Von unschuldigen Mädchen

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Lessien
Einige Tage vergingen. Wir hatten endlich die Gebiete des Südens erreicht, was hauptsächlich daran zu erkennen war, dass so gut wie kein Schnee mehr lag und die Temperaturen weitaus angenehmer waren. Gerade durchquerten wir die Steppen Umbars und legten eine kurze Rast ein, als die Pferde plötzlich unruhig wurden. ,,Sie spüren Gefahr", stellte Legolas fest. ,,Die Weißen Reiter!", stieß Thranduil hervor. Alamiert sahen wir uns um und tatsächlich entdeckten wir am Horizont weiße Gestalten, welche schnell auf uns zukamen. "Sie haben uns überholt und versperren den Weg zum Luinnen und den Grauen Bergen!", sagte Legolas. ,,Und was machen wir jetzt?", fragte Gimli. Ich dachte kurz nach. ,,Folgt mir! Ich kenne einen sicheren Ort wohin sie uns nicht folgen werden!", sagte ich dann, während ich mich wieder auf Niphredils Rücken schwang. "Und dieser Ort wäre?", fragte Thranduil skeptisch. ,,Die Zeltstadt der Nomaden", antwortete ich, ,,Sie befindet sich einige hundert Meilen östlich von hier. Wenn wir uns beeilen werden uns die Weißen Reiter nicht vor der der Furt und somit dem Gebiet der Nomaden einholen!" ,,Na dann los!", sagte Legolas und zog Gimli hinter sich in den Sattel. Thranduil schwang sich ebenfalls auf den Rücken seines Pferdes, auch wenn er nicht sehr überzeugt wirkte. ,,Folgt mir", sagte ich und trieb Niphredil an. Ich wusste nicht, wie lange wir ritten, doch für mich fühlte es sich wie eine halbe Ewigkeit an. Die Weißen Reiter holten immer weiter auf und Arod fiel nach einer Weile immer wieder ein Stückchen zurück. Er war schließlich kein Elbenpferd und hatte somit nicht so viel Ausdauer. ,,Wir haben es gleich geschafft!", rief ich, als ich in der Ferne das Wasser des Flusses glitzern sah. ,,Noro lim, Arod!", hörte ich Legolas seinen Pferd zurufen und sah über meine Schulter nach hinten. Arod war wieder ein Stück zurückgefallen und die Weißen Reiter waren bereits gefährlich nahe. Noch einmal trieb ich Niphredil an. Ihre Hufe donnerten über den Boden und ihr Atem war vor Anstrengung deutlich zu hören. Als wir endlich den Fluss erreichten, ritt ich hindurch. Erst am gegenüberliegenden Ufer wagte ich es, stehen zu bleiben. Thranduil folgte dicht hinter mir, doch Legolas und Gimli hatten auf Arods Rücken deutlich an Geschwindigkeit verloren. ,,Legolas!", rief ich etwas verzweifelt. Hufschläge hinter uns erregten Thranduils und meine Aufmerksamkeit. Eine Elbin kam auf einem schwarzen Pferd auf uns zugeritten und stoppte neben uns. Wir beide musterten sie. ,,Wanderin, seid Ihr es?", fragte ich schließlich, als ich ihre hellgrünen Augen erkannt hatte. ,,Meine Brüder und Schwestern sind schnell...", sagte die Elbin, während sie unentwegt nach vorne starrte. Legolas versuchte gerade, einen der Weißen Reiter mit einem Pfeil zu töten, doch der Pfeil schien dem Reiter nicht das geringste auszumachen. ,,Er verschwendet seine Pfeile", meinte die Wanderin, ,,Nur wenn ich sie schieße wird es sie töten!" Mit diesen Worten ritt sie los, geradewegs in die Arme der Weißen Reiter, doch im nächsten Moment kreischte einer der Reiter auf und fiel vom Pferd. Legolas und Gimli sahen sich verwirrt um, stoppten aber zum Glück erst, als sie neben Thranduil und mir angekommen waren. ,,Wer ist das?", fragte Gimli. ,,Sie nennt sich Wanderin und ist die jüngste Schwester der Weißen Reiter", antwortete ich. ,,Schwester!?", stießen Gimli und Thranduil gleichzeitig hervor. ,,So hat sie es uns erzählt", erklärte Legolas. Was sich vor uns abspielte, nahmen wir nicht mehr richtig wahr, da wir plötzlich von Menschen umzingelt waren, die uns mit Waffen bedrohten. ,,Ganz ruhig, keiner zieht seine Waffen...", sagte Lessien und wandte sich dann an die Wachen: ,,Wir sind auf der Flucht und brauchen einen Ort wo wir für einige Tage rasten können."
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Legolas
Die Menschen beäugten uns neugierig, doch auch argwöhnisch. Die meisten von ihnen hatten schwarzes Haar und etwas dunklere Haut. Nur sehr selten sah ich einen Mann oder eine Frau mit annähernd der selben Hautfarbe wie meine. ,,Nur zwei von euch dürfen weiter", sagte eine der Wachen in leicht gebrochenem Westron, nachdem sie plötzlich stehengeblieben waren. Kurz sahen wir uns an, unschlüssig über die Antwort. ,,Legolas und ich werden gehen", sagte Vater schließlich, doch ich schüttelte den Kopf. ,,Lessien sollte auf jeden Fall gehen. Sie kennt dieses Volk, zumindest ein bisschen", meinte ich, ,,Und du, Vater solltest dich erst einmal wieder beruhigen, weshalb ich Lessien begleiten werde." ,,Du hast keine Ahnung, wie man solche Gespräche führt, Legolas", entgegnete Vater mit einem skeptischen Blick zu Lessien. ,,Dann lasst ihn es jetzt lernen", schaltete sich nun Gimli ein, ,,Oder vertraut Ihr Eurem eigenen Sohn so wenig, dass Ihr ihm nicht einmal gestatten wollt, ein simples Gespräch zu führen, ganz zu schweigen davon, dass er Erfahrungen sammeln kann?" Vater schien einen Augenblick sprachlos zu sein und er kam auch nicht dazu, irgendetwas zu sagen, da die Wache sich wieder zu Wort meldete. ,,Wer geht mit?", fragte der dunkelhäutige Mann. ,,Lessien und ich", antwortete ich sofort, trat einen Schritt nach vorne und sah dann zu Lessien. ,,Die anderen: Hier bleiben!", sagte die Wache. Fünf der insgesamt zehn Wachen blieben bei Vater und Gimli, während Lessien und ich von den restlichen Fünf zu einem sehr großen Zelt eskortiert wurden. Das Zelt schien für gemeinschaftliche Zwecke genutzt zu werden, denn alle Eingänge, soweit ich das sehen konnte, standen offen. Im Großen und Ganzen bestand das Zelt eigentlich aus einem Zeltdach und Wänden aus Zweigen geflochten, was es schon eher wie eine große Hütte wirken ließ. Wir betraten das Gebilde aus Zweigen. Im Innenraum war es erstaunlich hell, was an den lichtdurchlässigeren Wänden lag. Die Wachen blieben stehen und sprachen etwas in einer, uns fremden Sprache. Eine Frauenstimme mit bestimmtem, aber dennoch schönem Ton und Klang antwortete in derselben Sprache und die Wachen traten zur Seite. Vor uns auf einem Podest stand eine Art Sofa, auf welchem eine Elbin saß. Ihre Haut war ein wenig gebräunt von der Sonne, aber dennoch so hell wie Lessiens oder meine, ihr Haar hatte dieselbe, hellblonde Färbung wie das von Vater und mir. Ihre Haltung war aufrecht und majestätisch. ,,Wer seid Ihr und weshalb seid Ihr in unser Gebiet eingedrungen?", fragte sie in perfektem Westron. ,,Wir flohen vor den Weißen Reitern", antwortete ich. Die Elbin zog fragend eine Augenbraue hoch. ,,Die Weißen Reiter sind gen Norden gezogen, noch vor dem Winter", entgegnete sie. ,,Um uns zu finden", erklärte Lessien, ,,Sie haben uns vom Auenland im Norden bis zum Fluss verfolgt." ,,Und wer seid ihr, dass sie euch verfolgen?", fragte die Elbin. Kurz sahen Lessien und ich uns an. ,,Bevor wir antworten, würden wir gerne wissen, mit wem wir sprechen", sagte ich dann. Die Elbin nickte. ,,Ich bin Tasuta°, eine der drei Valymë°°", stellte sie sich vor, ,,Ich sehe, dass ihr zögert, mir preiszugeben, wer ihr seid. Eure Sorge ist unbegründet. Jeder ist bei den Leithian willkommen, solange der Frieden und die Sicherheit nicht gestört werden." Skeptisch betrachtete ich sie, während sie sprach, doch eine Lüge konnte ich in ihren Augen nicht erkennen. ,,Ich bin Legolas, rechtmäßiger Prinz und Thronfolger des Großen Grünwaldes im Norden und König der Werwölfe", stellte ich mich vor, allerdings blieb mir nicht verborgen, dass Tasuta aufhorchte, als ich vom Eryn Lasgalen sprach. ,,Eryn Lasgalen sagt Ihr?", hakte sie nach, woraufhin ich nur nickte und dann alle anderen vorstellte: ,,Dies ist Lessien, Lady des Waldes. Unsere anderen beiden Gefärten sind Gimli Gloinssohn und mein Vater Thranduil." Lessien sah mich daraufhin verwirrt an, während Tasuta mich anstarrte, als wäre ich Manwë persönlich. Dann stand sie mit einem Mal auf und stand mit wenigen Schritten direkt vor uns. ,,Thranduil!?", wiederholte sie, während sie mich anstarrte. ,,Ja. Aber was interessiert Euch so sehr an meinem Vater?", antwortete ich skeptisch. Tasuta ignorierte meine Frage allerdings und sprach in einer, mir unbekannten Sprache mit den fünf Wachen. Nach einem kurzen Wortwechsel verließen zwei der Wachen das Zelt. ,,Was passiert jetzt?", fragte ich, ,,Was habt Ihr ihnen befohlen?" ,,Zunächst einmal habe ich gar nichts befohlen. Niemand befiehlt hier, denn es gibt schließlich auch keinen alleinigen Herrscher", erklärte Tasuta, ,,Und um deine andere Frage zu beantworten, ich habe sie gebeten, eure übrigen Gefärten hierher zu bringen." Dann lief sie einmal um mich herum und betrachtete mich. ,,Du siehst ihm sehr ähnlich", murmelte sie, ,,Würde ich eine Statue von dir sehen, ich würde denken, es wäre..." Sie kam nicht dazu ihren Satz zu beenden, denn plötzlich lief eine aufgeregte Frau in das große Zelt. Sie sprach aufgebracht in der fremden Sprache und Tasuta beruhigte sie erst einmal. ,,Wartet hier, ich bin in wenigen Minuten zurück", sagte sie dann zu Lessien und mir, ,,Zögert nicht euch etwas zu trinken oder zu essen zu nehmen." Sie deutete auf einen Tisch, auf welchem ein Krug, einige Kelche und eine Schale mit ein paar Früchten, dann verließ sie mit der Frau das Zelt. ,,Kommt es mir nur so vor oder hat sie auch etwas mit deiner Familie zu tun?", meinte Lessien, ,,Mal ganz abgesehen davon, dass sie vom Aussehen her eine Verwandte von dir sein könnte." ,,Alles führt zurzeit irgendwie auf meine Familie zurück", sagte ich, ,,Von daher, wäre es gar nicht so abwegig." Ich seufzte, zuckte mit den Schultern und ging zu dem kleinen Tisch. Dort schenkte ich etwas Wasser aus dem Krug in zwei Kelche. Einen davon reichte ich Lessien, den anderen behielt ich selbst. In diesem Moment betraten Vater und Gimli mit den restlichen Wachen das Zelt. ,,Warum genau wurden wir hergebracht?", fragte Gimli, nachdem er sich umgesehen hatte. ,,Ich glaube sie wollte auch mit euch sprechen", antwortete ich. ,,Sie?", hakte Vater nach. ,,Tasuta", antwortete Lessien, ,,Sie scheint hier soetwas wie eine Anführerin zu sein, beziehungsweise eine der drei Valymë wenn ich das richtig verstanden habe." ,,Was bei Durin ist Valymë?", fragte Gimli. Ich wandte mich nach kurzem Überlegen an die Wachen. ,,Sprecht Ihr Westron?", fragte ich. ,,Ein wenig", antwortete eine weibliche Wache mit starkem Akzent, ,,Valvur°°° ist Bester." Dabei deutete sie auf den Mann, welcher zuvor schon mit uns gesprochen hatte. ,,Könntet Ihr uns erklären, was die Valymë sind?", fragte ich ihn. ,,Wir haben drei Valymë. Tasuta ist eine Valym. Wir haben die Valymë zu Anführern ausgesucht", erklärte Valvur ebenfalls in leicht gebrochenem Westron. ,,Also gibt es hier drei Anführer?", fragte Vater. ,,Jeder Valym hat andere Sachen zu machen", antwortete Valvur , ,,Tasuta sucht aus, wer hier bleiben darf, wenn Neue kommen und hilft wenn jemand....böse Sachen tut." ,,Also ist diese Tasuta eine Art Richterin", stellte Gimli fest. ,,Ein neuartiges Konzept der Regierung", meinte Vater und nahm einen Schluck aus seinem Kelch, ,,Allerdings auch durchaus interessant." ,,Wie ich sehe sind wir mittlerweile vollzählig", erklang Tasutas Stimme von einem der hinteren Zelteingänge. Wir drehten uns zu ihr um und das nächste was zu sehen und zu hören war, war Vaters Kelch, der auf den Boden fiel. Er und Tasuta starrten sich gegenseitig an. ,,Arien....!?", fragte Vater schließlich. Seine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern. Hoffnung und Unglauben gleichermaßen lagen darin. ,,Mae govannen Thranduil, muindor nin (Willkommen/Ich grüße dich Thranduil, mein Bruder)", sagte Tasuta daraufhin mit einem unsicheren Lächeln. Nach diesem Satz hielt es Vater nicht mehr an seinem Platz, ich sah es mit jedem schnellen Schritt den er auf Tasuta, oder Arien oder wie auch immer sie jetzt hieß, zu machte. Schließlich fielen sich die beiden in die Arme. Ich hörte ein Schluchzen neben mir. Großvater betrachtete die Szene, während Tränen über seine Wangen liefen. ,,Sie lebt....meine Tochter lebt", hauchte er, ,,Lessien hatte recht...." ,,Du kannst sie gleich in die Arme schließen", sagte ich zu ihm. ,,Du solltest das im Übrigen auch. Schließlich ist sie deine Tante", entgegnete Großvater und gemeinsam gingen wir auf Vater und meine Tante zu. ,,Du bist es wirklich....Arien du lebst!", sagte Vater und in seiner Stimme hörte ich so viel Freude wie ich es außer nach seiner Heilung noch nie gehört hatte. ,,Dasselbe könnte ich von dir sagen", entgegnete meine Tante, ,,Und du hast einen Sohn." Sie löste die Umarmung und sah zu mir. ,,Wie gesagt, du siehst deinem Großvater unglaublich ähnlich", sagte sie und umarmte mich kurz. ,,Wie geht es Vater?", fragte sie dann. ,,Das wird er dir gleich sagen", antwortete ich mit einem Lächeln und legte meine Hand an ihren Arm. ,,Was....ist das?", fragte sie daraufhin und starrte Großvater an. ,,Arien....mein Sonnenmädchen", sagte dieser schluchzend, aber dennoch mit einem Lächeln, ,,Ich bin tot....doch mein Geist blieb bei deinem Bruder worüber ich nun umso mehr dankbar bin." ,,Adar...", hauchte Arien, worauf Großvater sie umarmte. Es war eine lange und innige Umarmung und beide lächelten als sie die Umarmung lösten. ,,Ihr müsst mir alles erzählen was passiert ist in all der Zeit", meinte Arien voller Vorfreude, ,,Wir stellen euch Zelte auf. Fühlt euch wie Zuhause." ,,Du hast uns auch einiges zu berichten, Schwesterchen", entgegnete Vater. ,,Nenn mich nicht so!", zischte Arien, ,,Ich mag zwar jünger sein wie du aber eins solltest du definitiv wissen: Ich bin nicht mehr das unschuldige Mädchen welches du damals an der Sirionmündung veloren hast..."

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°Der Name Tasuta ist von mir erfunden. Das Wort tasuta kommt aus dem estnischen und bedeutet soviel wie befreien.

°°Das Wort Valymë (sprich: walime mit betontem e) ist von mir erfunden. Der Stamm des Wortes kommt vom griech. Wort valima was soviel wie wählen bedeutet. Valymë ist die Pluralform, die Singularform ist Valym (sprich: walim)

°°° Der Name Valvur wurde ebenfalls von mir erfunden. Das Wort valvur ist estnisch und bedeutet Wache.

Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt