XVI. Die Zelle

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Na toll.
Gelangweilt sitze ich in einer Ecke der Zelle und starre an die alte Ziegelmauer mir gegenüber.

Ja, Tsunade hat mich in eine Zelle gesteckt. Sie meinte, sie will sicherstellen, dass ich nichts anstelle, während sie sich noch mit den Dorfältesten berät. Und bis die sich mal einig sind, werde ich hier unten versauern.

Aber das ist ja noch nicht das Schlimmste an der ganzen Sache. Ich habe hier drin nämlich nicht einmal irgendeinen Zeitvertreib. Diese Schweine haben einfach mein Buch beschlagnahmt, mein Ein und Alles, meinen Schaaaaatttzzzzzz!

Frustriert schüttle ich meinen Kopf. Jetzt werd ich auch noch verrückt! Und dabei sitze ich erst höchstens seit einer halben Stunde hier.

Naja, wenigstens haben sie mir trockene Sachen gegeben. Ich sehe zwar jetzt aus wie eine Psychiatrie-Insasse mit den weiten, bläulich- weißen Kleidern, aber immerhin.

Oh mann, was soll ich denn hier unten bloß machen? Das ist so langweilig! Ich hebe einen kleinen, spitzen Stein, den ich neben mir auf dem Boden finde, auf und beginne damit Muster in den harten Boden zu ritzen.

Nach einiger Zeit, keine Ahnung wie lange genau, gebe ich auch diese Tätigkeit auf, lehne meinen Kopf zurück an die Wand und schließe meine Augen.

Was hab ich eigentlich anderes erwartet? Ich meine... das war gottverdammter Verrat! Ich sollte froh sein, dass ich nicht gleich von Tsunade in Stücke gerissen wurde.

Frustriert seufze ich. Vielleicht sollte ich etwas schlafen, das hilft sicher.

~

Fünf Tage. Fünf verdammte Tage sind seit meiner Rückkehr nach Konoha vergangen. Zumindest kann ich das an dem spärlichen Licht erkennen, das durch das winzige, vergitterte Kellerfenster in meiner Zelle fällt. 

Die Nächte, muss ich sagen, sind ausgesprochen ungemütlich. Zum Schlafen steht mir nur ein ziemlich dünner Futon und eine ebenso dünne Strickdecke zur Verfügung, was nicht viel gegen die Kälte hilft, die sich nachts in dem alten Gemäuer ausbreitet. Die Zellen unter dem Hokageturm wurden wohl schon lange nicht renoviert.

Zumindest sind die Mahlzeiten halbwegs ausgewogen. Meistens gibt es Suppe, Reis oder sauer eingelegtes Gemüse, und mir steht zu jeder Zeit ein Krug Wasser zur Verfügung.

Inzwischen hat sich meine Stimmung sehr ins Depressive gewandelt. In Gedanken versunken, beginne ich leise, zu singen...

"Hear my prayer, oh god incline thine ear..."

Es ist eine alte Melodie, die ich schon sehr lange kenne. Von Meldelsson, denke ich. Wir haben das Lied einmal im Schulchor einstudiert, damals in der dritten Klasse, und das Ganze dann zum Adventskonzert aufgeführt.

"The enemies shouteth...
The godless come fast..."

Ich versinke in Tagträume. Genau zu diesem Lied habe ich mir früher immer jemanden vorgestellt, der im Kerker sitzt und voller Angst betet. Lustig, ich habe nicht gedacht, mich jemals selbst in so einer Situation zu befinden.

"Oh god, oh god hear my cry."

Langsam stehe ich auf und sehe aus dem kleinen, vergitterten Kellerfenster zu den weißen Schäfchenwolken hinauf, die sich vom Licht der untergehenden Sonne leicht orange färben.

"Oh, for the wings, for the wings of a dove,
far away, far away would I rove... "

Meine Stimme ist nicht mehr als ein Hauchen, zu leise, um jemals gehört zu werden.

"In the wilderness- " "Lisi!" Erschrocken drehe ich mich um. Hinter den Gitterstäben sehe ich drei mir wohlbekannte Personen.

Dort steht Tsubasa mit einem erleichterten Lächeln, neben ihm Naruto, der ziemlich erschöpft aussieht, und Sora blickt etwas genervt über dessen Schulter. Als ich zu ihnen an die Tür trete, erkenne ich ein Stückchen weiter abseits Hinata, die mit hochrotem Kopf Naruto anstarrt. 

"Hallo Leute! Schön euch zu sehen. Wie gehts?" "Das sollten wir eher dich fragen, wie hast du es in eine Zelle geschafft? Und warum durften wir bis jetzt nicht zu dir?" ,kontert Tsubasa meine Frage.

"Naja... Tsunade scheint mir nicht mehr zu vertrauen. Kann ich auch irgendwie nachvollziehen...", murmle ich und lege verlegen meine Hand in den Nacken. 

"Oh..." Eine unangenehme Stille breitet sich zwischen uns aus. 

"L- lisi, wann... d- denkst du, darfst d-du wieder raus?", flüstert Hinata und wird noch röter, als alle, eingeschlossen Naruto, sie ansehen.

"Ich habe leider keine Ahnung... "

Mein Blick fällt auf Naruto und ich bemerke erst jetzt, wie zerfetzt und verschwitzt seine Kleidung eigentlich ist. "Sag mal, Naruto, trainierst du etwa schon?"

Überrascht weiten sich seine Augen und er nickt. "Ja... naja, Sensei Kakashi hat mir heute die verschiedenen Chakranaturen erklärt."

Bedächtig nicke ich. Wow, ich habe ja weniger Zeit, als ich dachte. Bald wird das Team Asuma... und Hidan... oh mann.

Plötzlich ist das quietschen einer Tür zu hören, gefolgt von eiligen Schritten. Shizune erscheint hinter uns und sie deutet eine leichte Verbeugung zur Begrüßung an, bevor sie einen Schlüsselbund hochhält.

"Der Hokage hat sich entschieden."

~~~
Yooooo! Grüß euch!
Hier ist das neue Kapitel :) Ja ich weiß, eigentlich einen Tag zu spät, aber naja...
Wenn ich ganz ehrlich bin, geht hier gerade alles ein bisschen zu schnell, was? Ich werde die Handlung ein bisschen einbremsen müssen, macht euch also auf ein Stückchen weniger Action und Verwirrung gefasst. Ansonsten... Ach ja, wen das Lied interessiert, es heißt "Hear my prayer - Oh for the wings of a dove". Bis zum nächsten mal!

Aezoaχ

Tagträume einer KünstlerinWo Geschichten leben. Entdecke jetzt