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Noch 10 Minuten, dann musste ich wieder in dieser dunklen Gasse auftauchen. Ich fragte mich, was los war. Ich hatte leichte Sorgen. Was wenn sie mir was antun wollten? Nein, das würden sie nicht tun. Sie hatten mich gerettet, warum sollten sie mir etwas antun wollen?
Auch wenn sie mir etwas Angst machten...

Zitternd schlüpfte ich in meine schwarze Jacke und zog die Kapuze über meinen Kopf. Die blonden Locken lagen frei und ich atmete tief durch. So leise wie möglich ging ich in die Küche und holte mir ein Taschenmesser heraus, von denen hatten wir 5 Stück. Ich wollte nicht schon wieder angegriffen werden. Egal von wem...
Auf Zehenspitzen stapfte ich zur Haustür und schloss sie auf. Anschließend stopfte ich den Schlüssel in die Tasche meiner schwarzen Jeans. Ich war ganz in schwarz angezogen, ich wollte mich tarnen.

Die blödeste Idee seit Langem.

Bevor ich aus der großen Eingangshalle trat, zog ich die Kapuze mehr in mein Gesicht und ging dann an den zwei Männern vorbei. Ganz deutlich spürte ich ihre Blicke in meinem starren Rücken, aber ich ging einfach weiter. Mein Atem ging immer schneller. Es war heute viel stiller als sonst, ich weiß, kaum zu glauben. Nur einzelne Autos fuhren auf der Straße, doch es war, wie immer, hell. Man könnte fast meinen, dass es Nachts heller war als am Tage. Da wir aber relativ weit entfernt vom Times Square waren, war es nicht so schlimm. Aber noch hell genug.
Die kalten Hände steckte ich in die Jackentasche. Mein warmer Atem wurde an der kalten Luft sichtbar und ich blies sie aus.

Es war nicht mehr weit. Gleich da drüben war sie. Die Gasse.
Sofort kam mir wieder die schreckliche Scene in den Sinn. Ich blieb einen Moment stehen um die Erinnerung aus meinem Kopf zu schütteln. Einfach weiter gehen. Einfach gehen.

Bevor ich in die Gasse einbog, blickte ich um die Ecke um mich zu vergewissern, dass ich allein war.
Noch allein war.
Vorsichtig ging ich zur Wand und ließ meine Finger über die kalten Steine streifen. Ein Schauer überzog meinen Rücken und ich schüttelte mich. Ich lehnte mich an die Wand, stützte mein Bein an die Wand und lehnte meinen Kopf an die Mauer.

Plötzlich wurde der Gullideckel beiseite geschoben und die vier Schildkröten kamen hervor. Ich blieb in meiner Position und umklammerte das Taschenmesser noch fester.
"Hallo Süße."
"Hallo Michelangelo. Sorry, ich mein natürlich Mikey."
Er lächelte sein breites Lächeln und ging auf mich zu. Er legte seinen schweren, grünen und muskulösen Arm um mich. Ich sackte etwas hinunter, blieb aber weiterhin stehen. Die anderen Drei kamen ebenfalls hoch und ich sagte:"Hallo Turtles."
Leonardo nickte mir sanft lächelnd zu und Donatello sagte"'Hallo."
Meine Augen huschten zu Raphael, der mich mit verschränkten Armen musterte. Nun sah ich ihn ganz an und sagte provozierend:"Raphael."
Seine grünen Augen verdrehten sich und ich musste mir ein Lachen verkneifen.

"Also, was ist so wichtig, sodass ich herkommen sollte?"
Donatello stellte sich vor mich und schaute mich fragend an.
"Niemand hat gesagt, dass es was Wichtiges gäbe. Wir wollten uns nur vergewissern, das es dir gut geht."
Was zur Hölle?!
"Ihr wolltet euch vergewissern, das es mir gut geht?"
Meine Stimme war leise und beruhigt. "Ja. Immerhin wollte dieser Typ dich...du weißt schon", sagte Leonardo.
Ich schnaubte und ging von Mikey weg. Sein Blick war verletzt, das war mir aber egal.
"Ihr habt mich angerufen. Sogar da habt ihr mich gefragt wie es mir geht. Also, warum bin ich hier?"
Donatello schaute wissend nach rechts und links und sagte dann:"Um ehrlich zu sein, wollten wir dich näher kennenlernen."
"Ihr wolltet das. Ich nicht!"
Raphael sah jeden einzelnen wütend an und ein abstoßender Laut entwich mir. Dadurch sah er mich nur noch noch wütender an.

Sie hatten mich angelogen!
Ich fühlte mich verraten!
Aber eigentlich sollte ich still sein. Ich bin die größte Verräterin die ich kannte...
Und es schmeichelte mir auch. Dass sich überhaupt jemand für mich interessierte, außer meiner Familie und December.

"Aha. Leute, ich fühl mich geschmeichelt, außer von Raphael. Aber ich hab morgen Schule und es ist spät. Könnten wir das ein anderes Mal wiederholen?"
"Und wann?"
"Nächsten Freitag um die gleiche Uhrzeit. Das krieg ich schon hin."
Mikey kam auf mich zu und sagte:"Ich werde dich vermissen, Baby."
Ich lachte und sagte:"Ich dich auch."
Das war so komisch.
Er ging auf Raphael zu und sagte:"Sie wird mich auch vermissen."
Raphael verdrehte mal wieder die Augen und klatschte mit Mikey ein.

Die Zwei verschwanden in der Unterwelt. Donatello kam auf mich zu und streckte mir die Hand hin.
"Auf wiedersehen."
"Ähm okay. Bye."
Er ging ebenfalls.

Leonardo kam auch auf mich zu und lehnte sich kurz neben mich an die Wand. Wir sahen uns an und ich fragte:"Was geht bei dem ab?"
"Welchen meinst du?"
"Eigentlich alle Drei."
Er lachte leise und tätschelte mit seiner großen, dreifingrigen Hand meine Schulter.
"Sag ich dir das nächste Mal. Tschüss."
"Ciao, du Normalo."
"Normalo?"
"Von euch Vieren, bist du der Normalste. Bis jetzt."
Er lachte wieder und verschwand unter der Erde, schloss aber noch den Gulli.

Normalo.
Als ob.
Alle Vier waren unnormal.
Aber das war ich auch. Nur nicht so schlimm.
Nein.
Ich war schlimmer.

Mit einem Lächeln ging ich wieder zurück nach Hause. Bevor ich ins Gebäude rein konnte wurde ich von einer großen Hand zurück gehalten.
"Halt!"
Eindeutig Lucas. Hatte der Nachtschicht?
"Keine Sorge, Lucas. Ich bins. Mary."
"Was machst du um diese Uhrzeit noch hier draußen?"
"Nichts. Aber bitte erzähl es niemandem."
"Dass du dich hier Nachts allein herumschleichst?"
"Ich bitte dich", flüsterte ich.
"Aber nur das eine Mal, klar?"
Glücklich umarmte ich ihn und brüllte fast:"Danke! Danke! Danke! Danke!"
"Jaja. Und jetzt ab ins Bett. Morgen ist Schule."
"Ja, Dad."
Er lachte und schob mich in Richtung Eingang.

Die Müdigkeit überfiel mich, als ich mich in mein Zimmer schlich und die Tür abschloss. Niemand hatte bemerkt, dass ich weg war.

Kaum hatte ich meinen Pyjama an, lag ich im Bett und starrte an die Decke.

Bis ich einschlief und von heute Abend träumte.

Love is a dangerous game  (TMNT)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt