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"Das Sicherheitssystem ist nicht zu umgehen. Wir müssen es von der Hauptstelle aus kontrollieren."
Neal schaute konzentriert auf die Baupläne, während ich mich im Internet über die Benefizveranstaltung informierte. Es war eine Ehrung des Vorsitzenden der Goldman and Field Firma, was wir schon direkt aus dem Bauplänen her schließen konnte. Es waren die gleichen die ich bei Carlos gefunden hatte.
"Wenn wir es versuchen zu hacken, besteht ein hohes Risiko, dass sie uns noch vor dem Einbruch bemerken und alles dicht machen."
Er schaut hoch zu mir und wartete auf meine Antwort.
"Wieso können wir nicht in das Überwachungssystem kommen?"
Neal runzelte die Stirn und legte die Mappe zur Seite.
"Die Standardeinstellung sind angepasst und die Überwachungskameras sind nicht mit dem Internet verbunden."
Leider sagte mir das nicht besonders viel, denn von hacken hatte ich keinen blassen Schimmer. Neal schien meine Wissenlücke zu bemerken, denn er setze zu eine Erklärung an.
"Wenn du dir Zugang zu einem beliebigen System verschaffen möchtest, musst du dich quasi durch die Hintertür schleichen und nicht gegen die Vordertür stürmen. Hacker haben ein bestimmtes Netzwerk, welches in wenigen Sekunden tausende möglichen Passwörter abfragt bis es eine Übereinstimmung gibt. Das ist schonmal das häufigste Leck bei Sicherheitssystemen: das Zugriffspasswort wird nicht angepasst. Dazu kommt, dass die drahtlose Bildübertragung zum Empfänger nicht über ein Kabel verläuft, sondern per Funk übertragen wird. Sobald man sich im Sendebereich befindet, kann man das Bild abfangen. Das ist hier aber beides nicht der Fall."
Das klang ziemlich logisch, doch was genau waren nun unsere Möglichkeiten?
"Könnten wir uns nicht in der Sicherheitszentrale ihr Netzwerk kopieren und auf unseren Rechner laden?"
Neal schien die Idee nicht ganz abwegig zu finden, doch hatte schnell ein Gegenargument gefunden.
"Man kann es nicht einfach kopieren. Wir könnten uns zwar von einem anderen Rechner mit den Daten anmelden, aber dafür müssten wir erst an diese kommen und zweitens deren  Programm in der Sicherheitskammer für die paar Minuten lahm legen. Das ist erneut zu riskant."
Viel Spielraum hatten wir also nicht. Es herrschte kurz Stille, bis mir erneut eine Idee in den Sinn kam.
"Wir können die Bilder nicht abfangen weil sie per Kabel zum Empfänger übertragen werden, aber theoretisch könnten wir das Kabel anzapfen oder?"
Neal schaute mich erst entsetzt an, doch sein Blick wurde immer neutraler bis er anfing zu Grinsen.
"Das ist zwar lebensmüde, aber machbar ja."
Seine Mimik verriet mir, dass er gefallen an der Idee gefunden hatte. Gerade als ich meinen Plan ausweiten wollte, wurde die Tür aufgerissen und ein kleiner glatzköpfiger Mann mit Brille betrat den Raum.
"Ich sage es dir Neal, diese Wetterbedingungen sind nicht von Mutter Natur gesteuert!  Das sind diese verdammten Aerosolen. Ich sag nur eins dazu: Illuminaten."
Der Mann hatte mich noch nicht bemerkt, denn er war viel zu hektisch und schnell zum Weinvorrat gelaufen, um sich einen Rotwein ins Glas zu schütten.
"Ein Marques der Murrieta! Aromen von roten Früchten, floralen Tönen, Trüffel und würzigen Noten! Neal, ich werde dir nie dankbar gen-"
Als er mich erblickte, blieb er abrupt stehen und starrte mit geweiteten Augen durch sein Brille hindurch. Ich drang mich zu einem Lächeln durch, welches weiterhin nicht erwidert wurde. Also schaute ich abwartend zu Neal.
"Mozzie, das ist Blake Williams: sie ist die Kriminalspsychologin für den Del Santo Fall."
Mozzie lächelte mir endlich entgegen und hob seinen linken Zeigefinger.
"Eine Wahrheit in böser Absicht berichtet, schlägt alle Lügen, die man erfinden kann."
Er sprach langsam und betonte während er zitierte jede Silbe.
"Wirklich Mozzie? Du musst jetzt William Blake zitieren?"
Neal sah ihn belustigt an und auch mir entwich ein Lachen.
"Es tut zur Abwechslung mal gut, gebildeten Menschen zu begegnen. Die meisten verstehen nicht einmal die Ironie hinter meinem Namen und hier werde ich direkt mit einem Zitat begrüßt."
Mozzie setzte sich zufrieden an den Tisch und trank einen Schluck von seinem Wein.
"Woran arbeitet ihr?"
Ich wusste nicht, wie Neal und Mozzie zueinander standen und wie viel er wirklich über den Del Santo Fall wusste. Deshalb beschloss ich Neal das Reden zu überlassen und mich einfach wenig zurückzuhalten.
"Wir versuchen einen Weg zu finden, nicht als Del Santos Beute in Kellers geheimnisvollen Plan zu enden."
Überrascht zog ich meine Augenbrauen hoch und schaute Neal und Mozzie abwechselnd an. Die beiden scheinen vertrauter zu sein, als ich zu Beginn erwartete.
"Eine Läuterung würde dem Mann gut tun. Sein Verhalten ist vulgär und seine Absichten unweigerlich primitiv." 
Neal ignorierte Mozzies Aussage und widmete sich wieder den Unterlagen. Ich spähte zur Uhr und bemerkte wie spät wir schon hatten. Als ich jedoch noch meiner Tasche griff und aufstand, schaute Neal verdutzt zu mir rüber.
"Wir sind doch noch gar nicht fertig."
Er stand nun ebenfalls auf und legte die Unterlagen zur Seite.
"Wir sollten morgen weiter machen."
So sehr ich wollte, dass wir etwas auf die Beine stellten und gut vorbereitet waren, wusste ich auch dass wir dringend Schlaf benötigten. Wenn alles um wäre würde ich mir erst einmal einen langen schönen Urlaub gönnen.
"1997 In Chinatown begann ein Mörder an jedem Tatort verschieden Pflanzen am Mordopfer zu platzieren die in der chinesischen Kultur als Symbole für verschiedene Persönlichkeitseigenschaften stehen."
Mozzie konnte seine Begeisterung nicht ganz unterdrücken und Neal und ich schauten leicht verwirrt zu ihm rüber.
"An einem Opfer wurde ein Lotusblüte gefunden, welche für Reinheit und Unberührtheit steht. Das Opfer war eine 25 Jahre junge religiöse Frau und das interessante an dem Mord war, dass ihr Finger mit dem Keuschheitsring abgetrennt wurde."
Ich war verblüfft. Mich faszinierten auf eine absurde Art und weise schon immer Krimis, vor allem wenn sie ein Konzept hatten.
"Mozzie, warum erzählst du uns das?"
Neal kam direkt zur eigentlichen Frage, die ich mir ebenfalls stellte, doch Mozzie schaute uns völlig verständnislos an.
"Mord, hat er schon keine Zunge, spricht mit wundervollen Stimmen."
Ich müsste mich vermutlich an Mozzie bizarre Art gewöhnen, doch alles in einem erschien er sehr sympathisch und interessant.
"Alles klar Shakespeare, warum bist du hier?"
Die beiden fingen an sich zu unterhalten und Mozzie erzählte Neal von etwas was er für ihn erledigt hatte. Plötzlich traf es mich wie ein Schlag und ich legte ruckartig meine Tasche ab um die Akte mit den Bildern von Carlos rauszuholen.
"Das es mir vorhin nicht eingefallen ist!"
Ich legte nochmal die Bilder vor mich und kontrollierte die römischen Zahlen. Als ich entdeckte was ich suchte, lachte ich leicht auf.
"Was ist?"
Neal stellte sich direkt neben mich und versuchte den Grund meines Ausbruchs zu finden.
"Die chinesischen Händler benutzten früher ein altes Zahlensystem welches sich die Suzhou Ziffern nannte. Sie wurden in intensiven Bereichen des Handels, wie zum Beispiel in Rechnungslegung und Buchführung verwendet. Ab den Neunziger Jahren wurden sie dann nach und nach durch Arabische Ziffern ersetzt und heute benutzt man sie höchsten noch für die Anzeige von Preisen auf chinesischen Märkten."
Neal nahm eines der Bilder in die Hand und betrachtete zum gefühlten zehnten Mal heute unseren Fund.
"Beeindruckend. Aber was genau hat das jetzt mit unseren römischen Zahlen zu tun?"
Bevor ich eine Antwort darauf geben konnte, kam mir Mozzie zuvor.
"Es ist ähnlich wie im antiken und mittelalterlichen Europa. Früher wurden römische Zahlen für die Mathematik und den Handel verwendet bis sie nach und nach unpopulär wurden."
Ich nickte dankend in seine Richtung und wandte mich wieder Neal zu, der immer noch nicht ganz zu verstehen schien worauf ich hinaus wollte.
"Die Ziffern wurden in Symbolen dargestellt und es gab mehr als nur eine Art sie zu verwenden. Sie waren auch eine Art Kommunikation. Eine Codierung."
Wenn ich vorhin nicht schon ihre vollste Aufmerksamkeit hatte, dann spätestens jetzt. Neal setzte sich wieder und ich holte ein Blatt Papier und einen Stift raus, ehe ich mich auch auf meinen Stuhl niederließ.
"Es ist theoretisch gesehen ganz simpel: jeder der eingeweihten Händler besitzt das gleiche Buch. Die Codierung besteht aus zwei Ziffern, die erste gibt die Seitenzahl an und die zweite das Wort. Es können dadurch auch ganze Sätze und Botschaften verschickt werden ohne das jemand dahinter kommt. Doch ohne das richtige Buch ist das System für einen nutzlos, denn es könnte jedes beliebige sein: ein Kinderbuch, ein Reiseführer, das Telefonbuch."
Ich hielt kurz inne um zu überlegen.
"Außerdem könnte der Code überall versteckt sein, vermutlich hat Del Santo da ein ganz komplexes System zusammengestellt."
Neal sah wirklich erstaunt aus und schaute endlich zu mir.
"Und das wird er mir nicht einfach so erklären. Mozzie meinst du,du kannst dich ein wenig informieren?"
Mozzie trank sein ganzes Glas in einem Zug aus und stellte es wieder ab. Ohne eine weiter Sekunde zu verschwenden erhob er sich und blickte erst zu Neal.
"Ich werde versuchen etwas raus zu finden, aber das ist ein sehr spezielles Gebiet. Das wird nicht so leicht sein."
Als nächstes wandte er sich mir zu.
"Es war mir ein Vergnügen Sie kennen zu lernen Miss Williams! Ich erhoffe mir ein Wiedersehen."
Bei dem Satz schielte er noch einmal kurz zu Neal und drehte sich dann mit dem Rücken zu uns. Ich verfolgte ihn mit meinem Blick noch bis zur Tür und als diese sich hinter ihm schloss, verschwand auch die ganze Aufregung von eben. Stattdessen wurde es richtig still im Raum.
"Woher wissen sie das mit dem Zahlensystem?"
Neal konnte seine Neugier scheinbar nur schwer unterdrücken und ich musste zugeben, ein wenig prahlen wollte ich auch.
"Während meines Studiums gab es einen geschichtlichen Zusatzkurs den man belegen konnte. Er hat mich irgendwie gereizt und das führte dazu dass ich mich auch außerhalb des Studiums ein wenig schlau machte. Schließlich bin ich auf ein Portal im Internet gestoßen wo Leute ihre Informationen austauschten und diskutierten. Eine berichtete von einem Fall in England, in der eine chinesische Schmuggel Organisation sich die Suzhou Ziffern zu Nutze machten, um Botschaften zu hinterlassen. Als Mozzie eben von der Lotus Blüte und den Morden in China town gesprochen hat, kam mir der Fall wieder in den Sinn."
Neal nickte als Antwort beeindruckt und nahm ein Schluck von seinem Wein.
"Wie bist du auf eine Verbindung zu unserem Fall gekommen?"
Er schien sich wirklich dafür zu interessieren und nicht nur um Konversation führen zu wollen.
"Die Organisation konnte sich durch diese Kommunikation sehr lange bedeckt halten ohne das erstens irgendwer auf sie aufmerksam wurde, oder etwas auf sie zurückzuführen war. Ähnlich wie bei unserem Fall, war es nur möglich an Sie ranzukommen wenn sie erst zu dem Treffen erschienen sind. Viele andere haben sich ein Beispiel daran genommen und das gleiche mit den römischen Zahlen umgesetzt, da es zu aufwendig wäre die alten chinesischen Symbole zu erlernen. Die Seiten wurden durch ein Bindestrich und die Wörter durch einen Punkt vor den Zahlen markiert, um kein Missverständnis entstehen zu lassen."
Mehr nötige Informationen vielen mir nicht ein und ich wartete auf Neal's Urteil.
"Wir können es zwar mit Sicherheit nicht wissen, aber es könnte durch aus möglich sein das Del Santo dieses Konzept verwendet."
Ich nickte und trank ebenfalls ein Schluck von dem Wein.
"Wir müssten nur das Buch finden, dann sind wir Ihnen immer einen Schritt voraus. Leider wird uns das nicht gelingen, denn wir müssten Del Santos Bücher mit denen der Anderen Händler vergleichen und wir wissen erstens nicht wer die Boten der Händler sind, noch wie wir an die Bücher rankommen sollen."
Das Vorgehen haben wir zwar jetzt verstanden, aber es brachte uns nicht wirklich weiter.
"Peter könnte einen Beschluss für einen Durchsuchungsbefehl anordnen."
Ich schüttelte den Kopf, was mir einen fragenden Blick von Neal einbrachte.
"Das wäre zu auffällig. Das FBI tanzt urplötzlich bei einem der Händler auf und verlangt nach seinen ganzen Büchern? Da wird doch direkt verstanden worum es geht."
Neal überlegte kurz.
"Ich sehe keine Möglichkeit an die Bücher ran zu kommen."
Er lehnte sich zurück und ließ verzweifelt seinen Blick durch den Raum schweifen.
"Eine Option hätten wir da noch."
Ich lehnte mich vor und stützte meine Ellbogen am Tisch ab. Neal sah erwartungsvoll zu mir, doch ich wusste ihm würde meine Antwort nicht gefallen. Mir gefiel sie nämlich genauso wenig.
"Wir könnten meine Stelle im Casa Luna ausnutzen. Sobald wir rausfinden welcher Händler auch ein Stammkunde ist, werde ich mich ihm als Tänzerin mit Vorzügen anbieten."
Wie erwartet verdüsterte sich Neal's Mimik und seine Augen bildeten sich skeptisch zu Schlitzen.
"Das ist zu riskant. Da ziehe ich den Durchsuchungsbeschluss vor."
Was sollte ich sagen? Mir wäre jede andere alternative auch lieber, doch ich hatte schon so viel Energie und Zeit in den Fall investiert, da durfte und wollte ich nicht scheitern.
"Es ist riskant aber könnte funktionieren. Ich würde ihm einen Besuch zu Hause abstatten und nach einem zweiten Exemplar suchen. Bevor es kritisch wird, kann das FBI das Haus stürmen unter dem Vorwand mich festnehmen zu müssen. Niemand würde Verdacht schöpfen und ich wäre auch aus Del Santos Geschäften raus."
Es klang sehr chaotisch, aber könnte funktionieren.
"Auf keinen Fall. Wir werden eine andere Lösung finden."
Neal kreuzte seine Arme, womit er verdeutlichte wie ernst er es meinte. Körpersprache.
"Und wenn nicht?"
Ich wusste er hatte gute Absichten, aber mir gefiel nicht dass er einfach Entscheidungen für mich traf.
"Dann kriegen wir Del Santo durch etwas anderes als das Codesystem."
Langsam wurde auch er etwas schnippisch, was mich nur noch mehr reizte.
"Und woher sollen wir die Informationen für einen Handel und das Treffen raus beziehen?"
Ich war eigentlich nicht auf Streit aus, vor allem nicht bei dieser Sache.
"Beschatten und verfolgen."
Ich konnte ein spöttisches Lachen nicht unterdrücken, was ihn verständlicher Weise ebenfalls wütender machte.
"Das ist doch ein Witz Neal. Beschatten und verfolgen?"
Keineswegs lagen meine Absichten darin, ihn auszulachen oder als lächerlich dar zustellen, aber wir wussten vermutlich beide dass dieser Vorschlag wenig Sinn beinhaltete.
"Beschatten und verfolgen ist immer noch sinnvoller als dich als Prostetuierte bei irgendwem einzuschleusen!"
Meine Geduld und Kontrolle rückten langsam in den Hintergrund und ich stand abrupt ab.
"Gut es ist sehr riskant und gefährlich, aber genauso effizient und hilfreich! Im Casa Luna hab ich mich auch eingeschleust und durchgeschlagen!"
Neal erhob sich ebenfalls und kam einen Schritt auf mich zu.
"Und siehe was es uns eingebrockt hat!"
Dabei zeigte er mit einer Hand auf Kellers Akte und ich verstummte. Es stimmte zwar und er hatte jedes Recht deswegen auf mich sauer zu sein, aber keineswegs durfte er es als Argument benutzen um den Streit zu gewinnen. Ich brauchte jedoch nichts zu sagen, denn Neal erkannte seinen Fehler und mit einem Mal war seine Wut verflogen.
"Entschuldige, das war keineswegs als Vorwurf gemeint."
Ich nickte bloß, ließ meinen Blick aber nicht von ihm ab. Genauso wenig schien auch Neal daran zu denken weg zu schauen und für einen Moment nahm mich die Intensität seines Blaus ein. Nach kurzer Zeit lösten sich seine Augen von meinen und hingen stattdessen an meinen Lippen. Meine Atmung wurde stärker und zum ersten Mal seit einem Jahr spürte ich wieder die Anziehung zwischen uns. Plötzlich verstand ich wieder, warum ich damals seinem Charme verfallen bin und auch weshalb ich mich auf ihn eingelassen hatte. Ohne es bemerkt zu haben, war er mir plötzlich sehr nah gekommen, sodass ich hochblicken musste und seinen warmen Atem auf meinen Lippen zu spüren bekam. Ich erinnerte mich, wie er damals für mich gekocht hatte und wie gut wir uns verstanden hatten, auf eine ehrliche Art und Weise. Doch mein nächster Gedanke galt dem Anruf der kurz darauf folgte und wie mir bewusst wurde, dass er alles gesagt hätte um mich um den Finger zu wickeln. Ich wusste zwar dass er gerade keine bösen Absichten hatte und dennoch konnte ich aus irgendeinem Grund nichts zulassen.
"Neal."
Ich flüsterte seinen Namen, schaute aber im gleichen Moment nach unten.
"Mir bedeutet der Fall mehr als ich am Anfang zugab."
Mein Blick wanderte wieder ernst zu ihm und leicht verunsichert schaute er in jede erdenkliche Richtung, während er wieder Abstand zu mir nahm.
"Ja, nein ich verstehe. Verzeih mir."
Als hätte er eben erst realisiert wie nahe er mir gekommen ist, wandte er sich direkt von mir ab und holte einen neuen Wein.
"Nein, du verstehst das nicht.."
Meine Gedanken schweiften wieder zum Anfang zurück. Doch wo genau war der Anfang? Als ich den Del Santo Fall angenommen hatte um an Information vom FBI zu kommen? Nein. Als ich bei Dr. Martin damals in der Praxis angefangen hatte? Gewiss nicht. Die ganze Sache hatte viel früher seinen Ursprung und das wusste ich ganz genau.
"Dann klär mich auf."
Neal ließ sich auf seinem Platz nieder und war wieder ganz der Alte. Von seiner vorherigen Sicherheit war nichts zu spüren, stattdessen versuchte er mein Vertrauen zu gewinnen.
Ich trank den Rest meines Weins aus und hielt ihm das leere Glas hin. Leicht grinsend schenkte er mir nach und schaute dann interessiert zu mir.
"Ich glaube das ist eine Geschichte für einen anderen Abend. Wir haben genug um die Ohren."
Ich nahm einen weiteren großen Schluck und wusste bereits jetzt, dass dies mein letztes Glas für heute sein müsste.

Ich möchte kurz an dieser Stelle erwähnen, dass die Suzhou Ziffern tatsächlich existieren, aber nie als Art Codesystem verwendet worden sind. Diese Idee stammt von der BBC Serie Sherlock, die mir tatsächlich so sehr gefallen hatte, dass ich sie spontan für die Geschichte übernahm.

Con (Neal Caffrey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt