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Plötzlich wurde die Tür wieder aufgestoßen und wieder kam jemand herein.

Bitte nicht!

Es war kein anderer als Sherlock Holmes.
,,Was wollen Sie hier?", fragte ich genervt.
,,Dasselbe wie letztes Mal", grinste er. Das typische Holmes-Grinsen, was mir bei Mycroft so sehr gefiel und mich bei Sherlock misstrauisch stimmen ließ.
Ich ließ mich mit einem genervten Stöhnen nach hinten in mein Kissen fallen.
,,Worauf?", wollte ich wissen.
,,Was wollen Sie von meinem Bruder? Lassen Sie die Finger von ihm! Sie tun ihm nicht gut!", erwiderte er hochnäsig.
,,Was  ich von ihm will? Er hat mich doch zum Abendessen eingeladen!"
,,Offenkundig", wieder dieses Grinsen. Am liebsten würde ich es ihm aus dem Gesicht schneiden...
,,Allerdings... scheinen Sie der Auslöser des ganzen zu sein und das kann ich nicht akzeptieren."
,,Tja", antwortete ich. ,,Dann tun Sie es halt nicht!"
Er schien zu bemerken, dass er nicht mehr aus mir herausbekam und stand auf. Im Gehen wandte er sich noch einmal zu mir um und bedachte mich mit einem langen emotionslosem Blick. Als ich ihn mit hochgezogener Augenbraue musterte, verschwand er endgültig.

Mycroft's Sicht

Genervt setzte ich mich an meinen Schreibtisch. Ich hätte echt nicht gedacht, dass Hope so anstrengend sein könnte.
Und Clove muss noch mindestens eineinhalb Wochen im Krankenhaus bleiben...

Sie war nun schon fünf Tagen dort. Ich habe sie nicht mehr besucht. So sehr ich es auch wollte, ich musste auf meinen Verstand hören!

Das Klingeln meines Handys riss mich aus den Gedanken.
Ich schaute auf das Display. Es war das Krankenhaus! Sofort nahm ich ab.
,,Ist dort Mycroft Holmes?", fragte die Stimme am anderen Ende der Leitung.
Ich bejahte.
,,Hier ist Dr. White. Es geht um Clove Smith."
,,Ist irgendetwas passiert?", fragte ich scharf.
,,Ja, also", fing er an zu stottern.
,,Was ist passiert?", wollte ich wütend wissen.
Der Arzt atmete mehrere Male tief ein und aus.
Dann sagte er: ,,Sie ist verschwunden."

Sie ist was? Panik stieg in mir auf und ich beendete den Anruf.
Ich rief John an, dass er auf Hope aufpassen sollte und sagte ihm, dass Sherlock in Clove's Wohnung nachgucken sollte.
Was ich nicht erwartet hätte: Sie war wirklich da!
Als John da war, fuhr ich sofort zu ihr.

Die Tür stand einen Spalt offen. Misstrauisch schlich ich mich in die Wohnung.
Aus der Küche hörte ich Stimmen. Ich bemühte mich, leise zu sein.
In der Küchentür blieb ich entsetzt stehen.
Clove saß auf einem Stuhl und Sherlock stand dicht über sie gebeugt. Er hatte eine Hand auf ihre Schulter gelegt.
Eifersucht stieg in mir auf. Er und sie? Sie und er? Egal wie ich es wendete und drehte, es passte einfach nicht.

Doch dann zwang ich mich, genauer hizuschauen.
Sherlock's Hand auf ihrer Schulter war keine vertrauliche Geste. Er drückte mit dem Daumen auf ihrer Schusswunde herum! So stark, dass sie plötzlich anfing zu bluten. Clove verzog das Gesicht vor Schmerz und versuchte, einen Schrei zu unterdrücken.
,,Zum letzten Mal", zischte mein kleiner Bruder. ,,Was willst du von Mycroft?"
Clove antwortete nicht. Sie wimmerte nur.

Als ich aus meiner Schockstarre herauskam, stieß ich Sherlock von ihr weg.
,,Wie kannst du nur so etwas tun?", fauchte ich ihn an. Er war ein Monster, ein gefühlskaltes Moster!

Das musst du gerade sagen!

Dafür war gerade keine Zeit! Ich half Clove von dem Stuhl hoch. Sie zitterte so stark, dass ich sie wie aus Reflex in meine Arme zog.
Wütend starrte ich Sherlock an.

,,Jetzt weiß ich alles, was ich wissen muss!", schnaubte er verächtlich und ging.

Sanft drückte ich Clove von mir weg, um mir ihre Wunde anzuschauen.
,,Das sollte John Watson sich noch einmal anschauen", meinte ich schließlich. Sie nickte, immer noch zitternd.

Wie konnte mein Bruder ihr so etwas nur antun? Was hatte sie ihm getan?

Nichts! Er ist eifersüchtig!

Eifersüchtig? Warum sollte er eifersüchtig sein?
War er vielleicht eifersüchtig auf mich und Clove? Aber warum?

Zu viele Fragen, die ich nicht beantworten konnte...










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