6 || „Babe, zieh dich aus."

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„Dasselbe könnte ich dich fragen.“ Ein leichtes Lächeln umschloss die Lippen von Zayns Vater. Ich erkannte erst jetzt die Ähnlichkeiten zwischen den Beiden. „Ich bin hier, um Liams Mutter ihre Sachen zurückzubringen. Sie hat sie heute in der Firma liegen gelassen.“ Ich glaubte ihm das Ganze nicht. Sicher hatte meine Mutter die Tasche liegen gelassen, um einen Vorwand für ihn zu haben, hierherzukommen. Und einen Vorwand, falls ich sie zwei erwischen würde. Ich blickte nur unsicher zwischen den beiden umher, doch blieb still und beobachtete die ganze Szene. „Woher weißt du, wo Liams Mutter wohnt?“ Er beäugte ihn kritisch und schien ziemlich respektlos mit seinem Vater umzugehen. Ich bemerkte es an seiner Haltung und auch an seinem Ton. „Hör zu, mein Junge. Wir müssen und jetzt nicht über mein Privatleben unterhalten, wenn jemand anderes hier ist.“ Er deutete auf mich. „Aber ich kenne die Adresse, weil ich hier schon mit ihr zusammengearbeitet habe. Liam hat uns zwei schon gesehen, nicht wahr mein Junge?“ Ich schluckte und nickte leicht, sodass Zayn vom Thema ablenken konnte, dabei einfach die Tasche aus seiner Hand riss und ihm die Tür vor dem Gesicht zuknallte. Sein Vater schien etwas perplex gewesen zu sein, bevor die Türe ins Schloss gefallen war. Ich erkannte, dass Zayn ihn, warum auch immer, nicht mochte. Ich wusste nicht wieso, aber er schien mir auch unsympathisch. Vielleich, weil ich wusste, dass er gelogen hatte, indem er das mit der Arbeit erwähnte. Es war sicher keine Arbeit gewesen, bei dem war ich mir sicher.

„Zayn?“ Ich blickte ihn ehrfürchtig an, als ich sah, dass er wie erstarrt an derselben Stelle stand, bei der er seine Füße schon vor fünf Minuten stehen gehabt hatte. „Alles okay?“ „Ja.“ Er fuhr sich über das Gesicht und lächelte mich dann an. Von einem auf den anderen Moment wurde er wieder zum Alten. „Es hat mich nur etwas überrascht, also wundere dich nicht.“ Er blinzelte mir zu und drängte mich dann bei den Treppen auf die Seite, um wieder in mein Zimmer zu gelangen. „Ich glaube, ich werde jetzt dann gehen. Deine Mutter ist sicher bald zu Hause. Ich lege nur die Tasche in dein Zimmer, damit du sie ihr geben kannst. Es wundert mich, dass sie überhaupt noch nicht hier ist.“ Ich seufzte. So war sie nun einmal. Immer bis spät abends außerhalb von zu Hause.

Ich nickte ihm zu und folgte ihm in mein Zimmer. Es war alles vorhanden, so wie wir vorhin den Raum verlassen hatten. Das Bett sah unordentlicher aus als sonst und ich wurde rot, als ich an das Ganze zurückdachte. „Babe, dir muss doch eine harmlose Knutscherei nicht peinlich sein. Du brauchst eindeutig mehr Selbstbewusstsein.“ Er hatte Recht. Denn als er dies sagte, blickte ich nur stur auf den Boden und behielt meinen Blick dort. Ein leises Lachen war aus Zayns Richtung zu vernehmen. Ich schaute auf und sah ihn mich anstarren, bevor er sich seine Schuhe anzog, die er davor neben meiner Türe abgestellt hatte. „Morgen habe ich keine Zeit. Genauso wie am Rest der Woche. Das heißt, erst wieder am Freitag. Tut mir leid, Sweetheart.“ Irgendwie mochte ich die Spitznamen, die er mir gab. Aber lieber hätte ich es, wenn nicht Zayn, sondern Niall mich mit diesen Namen necken und mich damit verlegen machen würde. Bei Zayn machte mir das Ganze nichts mehr aus. Ich war daran gewohnt.

„Am Freitag nach der Schule. Hier. Schreib mich an, wenn du aus hast.“ Ich habe dir heute eine SMS um diese Uhrzeit geschrieben, reicht das denn nicht? Ich beließ es bei dem Gedanken und nickte ihm nur zu, bevor ich ihn nach unten begleitete und mich von ihm verabschiedete. Er zog sich seine schwarze Lederjacke an und richtete sich kurz seine Haare, bevor er sich zu mir herunterbeugte und einen Kuss auf meine Wange hauchte. „Und vergiss nicht: Wenn Niall dich küsst, erwidere es einfach. Denk nicht zu viel über die ganzen Sachen nach. Zeige deinen Knutschfleck, damit er eifersüchtig wird. Sei ein bisschen offensiv, glaub mir, das mögen wir ‚bösen‘ Jungs.“ Er lachte und schüttelte den Kopf. Danach stellte er sich wieder auf, da er sich zu mir herunterbücken musste und verließ nach einem Nicken meinerseits das Haus.

Ich war fertig. Komplett fertig. Erst ein Treffen mit Niall und ein einfaches Gespräch, welches so viel mehr bedeutete, als nur ein einfach es Gespräch zwischen zwei Menschen. Jedenfalls für mich. Dann diese Knutscherei, die sich so falsch anfühlte, mit dem falschen Jungen. Es war verwirrend. Ich wollte unbedingt erfahren sein, für Niall. Doch ich musste so vieles in Kauf nehmen. So vieles, welches ich nicht einmal in hundert Jahren gemacht hätte, wenn ich Zayn nicht kennengelernt hätte. Also hatte sich mein Leben geändert. Von einem auf den anderen Moment um 180° gedreht und sich somit auf den Kopf gestellt. Irgendwie war ich froh darüber. Aber irgendwie auch nicht. Denn – auch wenn ich es nicht wollte – ich verlor immer mehr meiner Unschuld. Und Zayn war der Grund dafür.

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Es war noch viel später am Abend, als ich auf die Decke starrte. Es war dunkel im Zimmer, deswegen erkannte ich nicht vieles. Ich konnte nicht einschlafen. Das Lachen meiner Mutter, die gerade am Telefonieren war, half mir auch nicht beim Einschlafen. Denn mein Kopf war voller Gedanken. Und diesmal? Diesmal spielte Zayn sogar gar keine Rolle. Das erste Mal, seitdem ich ihn kennengelernt hatte. Und ich war froh. Denn ich liebte es von Niall zu denken, mir sein Lachen vorzustellen und diese Grübchen. Oh ja, genau die.

Ich liebte einfach alles von ihm.  

Da die Position nach einer Zeit unangenehm wurde, legte ich mich auf die Seite. Mein Rücken war etwas steif. Jetzt blickte ich in die komplette Dunkelheit. Ich hasste die Dunkelheit eigentlich, man wusste nämlich nie, was sich in dieser befand. Doch sie war trotzdem ein guter Freund, die Verletzungen von jemanden fernhielt.

Oh Gott, Liam. Du klingst wie ein Weichei.

Ja es stimmte. Ich lachte über den Gedanken von mir selbst. Vielleicht war auch genau das der Grund, warum Niall sich nicht in mich verliebte oder bis zu dieser Woche nicht einmal bemerkt hatte. Nun ja, er wusste wenigstens, dass ich in seine Klasse ging.

Ist ja auch sehr viel, hm.

Ich wusste, dass ich gerade mit mir selbst geredet hatte und verdrehte nur die Augen. Diese wollten nicht zufallen und ich war hellwach, also musste ich irgendetwas tun, um müde zu werden. Irgendwie – fragt mich nicht warum – kam ich dabei auf Laufen. Das ich einfach das Haus verlassen und die Straße entlang laufen sollte. Die frische und kalte Luft genießen und dabei etwas Energie abbauen und gut schlafen konnte. Genau. Das würde ich tun.

So leise wie möglich zog ich mir eine Jogginghose und ein Tanktop an, welches ich mit einer Trainingsjacke – so nannte ich das Stück Stoff – überdeckte. Es war sicher kalt draußen, deswegen zog ich mir auch noch eine Haube über den Kopf. Dann machte ich die Türe meines Zimmers auf und blickte mich um. Ein Lachen war von dem Zimmer meiner Mutter zu vernehmen, doch ich hörte nicht, was sie mit der Person auf dem Telefon sprach. Da ich wusste, dass sie mich nicht bemerken würde, ging ich einfach den Gang entlang und schritt die Treppen herunter, um danach zur Türe zu laufen. Als ich diese öffnete kam mir eine kalte Briese entgegen und ich fröstelte. Fest zog ich mir die Jacke um den Körper und begann dann loszulaufen. Einfach in irgendeine Richtung, um meinen Gedanken noch mehr freien Lauf zu lassen, als sie es schon vorher getan hatten.

Ungefähr eine halbe Stunde später machte ich mich daran, wieder zurückzulaufen. Es war ein befreiendes Gefühl einfach zu laufen und den Schmerz zu vergessen, der sich über meine Beine ausbreitete. Mein Kopf war plötzlich leer, als hätte ich einfach meine Gedanken losgelassen. Nur eine einzige Melodie schwebte in meinem Kopf herum. Ich summte diese leise und konnte so beobachten, ob mein Laufrhythmus auch wirklich stimmte. Denn solange ich summen konnte, solange ich dabei auch noch richtig atmen konnte, lief ich richtig.

Eine weitere halbe Stunde verging und ich befand mich vor meinem Haus. Ich hatte ein bisschen länger als vorhin gebraucht, doch es störte mich nicht. Meine Füße führten mich joggend zu der Eingangstüre und ich holte den Schlüssel hervor, den ich immer mit mir mithatte, und sperrte diese auf. Meine Mutter schien nichts bemerkt zu haben, also begab ich mich wieder in mein Zimmer und zog mir meine Sachen, bis auf die Boxershorts aus, und legte mich in das Bett, um gleich darauf wirklich einzuschlafen und in einen traumlosen Schlaf zu gleiten.

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Mittlerweile war es schon Mittwoch. Die Schule verging relativ schnell und Zayn sah ich nicht mehr. Er schrieb mir auch nicht und so hatte ich mehr Freiraum. Niall und ich hatten uns in dieser Zeit nur einmal getroffen. Er hatte meinen Knutschfleck bemerkt, aber nur gegrinst und seine Augen verdreht. Ich war schon etwas enttäuscht, es war aber nicht so, als hätte ich mir mehr erhofft.

Obwohl, irgendwie schon.

Wir hatten Nummern ausgetauscht, damit er mir schreiben konnte, wann er wieder Zeit hatte. Wir hatten unsere Lieder schon rausgesucht und Niall war sogar schon dabei eine Melodie zu erfinden. Dabei hatte er mich noch immer nicht singen gehört. Die Adresse von mir hatte ich ihm auch gegeben, nachdem er mir gesagt hatte, dass seine Mutter nicht so gerne Besucher bei ihr zu Hause hatte.

Die restlichen Tage vergingen noch mehr wie im Flug. In der Schule ließen mich alle in Ruhe, bis auf Nialls Freundin, die wie eine Klette an ihm hing und mir immer wieder böse Blicke zuwarf, genauso wie die anderen Mädchen, als Niall einmal zu mir gekommen war, um mich etwas von unserem Projekt zu fragen. Es war schön, dass er jetzt eine andere Meinung von mir hatte. Jedenfalls erhoffte ich mir dies.

Ein Test wurde in dieser Woche geschrieben, den ich mit einer 2+ bestand. Es war nur Chemie und aufpassen musste ich in diesem Fach nicht wirklich, denn alles war logisch zurückzuverfolgen. Nun ja, fast alles. Ein bisschen lernen hätte mir vielleicht auch nicht geschadet. Meine Mutter interessierte sich für relativ gar nichts mehr und es war so, als würde sie wieder nur auf mir herumhaken. Ich war daran gewöhnt, also machte es mir nicht viel aus, außer dass ich diese Woche wieder kaum etwas aß.

Heute war es dann Freitag. Ich wusste gar nicht, wie schnell eine Woche umgehen konnte. Niemand hatte sich gemeldet. Weder Niall, noch Zayn, trotzdem machte mir dies nicht viel. Im Sport hatte ich zwar heute wieder Niall betrachtet und mir war es peinlich über die Sache in den Duschen nachzudenken, aber Niall schien es schon fast vergessen zu haben. Nun ja, fast. Denn als ich mich gerade in der Umkleide umzog, zwinkerte er mir leicht zu und ich wurde rot. Zayn hatte Recht, ich sollte echt mehr selbstbewusster werden.

Ich erwischte mich dabei, Niall anzustarren, als er nur in Boxershorts dastand und mit seinen Freunden redete, lachte und irgendwelchen Blödsinn anstellte. Für eine kurze Zeit zog er sich nicht einmal mehr um, sondern lachte nur noch und machte irgendwelche Bewegungen zu einem Witz, den ich von der Ecke nicht ganz verstehen konnte. Seufzend wandte ich mich von ihm ab und packte meine Sachen in die Tasche, bevor ich mich auf den Weg aus der Umkleide machte, doch Halt machte, als Niall gerade meinen Namen sagte. Ich wusste nicht, warum ich diesen so gut hören konnte, obwohl ich noch weiter weg stand, als vorhin. Vielleicht war die fast leere Umkleide der Grund, oder er wollte, dass ich ihn hörte. „Er ist nicht so schlecht. Eigentlich recht nett.“ Ich versuchte angestrengt einfach loszugehen, die Türschnalle runterzudrücken und nicht mehr zuzuhören. Es war schwer. Ich wollte aber nicht hören, wie Niall nur freundschaftlich von mir redete. Jedenfalls war es besser, als das erste Mal.

Nun ja, nicht dafür, dass du ihn versuchst rumzubekommen.

Ich verfluchte mich selbst, denn ich hatte – auch wenn ich es nicht gern zugab – Recht bei dieser Sache, obwohl ich wünschte, dass es nicht so wäre. Ich fuhr mir über das Gesicht und versuchte die Gedanken abzuschütteln, was mir gut gelang. Vor allem als mein Handy vibrierte und somit seine Aufmerksamkeit auf sich lenkte.  

Zayn: Wann hast du aus? Ich hole dich von der Schule ab. x

Ich schrieb ihm die Uhrzeit und steckte mein Handy danach in meine Hosentasche und begab mich in das Klassenzimmer, indem ich wieder Zeichnen haben würde. Ich seufzte. Wie ich dieses Fach doch hasste.

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Es würde in fünf Minuten läuten. Ich hatte auf die Uhr geschaut und wartete ungeduldig. Wer brauchte auch schon eine Zeichnung, die in der Punkperspektive gezeichnet wird? Ich nicht. So viel stand mal fest. Ich verstand nicht, warum Zeichnen in der Oberstufe noch ein Fach war, niemand der nur ansatzweise Verstand besaß, würde Künstler werden und somit sein Geld verdienen. Jedenfalls sah ich das so. Gelangweilt setzte ich das Lineal an und tat so, als würde ich wirklich etwas für das Fach tun, damit ich keine schlechte Note bekam. Ich bemerkte, wie auch viele andere keine Lust mehr hatten. Es war Freitag und viele hatten etwas Besseres zu tun, als in der Schule zu hocken und den Unterricht zu ‚genießen‘. Sogar ich hatte heute eine Beschäftigung vor, die ich sogar lieber mochte als die Schule. Auch wenn das hieß, dass Zayn mich vielleicht wieder küssen würde.

Wäre es Niall, würde ich sogar früher die Klasse verlassen.

Es kam mir wie eine Ewigkeit vor, bis die Klingel endlich ihr nerventötendes Geräusch erklingen ließ und ich den Saal verlassen konnte. Niall sagte, dass er mir heute schreiben würde, da er sich nicht sicher war, ob wir heute an dem Projekt arbeiten konnten. Ich war schon fast aus dem Klassenzimmer draußen, da hatte er mich aufgehalten gehabt. Ich nickte ihm zu und sagte ihm, dass es schon okay sei und ich das ganze Wochenende über Zeit hatte. Danach berührte er nur kurz meinen Arm mit seiner Hand und ich versuchte nicht auszuflippen oder rot zu werden. Mein erstes Anliegen wurde erhört, aber das zweite? Nun ja, sagen wir’s so: Ich war rot wie eine Tomate. Obwohl es nur eine einfache Berührung war. Er blinzelte mir zu und ich starrte ihm hinterher, als er sich auf den Weg zu seinem Spind machte und schluckte. Es war nicht leicht, einfach wegzusehen, wenn er lachte, oder generell vor dir stand, mit einer Person neben ihn, die ihm zum Lachen brachte.

Das würde ich gerne tun.

Auch wenn ich wusste, dass ich nie die Chance dazu hatte, gab ich nicht auf. Seufzend machte ich mich auf den Weg in die gegengesetzte Richtung, um zum Ausgang zu kommen. Es war etwas kühler heute, im Gegensatz zu der letzten Woche. Deswegen war mir kalt, weil ich nicht damit gerechnet hatte. Ich wartete auf Zayn, der noch nicht aufgetaucht war. Meine Arme lagen verschränkt vor meiner Brust und ich blickte genervt auf mein Handy. Es vergingen weitere fünf Minuten und ich hörte auf einmal ein Lachen hinter mir, welches ich immer wieder erkennen würde. Und genau dann sah ich auch Zayn, der geradewegs vom Park aus zu mir kam. Viele Leute starrten ihn an, als sei gerade Obama an ihnen vorbeigelaufen. Ziemlich geschockt. Ich wusste nicht warum und ließ mich deswegen auch nicht beirren. Ich hasste es nur, dass er genau dann kommen musste, als Niall nach draußen trat.

Sicher machte er das mit Absicht.


Als er vor mir ankam, blickte ich ihn etwas genervt an und er grinste. „Du bist zu spät.“ „Ich weiß.“ Dann wanderten seine Augen zu Niall. Ich wollte mich umdrehen, doch er hielt mich zurück. „Er schaut her. Wie wäre es, wenn wir ihm einen Kuss vorführen?“ Ein dreckiges Lächeln schlich sich auf seinen Lippen und ich wurde rot.

Okay, Selbstbewusst sein, wo bist du abgeblieben? Ach, stimmt ja. Ich hatte noch nie eines.

Ich verfluchte mich und nickte leicht. Er hatte sich, bevor er dies gesagt hatte, etwas zu mir heruntergebeugt und jetzt lagen seine Lippen auf meinen. Ich weigerte mich, daraus einen Zungenkuss zu machen. Zayn schien aber auch keinen vorführen zu wollen, denn seine Lippen lagen weich auf meinen und übten nur einen leichten Druck aus. Es wäre ein schöner Kuss gewesen, wenn ich wirklich mit ihm in einer Beziehung gewesen wäre. Er löste sich nach ein paar Sekunden. Ich konnte sehen, wie uns alle anstarrten. Jedenfalls die Leute, die eine gute Sicht auf uns hatten. Ein Getuschel war zu vernehmen und sofort fand ich die ganze Sache weniger prickelnd. In unserer Schule gab es nicht viele Schwule, aber doch welche. Also verstand ich nicht, warum auf einmal alle anfingen sich die Mäuler zu zerreißen.

„Lass uns gehen, Babe.“ Bevor noch irgendein Wort über meine Lippen kommen konnte, zog er mich fort. Ich hatte keine Möglichkeit mehr gehabt, Nialls Reaktion zu sehen, doch es war sicher nur ein leichtes Lächeln. Nichts eifersüchtiges, nur eine freundliche Geste. Es war sicher nur das. Ich ließ mich von ihm mitzerren und achtete gar nicht auf das Umfeld. Bis wir auf den halben Weg anhielten und er mich losließ. Mein Blick wanderte umher und ich bemerkte, dass wir sogar schon ziemlich nah bei mir zu Hause waren. „Was sollte das Zayn?“ Ich rieb mir etwas vor Schmerz den Arm und er verdrehte die Augen. „Würdest du jeden Tag zum Fitnesstraining gehen, dann hätte ich dich nicht so leicht mit mir mitschleppen können.“ Er hatte meine Frage nicht beantwortet und ich gab auch die Hoffnung auf, dass sie überhaupt beantwortet werden würde. „Niall ist echt knifflig.“ Ein leiser Seufzer entkam Zayn. Dann war es wieder still, denn er sagte mir nicht gerade etwas, dass ich nicht bereits schon wusste.

Irgendwann lösten meine nächsten Worte die Stille. „Warum haben alle so komisch reagiert, als du zu unserer Schule gegangen bist?“ Er spannte sich neben mir an, doch sein Gesichtsausdruck blieb derselbe. „Es gehen Gerüchte über mich die Runde. Nichts Schlimmes.“ „So hat es aber nicht ausgeschaut. Die Gerüchte müssen schlimmer sein.“ „Aber nicht gleich wahr. Hör zu Liam, das gehört zu meinem Privatleben, das ich nicht gerne mit anderen teile. Es wäre schön, wenn du das Thema einfach fallen lässt.“ Ich kannte Zayn so gar nicht. Es machte mir etwas Angst, wenn ich ehrlich sein sollte. Deswegen beließ ich es dabei und ließ das Thema fallen. Somit legte sich wieder Stille über uns.

Nicht einmal ein Gesprächsthema fanden wir beide.

Zehn Minuten später kamen wir bei mir zu Hause an. Ich öffnete die Türe und Zayn trat ein. Das Haus war leer, so wie jeden Tag. Wir beide zogen uns die Schuhe aus und ich holte mir nur etwas Kleines zu Essen. Eigentlich hatte ich keinen Hunger, doch ich musste eine Kleinigkeit essen. Ich bot Zayn auch etwas an, der sagte, dass er schon gegessen hatte. Dann gingen wir hinauf in mein Zimmer.

„Also, zum Thema Selbstbewusst sein.“ Er machte eine lange Pause und sah mich durchdringlich an. „Babe, zieh dich aus.“ Ich verschluckte mich fast an meinem Brot, von dem ich das letzte Stück gerade im Mund hatte. „Was?“, schrie ich schon fast. „Zieh dich bis auf deine Boxershorts aus.“ „Warum?“ „Tu es doch einfach.“

Etwas verlegen zog ich mir mein T-Shirt über den Kopf. „Mach schneller, ich bin da, um dir Selbstbewusstsein beizubringen. Das schaffe ich nicht, wenn du dich nicht einmal vor einem Mann ausziehen kannst.“ Er verdrehte die Augen und ließ mich fortfahren. Etwas zögerlich machte ich den Knopf meiner Jeans auf, doch zog sie mir recht rasch aus. „Was jetzt?“ Meine Wangen waren leicht gerötet. „Dir sollte es nicht unangenehm sein, halb nackt vor mir zu stehen.“ Er stand auf und betrachtete mich. Dann kam er einen Schritt auf mich zu. „Mache ich dich nervös?“ Ich nickte und trat einen Schritt zurück. „Du bist zu schüchtern. Sag doch etwas, äußere deine Meinung. Und das ohne zu stottern oder rot zu werden. Dir sollte die Nähe nicht unangenehm sein, wenn du nackt bist. Das ist sie dir ja auch nicht, wenn du etwas an hast. Sag einfach was in dir vorgeht, niemand wird dich dafür bestrafen.“

Ein leichtes Lächeln schlich sich auf seine Lippen, als ich meine Hände verschränkte. Sein Blick wanderte über meinen Körper und ich versuchte angestrengt seine Musterung nicht als störend zu empfinden. Die Muskeln in meinem Körper spannten sich trotzdem an. „Hör auf mich zu mustern.“ Ich bemühte mich echt darum, dass meine Stimme fest klang und nicht versagte. „Gut, gut.“

Er war mir nah. Zu nah.

„Wenn du jemanden küssen willst. Was tust du? Ihn fragen, oder es einfach tun?“ „Fragen.“ Sein Gesicht verzog sich. „Glaub mir, das ist nicht gut. Vor allem nicht bei Niall, da bin ich mir sicher.“ Sein Kopf wurde von ihm leicht geschüttelt und ein schelmisches Lächeln bildete sich um seine Lippen. „Also, was tust du?“ „Ich küsse ihn einfach?“ Es klang eher wie eine Frage. Doch er nickte. „Wenn du jemanden küsst, pass auf, dass du es nicht zu schnell tust. Wenn Zähne aneinander krachen ist das nicht unbedingt von Vorteil. Zu stürmisch am Anfang ist auch nicht gut, außer ihr seid gerade dabei Sex zu haben.“ Er blinzelte mir zu und fuhr fort: „Wenn du ihn küsst, musst du den dominanten Part übernehmen. Das heißt du musst viel selbstbewusster rangehen und dich nicht von ihm küssen lassen und schüchtern erwidern, obwohl du den Kuss gestartet hast, das kommt nicht gut an.“ Ein Lächeln umspielte wieder einmal seine Lippen.

„Und jetzt. Küss mich. Es darf dir nicht peinlich sein. Egal ob du nackt bist oder nicht, Körperkontakt ist wichtig.“ Ich blickte ihm direkt in die Augen und schüttelte meinen Kopf. „Ich werde dich nicht küssen.“ „Warum denn nicht? Wir haben es schon öfter getan.“ Dann nickte ich. Er hatte Recht. Ich wollte aber nicht. Ich hasste es, auch wenn ich mehr Erfahrung haben wollte.

„Gut“, stellte ich fest und biss mir kurz auf die Lippen. Mir war meine derzeitige Position noch immer peinlich und ich versuchte so gut es ging diese zu ignorieren. Langsam lehnte ich mich zu ihm nach vorne und kurz bevor sich unsere Lippen trafen, vibrierte mein Handy. Irritiert wollte ich es vom Bett nehmen, doch Zayn hielt mich auf, indem er seine Hand auf meine legte und mir sagte, dass ich weitermachen solle. Ich wäre zu langsam, es würde schon eine stille Frage sein, wenn ich das bei jemanden anderen gemacht hätte. Also wurde ich etwas schneller und traf mit meinen Lippen auf seine, doch es war etwas zu stark, sodass Zayn zurückzuckte und seinen Kopf schüttelte. „Genau das solltest du vermeiden. Versuch’s nochmal.“

Und ich versuchte es noch einmal. Diesmal war es sogar gut, ich schaffte es den Kuss nur langsam angehen zu lassen und wenn ich ehrlich war, reichte mir das auch vollkommen.

Da war sie schon wieder. Die Klingel. Ich zog mich schnell zurück und wurde rot, denn Zayn grinste. „Zieh dir eine Hose an“, meinte dieser danach und ich nahm sie mir. Gleich darauf starrte ich auf mein Handy und blickte geschockt auf die Nachricht.

Niall: Ich bin in ungefähr zehn Minuten bei dir! x

Shit. Shit. Shit.

„Zayn, es ist Niall.“ „Gut, dann machen wir ihn eifersüchtig.“ „Was meinst-“ Ich wurde durch eine Hand unterbrochen, die meine Haare durcheinander brachte und mir die Hose etwas runterzog. „Wirst du schon sehen.“ Dann zog er mich weg, weg von meinem Zimmer, indem noch mein T-Shirt lag. Er zog mich zur Türe, machte diese auf und lächelte Niall entgegen, drückte mir einen Kuss auf die Wange und verabschiedete sich mit einem „Wir sehen uns, Babe.“ Mir war das Ganze peinlich. Niall starrte mich für eine kurze Zeit an, bevor er mich etwas fragte, was ich für mein Leben nicht vergessen würde:

„Ihr hattet Sex?“

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Wie versprochen, heute kommt ein neues Kapitel. Gestern bin ich extra eine Stunde daran gesessen und hab 2000 Wörter am Stück geschrieben [fragt mich nicht, wie ich das geschafft habe.] Es war 2 Uhr in der Früh, also sorry falls etwas total Blödes daraus entstanden ist. Und ja, ich laber euch jetzt nicht mehr voll, ich hoffe euch gefällt das Kapitel (:

teach me | ziam/niamWo Geschichten leben. Entdecke jetzt