Mordor zur Zeit des Ringkrieges
Hoch oben im dunklen Turm Barad-dûr, direkt unter dem lidlosen, flammenden Auge, gab es einen Raum, der für Orks gesperrt war. Nur die neun Ringgeister durften ihn betreten. Zwei Männer bewohnten diesen Raum, soweit man dies so nennen konnte. Der eine hatte das Erscheinungsbild eines Elben mit hellblondem Haar und bernsteinfarbenen Augen. Der andere war in ein rot-orangenes Gewand gehüllt, mit schwarzen und goldenen Verzierungen, sein Gesicht durch die Kapuze versteckt. ,,Saruman hat versagt! Seine Streitmacht ist vernichtend geschlagen worden und seine Kräfte sind wirkungslos", sagte der Mann mit Kapuze. Obwohl er auf einem Stuhl saß, war zu erkennen, dass er größer wie der Elb war, würde er sich aufrichten. ,,Ich hatte dir bereits geraten, ihn nicht als alleinige Marionette zu verwenden. Durch Isengards Niederlage haben wir wieder an Stärke verloren", meinte der Elb. Der andere Mann lachte auf. ,,Du hast wirklich geglaubt, ich wäre auf Isengards Heer angewiesen? Saruman war nur ein Mittel zum Zweck. Durch seine Machenschaften und sein Werk konnte ich den Blick der Menschen von uns ablenken und mich auf meine eigene Streitmacht konzentrieren", entgegnete er. ,,Dennoch richten sich nun wieder alle Blicke hierher", sagte der Elb. ,,Sollen sie nur und vor meiner Macht erzittern!", rief der andere Mann aus. Danach herrschte einen Moment Stille. ,,Wir werden Gondor bald angreifen, dort sind die Menschen schwächer wie in Rohan", meinte der Mann schließlich. ,,Die Menschen Gondors werden sich nicht kampflos ergeben", entgegnete der Elb, ,,Und was ist, wenn sie Rohan zur Unterstützung rufen?" ,,Selbst dann werden sie sich gegen unsere Streitmacht nicht behaupten können", sagte der andere Mann gelassen. Der Elb überlegte kurz. ,,Lass mich deine Streitmächte in die Schlacht führen und den Menschen zeigen wie mächtig unser Blut ist", forderte er dann. ,,Nein!", stieß der andere Mann hervor. ,,Warum nicht? Glaubst du etwa ich bin weniger fähig dazu ein Heer zu führen, wie diese Missgeburten von Orks!?", fragte der Elb gereizt. Der andere Mann erhob sich daraufhin aus seinem Stuhl und überragte den Elb dadurch um mindestens zwei Köpfe. ,,Daran zweifle ich nicht", sagte er, ,,Allerdings kann und will ich nicht riskieren, meinen einzigen Erben zu verlieren!" Mit diesen Worten wandte er dem Elb zum ersten Mal das Gesicht zu. Der Elb schwieg und starrte sein Gegenüber an. Erstaunen, aber auch Schock zeichneten sich in seinem Blick. ,,Sieh mich nicht so an, du weißt selbst, dass ich noch nicht all meine Kräfte wieder gesammelt habe", sagte der Mann. ,,Ja, doch wusste ich nicht, dass es dein Erscheinungsbild so sehr beeinflusst", entgegnete der Elb, während er das magere Gesicht des großen Mannes musterte. Dieser wandte sein Gesicht wieder ab. ,,Ich weiß selbst wie sehr mich mein Exil gezeichnet hat", zischte der große Mann. ,,Verzeih, Vater", sagte der Elb plötzlich etwas kleinlaut. ,,Ich verbiete dir diese ewigen Entschuldigungen! Deine Zeit bei den Elben war viel zu lang, sie haben dich zu weich werden lassen", rief der Mann gereizt. ,,Dennoch lehrten sie mich das Kämpfen", entgegnete der Elb. Der Mann drehte sich wieder zu ihm um. ,,Nichts desto trotz werden auch sie nicht von unserer Herrschaft verschont bleiben", meinte er mit einem bösartigen Funkeln in den Augen.
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Die Trümmer des dunklen Turms lagen verstreut auf dem trockenen Boden, das flammende Auge war erloschen. Einzig der Schicksalsberg spie noch immer Feuerfontänen aus seinem Krater und erleuchtete das öde Land mit feurigem Licht. Doch plötzlich war eine Gestalt zu sehen. Es war der Elb, der sich sonst immer im Turm aufgehalten hatte. Hektisch rannte er zu den Trümmern von Barad-dûr und als er sie erreichte, begann er, etwas darunter zu suchen. Er schob große Trümmer zur Seite und warf kleinere Teile hinter sich, bis er schließlich stockte. Er hatte gefunden, was er gesucht hatte, doch erfüllte ihn sein Fund nur mit Schmerz und Wut. Noch einen großen Trümmer drückte er zur Seite, dann lag der sonst so große, stattliche Körper frei. Doch jetzt lag er schwach dar, unnatürlich verrenkt und mit verzerrtem Gesicht. Von der glänzenden Macht des Maia war nichts mehr übrig. ,,Vater...? Vater...!?", murmelte der Elb fast schon wehmütig, und der Maia hustete schwach und drehte seinen Kopf ein wenig zu dem Elb. ,,Verschwinde", krächzte der Maia, doch der Elb schüttelte den Kopf. ,,Solange du noch lebst, gehe ich nicht", sagte der Elb. ,,Ich sterbe sowieso, der Ring ist vernichtet", entgegnete der Maia, ,,Jetzt ist deine Zeit gekommen! Bring mein Werk zuende." ,,Ich bin nicht so stark wie du", entgegnete der Elb. ,,Dennoch bist du stärker wie jeder Elb. Du bist zur Hälfte Maia, du bist mein Sohn. Mein Blut fließt durch deine Adern und mit diesem Blut auch meine Kraft", sagte der Maia, doch seine Stimme begann zu zittern und sein Atem zu stocken. ,,Räche mich, mein Sohn, doch durchdenke deine Taten gut und geschickt", hauchte der Maia, während seine Lebenskraft immer weiter schwand, ,,Bringe unsere Pläne zuende und vergiss nie wer du bist und welche Kraft du in dir trägst." Mit diesen Worten richtete der Maia seinen Blick starr in den Himmel und rührte sich nicht mehr. Das Leben war aus seinem Körper gewichen. ,,Warum nur hast du mich aus dem Turm fortgeschickt? Ich hätte kämpfen sollen", murmelte der Elb, während er die Augen des Maia schloss.
Tränen vergoss der Elb jedoch nicht, noch nie hatte er das getan und das würde er auch jetzt nicht. Noch einen Moment blieb er reglos neben dem toten Körper sitzen, dann nahm er ein Messer, schnitt der Leiche in den Arm und fing das erkaltete Blut in einem kleinen Amulett auf. ,,Ich werde niemals vergessen wer ich bin, Vater und ich werde unsere Pläne vollenden. Die Welt soll vor unserem Blut erzittern!", sagte er und erhob sich. Mit festen Schritten ging er über die Ebene auf die Überreste des Schwarzen Tores zu und ließ die Leiche seines Vaters hinter sich. Er sah sich auf dem Trümmerfeld um, sah unter den Steinblöcken unzählige tote Orks, aber auch Menschen. Sie waren vor nicht einmal einer Stunde in einer Schlacht gefallen und nun lag der Geruch von Tod in der Luft. Das sollte also sein Erbe sein, ein verhasstes, abgeschottetes Land ohne jegliches Leben mit einem zertrümmerten Thron und einer dunklen Macht, die niemand mehr fürchtete. Wut machte sich in ihm breit. So sollte es nicht enden und so würde es nicht enden, denn nun war seine Zeit gekommen. Etwas helles zwischen zwei Orkleichen erregte plötzlich die Aufmerksamkeit des Elbs. Geschickt überwand er die kurze Distanz und zog den Gegenstand hervor. Es war ein stabiler Pfeil aus hellem Holz gefertigt. Der Art der Metallspitze nach zu urteilen war es ein elbischer Pfeil und zwar ein ganz besonderer, wie der Elb kurz darauf herausfand. In das Metall der todbringenden Spitze war ein Symbol eingeritzt, welches der Elb sofort als Wappen des Waldlandreiches weiter nördlich erkannte. Wieder überkam ihn eine Welle der Wut, denn nun wusste er, wer am Untergang seines Vaters beteiligt gewesen war. Diese Elben würden seine Wut besonders zu spüren bekommen, zumal er schon lange nach deren Thron lechzte, dieser ihm allerdings aus erbfolglichen Gründen verwehrt blieb. Doch nun war er König eines zerstörten Reiches, was seinen Blick mehr denn je auf den Thron im Düsterwald richtete. Leicht würde es nicht werden, doch die Bemühungen würden sich lohnen, schließlich war das Waldlandreiches das einzige, was die Festung Angmar von Mordor getrennt hatte und zudem befand sich der größte Goldhort Mittelerdes in unmittelbarer Nähe. Perfekte Voraussetzungen für den Aufbau eines Imperiums. Doch zuvor müsste er sich versteckt halten und im Verborgenen Kräfte und Komplizen finden, bevor er sein eigentliches Ziel anvisieren könnte. Ein verrückted Lächeln schlich sich auf die Lippen des Elbs. Es war das Lächeln eines Mörders.•••
Hallo alle zusammen,
Ich wollte euch nur kurz darauf hinweisen, dass diese Fanfiction in nächster Zeit wahrscheinlich nicht mehr wirklich regelmäßig geupdatet wird. Es kann auch sein, dass ich die FF ganz pausiere (wahrscheinlich dann aber im neuen Jahr erst), da ich 2020 Abi mache.
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Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜
FantasyAbgebrochen ⚜⚜⚜ Thranduil ist auf der Flucht und muss untertauchen, denn Celleth sucht nach ihm, um ihn ein für alle mal aus dem Weg zu räumen. Währenddessen sind Legolas, der von Thranduil nach wie vor für tot gehalten wird, und Lessien auf dem Weg...