versammlungsraum, doch nur alleine seine Präsenz hatte mir schon alles über ihn erzählt. Er würde keine Fehler berücksichtigen. Entweder man war stark genug, seinen Platz ehrwürdig einzunehmen oder man wurde verbannt, verbannt in die Hölle. Wie ich meine Aufgabe erledigen würde, müsste die Zeit zeigen, doch eines war mir nun klar. Die Zeit würde dunkel, voller Hass und Verlüsten sein.

In Hogwarts hatte sich das Wetter derweil wieder gelegt. Es war nur zwei Stunden her, dass hier ein kalter Wind durch die kahlen Bäume und Sträucher geblasen hatte, doch nun war die Ruhe eingekehrt. Es war nur noch der Schnee, der Zentimeterhoch auf den Feldern und Wiesen lag und die Tiere, die sich noch ihren letzten Vorrat für den zähen Winter suchten. Die Sonne hatte sich ihren Weg durch die breite Wolkenschicht gebahnt und brannte sich schon fast auf unsere dicken Mäntel ein. Es fühlte sich fast so an wie Sommer, wenn mir nicht klar gewesen wäre, dass zu dieser Jahreszeit mein Leben noch so perfekt, fast schon unwichtig gewesen war. Ich wollte wieder unwichtig und perfekt sein.

Weiterhin flossen meine Tränen, die damit verbunden Trauer und die Klarheit darüber, dass ich meine derzeitige Situation nicht so schnell bewältigen könnte, wie ich es mir noch in der Nacht beim Verschwindekabinett eingeredet hatte. Immer stärker hielt ich mich in Dracos Ärmeln fest, denn ich hatte die Befürchtung ansonsten umzukippen. Mit seiner kontinuierlich ruhigen Atmung wollte er mich runter fahren, sogar trösten, hätte ich es mir einreden können. Es war ein Augenblick der Stille und deren stillen Verzweiflung, die über uns kroch, aber wir taten nichts dagegen. Wir hielten uns einfach nur gegenseitig fest und hofften auf ein Wunder, selbst wenn uns anscheinend nicht klar war, dass wir das Wunder waren, dass das Gute widerruflich erbringen musste.

Draco wollte das Gute, selbst wenn er in seiner Rolle des arroganten, eiskalten Todessers perfekt überzeugen konnte. Ich bewunderte seine Fassade, die er immer wieder aufsetzen konnte, selbst wenn der Ausgang gegen seinen Willen gewesen wäre. Er überlegte nicht, er hatte genauso wenige Wahl wie ich, doch er nahm es so hin, so, wie ich es nie im Stande sei zu tun. Diese Kälte war nicht mein Freund, sowohl die des Winters, als auch die der Dunkelheit, von der ich nun ein Teil war. Automatisch fiel mein Blick auf das Mal, das verblassend schwarz auf meiner bleichen Haut schmerzte.

"Du musst es dir nicht anschauen, wenn du nicht willst, Bloomfield. Du magst es nicht und du willst das hier nicht, du bist da reingedrängt worden." Er ließ von mir los, zog meinen Ärmel wieder hoch, sodass ich mir dessen Anblick sparen konnte.

Secret SlytherinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt