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Ich zog den Reißverschluss an der Seite meines Bordeauxroten Kleides hoch und drehte mich zum Spiegel. Da ich vermutete dass Neal wie immer im Anzug erscheinen würde, wollte ich nicht zu lässig auftreten und verzichtete auf eine Hose. Dann wiederum war es schließlich nur ein Abendessen, weswegen ich mich für das schlichte langärmelige Kleid aus Samt entschied, welches sich angenehm an meinen Körper schmiegte, jedoch nicht zu eng saß sodass ich Luft bekam. Ich lugte kurz zu meiner Wanduhr und schlüpfte schnell in meine schwarzen Pumps, bevor ich noch mit einem letzten Blick in den Spiegel sowohl zu meiner Tasche, als auch meinem Mantel griff und aus der Wohnung verschwand. Da es sehr wahrscheinlich war, dass es Wein zum Essen geben wird, nahm ich ein Taxi und ließ mein Auto stehen. Zwar ging ich nicht davon aus dass ich beschwipst sein werde, doch mit Alkohol ging ich dennoch verantwortungsbewusst um.

Es war ein fünfzehn Münitige Autofahrt bis das Taxi vor dem Haus der Burkes zum stehen kam. Ich war erstaunt dass es nicht wirklich herausragend war, ein typisches New Yorker Familienhaus wie jedes andere auch. Selbst Neal als verurteilter Straftäter lebte besser als Agent Burke, welcher Tag täglich schuftete. Im Endeffekt war das ein ziemlich verkorkstes System. Ich wandte mich an den Taxifahrer und überreichte ihm sein Geld, welches er dankend annahm und mir einen schönen Abend wünschte. Mit Schwung öffnete ich die Tür und spürte direkt die kalte Briese. Es regnete immer noch in Strömen, weswegen es mir nicht so leicht fiel aus dem Auto zu steigen ohne direkt nass zu werden. Leider hatte ich meinen Regenschirm auf meiner Kommode liegen lassen und huschte somit direkt zur Haustür, in der Hoffnung nicht völlig durchnässt dort aufzutauchen. Kurze Zeit nachdem ich die Klingel betätigte, wurde die Tür auch schon geöffnet und eine junge Frau mit dunklen Haaren, blauen Augen und dem freundlichsten Lächeln blickte mir entgegen. Für einen Moment musste ich stutzen und starrte sie an. Ich hatte die richtige Adresse angegeben, aber vielleicht war ich am falschen Haus.
"Sie müssen Blake sein!"
Ich gab ihr weiterhin keine Antwort, sodass ihr Lächeln nur noch breiter wurde.
"Neal erwähnte schon dass sie zu Beginn ziemlich abweisend wirken."
Sofort wanderten meine Gedanken an mein erstes Treffen mit June, welche den genauen Wortlaut verwendet hatte.
"Schön zu hören dass Neal nur in hohen Tönen von mir spricht."
Mir war gar nicht bewusst, dass ich abweisend auf andere wirkte aber bis zum jetzigen Zeitpunkt hat es mich auch nicht wirklich gestört. Mrs. Burke trat zur Seite und öffnete noch ein Stückchen weiter die Tür, damit ich eintreten konnte.
"Ich bin Elizabeth, es freut mich dich endlich kennen zu lernen."
Sie reichte mir ihre Hand, die ich mehr als froh entgegen nahm und schüttelte.
"Blake Williams, aber das scheinen sie bereits zu wissen."
Ich zog meinen Mantel aus und reichte ihn ihr.
"Ich sag Ihnen was ich weiß: Sie widersetzen sich Peters Forderungen, Sie handeln auf eigene Faust woraus ich schließe dass Sie nur sich selbst vertrauen und Sie bleiben immer bei der Höflichkeitsform um nicht persönlich verwickelt zu werden."
Mir fehlten die Worte, denn mit so einer Antwort hatte ich nicht gerechnet. Allem Anschein nach, vertraute Peter seiner Frau ziemlich viel an. Ein Lächeln tauchte wieder auf ihren Gesicht auf und sie sah mich aufmuntert an.
"Wissen Sie was ich zu meinem Mann gesagt hatte? Diese Frau wird dir mehr geben, als nehmen Schatz. Ich sagen Ihnen eins Miss Williams: ob Sie es wahrhaben oder nicht, Sie sind bereits persönlich verwickelt und daran werden keine Höflichkeitsfloskeln etwas ändern."
Ich schaute noch einige Sekunden erstarrt in ihre Augen, bis ich mich endlich lockerte und nickte.
"Blake. Nenn mich doch einfach nur Blake."
Es stimmte. Allein dass ich heute hier war, zeigte schon wie persönlich die ganze Sache geworden ist. Elizabeth ging durch das Wohnzimmer in die offene Küche wo Peter und Neal nebeneinander saßen und auf den Bildschirm eines Laptops blickten.
"Jungs, packt eure Spielzeuge endlich weg und öffnet doch schon einmal den Wein."
Neal schaute noch weiter wie gebannt auf den Monitor, während Peter direkt aufstand und zu seiner Frau schaute. Aus dem Augenwinkel musste er mich bemerkt haben, denn sein Blick wanderte zu mir und er nickte mir freundlich zu.
"Guten Abend, Miss Williams. Schön dass sie es geschafft haben."
Als mein Name fiel, wurde auch Neal hellhörig und schenkte mir seine Aufmerksamkeit. Mein Gefühl sagte mir dass ich mich viel mehr freute ihn zu sehen, als ich eigentlich sollte.
"Blake! Rechtzeitig zum Wein!"
Elizabeth stellte gerade den Auflauf auf der Arbeitsplatte ab, als sie sich abrupt zu Neal umdrehte und ihn streng ansah.
"Du kannst erstmal die Teller rausholen und verteilen mein lieber! Erst die Arbeit und dann das Vergnügen."
Neal schaute erst grinsend zu mir und anschließend zu seinem Kollegen.
"Peter deine Frau kommandiert mich herum."
Peter schaute erst gar nicht auf während er am Korkenzieher zog und richtete sein Wort an den Mann vor mir.
"Ich kommandiere dich auch rum. Das ist ein Privileg welches wir bekommen haben, als ich dich nicht im Gefängnis verrotten lassen habe."
Nun blickte er hoch und grinste Neal frech an. Ich musste schmunzeln über die Situation und gesellte mich zu Elizabeth.
"Brauchst du Hilfe?"
Sie blickte mir freundlich entgegen und zeigte dann mit dem Zeigefinger auf einen Topf auf der Herdplatte.
"Du kannst schon einmal die Muschelsuppe einschenken!"
Ich weitete erstaunt meine Augen über Ihre Mühe für dieses Abendessen. Mein Gefühl sagte mir, dass dies alles einen Grund für etwas bestimmtes heute hatte. Mit einer leichten Skepsis griff ich nach dem Topf und einer Kelle um anschließend die Suppe in den Schüsseln zu verteilen, welche Neal gerade dabei war hinzustellen. Ich blieb dicht neben ihm stehen und warf den Burkes einen kurzen Blick über die Schultern zu, ehe ich mich flüsternd an ihn wandte.
"Neal die Sache wird nicht gut für uns enden."
Sobald die Worte meinen Mund verließen schaute er zu mir, was ich ebenfalls tat und augenblicklich die Luft anhielt. Sein Gesicht war meinem so nahe, dass ich seinen Atem auf mir spürte. Für einen kurzen Moment löste ich meinen Blick von sein Augen und lugte zu seinen Lippen, was er bemerkte denn er tat es mir gleich. Meine Atmung wurde unkontrollierbar etwas schneller und bevor die Situation ausarten konnte, schnellte mein Blick wieder zu seinen Augen. Jedoch merkte ich schnell dass dies auch keine so gute Idee war, denn die Intensität mit der er mich anschaute spürte ich wie pulsierenden Strom der seinen Weg durch meine Adern bannte. Neal war der erste der den Kontakt unterbrach und ebenfalls einen Blick über seine Schulter warf, ehe er sich wieder an mich wandte.
"Was?"
Er zog fragend die Augenbrauen zusammen und sah mich leicht verwirrt an.
"Nennen wir es eine berufliche Ahnung. Ich lebe davon Menschen zu lesen."
Gleichmäßig verteilte ich die Suppen in die Schüsseln und spürte seinen Blick dabei auf mir liegen.
"So meine lieben, dann lasst uns doch beginnen."
Elizabeth grinste über beide Ohren und stellte den Auflauf noch auf den Tisch, ehe sie ihre Handschuhe auszog und auf die Küchentheke legte. Ich schluckte schwer und wurde augenblicklich durch die Ungewissheit nervös, setzte jedoch ein Lächeln auf und nahm neben Neal Platz. Dieser schenkte mir Wein ein und schaute mich aufmunternd an, was ich jedoch nur mit einem schwachen Lächeln erwiderte. Elizabeth ließ sich gegenüber von mir nieder, während ich beide Burkes beobachtete. Mich plagte schon immer ein großes Misstrauen gegenüber anderen und zu meinen Schwächen gehörte das genaue analysieren meiner Mitmenschen. Es war eine automatische Reaktion die ich nicht besonders gut beeinflussen konnte.
"Na dann, guten Appetit. Lasst es euch schmecken."
Sie schien ziemlich fröhlich über die Tatsache hier gemeinsam Zeit zu verbringen und für einen kurzen Augenblick, ließ ich von der Skepsis los.
"Die Suppe ist köstlich Elizabeth, du hast dich mit dem Rezept wieder selbst übertroffen."
Neal hielt den Löffel bereits in der Hand und war sichtlich zufrieden mit dem Essen zu sein.
"Neal caffrey, hör auf dir selbst zu schmeicheln. Das gehört sich nicht."
Elizabeth schaute ihn mahnend an, worauf Peter auflachte und seinen Kopf schüttelte.

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⏰ Letzte Aktualisierung: Nov 12, 2017 ⏰

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Con (Neal Caffrey)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt