XVIII. Sensei?

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Schon etwas vor halb acht stehe ich vor dem Hokageturm und warte auf mein Team. Die frische Morgenluft ist kühl und erfüllt vom Gesang einzelner Vögel.

Mich fröstelt es leicht und ich ziehe meine Jacke enger um meine Schultern, als plötzlich Sora neben mir auftaucht und mich zu Tode erschreckt.

Mit einem lauten Aufschrei springe ich zur Seite und falle dabei fast um. “Mann Sora, musste das schon wieder sein?“, beschwere ich mich lautstark.

“Was denn?“, höre ich es hinter mir und bekomme zum zweiten Mal an diesem Morgen einen halben Herzinfarkt.

“Tsubasa?!“, rufe ich, als ich mich umdrehe und den blonden Jungen erkenne. “Seit wann kannst du dich leise fortbewegen?“, merkt Sora leicht belustigt an und ich schnaube empört.

“Könntet ihr bitte BEIDE  aufhören, euch an mich anzuschleichen??!“

“Aber warum denn? Ist das lautlose Fortbewegen nicht eine der grundlegenden Fähigkeiten, die ein Ninja zu beherrschen hat, ebenso wie sich nicht überraschen zu lassen?“

Verwundert drehen Sora, Tsubasa und ich uns zu dieser unbekannten Stimme um. Ein junger Mann mit langen, dunkelbraunen Haaren, weißer Kleidung und einer grünen  Jônin- Weste kommt ruhig, fast schon majestätisch über den Platz geschritten.

Direkt vor uns bleibt er stehen und verschränkt mit undefinierbarem Blick die Arme.

Meine Augen weiten sich erschrocken. Nicht schon wieder!

“Neji?!“, rufe ich und starre ihn ungläubig an. “Ach stimmt, du musst diese Hellseherin sein, von der Tsunade mir berichtet hat. Was ist los, Kleine, darf ich euch nicht ausbilden, weil das nicht in dein Weltbild passt?“
Der junge Mann mustert mich mit seinem eiskalten Blick. Ich schlucke leise und stottere:“E-eigentlich sollst du k-kein Sensei...“

Ich verstumme, als er sich zu mir lehnt und drohend in mein Ohr flüstert:“Tja, du kannst nichts dagegen unternehmen. Ich entscheide selbst über mein Leben.“

Stumm und eingeschüchtert nicke ich, als Neji sich wieder aufrichtet und diesmal etwas freundlicher verkündet:“ Und von nun an nennt ihr mich nicht mehr Neji, sondern Sensei Neji, verstanden?“

Wir bejahen alle drei hastig mit eifrigem Nicken. “Gut. Dann, kommt mal mit, Kinder.“

Und ehe man sichs versieht, ist Nej- ähhhm, Sensei Neji verschwunden.

“Wo is er denn jetzt?“, fragt Tsubasa verdattert und sucht den ganzen Platz ab, bis Sora mit einer Hand in Richtung eines Häuserdaches deutet.

Und tatsächlich, dort steht der Sensei und schaut gelangweilt in die Luft. Wow, ist der schnell!
“Na was ist, kommt ihr jetzt?!“
Entschlossen balle ich meine Hände zu Fäusten und drehe mich motiviert zu den beiden Jungen neben mir.

“Kommt schon, wir zeigen dem jetzt, was wir alles können. Ihm nach!“

Und schon sprinten wir gemeinsam los und landen auch kurz darauf neben Neji auf dem Dach. Jedoch gibt dieser uns kaum Zeit für lange Überlegungen und verschwindet schon wieder hinter der nächsten Mauer.

“Na toll...“, stöhnen wir im Chor und hasten unserem Sensei nach. Dieser scheint es wohl eilig zu haben, denn es entbrennt eine wilde Verfolgungsjagd kreuz und quer durch Konoha.

Es geht über Dächer, durch schmale Gassen, quer über die Straßenmärkte, rauf auf die Steingesichter der fünf Hokage, am Uchihaviertel vorbei und ein Stückchen durch das Hyuuga-Anwesen.

Erstaunlicherweise können wir zumindest halbwegs mit dem Sensei Blickkontakt halten. Dies jedoch ändert sich, als wir gerade auf der Stadtmauer entlangrennen und Neji plötzlich zu Seite springt und im dichten Wald verschwindet.

Tagträume einer KünstlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt