Kapitel 34: Wenn's nur das ist

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Olive stand ganz nah an ihrem Spiegel und trug sich schwarzen Lippenstift auf ihre dünnen Lippen. ,,Willst du auch?", fragte sie.

Ich schüttelte den Kopf und blätterte die Zeitschrift durch, die ich unter ihrem Bett gefunden habe. ,,Nein danke."

,,Du willst dich nicht schminken?Bringt es dann überhaupt etwas, mit dir um die Häuser zuziehen?", fragte sie, legte den Lippenstift wieder in ihre Kosmetiktasche und drehte sich zu mir.

,,Ich bin doch geschminkt!", erwiderte ich und zeigte auf meine Augen. ,,Da ist dicke Wimperntusche drauf und Wasserfester Eyeliner, für den ich bestimmt Jahre brauche, um ihn zu entfernen!"

,,Aber es ist doch Halloween. Du musst gruselig aussehen!" Sie wendete sich wieder ihrem Spiegel zu und griff nach dem Kunstblut neben ihr, welches sie sich ins Gesicht schmierte.

Sie hat sich als horror Rotkäppchen verkleidet und sich Wunden gemalt, die richtig echt aussahen. Dazu hat sie sich noch hellblaue Kontaktlinsen gekauft.

,,Ich seh auch so gruselig aus. Außerdem habe ich doch ein Kostüm, reicht das nicht?", antwortete ich ihr. Die Zeitschrift schmiss ich auf die unbenutzte Bettseite. Dort stand nichts interessantes drinnen. Nicht mal was über die neue Staffel von Stranger Things.

Sie wurde jedes Jahr gehyped und ich konnte mir schon denken wie viele auf der Straße als Eleven rumlaufen würden.

Olive runzelte die Stirn. ,,Du trägst doch nur ein einfachen, schwarzen Rollkragenpullover!"

Bevor ich etwas dazu antworten konnte, klingelte schon die Haustür und wir sprangen gleichzeitig auf, um die Treppen runter zu stürmen. Leider konnte ich sie nicht überholen und sie riss die Tür als erstes auf. ,,Gewonnen!", schrie sie, bevor sie Wyatt, Jack und Finn beachtung schenkte.

,,Von mir aus.", grinste ich, achtete dabei nur auf Finn. Er stand hinter den zwei Jungs und zwinkerte mir zu, ohne das sie es bemerkten.

Wyatt umarmte Olive und das sehr lange und intensiv, was wir genaustens beobachteten. Jack schüttelte seufzend den Kopf und umarmte mich.

Er war als Freddy Krüger unterwegs und hatte sogar echt aussehende Messer Handschuhe, die natürlich abgestumpft waren.

Wyatt ging als Werwolf. Wer hätte das gedacht.

Und Finn? Na ja, er hatte einen schwarzen Rollkragenpullover an. Das hatten wir so ausgemacht, denn wer braucht schon ein großartiges Kostüm, wenn man einen im dunkeln nicht sah?

Okay gut, eigentlich wollten wir als Ninja gehen, doch irgendwie sahen wir wie zwei Bankräuber aus.

Jack bemerkte unsere gleich aussehende Kostümierung. ,,Habt ihr euch wieder vertragen?", fragte er vorsichtig und zeigte zwischen unsere Pullover hin und her.

Wie aus der Pistole geschossen riefen wir gleichzeitig: ,,Was? Nein!"

,,Ih, ist ja ekelhaft.", rief Finn dann hinterher und schaute mich abfällig an.

,,Ich würde mich doch niemals mit einem Schmarotzer vertagen!", fügte ich hinzu und rümpfte die Nase.

,,Wen nennst du Schmarotzer, du Amöbenhirn!", konterte er und lächelte siegessicher.

Meine zog eine Augenbraue hoch und verschränkte meine Arme. Was war ein Amöbenhirn? ,,Halt die Klappe, Baumschüler!"

,,Du zuerst, Bettflaschentrommler!"

Fast hätte ich los gelacht, doch ich konnte es unterdrücken. Wir wollten die anderen verarschen. Mit solchen Schimpfwörter kamen wir aber nicht weit. Wer glaubt schon jemanden, der 'Bettflaschentrommler' sagt?

The Gift of Love | Finn WolfhardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt