Kapitel 6: Erster Schultag

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Am Weihnachtsabend ging meine Familie und ich noch schick Essen. Den Morgen darauf bekamen wir unsere Geschenke.

Finn schenkte mir einen ganz Körper Anzug in Schwarz, auf dem in großen Buchstaben 'Best Friends stand und ein Bild von uns zwei gedruckt war. Es war bis jetzt mit Abstand das beste Geschenk und ich will gar nicht wissen wie viel er dafür ausgegeben hatte.

Von Jaeden habe ich nichts bekommen. Vielleicht kommt es ja noch.

Heute war der erste Schultag. Die Ferien waren vorbei und das Weihnachtsgefühl ebenfalls. Trotzdem lag der Schnee noch auf den Straßen und manchmal schneite es auch Nachts weiter.

Ich musste mich an den Abend erinnern, an dem ich meinen ersten Kuss bekam. Von Finn. Es war irgendwie Magisch. Der erste Schnee fiel und die Stimmung war einfach Fantastisch. An dem Abend selbst dachte ich nicht so, nur wenn ich daran zurück denke, kommt es mir wie in einem Film vor.

Ich betritt den Mathe Unterricht und setzte mich neben einen Mitschüler von mir, der Lukas hieß. In meiner Klasse waren auch Finn, Jack und Wyatt, doch denen schenkte ich keine Aufmerksamkeit. Ich war viel zu Müde.

Der Unterricht begann natürlich wie immer nach den Ferien, mit einer Erzähl runde in der ich  mich nicht wirklich viel Beteiligte. Ich meine, was habe ich denn großartiges erlebt?

Mit meinem Plan bin ich auch noch nicht weitergekommen. Wie geht man sowas überhaupt an? Ich meine, Sophia ist meine Freundin, doch heißt das was ich vor habe nicht 'Freund ausspannen'? Eigentlich nicht, denn die beiden sind ja nicht zusammen.

Aber was ist der erste Schritt?Aufmerksamkeit habe ich bereits, er gehörte zu meinem Freundeskreis. Musste ich mehr mit ihm unternehmen? Musste ich mich ein wenig ändern, um ihm besser zu gefallen?

Ich schaute an mir runter. Gefiel ihm vielleicht nicht was ich trug? War es zu normal?

,,Grace, erzählst du uns vielleicht was dein schönstes Ferienerlebnis war?", fragte unsere Lehrerin freundlich und die ganze Klasse schaute zu mir rüber.

,,Ähm..." Mein Blick schweifte durch den Raum und blieb an zwei braunen Augen hängen. Er schaute mich ebenfalls erwartungsvoll an, bließ dann seinen Mund auf und imitierte einen Blowjob. Ich schüttelte nur den Kopf, ehe ich weitersprach.

,,Hab geschlafen. Die ganzen Tage lang.", antwortete ich desinteressiert.

,,Na, kannst du uns nicht mehr darüber erzählen?", fragte sie und stemmte die Hände in die Hüften. ,,Du warst doch bestimmt nicht nur im Bett."

,,War mit meinen Freunden unterwegs. Hat eine Menge Spaß gemacht.", sprach ich mit Elan, damit sie mich endlich in Ruhe ließ.

Ich schielte rüber zu meinem besten Freund. Er bewegte seine geballte Faust auf und ab, hatte dabei einen geringschätzigen Blick drauf. Dieser Perversling.

,,Es würde mich freuen, wenn du etwas gesprächiger wärst.", seufzte die Lehrerin, rief  dann aber jemand anderes auf.

In der nächsten Stunde machten wir eine neue Sitzordnung. Es mussten immer ein Junge und ein Mädchen an einem Tisch sitzen.

Ich hoffte inständig nicht mit Finn an einem Tisch sitzen zu müssen. So sehr ich ihn mochte, er würde mich nur vom Unterricht ablenken und meine Noten würden noch weiter den Bach runter laufen.

Zu meinem Glück wurde ich neben Jack gelost. Wir klatschten uns grinsend ab und hörten zu wem Wyatt und Finn gelost wurden.

Wyatt hatte ebenfalls Glück und konnte neben einem Mädchen sitzen, welches meiner Meinung nach sehr neutral aussah.

Finn allerdings kam neben Lilliana. Lilliana war ein nicht gerade gepflegtes Mädchen. Sie hatte pechschwarze Haare und ihre Augenbrauen wuchsen zusammen. Dazu kam noch ihre fettige Haut und sie roch nach Zigaretten.

Natürlich steckte Finn das weg. Er war schließlich ein Star, eine beliebte Person. Wenn die nur wussten was für ein Drecksack er wirklich war.

Die darauffolgenden Stunden passierte nichts spektakuläres. Auch in den Pausen war nicht viel los.

Ehrlich gesagt hätte ich gehofft, dass Jaeden mir sein Weihnachtsgeschenk heute geben würde, doch ich habe ihn nur einmal gesehen und das war beiläufig in den fluren. Er hatte mich angelächelt, doch dann ist er direkt wieder verschwunden.

Ich musste mir endlich etwas ausdenken.

🌸

Einen Tag nach Silvester erwachte ich mittags aus meinem tiefschlaf. Heute war keine Schule, deshalb durfte ich ausschlafen.

Trotzdem hatte ich einen rießen Gehörschaden von Gestern. Wir hatten viele Raketen in die Luft geschossen und sonstige kleinigkeiten auf den Boden geschmissen.

Heute musste ich dafür bestimmt die Straße und den Bürgersteig vor unserem Haus kehren.

Trotzallem hatte ich gute Laune. Es war endlich 2018!

Das würde mein Jahr werden. Ich wollte kein Niemand mehr sein. Das beste war jedoch, dass ich dieses Jahr 16 wurde. Das heißt, dass ich meinen Autoführerschein machen konnte, auch wenn ich erst im Dezember Geburtstag hatte.

Meine Zimmertür wurde aufgerissen und Finn kam herein gestürmt. Ich verdrehte die Augen, als er auf mein Bett hüpfte. ,,Frohes Neues!", tällerte er, sprang auf und ab.

,,Finn!", brüllte ich genervt und müde zugleich. ,,Wer hat den wildgewordenen Affen nur befreit?"

Er ließ sich neben mich fallen. ,,Dein Dad."

,,War ja klar." Ich seufzte. ,,Jeder normale Vater würde niemals einen Jungen in das Zimmer seiner Tochter schicken, während diese noch schläft."

Ich verkrub meinen Kopf unter die Decke.

Finn zog sie wieder weg. ,,Ja alle, außer deiner.", kicherte er und stieg aus dem Bett, um sich den kleinen Baseball aus der Ecke zu schnappen. Ich habe nie Baseball gespielt. Ich wollte einfach nur einen haben, dachte es wäre cool, doch jetzt lag er bloß in meinem Zimmer rum.

,,Spielst du überhaupt damit?", fragte der Junge vor mir und sprach somit meine Gedanken aus.

Ich schüttelte den Kopf. ,,Kannst ihn haben."

,,Geil. Danke." Er und warf ihn in meinem Zimmer rum.

Ich schaute zu meinem Fenster. ,,Schneit es noch?" Ich war zu faul um selbst nachzusehen.

,,Ne. Wurde aber nächste Woche wieder Schnee gemeldet.", antwortete er mir und legte sich wieder auf mein Bett, nur um den Ball hoch und runter zuwerfen.

,,Schade. Hilfst du mir die Straße zu kehren?", fragte ich, nachdem ich an Gestern dachte.

Er fing an spöttisch zu lachen. ,,Vergiss es. Ich habe schon unseren Vorgarten kehren müssen, meine Hände tun immer noch weh."

Ich wartete den richtigen Moment ab, ehe ich ihm mitten im Wurf den Ball wegnahm. ,,Dann brauchst du auch den Ball nicht, wenn dir die Hände weh tun. Außerdem ist dein Vorgarten um einiges größer als unsere kleine Straße."

Er setzte sich auf. ,,Ist ja gut, Zicke. Jetzt gib mir den Ball oder du kannst es alleine machen."

Zufrieden gab ich ihm den Ball zurück und wir machten uns auf den Weg nach unten.

The Gift of Love | Finn WolfhardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt