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"Die hat nicht mehr aufgehört zu reden", lästerte ich über die Direktorin. Ich schätzte sie auf 40 oder so.
"Da hast du recht. Mit welchem Bus fahrt ihr?"
"Der!"
Ich zeigte auf den kommenden Bus und machte mich zum Einsteigen bereit. December war uns bis zur Haltestelle gefolgt und Matt regte sich auf. Und ich konnte es ihm nicht wirklich verübeln. Sie war zwar nett und höflich aber auch anstrengend und nervig. Ständig fragte sie nach allem möglichen Zeug, die sie gar nichts anging.
"Schade. Ich nicht. Bis morgen."
Ich quetschte mich in den vollen Bus und versuchte Platz für Matt zu machen. Kaum waren die Türen geschlossen, sagte Matt:"Gott im Himmel! Ist die anstrengend."
"Ja, aber sie meint es sicher nur gut. Auch wenn es ziemlich übertrieben war."
Er nickte und sah aus dem Fenster neben uns. Ich machte es ihm nach.

"Die nächste Haltestelle ist unsere."
Ich nickte und fragte verwundert:"Was? Schon?"
Matt lächelte, das mich sehr erfreute. Wir fuhren an mehreren dunklen Gassen vorbei und hielten bald darauf an. Wir stiegen in die frische Luft und saugten sie in uns ein.
Wirklich frisch war sie zwar nicht, aber immer noch besser als die stickige Luft in dem viel zu vollen Bus.

"Geh schon mal vor. Ich rede noch mit Lucas."
"Wer ist das nochmal?"
"Egal, geh einfach vor."
"Na gut", sagte er und ging weiter.
Meine Beine bewegten sich zu dem großen Mann und ich fragte:"Hi, Lucas."
"Schon da, Kleines? Ich dachte du hättest Schule."
"Heute war nur die Einführungsfeier. Morgen gehts richtig los, leider."
Sein tiefes Lachen ertönte und ich zuckte zusammen.
"Musst du eigentlich den ganzen Tag hier herum stehen und aufpassen?"
"Ja. Etwas langweilig aber man verdient echt gut."
"Aha. Ich muss los. Bis dann, Lucas."
"Auf wiedersehen, Kleines."
Ich verdrehte lachend die Augen und ging in das riesige Gebäude rein.

"Hast du Hunger, Mary?"
"Ja schon. Was gibts denn?"
"Die Nudeln von vorgestern."
Ich seufzte und ging in mein Zimmer um dort meine Schultasche abzustellen. Langsam streifte ich meine Sneakers ab und ging in Socken in das Esszimmer um dort den Tisch fertig zu decken.

"Matt und Mary. Ab morgen werdet ihr allein Zuhause sein, bis euer Dad und ich wieder am Abend hier sind."
"Okay Mom."
Ich aß die letzten Nudeln auf, stand auf und räumte meinen Teller in den Geschirspüler.
"Ich geh in mein Zimmer. Wir sehen uns später", sagte ich und rannte in mein Zimmer. Aber ich hatte ehrlich gesagt keine Lust den ganzen Tag im Zimmer zu sitzen und zu faulenzen.
Gleich darauf kam mir eine Idee. Es war vielleicht Mord meiner Nerven aber immer noch besser als gar nichts.

Ich zog mein Handy hervor und wählte die Nummer von December.
Nach dem zweiten Klingeln ging sie ran.
"Hallo?"
"Hi, December. Ich bins."
"Mary Summer?"
"Ja. Ich ruf an, um dich zu fragen, ob du Lust hast etwas mit mir zu unternehmen?"
"Aber klar doch. Willst du Eis essen gehen?"
"In dieser Jahreszeit?"
"Stimmt auch wieder. Und wie wärs mit Kaffee und Kuchen?"
"Schon besser. Wo treffen wir uns?"
"An der Schule? Dort in der Nähe gibts ein kleines nettes Caffè."
"Super. Um 16:00 Uhr?"
"Ja, bis dann."
"Bis dann."

Ich legte auf und ging auch schon ins Wohnzimmer, wo Matt und Mom fernsahen. Als sie mich bemerkten fragte meine Mom sofort:"Was ist passiert?"
"Gar nichts. Ich wollte nur Bescheid sagen, dass ich heute Nachmittag mit einer Bekannten Kaffee trinken geh."
"Du hast schon eine Freundin gefunden?"
"Bekannte."
"Okay, Bekannte. Ich wünsche dir viel Spaß."
"Ja, ich geh erst um 16:00 Uhr aber danke."
Sie nickte und ich ging in mein Zimmer zurück. Dort stellte ich meinen Wecker auf 15:30, denn um 15:45 kam der Bus.

Ich setzte mich aufs Bett und las mein Buch fertig. Kaum hatte ich die letzte Seite umgeblättert begann der Wecker zu piepen an. Schnell drückte ich den Ausschaltknopf und zog meine Schuhe an. So schnell wie möglich packte ich meine schwarze Tasche mit Geldbeutel und Schlüssel.
"Tschüss Mom! Tschüss Matt!"
"Tschüss Schatz!"

Ich schlug die Haustüre zu und rannte zum Fahrstuhl. Es dauerte eine gefühlte Ewigkeit bis er endlich ankam und zwei ältere Leute ausstiegen. Ich nickte zur Begrüßung und drückte den Knopf für die unterste Etage. Er begann sich zu bewegen und ich wartete. Schnell rannte ich auf die Bushaltestelle zu und stellte mich hin. Keine Minute später kam der Bus und ich stieg ein. Er war ziemlich leer, nur drei andere Leute, die mich nicht einmal bemerkten. Umso besser.

Nach ungefähr 10 Minuten kam ich an der Schule an und ging auf den Eingang zu. Schon von Weitem konnte ich ihre fast weißen Haare erkennen und ich trat zu ihr hin. Sie kam mir lächelnd entgegen und ich konnte mir auch kein Lächeln verkneifen.
"Hi Mary. Schön dich zu sehen."
"Hallo December. Wo ist denn dieses Café?"
"Gleich da drüben", sagte sie und zeigte auf ein kleines Häusschen mit ein paar Tischen davor. Wir gingen zusammen hin und setzten uns in das warme Innere. Da nicht sehr viele Leute hier waren kam auch schon eine junge braunhaarige Kellnerin auf uns zu und fragte:"Willkommen im Hanna's Café. Was kann ich für euch tun?"
Ich nickte December zu, damit sie anfangen konnte.
"Für mich bitte einen Espresso und ein Glas Wasser."
Die Kellnerin notierte es sich auf dem kleinen Block und sah anschließend mich an.
"Und ich hätte gern einen Schokokuchen und auch ein Glas Wasser."
Auch das notierte sie sich und sagte:"Kommt sofort."
"Danke", rief ich ihr noch hinterher bevor sie verschwand.

"Hast du einen Freund?"
Sie schüttelte ihren Kopf und schaute verzweifelt auf den Boden. Ein Schluchzer entwich ihrer Kehle und sie vergrub ihr Gesicht in ihren kleinen, schmalen Händen.
"Hey, was ist denn los?"
"Kein Junge sieht mich überhaupt an. Ich bin die totale Außenseiterin", brachte sie unter vielen Schluchzern hervor. Langsam schob ich meinen Stuhl zu ihr hin und legte meinen Arm um ihre Schulter.

"Keine Sorge, das wird schon. Bei mir hat es auch nie geklappt. Außerdem bist du wunderschön. Ich versteh eigentlich nicht, warum du eine Außenseiterin bist."
Sie zuckte mit den Schultern und fragte:"Hattest du wirklich noch keinen Freund?"
"Nein, alle in meiner alten Schule waren fies und standen immer auf die ganzen Tussis mit Socken im BH damit sie größer erscheinen."
Ich lachte und December kicherte.

"Ich bin froh, dass du hier bist. Du bist die Einzige die ansatzweise nett zu mir ist."
"Klar doch."

Love is a dangerous game  (TMNT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt