5 || "Du brauchst keine Angst zu haben."

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„Hey, ähm, Niall.“ Etwas überfordert realisierte ich, was sich gerade abgespielt hatte. Ein Freund von Niall und er selbst mussten wohl gerade in die Umkleide gegangen sein. Warum hatte ich nicht bedacht, dass jeder reinplatzen konnte? Nicht, dass genau er mich erwischt hatte, bei jedem anderen wäre mir es auch peinlich gewesen, nur nicht so, wie es gerade der Fall war. Es war Pech – pures Pech – doch ich konnte nichts machen. Nun ja, dieses nichts bestand daraus, ihn anzustarren und vor Peinlichkeit im Boden zu versinken. Zayn neben mir schien nicht zu bemerken, dass dieser Junge hier genau der war, über den ich die ganze Zeit sprach und auch der war, den wir, ich, eigentlich bekommen wollten. Denn er grinste nur, legte einen Arm um meine Schultern und sah lässig zu den zwei Personen vor uns.

Niall schien das Ganze aber nicht wirklich zu stören. Er lächelte, wenn man das so nennen konnte, sogar. Vielleicht war es auch ein Grinsen – irgendetwas dazwischen. Jedenfalls war nicht einmal ein bisschen an Trauer zu erkennen.

Was erwartete ich mir aber? Natürlich war dies nicht der Fall. Er hatte bis gestern nicht einmal ein einziges Wort mit mir gewechselt.

„Ich wusste nicht, dass du einen Freund hast.“ „Hab ich auch-“ Ich wurde unterbrochen. Zayns Griff wurde fester und seine Worte schnitten meine ab. „Ja, ich bin Zayn. Schön dich kennenzulernen.“ Mein Blick musste Verwirrtheit abgespielt haben, denn Zayn formte mit seinen Lippen ein ‚später‘, welches nur ich lesen konnte. Gott sei Dank. „Auch schön. Du hast mir nie etwas von ihm erzählt, Liam.“ Wie denn auch, er ist ja nicht einmal mein Freund. Ich wusste nicht, wie ich antworten sollte, doch wieder nahm mir Zayn das Wort ab. „Er denkt sicher, dass es nicht so wichtig ist, um es in einem normalen Gespräch zu erwähnen. Das finde ich auch, wenn jemand wissen will, ob ich einen Freund habe oder nicht, dann sollte dieser mich fragen. Er hat es sicher nicht geheim gehalten.“ Er zwinkerte mir zu und machte mir mit seinem Gesichtsausdruck klar, dass ich mit ihm mitspielen sollte.

„Ja, genau.“ Mein Lächeln wirkte für mich selbst so, als wäre es erzwungen. Niemand merkte etwas. Außer vielleicht Zayn, der logischerweise alles wusste. Im Gegensatz zu mir wirkte Zayn ruhig, wie er seinen Arm um meine Schulter gelegt hatte, mich an ihn zog und einen Kuss auf die Wange drückte. Ich konnte nicht anders, als rot zu werden. Das Ganze war noch immer Neuland für mich und das Niall dabei vor mir stand machte das Alles nicht gerade einfacher. Ich versuchte, so gut es nur ging, einfach zu lächeln und so zu tun, als wäre alles keine Lüge. War wohl dann nicht so der Fall. Niall bemerkte nichts. Er dachte sicher, dass ich rot wurde, weil mir der Kuss auf der Wange gefiel. Falsch gedacht. Es fühlte sich falsch an. Trotzdem setzte ich nicht entgegen, weil ich wusste, dass er einen Plan ausgeheckt hatte.

Niall schenkte mir ein kleines Lächeln, welches ich als süß empfand. Dann zog er seinen Freund mit sich mit, der alles argwöhnisch betrachtet hatte. Ich konnte sehen, wie Niall ihm etwas zuflüsterte und dann aus dem Raum verschwand. Für eine kurze Zeit breitete sich Stille aus, die mich etwas nervös machte. „Er ist es, nicht wahr?“ Ich hörte es nur als ein Flüstern und fast hatte ich es nicht verstanden, doch es war zu vernehmen. Mein Kopf bewegte sich selbstständig nach unten und wieder rauf, um ein Nicken anzudeuten. Zayn schüttelte den Kopf. „Jetzt versteh ich dich.“ Ich verstand nicht, was er damit andeuten wollte, doch ich fragte nicht nach. Er würde schon seine Gründe haben. „Also, es hat sich wohl alles um 180° gewendet, nicht wahr?“ Sein Kopf wurde von ihm hin und her geschüttelt und ein kleines, schiefes Grinsen breitete sich auf seinen Lippen aus. „Er ist ein Player, also sieht er jetzt nach dem Kuss, dass er mit dir schlafen könnte, wenn du nicht vergeben wärst. Und er kommt jeden Dienstag und Donnerstag hierher. Also, einen Plan habe ich schon einmal.“ Sein Grinsen wurde breiter. Sofort sah ich den alten Zayn wieder in ihm und deshalb verdrehte ich die Augen. Bis mir etwas auffiel.

„Warte, woher weißt du, wann Niall ins Fitnessstudio geht?“ Ich musterte ihn argwöhnisch und war es gar nicht von mir gewohnt, dass ich sofort alles hinterfragte. „Ich gehe jeden Tag trainieren, Babe. Ich sehe ihn öfter.“ „Aber warum achtest du auf so etwas? Kann es sein, dass dein Plan genau aus dem Ganzen bestand?“ Ich war aufgebracht. Von der einen zur anderen Sekunde. „Du wolltest, dass er uns sieht, oder? Du hast ihn gesehen, während ich trainiert habe und deswegen hast du nicht auf mich gewartet.“ Er schüttelte den Kopf und starrte mir direkt in die Augen. „Liam, beruhige dich. Ich wusste nicht einmal, dass er derjenige ist, den du haben willst. Es tut mir leid.“ „Warum muss es dir leidtun, wenn du keinen Grund hast, dich zu entschuldigen?“ Meine Stimme wurde immer lauter. Ich wusste nicht, was mich dazu ritt, ihn anzuschreien. Es gab eigentlich Nichts, was ich ihm vorwerfen konnte. Er tat das Ganze nur, um uns zwei zusammenzubringen. Oder nicht?

„Weißt du was? Ich hätte dir für morgen geholfen und dir Tipps gegeben. Aber das lasse ich mir nicht bieten. Bevor ich gehe, sage ich dir noch etwas. Ich merke mir Dinge sehr leicht, deswegen ist es schwer für mich, Sachen zu vergessen. Aber danke für dein Vertrauen.“ Er schüttelte den Kopf, schritt den Gang entlang und spazierte heraus aus der Türe, indem er diese laut zuknallte.

Scheiße.

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Ich fühlte mich schlecht. Beschissen, wenn man es genau nahm. Einfach nur dreckig, ohne einen Grund. Ich hatte nämlich eine Berechtigung dazu, ihn so etwas zu fragen. Trotzdem hätte ich ihm vertrauen sollen. Es war nichts falsch daran, indem was er gesagt hatte. Ich interpretierte einfach immer zu viel in Sachen herein, um zu vermeiden, verletzt zu werden. Diesmal hatte ich aber jemanden anderen verletzt.

Schon seit Stunden starte ich auf mein Handy und scrollte durch meine Nachrichten. Ich wollte ihn anschreiben und mich entschuldigen. Gefühlte tausend Mal schrieb ich ihm eine Nachricht, doch löschte diese, bevor ich sie überhaupt abschicken konnte. Es klang blöd und kindisch, aber ich hatte Angst, dass er mir nicht zurück schreiben würde. Diesmal hatte ich Mist gebaut und nicht jemand anderes.

Ein ‚Es tut mir leid‘ würde es einfach nicht bringen. Wie wäre es mit ‘Ich war ein Idiot, verzeih mir‘? Ich wusste, dass er dann mit einem leichten Lächeln die Nachricht lesen würde, wenn er sie überhaupt las. Was ich bezweifelte.

To: Zayn
From: Liam

Wegen vorhin. Ich weiß, dass ich mich wie ein Idiot verhalten habe und das tut mir leid. Ich versuche mich jetzt nicht zu rechtfertigen, ich will mich einfach nur entschuldigen. Ich war einfach nur dumm und hatte kein Vertrauen. Kann ich etwas tun, damit du mir verzeihst?

Nach ungefähr zwei Minuten mein Handy vibrieren zu hören, hatte ich nicht erwartet. Vor allem hatte ich es nicht erwartet, damit es öfter vibrierte und somit signalisierte, dass ich angerufen wurde. Ich schaute auf den Bildschirm. Es war Zayn. Ich hatte kein Bild von ihm, also zeigte es mir nur seinen Namen und ein unbekanntes Bild an, welches nicht gerade aufregend war.

„Hallo?“ Ich klang nervös. Obwohl ich kein Recht dazu hatte. „Hey, Liam. Ich habe deine Nachricht erhalten. Ich dachte schon, du schreibst nie.“ Ich war verwirrt. Ein kleines Lachen ertönte. „Ich hätte nicht einfach gehen sollen. Wir beide haben einen Fehler gemacht, aber das kommt nicht mehr vor.“ Es war schwer nachzuvollziehen, warum er mir nicht böse war, mit das Ganze übel nahm. Ich hätte es verdient gehabt. „Ähm, ja.“ Ich lächelte schüchtern, doch bemerkte, dass er es gar nicht sehen konnte, also beließ ich es dabei. „Dann gute Nacht, Liam. Und bevor ich es vergesse, sei morgen einfach du selbst und versuche nicht nervös vor ihn aufzutreten, tu so, als wäre er dir egal.“ Ich antwortete nur mit einem zweifelnden Ja, bevor ich auflegte und das Handy auf den Tisch legte und mich erhob. Es war schon spät abends, die Sonne war schon seit längerem unter gegangen und der Mond war die einzige Lichtspende für mein Zimmer. Die Lampe hatte ich nicht aufgedreht, nur das Fenster war offen. Ich gewöhnte mich schnell an die Dunkelheit, das konnte ich schon immer. Also lief ich nicht komplett blind zu meinem Bett, schon in meinen Schlafsachen, und legte mich hin. Zayn und Niall spukten immer noch in meinem Kopf herum, deswegen fiel es mir schwer, schnell einzuschlafen. Nach einer halben Stunde merkte ich, wie die Gedanken langsam abdrifteten und ich in einen traumlosen Schlaf glitt, der leider wieder viel zu früh aufhören würde, wenn mein Wecker klingelte.

_|_

Es war Freitag. Naja, eher gesagt Freitagmittags. Heute war es wärmer und mit Jeansjacke war mir noch immer heiß. Also zog ich diese aus, saß nur noch in einem Tanktop hier und aß in der Cafeteria das Essen einmal auf. Diesmal gab es Pizza und genau diese konnte ich mir nicht entgehen lassen, auch wenn ich dadurch wieder viel zunehmen würde. Ich seufzte, als ich wieder daran dachte, doch lenkte mich ab, indem ich zu Niall sah, der lachend an einem Tisch saß und mich anblickte, als er seinen Kopf drehte. Ein kleines Lächeln entblößte seine Zähne und ein Zwinkern wurde mir gewidmet, bevor er sich umdrehte und wieder mit seiner Freundin redete, mit der er vor ein paar Pausen einen sehr intimen Kuss ausgetauscht hatte, der nicht gerade schön aussah.

Ich machte mir nichts daraus. Es war nur eine Frage der Zeit, bis er sich mit ihr trennte. Ich musste mich nur daran gewöhnen. Zwar hatte ich mich noch immer nicht daran gewöhnt, nachdem ich zwei Jahre hier war, doch es kümmerte mich nicht mehr. Machen konnte ich nichts.

Ich blickte um mich. Es war lauter als sonst und Leute schrien, lachten, machten Witze. Es war irgendwie lustig das Ganze mitanzusehen, doch ich hielt mich lieber im Hintergrund, bevor ich mich zum Affen machte und mich Leute anfingen auszulachen. Ich hatte es schon immer gehasst im Mittelpunk zu stehen. Also beobachtete ich nur. Man konnte meinen, auch wenn dies klar war, dass meine Augen immer automatisch zu Niall wanderten und ertappt wegsahen, wenn er sich gerade umdrehte. Es war mir peinlich, vor allem nach gestern.

Die Pause verlief relativ normal. Ich hatte alles aufgegessen und wartete nur noch darauf, dass es endlich klingelte. Wir hatten Sport und somit musste ich nach dem Läuten meine Sportsachen holen und mich in die Turnhalle begeben. Ich war es gewohnt, dass mein Platz, bei dem ich mich umzog, relativ weit in der Ecke war, dort, wo mich fast niemand beachten würde. Ich hasste meine Klasse nicht, aber ich wollte ihre Aufmerksamkeit auch nicht. Es war kompliziert. Als ich fertig war, mit Umziehen, drehte ich mich um und schaute ertappt weg, als Niall oberkörperfrei auf seinem Platz stand und sich gerade sein T-Shirt anziehen wollte. Er grinste und redete gerade mit einem Freund, deswegen hatte er es hoffentlich nicht bemerkt. Seufzend ging ich aus der Umkleide heraus und fuhr mir durch die Haare. Heute war es, wie gesagt, warm, also hatte ich mir nur ein kurzärmliches T-Shirt angezogen und dazu eine Short. Ich hatte immer Sachen mit, falls es kalt, oder warm sein sollte.

Nach weiteren Minuten kam Niall heraus, der lachend mit ein paar anderen auf das Feld lief und sich neben uns anderen Schülern stellte. Der Lehrer kam nur Sekunden später heraus und sagte uns, dass wir heute nur wenig Runden rennen, dafür aber danach körperliche Übungen machen würden. Zirkeltraining. Ich hasste es. Trotzdem lief ich die paar Runden und machte die Übungen. Sie würden mir auch helfen. Meine Beine waren sogar recht trainiert. Auch wenn ich diese Woche keine Zeit gefunden hatte, in der Früh zu laufen, waren diese mit Muskel geziert. Es brachte mir aber nichts, wenn meine Arme schlaff und gar nicht durchtrainiert waren. Also war es gut, dass ich zum Fitnessstudio ging, auch wenn es ziemlich anstrengend war.

Das Zirkeltraining zog sich in die Länge. Das Einzige, dass mir etwas Ablenkung verschaffte, war Niall, der sich irgendwann das T-Shirt auszog und den Mädchen zuzwinkerte, als sie ihn begafften. Ich wusste nicht, warum ich das immer tat, aber ich verdrehte die Augen bei der Geste und machte mit der Übung weiter, bei der ich gerade stand. Der Lehrer befiel Niall sich wieder anzuziehen, doch dieser zuckte nur mit der Schulter und machte so weiter, ohne auf ihn zu hören. Es war einfach seine Art so etwas zu machen und ich konnte es nicht verstehen. Denn einem Lehrer zu wiedersetzen würde ich mich nie trauen. Wir waren halt etwas verschieden.

Vollkommen fertig machten alle sich auf den Weg in die Umkleide. Die Übungen waren Kraftaufwendig, schmerzten, wenn man sie machte, aber es lohnte sich. Jedenfalls für viele. Die Mädchen hatten währenddessen nur mit dem Ball abschießen gespielt und kreischten immer, wenn der Ball auf sie zuflog. Ich verdrehte, ich hasste diese Angewohnheit, meine Augen bei dem Anblick, doch beließ es nur dabei und trat dann in die Umkleide ein und setzte mich auf meinen Platz. Ich musste duschen, doch ich wartete, bis alle anderen fertig waren, denn ich hasste es mit anderen Leuten zu duschen. Es war mir unangenehm. Der Schweiß klebte auf meiner Haut und trocknete, mir war das unangenehm. Also schon fast alle den Saal verlassen hatten – wahrscheinlich auch Niall, denn ich sah ihn nicht – begab ich mich mit einem Handtuch in die Duschen und zog meine Sachen dann dort aus und hang diese auf einen Hacken, der am Eingang an der Wand befestigt war.

Ich blickte mich um, bevor ich mich unter die Dusche stellte und mich abduschte. Es waren zwei Wände links und rechts von mir, sodass man, wenn man eintrat, nicht sofort sah, dass ich duschte. Nun ja, vielleicht sah man meinen Kopf. Ich war nicht klein, doch groß war ich auch nicht. Durchschnitt würde ich sagen. Als ich fertig war, wollte ich gerade das Wasser abdrehen, doch ich hörte auf einmal Schritte. Es war nicht so, dass ich Angst hatte, nein das nicht, doch ich war nackt und schämte mich für meinen Körper. Also wartete ich ab, bis ich nichts mehr hörte und das Wasser abdrehte. Ich machte einen Schritt aus der Dusche heraus und drehte mich um, was ich nach kurzer Zeit bereute.

Es war nicht so, als hätte er noch nie einen nackten Mann gesehen. Und auch nicht, als hätte ich noch keinen gesehen. Aber es war mir trotzdem peinlich, im Gegensatz zu ihm. Es musste so kommen. Niall zog sich gerade seine Hose herunter und stand nur in Boxershorts da, bevor er aufschaute und mich leicht anlächelte. Mehr machte er nicht, denn er zog sich das letzte Stück seiner Kleidung vom Körper und richtete sich dann wieder auf, bevor er an mir vorbeiging, leicht meinen Oberarm berührte, aber dann in die Dusche neben mir stieg. Ich musste die ganze Zeit rot im Gesicht gewesen sein, weil meine Wangen sich heiß anfühlten und brannten. Ich hatte versucht nicht auf seinen unteren Bereich zu schauen, doch ich hatte mich dabei ertappt einmal einen Blick zu wagen, aber so schnell wie möglich wieder heraufzuschauen und meinen Blick dann ertappt auf die Wand zu richten. Jetzt war es aber schon zu spät, denn ein leises Lachen entkam ihm, bevor er die Dusche aufdrehte und das Rauschen des Wassers erklang.

Ich fühlte mich ertappt, verlegen, aber nicht schlecht. Nein, nur etwas unwohl.

So schnell ich konnte begab ich mich in die Umkleide und nahm davor noch meine Sachen. Bevor ich diese aber betrat, zog ich mir meine Boxershorts an und schaute herum, ob niemand im Raum war. Als dies nicht der Fall war, zog ich mich weiter um, stopfte meine Sportsachen in die Tasche und verließ den Raum, fuhr mir durch die Haare, damit diese nicht in alle Richtungen abstanden. Mit einer Hand rieb ich mir die Augen und fuhr mir über das Gesicht. Ich war noch immer geschockt von dem Erlebnis, doch versuchte nicht daran zu denken. Und so sollte ich Niall in zwei Stunden begegnen und mit ihm ein Projekt planen. Läuft.

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Die letzten zwei Stunden hatte ich Zeichnen. Ich mochte das Fach nicht, doch sagte nicht dagegen. Meine Zeichenkünste waren nicht die besten, doch ich gab mein Bestes. Die zwei Stunden verliefen langsam und zogen sich hin, ich wollte nur so schnell wie möglich hier raus und nicht die ganze Zeit versuchen Niall anzustarren. Das wäre mir beim Treffen noch unangenehmer, wenn er mich nackt und als Stalker erwischt hätte. Nein Danke. Ich lenkte mich ab, indem ich immer wieder auf die Uhr schaute und den Sekundenzeiger immer weiterverfolgte. Ich wusste, dass dies nicht gerade eine sehr spannende Beschäftigung war, doch sie lenkte mich ab.

Ich freute mich, als es endlich klingelte. Niall gab mir ein Zeichen, dass wir uns draußen treffen würden und ging dann mit seinen Freunden aus der Klasse, sagte ihnen etwas und machte sich in die entgegengesetzte Richtung von ihnen auf. Sie mussten wahrscheinlich zum Spind, während Niall nach draußen ging und sich die Schultasche um die Schulter warf. Ich fand die Geste heiß. Ich war etwas abgelenkt von ihm, sodass ich ganz vergaß meine Sachen einzupacken. Die Lehrerin schaute mich nur mit einem Kopfschütteln an und verschwand dann aus dem Raum und ich gleich hinterher, als ich meine Bücher und Zeichnung in die Tasche eingeräumt hatte.

Dann machte ich mich auf den Weg nach draußen. Erst musste ich ihn finden, er saß abseits auf einer Treppe und schaute nach oben um mich zu suchen und dann auch zu finden. Er lächelte leicht und winkte mich zu ihm. Mit schnellem Schritt ging ich zu ihm und er stand auf, ohne ein Wort zu sagen. Erst als wir beim Café ankamen und uns hinsetzten, fing er an zu reden. „Also, hast du schon eine Idee, was wir machen könnten?“ Ich hatte wirklich schon überlegt. Aber es war schwierig etwas zu Liebe zu finden und dabei originell zu werden. „Ich dachte daran, dass wir uns Liebeslieder heraussuchen und die zusammenmixen. Also, so eine Art Liebe in ein schnelleren Remix gemischt. Aber dass wir auch eine eigene Melodie dazugeben, sodass wir uns auch Mühe gegeben haben. Du könntest singen, wenn wir den Song aufnehmen.“ Ich lächelte ihm zu. Er überlegte und meinte, dass er das gut fand. Doch er hatte noch etwas auszusetzen. „Ich habe dich noch nie singen gehört. Wenn du singen kannst, singen wir gemeinsam.“ Ich schluckte und nickte.

Das restliche Gespräch verlief nur darüber, welche Lieder wir nahmen und welches am besten passen würde. Er hatte nichts Perverses erwähnt, worüber ich fröhlich war, sodass mir das Ganze nur halb so peinlich vorkam, als es war. Denn wir redeten über Liebe und das tat er eigentlich nie. Für ihn war sicher nur Sex ein Thema und nicht Liebe. Ich seufzte, als ich auf die Uhr schaute und Niall das Gleiche tat. Er sagte er müsste jetzt gehen, also hielt ich ihn nicht auf.

Für mich war die Verabschiedung etwas peinlich. Wie sollte ich mich verabschieden? Händedruck oder ein Winker ging gar nicht. Doch die Entscheidung wurde mir abgenommen, als er sich zu mir hinüberlehnte und seine Arme um meinen Hals legte. Ich erwiderte die Umarmung und starrte ihn perplex an. Umarmte er jede Person, die er gerade kennengelernt hatte? Ich wusste es nicht, doch ich lächelte, als er sich zurückzog und dann ging.

Ich machte mich dann auch auf den Weg. Die U-Bahn verspätete sich und ich musste länger auf diese warten. Dementsprechend war der Wagon auch voll, doch ich passte noch hinein. Es war ein Gedrängel bei jeder Station, doch es störte mich nicht. Ich dachte an Niall. Es war nicht nur an die Umarmung, sondern auch das in der Dusche. Ich wurde wieder rot bei dem Gedanken und verdrängte ihn gleich darauf. Ein Piepen lenkte mich ab und ich brauchte eine Weile, bis ich checkte, dass es von meinem Handy aus kam. Schnell nahm ich es aus meiner Hosentasche und sofort sah ich den Namen Zayn aufblitzen.

From: Zayn
To: Liam


Ich denke, dass du so spät schon von Niall weg bist? Heute werde ich dich wieder unterrichten, bei dir zu Hause. Sagst du mir deine Adresse? X

Wusste er überhaupt was diese ‚x‘ bedeuteten? Ich ignorierte das und sendete ihm meine Antwort. Irgendwie wollte ich nicht, dass Zayn zu mir kam, doch ich wollte endlich, dass Niall in mir mehr sah, als ein neu gefundener Freund. Da fiel mir auf, dass er mich gar nicht wegen Zayn ausgefragt hatte. Und ich war froh deswegen.

Ich war zu Hause angekommen und fünf Minuten danach klingelte es. Ich wusste wer es war, also ließ ich ihn herein und er tritt grinsend ein. Mir war das wegen gestern noch immer unangenehm, doch ich beließ es dabei und erwähnte es nicht. Danach führte ich ihn in mein Zimmer und er legte sich auf mein Bett, blickte sich um und meinte: „Ich hätte wissen sollen, dass du in einer reichen Gegend wohnst.“ „Was soll das heißen?“, fragte ich ihn verwirrt. „Ach nichts.“ Er lächelte wieder und stand auf. „Also, was wollen wir denn jetzt lernen?“ Er wusste, was wir lernen würden. Ich wusste es einfach. „Wie wäre es mit Zungenkuss? Der gestern, daran könnte man noch üben.“ Ich wusste, dass irgendetwas in diese Richtung kommen würde. „Und ich bin auch für eine Knutscherei. Du weißt schon. Damit du dich nicht zierst, wenn er einmal mehr als nur einen Kuss mit dir austauscht. Du musst vorbereitet sein. Ein Player mag es, wenn der Partner schon Erfahrung hat.“ Ich schluckte und nickte. Er kam mir bei den ganzen Sätzen immer näher und stieß mich dabei gegen die Bettkante, sodass ich auf das Bett flog und er sich an meinen Seiten abstützte. „Du bist irgendwie süß, wenn du mich so schüchtern ansiehst.“ Ein Grinsen legte sich auf seine Lippen und dann beugte er sich zu mir herunter. „Ein Zungenkuss ist nicht schwer. Nur mach keine Kreise mit der Zunge und steck sie nicht zu tief in jemandes Hals. Am Anfang erst es sanfter, dann wird dir dein Partner schon zeigen, was du mit der Zunge machst.“ Ich wusste, dass er den Satz zweideutig sah und ich verdrehte die Augen, trotzdem blickte ich etwas ängstlich auf seinen Mund. „Du brauchst keine Angst zu haben.“ Dann legten sich seine Lippen auf meine.

Er drängte mich zu nichts. Er sah, dass ich mich erst an den Kuss gewöhnen musste und auch wenn es sich falsch anfühlte, machte ich weiter. Nach einer Zeit öffnete ich meine Lippen, als ich fand, dass ich bereit wäre, und er drang mit seiner Zunge ein, stupste meine an. Ich wusste nicht genau, was ich mit meiner Zunge anstellen sollte, doch Zayn nahm mir das Denken ab, als er meine Zunge noch einmal an stupste und mich somit aufforderte das Gleiche zu tun. Irgendwann schaltete ich ab und ließ mich in den Kuss sinken, behielt aber Niall im Hinterkopf. Seine Hand wanderte zu meiner Hüfte und schob den Ansatz meines T-Shirts etwas nach oben, doch ich nahm seine Hand weg von der Stelle und legte diese stattdessen auf die Seite am Bett. „Nicht“, meinte ich, doch er legte seine Hand wieder auf die Stelle und meinte, dass das dazugehörte. Ich beließ es dabei und legte meine Hände, da ich nicht wusste, was ich mit diesen tun sollte, auf seinen Bauch.

Nach einer längeren Zeit bekam ich fast keine Luft mehr und er löste sich von mir. „War das so schwer?“ Ich wurde rot. Das sah man aber nicht, da meine Wangen wegen dem Kuss schon gerötet waren. „Nein.“ Ich hielt meine Antwort knapp. „Wie wäre es, wenn wir Niall eifersüchtig machen?“ Ich blickte ihn verwirrt an, doch er gab mir keine Antwort. Denn er legte seine Lippen an meinen Hals und küsste mich leicht dort. Es kitzelte leicht, ich keuchte aber auf, als er begann zu saugen. „Zayn, ich will keinen Knutschfleck haben.“ Ich stieß ihn von mir, doch es war zu spät. „Was soll ich meiner Mum sagen?“ „Keine Ahnung. Aber Niall wird nicht erfreut sein, das kann ich dir sagen.“ Ich beruhigte mich wieder. Er hatte Recht. Es war ein Weg, um Niall eifersüchtig zu machen.

Ich wollte gerade ansetzen, um zu reden, doch es klingelte. Verwirrt blickte ich zu Zayn, der meinte, dass er aufmachen würde. Ich wollte ihn stoppen, doch es konnte nicht meine Mutter sein. Sie hatte einen Schlüssel. Also hielt ich ihn nicht auf und er öffnete die Türe, trat heraus und ging den Gang entlang. Ich sah nach kurzem nur noch den leeren Gang und wartete, bis er wieder zurückkam. Doch das tat er nicht. Ich wartete weitere zwei Minuten, doch es passierte nichts. Keine Geräusche waren zu hören. Also lief ich nach unten.

Ich wusste nicht, warum ich die Szene so vorfand. Zayn starrte mit großen Augen auf einen Mann, der etwas kleiner war als er und ich schon einmal gesehen hatte. Es war der Mann, der mit meiner Mutter etwas für die Arbeit gemacht hatte. Nun ja, wer’s glaubt. Dieser aber blickte Zayn genauso geschockt an.

„Zayn?“ Seine Stimme klang überrascht, aber ruhig.

„Vater? Was machst du denn hier?“

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HEEEY. Es tut mir so leid, dass es so lange gebraucht hat. JETZT BIN ICH ENDLICH FERTIG YEAH. Applaus? Nein? Schade. Okay sorry ignoriert mich, ich bin etwas aufgedreht, weil das das längste Kapitel ist, welches ich je geschrieben habe. Like, yeah endlich kann ich ein langes Kapitel schreiben! Das Ende ist mies, aber es hat sehr viel mit der Geschichte zu tun. Und bevor jemand denkt, dass es so klischeehaft ist, ja vielleicht. Aber nein, ich habe sehr viele Pläne und das ist das Einzige, welches ein bisschen so mainstream wirkt. Ja sein Vater hat eine Affäre mit Liams Mutter :) [es war eh so klar] 

UND DANKE FÜR 107 VOTES SEID IHR VERRÜCKT? DESWEGEN GIBT ES AUCH SO EIN LANGES KAPITEL!! ICH LIEBE EUCH! ♥

Nun ja, nächstes Kapitel kommt Mittwoch!! :)) xx

teach me | ziam/niamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt