Thranduil
Ich hatte beschlossen, alleine in den Wald zu reiten, um nach Mithrellas' Pferd zu suchen und darüber nachzudenken, was wir gegen Celleth tun könnten. Wir brauchten dringend Informationen aus dem Waldlandreich, so viel stand fest, allerdings blieb die Frage, woher wir diese bekommen sollten, offen. Ein Spion in den Hallen wäre wohl am effektivsten, jedoch auch sehr riskant, sowohl für den Spion selbst als auch für Legolas und mich. Würde der Spion erwischt, wüsste Celleth, dass wir beide noch am Leben waren und an Stärke gewannen. Er würde sicher direkt zum Gegenschlag ausholen, was uns in unserer momentan noch immer schwachen Stellung ein für alle mal vernichten könnte. Darüber und noch über weitere Möglichkeiten und Fragen machte ich mir Gedanken, während ich in den Wald ritt. Die Sonne stand schon relativ tief, ich musste mich also beeilen, wenn ich nicht mitten in der Nacht wieder zurückkehren wollte. Leider hatte ich die Rechnung ohne die Größe und Verwinkelungen des Waldes gemacht und so kam es, dass ich während des Sonnenuntergangs die Stelle im Wald erreichte, wo Feren den Dämon getötet hatte. Merkwürdigerweise war aber nicht nur der Baum verkohlt, der urplötzlich Feuer gefangen hatte, sondern auch einige weitere Bäume. Auf dem zum Teil ebenfalls verkohlten Waldboden sah ich eigenartige Spuren. Ich stieg von meinem Pferd, um die Spuren besser betrachten zu können. Es waren wohl die eines Vogels, jedoch schienen sie mit jedem Schritt den der Vogel getan hatte, größer zu werden, bis sie schließlich verschwanden. Offenbar war der Vogel davongeflogen. Trotz der etwas besorgniserregenden Größe der Fußspuren des Vogels, wandte ich mich den verbrannten und verkohlten Baumstämmen zu. Zuerst betrachtete ich den Baum, der Feuer gefangen hatte, als der Dämon mich dagegen drückte. Hier begannen auch die Spuren des Vogels. Ich strich über das verkohlte Holz. Dabei fiel mein Blick auf das Armband, welches mir die Wanderin in der Zeltstadt der Leithian gegeben hatte. Ich hatte es die ganze Zeit getragen, doch jetzt fiel mir eine Veränderung auf. Statt der drei Federn hingen nur noch zwei an dem dünnen ledernen Band um mein Handgelenk. Hatte ich sie verloren? Bemerkt hatte ich es nicht. Das nervöse Wiehern meines Pferdes riss mich aus meinen Gedanken. Das Tier tänzelte nervös auf der Stelle und schnaubte aufgebracht. Ich wollte zu ihm gehen und es beruhigen, als aus heiterem Himmel ein riesiger Vogel herabstürzte, es mit seinen Klauen packte und davontrug. Ich wusste gar nicht wie mir geschah. Völlig überrumpelt stand ich da und sah dem riesigen Vogel hinterher. Er hatte etwas von einem der großen Adler Manwes an sich, war aber dennoch anders. Seine Federn waren von feurigem rot und orange und seine Schwanzfedern waren deutlich länger. Alles in allem wirkte es, als sei er geradewegs dem brennenden Baum entsprungen, so leuchtend war sein Federkleid. Bei diesem Gedanke stockte ich kurz und sah noch einmal das Armband an meinem Handgelenk an. In meinem Kopf erinnerte ich mich an die letzten Worte der Wanderin.
Verbrennt ihr eine dieser Federn wird er Euch zuhilfe kommen.
Wer?
Der Feuervogel!
,,Der Feuervogel!?", murmelte ich halb fragend. War das wirklich möglich? Hatte sich eine der Federn meines Armbandes entzündet, als der Baum brannte und somit den Feuervogel gerufen? Ob es nun der Feuervogel war oder nicht, er hatte mein Pferd gerissen und ich war bereits ziemlich tief in den Wald geritten. Sicherlich würde ich über eine Stunde brauchen, bis ich wieder zurück in den Höhlen war. Wenn ich mich nicht im Wald verlief in der fortschreitenden Dunkelheit der Nacht. Ich lief daraufhin los, doch kurz darauf erregte ein heller Schein nicht weit von mir entfernt meine Aufmerksamkeit. Vorsichtig und so leise wie möglich schlich ich näher zu dem Schein, meine Hand am Griff meines Schwertes um es blitzschnell ziehen und mich verteidigen zu können. Als ich näher zu dem hellen Schein gelangte, spähte ich hinter einem großen Baum hervor und sah den Feuervogel auf einer Lichtung. Er war gerade dabei, die letzten Fetzen Fleisch von den Knochen meines toten Pferdes zu reißen und zu fressen. Wenige Schritte neben dem Feuervogel sah ich die verbrannten Knochen eines weiteren Pferdes. Vermutlich das von Mithrellas. Plötzlich hob der Feuervogel witternd den Kopf in meine Richtung, ließ von seiner Beute ab und kam auf mich zu. Ich drückte mich an den Baum und
hielt den Griff meines Schwertes fester, auch wenn es mir bei einem Angriff des Feuervogels wahrscheinlich nicht viel nützen würde. Bevor ich noch anderweitig reagieren konnte, hatte der Feuervogel mich schon entdeckt und kam mit gestreckten Flügeln und bedrohlichen Lauten auf mich zu. Kurz vor mir blieb er jedoch stehen und schien etwas zu wittern. Seine orange-goldenen Augen blickten mich dabei unentwegt an. Langsam ließ er seine Flügel sinken und seine zornig zu Schlitzen verengten Pupillen wurden wieder rund. Mich verwirrte das Verhalten des Vogels allerdings nur. Bedeutete es, dass er mich nicht mehr angreifen wollte? Und wenn ja wieso? Tatsächlich verwendete der Vogel keine weiteren Drohgebärden, weshalb ich mich auch ein klein wenig entspannte. Der Feuervogel streckte seinen Kopf etwas mehr zu mir, wie als wollte er mich näher betrachten. In den glimmenden Augen des Feuervogels sah ich meine eigene Spiegelung und plötzlich war es, als gäbe es eine Verbinung zwischen dem Vogel und mir. Ich hätte es nicht erklären können, selbst wenn ich es versuchen würde. Die Verbindung war einfach da. Mein Griff um mein Schwert lockerte sich, sodass es zu Boden fiel, während der Feuervogel seinen Kopf senkte. Ich streckte dann wie in Trance meine Hand nach vorne, bis ich die weichen Federn seines Kopfes berührte. Es war fast so als hätte ich die Kontrolle über meine Hand verloren, doch war ich eigenartigerweise nicht einmal erschrocken darüber. Während meine Hand durch die weichen, feurigen Federn strich, spürte ich ein eigenartiges Vertrauen diesem mächtigen Wesen gegenüber. Ich wusste nicht woher es kam, noch ob es wirklich real war oder ob ich es mir nur einbildete, aber es war auf jeden Fall gut. Das wusste ich sicher. Eine eigenartige, aber dennoch wohlige Wärme schien von dem mystischen Wesen auf mich überzugehen und auf einmal wurde ich von einem hellen, feurigen Schein geblendet. Ich konnte nicht sagen, wo der Schein herkam, jedoch schloss ich reflexartig meine Augen.
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Kissed by Fire ⚜A Middleearth Story | Book 3⚜
FantasiaAbgebrochen ⚜⚜⚜ Thranduil ist auf der Flucht und muss untertauchen, denn Celleth sucht nach ihm, um ihn ein für alle mal aus dem Weg zu räumen. Währenddessen sind Legolas, der von Thranduil nach wie vor für tot gehalten wird, und Lessien auf dem Weg...