Heilung und Hilfe

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Frohe Ostern euch allen🐰 und viel Spaß beim Lesen
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Thranduil
Von leisen Gesprächen und dem Geräusch von ungeduldigen Hufschlägen wurde ich langsam wach. ,,Geht schon mal nach draußen und seht euch nach möglichen Gefahren um", hörte ich Legolas Stimme, ,,Ich wecke meinen Vater." Ich hörte an seiner Stimme, dass er ein wenig nervös war, als er von mir sprach. ,,Keine Angst, ich glaube daran, dass es gewirkt hat", sprach Lessien sanft zu ihm. ,,Das hoffe ich", meinte Legolas. Jetzt erinnerte ich mich wieder, was am gestrigen Abend geschehen war. Ich hatte den Sanft der Feuerrose, das einzige Heilmittel gegen Blindheit, zu mir genommen und danach... Ja was war danach passiert? Ich konnte mich nicht erinnern, so sehr ich es auch versuchte. ,,Adar?", hörte ich Legolas Stimme direkt neben mir. ,,Ich bin bereits wach", sagte ich, ,,Allerdings traue ich mich nicht die Augen zu öffnen. Was, wenn es nicht funktioniert hat? Was wenn ich wirklich für immer blind sein muss?" ,,Wir können das nur herausfinden, indem du die Augen öffnest", meinte Legolas sanft, ,,Und auch wenn du für immer blind bist, du bist immer noch mein Vater. Und außerdem hast du bewiesen, dass du trotzdem stark bist." Seine Wort ermutigten mich tatsächlich ein wenig. Ich setzte mich auf und atmete tief durch. Gleich war es so weit. Ich würde die Augen öffnen und entweder mein Augenlicht wieder zurückerlangt haben, oder eine große Enttäuschung erleben und für immer in Dunkelheit leben müssen. ,,Keine Angst, ich bin bei dir, egal was passiert", sprach Legolas beruhigend und ermutigend zu mir und nahm meine Hände sanft in seine. ,,Hannon le ion nin (Danke mein Sohn)", sagte ich leise. Langsam öffnete ich meine Augen und sah nichts als Schwärze. Ich wollte Legolas schon niedergeschlagen berichten, dass es nicht gewirkt hatte, als sich plötzlich etwas tat. Anfangs war es nur ein schwacher, heller Punkt in meinem schwarzen Sichtfeld, aber es wurde größer und klarer. Ich sah nun einen schwachen Lichtschein, vermutlich vom Höhleneingang, doch langsam wurde der dunkle Schleier immer weiter zurückgedrängt. Ich erkannte Umrisse, die immer schärfer und besser erkennbar wurden und dann auch wieder Farben, obwohl Farben in einer Höhle im Gebirge hauptsächlich aus Grautönen bestehen. Ich erkannte Legolas, wie er vor mir hockte mit seinem blonden Haar, der braun-grünen Kleidung und den blauen Augen, die mich erwartungsvoll und auch ein wenig ängstlich anblickten. Tränen sammelten sich in meinen Augen und verschleierten meine Sicht wieder ein wenig. Ich sah. Ich konnte es beinahe nicht glauben, hielt es zum Teil noch für einen Traum. ,,Legolas!!!", sagte ich flüsternd, nicht imstande laut zu sprechen, bevor ich ihm vor Freude und Erleichterung um den Hals fiel. ,,Ich sehe, Legolas! Ich sehe wieder!", flüsterte ich in sein Ohr, während Freudentränen meine Wangen benetzten. Ich drückte ihn ein wenig weg von mir und betrachtete ihn, meinen Sohn. Endlich konnte ich ihn wieder richtig sehen, nicht nur mit meinen Händen, sondern mit meinen Augen. Legolas strahlte ebenfalls vor Freude und Erleichterung und sah mich überglücklich an. ,,Ich danke dir, Legolas. Für alles!", sagte ich. ,,Du bist mein Vater. Für dich würde ich alles riskieren", entgegnete Legolas lächelnd, ,,Bist du bereit die anderen zu sehen?" Ich nickte nur und stand auf. Legolas sammelte die zwei Decken auf und gemeinsam traten wir nach draußen. Ich blinzelte und hielt eine Hand vor meine Augen, denn draußen reflektierte eine weiße Schneedecke das Sonnenlicht und blendete mich. Gimli und Pippin standen bei den Pferden, uns den Rücken zugedreht. ,,Vater, hier sind Gimli, Gloins Sohn und Pippin aus dem Auenland", stellte Legolas die beiden vor, so als würde ich sie zum ersten Mal sehen. Mit ein wenig verwirrten Gesichtsausdrücken drehten sich die beiden zu uns um. ,,Hat es gewirkt?", fragte Gimli als er mich sah. Ich nickte lächelnd, was wohl der Grund dafür war, weshalb besonders Gimli mich etwas komisch ansah. ,,Ja ich sehe wieder", sagte ich, als ich von etwas großem an der Schulter berührt wurde. Leicht erschrocken drehte ich mich um und sah zwei Pferde. Eines davon war definitiv ein Elbenpferd mit hellbraunem, seidigem Fell, doch das andere, welches mich offensichtlich an der Schulter berührt hatte, schien ein Pferd der Menschen, wahrscheinlich aus Rohan zu sein. ,,Ist das Arod?", fragte ich Legolas über meine Schulter während ich das weiße rohirrische Pferd betrachtete. ,,Ja das ist er", antwortete Legolas und trat an die Seite des Pferdes. ,,Ein äußerst schönes Tier für ein Pferd der Menschen", meinte ich und strich durch Arods weißes Fell. ,,Und mir seit dem Ringkrieg ein treuer Gefährte", fügte Legolas noch hinzu, als eine Person aus einem der Bäume vor uns sprang. Arod wieherte erschrocken auf und sprang ein Stück zurück, was mich noch zusätzlich zusammen zucken ließ. Die Person richtete sich auf und entpuppte sich dabei als schwarzhaarige Elbin mit etwas dunklerer Haut. Sie musste Lessien sein, denn eine weitere Frau in unserer Mitte gab es nicht, soweit ich wusste. ,,Keine Weißen Reiter zu sehen", meinte sie. ,,Gut, doch sehe ich etwas ganz anderes", entgegnete Legolas. Fragend sah Lessien ihn an und auch ich verstand nicht wirklich was er meinte. ,,Du hast schon wieder meinen Mantel geklaut", erklärte Legolas, schmunzelte aber. ,,Ja, tut mir leid. Ich habe ihn auf Arods Sattel gesehen und du warst noch drinnen...", versuchte sie zu erklären. Ich beobachtete allerdings meinen Sohn, wie er mit einem sanften Lächeln näher zu ihr ging und sie zum Schweigen brachte, indem er ihr einen Finger auf die rosigen Lippen legte. ,,Ist schon gut, es gibt nichts für dass du dich entschuldigen müsstest", meinte er, ,,Ich weiß dass du frierst und deshalb hast du den Mantel nötiger wie ich. Behalte ihn ruhig solange dir kalt ist." Lessien lächelte ihn dankend an und ihre grünen Augen schienen etwas mehr zu leuchten. Ich beobachtete die Szene schweigend und wusste nicht so Recht, was ich denken sollte. Natürlich hatte Legolas Gefallen an Lessien gefunden, schließlich war sie durchaus eine Schönheit. Allerdings schwebten auch immer wieder Gedanken über den Süden und seinen Ruf durch meinen Kopf und ich stellte mir die Frage, ob Lessien, trotz ihrer Hilfe, wirklich ein guter Umgang war. "Sollten wir nicht weiter?", fragte ich schließlich. Lessien musterte mich einen Moment lang. ,,Es hat also funktioniert oder nicht?", fragte sie dann und sah abwechselnd zu Legolas und zu mir. Ich nickte. ,,Ja es hat funktioniert. Ich sehe wieder", antwortete ich und rang mir trotz meines Misstrauens ein kurzes Lächeln ab. Lessien erwiderte das Lächeln, während sie doch tatsächlich einen Knicks andeutete. ,,Wir sollten wirklich weiter", wiederholte Legolas meine Worte von vorhin und ich ging zu dem braunen Elbenpferd, welches hinter Arod stand. Die Anderen folgten meinem Beispiel und stiegen auf ihre Pferde. Gimli hievte sich hinter Legolas in den Sattel und Pippin wurde von Lessien vor sich in ihren Sattel gehoben. Wir ritten los durch die verschneite Gegend von Enedwaith an den Nebelbergen entlang gen Süden. Unsere Pferde fielen bald in einen schnellen Trab und der eisige Wind streifte unsere Gesichter. Ich ritt voraus, meine Augen aufmerksam auf die Umgebung gerichtet und bald schon verflogen meine düsteren Gedanken wie als hätte der Wind sie davongetragen. Ich ritt voraus im Galopp, der Wind riss an meinem Haar und meinem Umhang und ich fühlte mich im Moment einfach nur frei. Ein glückliches Lachen entwich mir. Ich war geheilt, endlich konnte ich wieder sehen.
~
Wir ritten zweieinhalb Wochen Richtung Süden, bis wir die Grenze zu Gondor erreichten. ,,Wir sollten Aragorn Bescheid geben die Grenzen stärker zu kontrollieren", meinte Legolas, ,,Dadurch wird unser Vorsprung vielleicht etwas größer." Kaum hatte er diesen Satz gesagt wurden wir von einer Gruppen Grenzwachen angehalten. ,,Halt!", rief der Anführer der Gruppe und wir stoppten unsere Pferde. Die Gruppe Menschen kreiste uns ein, der Anführer selbst blieb direkt vor uns stehen. ,,Zeigt eure Gesichter!", befahl er, da wir alle Kapuzen trugen, damit wir nicht erkannt wurden. ,,Faramir, seid Ihr das?", fragte Pippin und nahm seine Kapuze ab. Die Augen des Anführers weiteten sich kurz und er nahm seinen Helm ab. ,,Was tut Ihr hier Pippin? ", fragte Faramir. ,,Wir...ähm...sind nur auf der Durchreise", erklärte Pippin und sah zu uns. Offenbar war er unsicher wie viel er verraten durfte. ,,Und wohin wollt ihr?", fragte Faramir weiter. ,,In den Süden", antwortete Pippin, weshalb Faramir ihn ungläubig ansah. ,,Der Süden ist wild und unerforscht. Hinter Umbar gibt es nichts außer Wildnis bevölkert von wilden Völkern", meinte er. ,,Ihr wagt es meine Heimat zu beleidigen!?", zischte Lessien. Daraufhin herrschte erst einmal Stille. Die Grenzwachen sahen sie verwirrt und erstaunt zugleich an, während wir anderen sie leicht vorwurfsvoll ansahen, schließlich hatten wir besprochen, niemandem unsere Herkunft zu verraten. ,,Verzeiht aber wer seid Ihr?", fragte Faramir. ,,Das ist...ähm...", setzte Pippin an. ,,Elloth. Mein Name ist Elloth", log Lessien, allerdings ohne ihre Kapuze abzunehmen. Faramir sah sie misstrauisch an, ebenso wie Legolas, Gimli und mich. ,,Zeigt eure Gesichter! Alle!", befahl er dann, doch keiner von uns rührte sich. Die Wachen um uns herum sahen uns streng an und einige legten ihre Hand an ihr Schwert. ,,Wir möchten mit Euch alleine sprechen Faramir", sagte Pippin nach einer Weile der Stille. Faramir zögerte kurz, nickte dann aber und befahl den Wachen sich etwas zu entfernen. ,,Steigt ab!", sagte Faramir. Kurz sahen wir uns an und stiegen dann von unseren Pferden. Faramir tat es uns gleich. ,,Pippin ich hoffe du weißt was du tust...", zischte ich ihm flüsternd zu. ,,Wir können ihm vertrauen. Nun ja ich vertraue ihm", entgegnete Pippin. ,,Und wir vertrauen dir Pippin", sagte Lessien und nahm ihre Kapuze ab, was ihr einen verständnislosen und warnenden Blick von mir einbrachte. Faramir betrachtete sie neugierig, jedoch konzentrierte sich sein Blick kurz darauf auf Legolas und Gimli, die sich nun auch zu erkennen gaben. ,,Ich kenne Euch...Ihr seid Leg...", setzte Faramir an, wurde aber von Legolas selbst unterbrochen. ,,Ja der bin ich nur nennt meinen Namen nicht!", sagte er mit leicht gesenkter Stimme. Fragend sah Faramir ihn an. ,,Wir sind auf der Flucht", erklärte nun ich selbst und schob meine Kapuze so weit zurück, dass Faramir mein Gesicht halbwegs erkennen konnte. ,,Ich bin sein Vater", erklärte ich, ,,Und ich wurde des Throns beraubt. Seitdem bin ich auf der Flucht und nun auf dem Weg in den Süden, der laut meinem Sohn und seiner Begleitung nicht ganz so wild ist wie bisher gedacht." Faramir schwieg kurz und betrachtete uns. Offenbar schien er nachzudenken, was genau er tun sollte, ohne irgendwelche Fehler zu machen. ,,Kann ich euch irgendwie helfen?", fragte er schließlich mit gesenkter Stimme. Wir sahen uns an, während wir im Stillen überlegten, ob er das wirklich könnte. ,,Natürlich könnt Ihr das", sagte Pippin, ,,Ihr müsst Aragorn Auskunft geben, dass die Grenzen stärker bewacht werden müssen, denn die Weißen Reiter sind hinter uns her. Werden sie hier aufgehalten und wenn es nur Minuten sind, wird unser Vorsprung vielleicht etwas größer!" Wieder herrschte einen Moment Stille, bevor Legolas sich wieder zu Wort meldete. ,,Pippin du bist genial", sagte er, ,,Am besten du begleitest Faramir. Als Zeuge sozusagen." Pippin nickte, während Faramir uns verwirrt ansah. Er wusste nicht wirklich wovon wir sprachen, versuchte aber, es sich nicht anmerken zu lassen. ,,Pippin wird Euch alles wichtige auf dem Weg nach Minas Tirith erklären", sagte ich, da ich langsam ungeduldig wurde, ,,Wir anderen sollten jetzt weiter. Zu lange haben wir uns schon hier aufgehalten..." Legolas nickte zustimmend und setzte seine Kapuze wieder auf. ,,Wir danken Euch für Eure Hilfe, Faramir", sagte er, ,,Bitte richtet Aragorn aus, dass es mein Vater geheilt ist und es uns beiden, sowie Gimli, gut geht." Faramir nickte nur, während er Pippin auf sein Pferd hob. Lessien schwang sich ebenfalls in den Sattel ihres Pferdes, ihre Kapuze wieder tief ins Gesicht gezogen. Legolas tat es ihr gleich und half Gimli sich hinter ihn in den Sattel zu hieven. Ich selbst zögerte einen Moment, schritt aber dann noch einmal kurz an Pippins Seite, in meiner Hand meine Brosche. ,,Gib sie Aragorns Sohn, Eldarion. Ich mag mir gar nicht vorstellen, wie sehr ihn die Nachricht meines angeblichen Todes getroffen hat, wo wir einander doch ein wenig ans Herz gewachsen sind, als er mit seinen Eltern zu Besuch war", erklärte ich Pippin, während ich ihm die Brosche gab. Pippin nickte. ,,Werde ich. Versprochen", sagte er. Ich nickte ihm und Faramir noch einmal zu und schwang mich dann ebenfalls auf mein Pferd. ,,Beeilt euch! Die Weißen Reiter sind höchstens einen Tagesritt von uns entfernt!", sagte ich. Faramir nickte und ritt zusammen mit Pippin zu den übrigen Grenzwachen, welche, mittlerweile schon etwas ungeduldiger, auf ihren Anführer warteten. ,,Kommt, reiten wir weiter", sagte ich und trieb mein Pferd an.

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt