Schnee

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Da ich immer noch Sommerferien habe und mir dezent langweilig ist, habe ich diesen Monat noch ein weiteres Kapitel für euch. Viel Spaß beim Lesen😉
LG Anna🌸
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Legolas
Ich öffnete die Augen und richtete mich auf. Die kleine Höhle in der Lessien und ich letzte Nacht Schutz gesucht hatten, war jetzt, da das kleine Feuer, welches wir entzündet hatten, erloschen war, ziemlich dunkel. Doch das spärliche Licht vom Höhleneingang reichte für mich aus, um zu erkennen, dass ich alleine in der Höhle war. Weder Lessien noch eines unserer Pferde war hier. Ich stand auf und verließ die Höhle. Draußen musste ich ein paar Mal blinzeln, denn über Nacht hatte es geschneit und im Tageslicht wirkte die weiße Pracht geradezu blendend. Ich hörte das Wiehern von Arod und Niphredil und im nächsten Moment entdeckte ich Lessien. Sie stand vor einem Strauch und betrachtete ihn fasziniert. Ich trat neben sie und sie hob den Kopf. ,,Es ist wunderschön", sagte sie und betrachtete Schnee und Eis auf den dünnen Zweigen des Strauches. ,,Hast du noch nie Schnee oder Eis gesehen?", fragte ich. Lessien schüttelte den Kopf. ,,Bei uns gibt es das nicht, da es auch im Winter zu warm ist", erklärte sie, ,,Allerdings habe ich davon gehört, dass es das hier im Norden gibt." Sie strich vorsichtig über einen Zweig des Strauches. Ein wenig Schnee blieb an ihrem Finger hängen und sie betrachtete, wie er langsam schmolz. ,,Man merkt, dass du noch nie Schnee und Eis gesehen hast", stellte ich fest, ,,Aber wenn du willst, zeige ich dir, was man damit machen kann." Mit diesen Worten formte ich einen Schneeball und warf ihn auf ihren Rücken. Sie sprang überrascht zurück. ,,Na warte, das kriegst du zurück!!!", rief sie dann. Damit war die Schneeballschlacht eröffnet und wir bombadierten uns gegenseitig mit Schneebällen, bis wir keine Lust mehr hatten. Lessien ließ sich lachend in den Schnee fallen. ,,Gut, ich glaube, ich weiß jetzt, was man mit Schnee tun kann", meinte sie und setzte sich auf, ,,Aber ich denke, wir sollten weiter oder nicht?" ,,Ja, ich denke das wäre gut", stimmte ich ihr zu und half ihr beim Aufstehen, indem ich ihr die Hand reichte und sie sich hochzog. Danach stand sie einen Moment dicht vor mir und sah mich an. Ich tat dasselbe, bis sie sich wieder abwandte und zur Höhle ging, um unsere Sachen zu packen. Ich seufzte leise in mich hinein. Würde ich es je schaffen, ihr Herz für mich zu gewinnen?

Thranduil
,,Oh, es hat geschneit über Nacht", sagte Pippin, als wir zusammen mit Gimli in die Küche gingen, ich immer darauf bedacht, nicht mit dem Kopf an die Decke zu stoßen. ,,Was möchtet Ihr frühstücken?", fragte der Hobbit. ,,Ich bin nicht hungrig", antwortete ich, ,,Aber hättet Ihr vielleicht einen Stuhl für mich?" ,,Natürlich", sagte Pippin, ,,Hier vor dem Kamin steht ein Sessel. Zwar in Zwergengröße, aber besser wie in Hobbitgröße oder nichts." Dann hörte ich seine leichten Schritte um die Ecke verschwinden. ,,Er hat es offenbar vergessen", stellte ich monoton fest. ,,Wird wahrscheinlich noch ne Weile dauern bis er es nicht mehr vergisst", meinte Gimli und führte mich dankenswerterweise zu besagtem Sessel vor dem Kamin. Wir hörten Geschirr klappern, kurz darauf ein Klirren und ein leises Fluchen von Pippin. ,,Ich sehe mal was er so treibt", meinte Gimli. ,,Sag ihm bitte, dass er sich meinetwegen keine Umstände machen soll", bat ich den Zwerg, ,,Und momentan brauche ich auch nichts zu essen. Ein wenig Wasser genügt mir." ,,Ich werds versuchen", sagte Gimli und ich hörte seine schweren Schritte in Pippins Richtung verschwinden. Jetzt war ich alleine und um ehrlich zu sein war ich froh darüber. Zwar lenkte mich Gesellschaft ein wenig von den Geschehnissen der letzten Zeit ab, dennoch war ich lieber alleine. So konnte ich besser über das Geschehene nachdenken, aber auch über die Zukunft. Ich wusste, ich konnte mein Volk nicht einfach Celleth überlassen. Er war ein Tyrann geworden, soviel war mir mittlerweile klar. Wenn nicht sogar ein komplett verrückter Tyrann. Aber lohnte es sich für mich überhaupt noch, das Königreich zurückzuerobern, jetzt wo Legolas, mein einziger Erbe, tot war? Niemandem außer meinem eigenen Sohn hätte ich die Krone überlassen, wäre ich irgendwann in den Westen gesegelt. Wären sowohl Legolas als auch ich in irgendeiner Schlacht gefallen oder beide in den Westen gezogen, wäre Feren meine nächste Wahl gewesen, doch dieser hatte mich verraten. Und Tauriel, auch wenn sie meine Tochter war, würde das Volk nicht auf dem Thron dulden. Schließlich war sie nicht aus meiner Ehe entstanden. Zudem war sie schwanger. Als wir in Bruchtal ankamen war sie sehr erschöpft und ich bat sie zu einer Heilerin zu gehen, da dies für Elben nicht gewöhnlich war. Als ich sie am nächsten Tag wieder traf, berichtete sie mir, dass die Heilerin herausgefunden hatte, dass sie definitiv schwanger war. Von wem sagte sie allerdings nicht, obwohl ich sie mehrmals fragte. Während ich daran dachte schlich sich ein Verdacht, eine Vermutung in meine Gedanken. Wäre es möglich, dass...aber eigentlich war es doch völlig unmöglich. Wenn sie es erst in Bruchtal bemerkt hatte, hätte sie einige Tage vor unserer Flucht aus dem Wald mit ihm geschlafen haben müssen. Allerdings...möglich wäre es schon. Es wäre möglich, dass Feren der Vater des Kindes war. Aber warum hätte er mit Tauriel schlafen sollen, wenn er mich verraten hatte und genau wusste, dass Tauriel auf meiner Seite stand? Vielleicht hatte sie Verdacht geschöpft und er hatte versucht, sie damit abzulenken? Aber eigentlich war soetwas ganz und gar nicht Ferens Art. Es sei denn, er wäre genauso unberechenbar geworden, wie Alanel. Ich seufzte und massierte meine Schläfen. Zu viele Gedanken schwirrten durch meinen Kopf und verursachten Kopfschmerzen.

Erzähler
Er ritt in halsbrecherischem Tempo über Gondors Grenze, die Kapuze seines Mantels tief ins Gesicht gezogen, damit man ihn nicht erkannte. Auch wenn er Gondor mehrere hundert Jahre lang nicht einmal mehr betreten hatte, war es doch sicherer, wenn er sein Gesicht versteckt hielt, denn mit Sicherheit war die Nachricht von Thranduils Flucht schon bis nach Gondor vorgedrungen. Dass er seinem König und Seelenbruder nicht gefolgt war, dürfte viele Fragen aufwerfen, die er zu vermeiden versuchte, indem er sein Gesicht versteckte. Der Grund, warum er überhaupt in südlicher Richtung unterwegs war, war der Unglaube über Legolas' Tod. Er glaubte nicht, dass der Sohn Thranduils tot war, nicht bis er es mit eigenen Augen gesehen hatte. Jetzt war er auf dem Weg in den, ihm völlig unbekannten Süden, um sich zu vergewissern, ob Legolas tot oder noch am Leben war und er hoffte, dass letzteres der Fall war.

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt