Nachrichten aus Caras Calen

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Thranduil
4 Wochen später durfte Legolas seine Bettruhe beenden und berief auch direkt eine Versammlung ein. Er wollte besprechen, wie unser weiteres Vorgehen aussehen sollte, vor allem natürlich bezogen auf Celleth. Wir trafen uns in einem großen Höhlenraum, der wohl bereits früher für solche Versammlungen genutzt wurde. In der Mitte des Raumes befand sich ein großer Tisch in Form einer Landkarte geschnitzt aus massivem Holz. Als ich den Raum durch die Haupttür betrat, schien mir die Sonne entgegen, da sich auf der anderen Seite anstatt einer Wand nur ein paar Säulen befanden und man ansonsten einen freien Blick über die steinerne Arena und die dahinter liegenden Wälder hatte. ,,Diesen Raum hatte ich bisher noch gar nicht bemerkt", meinte ich, nachdem ich mich umgesehen hatte. ,,Hier wurde ich auf die Revierspiele vorbereitet", erklärte Legolas, der zusammen mit Gimli und Lessien den Raum soeben betreten hatte. ,,Allerdings war mir damals nicht aufgefallen, dass der Tisch eine Karte von ganz Mittelerde ist", fügte er noch hinzu, ,,Das hat Gimli vor ein paar Tagen erst entdeckt." Der Zwerg schmunzelte stolz bevor er sich an den Kartentisch stellte. Legolas blieb noch einen Moment vor einem kleinen Regal stehen und schien etwas aus einer Kiste hervorzuholen, bevor er zum nördlichsten Teil der Karte lief, wo Angmar, der Düsterwald und Erebor gekennzeichnet waren. Kurz ließ er seinen Blick durch die Runde schweifen, wohl um sich zu vergewissern, dass alle da waren. ,,Dann lasst uns beginnen", meinte er und stellte eine kleine Figur auf den Kartentisch, genau dort, wo sich die Hallen des Waldlandreiches befanden. Unsere Heimat, dachte ich, während ich die Figur betrachtete, die Legolas auf die Karte gestellt hatte. Sie stellte den bronzefarbenen Kopf eines Drachen dar.

Die anderen sahen ihn daraufhin etwas fragend an, da sie keinerlei Verbindung zwischen dem Waldlandreich und einem Drachen finden konnten

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Die anderen sahen ihn daraufhin etwas fragend an, da sie keinerlei Verbindung zwischen dem Waldlandreich und einem Drachen finden konnten. Ich jedoch wusste sofort, weshalb Legolas diese Figur gewählt hatte. ,,Ich dachte mir, wir verschaffen uns zunächst einmal einen Überblick über die aktuelle Lage. Oder zumindest über das, was wir wissen", erklärte Legolas, da er wohl ebenfalls die fragenden Blicke der anderen bemerkt hatte. ,,Der Drache steht für Celleth, nehme ich an", meinte ich, während ich ebenfalls zu dem Regal ging, aus dem Legolas die Drachenfigur geholt hatte. ,,Es war die passendste Figur, die ich finden konnte", sagte Legolas. Ich nickte nur, während ich die gesamte Kiste, in der sich viele weitere Figuren befanden mit zum Tisch nahm. Anschließend nahm ich eine weitere bronzene Figur in Form eines Hirschkopfes mit großem Geweih heraus und platzierte sie auf dem Reich der Werwölfe. Legolas nickte mir zu und auch die anderen schienen nun verstanden zu haben, was wir vorhatten. Kurz darauf hatten wir auch die übrigen Figuren verteilt, um uns einen Überblick über Freunde, Feinde und mögliche Verbündete zu verschaffen. ,,Wenn wir geschickte Bündnisse schließen, könnten wir sogar eine Chance haben", meinte ich nachdenklich, als ich meinen Blick über die, nun mit vielen verschiedenen Figuren bestückte, Karte schweifen ließ. ,,Mit den Werwölfen als unsere momentan einzigen Verbündeten dürfte das allerdings schwierig werden. Schließlich haben sie noch immer einen äußerst schlechten Ruf", entgegnete Feren, der unseren Gesprächen zuvor schweigend gefolgt war. ,,Dann ändern wir diesen Ruf. Ich will nicht König eines Volkes sein, das wegen den Fehlern einzelner vor Hunderten von Jahren verurteilt wird", verkündete Legolas. Seine Entschlossenheit erinnerte mich wieder daran, wie ähnlich wir einander doch waren. Als junger König war ich ebenfalls voller Entschlossenheit gewesen, etwas für mein Volk zu ändern, auch wenn ich damals noch um meine Frau und meinen Vater getrauert hatte. Inzwischen hatte ich jedoch leider erkennen müssen, dass von dieser Entschlossenheit über die Jahre nicht viel übrig geblieben war. Vielmehr hatte sie sich in Verschlossenheit verwandelt, für meine eigenen Gefühle, sowie für mein Volk. Die Welt außerhalb war mir egal gewesen und ich war ihrer Gefahren gegenüber blind geworden, wenn man von den offensichtlichen Bedrohungen durch Smaug und Sauron einmal absah. Jetzt zahlte ich den Preis dafür, indem anstatt eines Hirsches ein Drache im Waldlandreich hauste. ,,Bleibt nur die Frage wie wir das anstellen", warf Gimli ein. Legolas blickte nachdenklich auf die Karte, kam jedoch nicht dazu, etwas zu antworten, da die Tür plötzlich aufgestoßen wurde und zwei Werwölfe hereingestürmt kamen. Sie stützten einen Elben, der sich kaum noch auf den Beinen halten konnte. Sein braunes Haar fiel ihm ins Gesicht und an seiner leichten Rüstung klebte Blut. ,,Was ist passiert? Wer ist das?", fragte ich die beide Werwölfe in ihrer Sprache. ,,Wir haben ihn kurz hinter der Grenze aufgeschnappt. Er ist vom Pferd gefallen und hat sich kaum noch gerührt. Nur etwas gemurmelt hat er, was wir nicht verstanden haben", erklärte einer der beiden Werwölfe ebenfalls in seiner Sprache. ,,Trägt er ein Zeichen bei sich, was seine Zugehörigkeit erkennen lässt?", fragte ich weiter, schließlich mussten wir sichergehen, dass es sich bei dem Elben nicht um einen Spion von Celleth handelte. Der andere Werwolf deutete daraufhin an den Kragen des Hemdes, welches der Elb unter seiner Rüstung trug. Ich erkannte eine Anstecknadel, auf der zu meinem großen Erstaunen mein eigenes Wappen abgebildet war, nämlich das des Waldlandreiches. Verwirrt sah ich zu Legolas, der jedoch den Elb anstarrte. ,,Mithrellas!?", stieß Lessien hervor, als auch sie die Anstecknadel entdeckt hatte. Tatsächlich reagierte der Elb sie und hob leicht den Kopf. Sein Gesicht war blass und seine Augen glasig. ,,Lessien, bist du das?", fragte er mit schwacher Stimme. Lessien stürmte daraufhin zu ihm, ebenso wie Legolas, soweit es seine noch immer nicht gänzlich verheilte Wunde zuließ. ,,Mithrellas, was ist geschehen?", fragte Lessien aufgeregt. ,,Sie sind in der Nacht gekommen. Vom Meer, ohne Warnung und haben uns angegriffen", brachte Mithrellas hervor. ,,Wer?", fragten Legolas, Lessien und ich gleichzeitig. ,,Korsaren", sagte Mithrellas, bevor er endgültig zusammenbrach. Die beiden Werwölfe konnten gerade noch verhindern, dass er gänzlich zu Boden sackte. Inzwischen stand auch ich bei Mithrellas. ,,Bringt ihn in meine Gemächer. Schnell! Ich hole eine Heilerin", sagte ich zu den Werwölfen und erklärte den anderen daraufhin kurz, was ich ihnen gesagt hatte, bevor ich mich schnell auf den Weg machte, eine Heilerin für Mithrellas zu holen.
Einige Stunden später war Mithrellas wieder wach. Die Heilerin hatte eine leichte Verletzung an seinem Arm versorgt und ihn angewiesen, viel Wasser zu trinken, da er leicht dehydriert war. Bettruhe brauchte er nicht. Legolas und ich beschlossen deshalb, ihm direkt einige Fragen zu stellen, die noch offen geblieben waren. ,,Wie geht es dir, mellon nin?", fragte Legolas, als wir meine Gemächer betraten, in denen Mithrellas behandelt wurde. ,,Deutlich besser", antwortete Mithrellas, ,,Danke für Eure Hilfe." Der Elb deutete eine Verbeugung an. ,,Das war doch selbstverständlich", entgegnete Legolas, erfreut darüber, dass es seinem Freund wieder besser ging. Mithrellas wandte sich dann mit einer Verbeugung an mich. ,,Ihr müsst König Thranduil Oropherion sein", meinte er, den Kopf noch immer ehrfürchtig gesenkt. ,,Mae", antwortete ich nur und signalisierte dem Elben, dass er sich wieder aufrichten konnte. Wir setzten uns anschließend auf drei Sessel neben dem Fenster, um mit Mithrellas über den Grund seines Auftauchens zu sprechen. ,,Kurz bevor du zusammengebrochen bist, hast du gesagt, Korsaren hätten euch angegriffen?", hakte Legolas noch einmal nach. Mithrellas nickte mit finsterem Gesichtsaudruck und nahm einen weiteren Schluck Wasser. ,,Deswegen bin ich hier", meinte er dann, ,,Ich wurde ausgesannt, um Hilfe zu holen. Wir sind dem Angriff nicht mehr gewachsen. Zwar halten unsere Mauern noch, aber wie du weißt, Legolas, bestehen unsere Mauern aus lebendigen Bäumen. Einem Beschuss mit Feuer halten sie nicht lange stand." ,,Wie kam es überhaupt zu diesem Angriff? Gab es Streit oder andere Unstimmigkeiten mit den Korsaren?", fragte ich. ,,Von einem Streit oder ähnlichem weiß ich nichts. Es wäre zwar möglich, dass König Thoron uns etwas verschwiegen hat, aber eigentlich halte ich das für unwahrscheinlich. Er ist ein guter König und stets offen und ehrlich zu seinem Volk", antwortete Mithrellas. Ich nickte nachdenklich. ,,Berichtet uns doch, wie der Angriff abgelaufen ist. Vielleicht lässt sich darin ein Motiv erkennen", schlug ich dann vor. Legolas nickte zustimmend und Mithrellas begann, zu erzählen: ,,Vor fünf Tagen kehrte von einer Patroullie an der östlichen Grenze und dem Fluss nur ein einziger Mann schwer verletzt zurück. Er konnte nur noch von Schiffen an der Mündung berichten, bevor er seinen Verletzungen erlag. In dieser Nacht haben sie die Angriffe gestartet. Wir hatten kaum Vorbereitungen getroffen, da wir nicht davon ausgingen, dass überhaupt jemand so schnell den Fluss heraufkommen würde. Weder zu Fuß geschweige denn mit Schiffen. Seitdem stehen wir fast dauerhaft unter Beschuss. Vor drei Tagen wurden Trupps ausgeschickt, um die Gruppen der Korsaren, die von den Schiffen an Land gekommen waren zu finden und auszulöschen. König Thoron persönlich war Anführer der Trupps, doch irgendetwas ist schief gegangen und die Korsaren haben ihn gefangen genommen. Kaum einen halben Tag später verließen zwei der kleineren Schiffe den Fluss und segelten wieder Richtung Meer. Wir vermuten, sie haben unseren König in einem dieser Schiffe untergebracht. Kurz darauf wurde ich von Königin Lalaith ausgesannt, um Hilfe zu holen. Dabei wurde ich von Spähern der Korsaren entdeckt. Deshalb auch die Verletzung an meinem Arm." Darauhin herrschte einen Moment Stille, während wir alle über das Gesagte nachdachten. Legolas brach schließlich das Schweigen. ,,Was wollen Korsaren mit einem entführten Elbenkönig aus dem Süden?", murmelte er. ,,Eine berechtigte Frage", stimmte ich ihm zu, ,,Ich vermute sie wollen Lösegeld oder etwas dergleichen." Mithrellas schüttelte den Kopf. ,,Wir haben keine Lösegeldforderung erhalten und auch sonst keine Drohungen", meinte er. ,,Und du bist dir sicher, dass es auch in der Geschichte deines Volkes keine Zwischenfälle oder Streitigkeiten mit den Korsaren gab?", hakte Legolas nach. ,,Ganz sicher. Wir hatten im Algemeinen nie viel Kontakt zu anderen Völkern, zumal die Werwölfe die meisten Handelsrouten an Land blockierten und eine Schiffahrt über Falas Aduial aufgrund der Nixen viel zu riskant wäre", sagte Mithrellas. Ich lauschte seinen Worten und fragte anschließend, was Nixen überhaupt waren. Als Mithrellas es mir erklärt hatte und Legolas ihm aus eigener Erfahrung zustimmte, wie gefährlich Nixen waren, warf sich mir eine weitere Frage auf. ,,Die Korsaren trugen das Zeichen Umbars, richtig Mithrellas?", hakte ich nach. Der Südelb nickte nur während er wieder etwas Wasser trank. ,,Wenn ihr beide meint, Nixen könnten eine ganze Armada an Schiffen ins Verderben locken, wie kann es dann sein, dass die Korsaren offenbar völlig unversehrt diese Gegend passiert haben?", fragte ich. Legolas und Mithrellas sahen sich daraufhin ratlos an. Niemand von uns wusste darauf eine Antwort, denn eigentlich gab es auch keine. Zumindest keine logische. ,,,Vielleicht weiß Lessien eine Antwort. Sie schien sich mit Nixen relativ gut auszukennen", meinte Legolas dann, ,,Ich werde sie später fragen." Mithrellas nickte, während ich weiter nachdachte. ,,Die wichtigere Frage ist", meinte ich dann, meinen Blick zu Legolas gewandt, ,,Helfen wir ihnen und wenn ja, wie?" Legolas nickte. Er hatte verstanden was mein Blick zu bedeuten hatte. Er war König hier. Die Entscheidung für die Aussendung von Hilfe und Befehlsgewalt über die Truppen lag somit bei ihm. ,,Überdenke diese Entscheidung gut. Es ist deine erste große Amtshandlung als König mit vermutlich weitreichenden Folgen für uns und die Werwölfe. Die ersten Entscheidungen eines Königs definieren ihn und seine weitere Herrschaft", sagte ich, mich an die Worte meines Vaters erinnernd, die er mir einst gesagt hatte. Daraufhin spürte ich zum ersten Mal seit längerer Zeit den Wind von Vaters Berührung um meine Arme und ein kurzes Schmunzeln huschte über meine Lippen. Mithrellas schien unterdessen etwas verwirrt, denn er sah immer wieder zwischen Legolas und mir hin und her. ,,Verzeiht diese Frage, aber seid nicht Ihr König?", fragte der Südelb mich etwas unsicher. ,,Hier nicht. Hier ist Legolas König", antwortete ich nur. Bin ich denn überhaupt noch König von irgendetwas? dachte ich dabei für mich. Celleth hatte sich wahrscheinlich bereits wenige Tage nach meiner Flucht aus dem Waldlandreich zum König gekrönt und zwei Könige konnten kein Reich regieren. Vor allem nicht, wenn einer der beiden wie ich im Exil lebte. ,,Ich erkläre es dir ein anderes Mal, Mithrellas", meinte Legolas, da der Südelb wohl immer noch verwirrt war. Legolas selbst schien jedoch immer noch sehr nachdenklich zu sein. ,,Ich denke, wir haben für heute genügend Informationen, um darüber nachzudenken", meinte ich und erhob mich. Mithrellas und Legolas taten es mir gleich. ,,Ich werde Euch eines der Gästegemächer herrichten lassen, Mithrellas", sagte ich dann mit einem kurzen Blick zu Legolas, der zustimmend nickte. ,,Aphado nin (Folgt mir)", sagte ich dann zu Mithrellas, der sich mit einer leichten Verbeugung von Legolas verabschiedete und mir folgte. Nachdem ich zwei Bedienstete angewiesen hatte, eines der Gästegemächer für Mithrellas herzurichten und der Südelb beschloss, Lessien aufzusuchen, um ihr ebenfalls zu erzählen, was passiert war, kehrte ich in meine eigenen Gemächer zurück. Legolas saß auf dem Sofa vor dem Fenster und sah hinaus, während er eine dünne Strähne seines hellblonden Haares flocht. Als er mich bemerkte, ließ er seine Hände sinken, worauf sich die geflochtene Strähne zum Teil wieder öffnete und sah zu mir, sagte jedoch nichts. Ich setzte mich neben ihn, während ich ihn musterte. ,,Was betrübt dich?", fragte ich dann. Legolas seufzte. ,,Vieles", antwortete er, ,,Es ist einiges in der letzten Zeit geschehen und jetzt muss ich noch eine weitere Entscheidung treffen, die meine Zukunft als König und auch die Zukunft der Werwölfe bestimmen. Ganz zu schweigen von den Entscheidungn zu unserem weiteren Vorgehen wegen Celleth." Ich konnte mir ein kurzes, leichtes Lächeln nicht verkneifen. Gerade in diesem Moment erinnerte Legolas mich so sehr an mich selbst als jungen König. Entschlossen, die richtigen Entscheidungen treffen zu wollen aber dennoch mit der ganzen Situation, der Verantwortung und Macht, die man als König innehat, überfordert. ,,König zu sein ist niemals leicht", sagte ich, nahm die geflochtene Strähne in meine Hände und begann, sie weiter zu flechten während ich sprach: ,,Du musst viele Entscheidungen treffen, manche fallen dir leicht, viele andere nicht. Die ersten sind immer die schwierigsten. Sie zeigen dem Volk und auch dir selbst, was für ein König du sein wirst." ,,Und wenn ich die falschen Entscheidungen treffe?", fragte Legolas. ,,Jeder macht Fehler. Meine erste Entscheidung als König war, jeglichen Kontakt zu den Werwölfen abzubrechen. Ein Fehler, wie sich später herausstellte, denn sie mussten fliehen und ihre Heimat aufgeben. Erst jetzt, da mir dasselbe widerfahren ist, verstehe ich sie und sehe meinen Fehler ein", antwortete ich, ,,Meine Herrschaft als König begann also mit Abschottung von der Außenwelt. Ich bin mir sicher, deine wird anders beginnen. Besser." Legolas wandte den Blick zu mir. ,,Ich will den Südelben helfen, ich muss beinahe schon. Ohne König Throrons Hilfe hätte ich niemals zur Feuerrose gefunden. Aber wenn meine erste große Entscheidung als König ist, in einen Kampf zu ziehen, ungewiss über die Stärke des Gegners, beginne ich meine Herrschaft dann nicht mit Krieg und Verderben?", meinte er. Ich schüttelte den Kopf, während meine Finger nach wie vor wie von selbst die dünne Strähne von Legolas' Haaren flochten. ,,Du beginnst deine Herrschaft, indem du zeigst, dass du als König der Werwölfe ein verlässlicher Freund bist. Du zeigst Präsenz im Geschehen der Welt, du kannst neue Bündnisse schließen und du sorgst dafür, dass die Werwölfe ihren schlechten Ruf loswerden", sagte ich, ,,Klingt das wirklich nach einem schlechten Beginn deiner Herrschaft?" Nachdenklich senkte Legolas den Blick und spielte mit Vaters Seelen-Schlüssel, den er nach wie vor an einer Kette um den Hals trug. Auch ich dachte für einen Moment darüber nach, was ich als Nächstes sagen könnte, während ich die Strähne zuende flocht. Ich hielt sie daraufhin fest, da ich nichts zur Hand hatte, mit dem ich die geflochtene Strähne am Ende hätte zusammenbinden können. Eine blasse Hand mit weiß-silbrigem Schimmer erschien plötzlich neben mir und reichte mir ein dünnes Haarband. Ich sah auf und blickte in Vaters lächelndes Gesicht. Unwillkürlich lächelte ich ebenfalls ein wenig, nahm das dünne Haarband und knotete es flink um Legolas dünne geflochtene Haarsträhne. ,,Keine Sorge, Legolas. Dein Vater und ich stehen dir immer zur Seite", sagte Vater und setzte sich ebenfalls neben Legolas. Legolas sah auf und lächelte, als er die Stimme seines Großvaters hörte. ,,Wenn du auf dein Herz hörst, wirst du sicherlich die richtige Entscheidung treffen, Legolas", fügte Vater noch hinzu. ,,Ich danke euch", sagte Legolas und sah Vater und mich mit einem ehrlichen, dankbaren Lächeln an. ,,Für was bin ich als wandelnde Toter denn sonst zu gebrauchen?", scherzte Vater und Legolas und ich lachten. ,,Das ist doch selbstverständlich", meinte ich dann und legte einen Arm um Legolas' Schultern. Er lächelte noch immer, doch kurz darauf verschwand sein Lächeln. ,,Aber wie soll ich ein Heer von Werwölfen befehligen, wenn ich kaum ein Wort ihrer Sprache verstehe, geschweige denn sie sprechen kann", meinte Legolas und sah nachdenklich aus dem Fenster. ,,Ich spreche sie fließend, auch wenn ich immer noch nicht ganz verstehe, wieso. Ich kann dich unterrichten, wenn du möchtest", sagte ich. Legolas' Gesichtsausdruck hellte sich sofort auf und er nickte. ,,Gerne", sagte er. Ich lächelte ihn kurz an. ,,Gut, dann beginnen wir gleich morgen. Jetzt sollte ich mich aber sputen, damit es nicht zu spät wird. Ich habe Mithrellas versprochen, nach seinem Pferd zu suchen", meinte ich. Legolas nickte. ,,Kann ich noch etwas hier bleiben? Die Aussicht ist so schön", fragte er dann. ,,Natürlich, so lange du willst", antwortete ich und strich mit meinen Fingerspitzen noch einmal über die dünne geflochtene Strähne, bevor ich ging.

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Hallo Leute,
Ich melde mich mal aus meiner Abi-Pause zurück. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt