Kapitel 2: Schnee und der erste Kuss

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Es waren also Weihnachtsferien. Weihnachtsferien hießen Winter und Winter hieß Freude und Spaß am Leben.

Im Schnee spielen, auf Weihnachtsmärkte gehen. Kinderpunsch oder sogar Glühwein trinken. Lebkuchen und eine menge Schokolade essen.

Für mich war der Winter fatal. Auf den Weihnachtsmärkten werden die Kränze und Adventskalender viel zu teuer verkauft, obwohl man sie mit billigen Materialen aus dem 1$ Shop selbst basteln kann.

Kinderpunsch schmeckt scheußlich und Alkohol rühr ich nicht an. Dafür bin ich meiner Meinung nach noch viel zu jung. Gegen Lebkuchen bin ich allergisch und Schokolade macht fett.

Das einzige was mir am Winter gefiel, ist der Schnee. Die wunderschönen Schneeflocken, die langsam vom Himmel fallen und die Straßen weiß färbte. Noch schöner ist es am Abend, wenn die Laternen leuchteten und es umso einzigartiger aussah.

An diesem Abend fiel der Schnee aus den Wolken.

Ich saß im Schneidersitz auf meinem Bett und starrte in die braunen Augen gegenüber von mir. Er machte keine Anstalten unseren Augenkontakt zu unterbrechen.

,,Du willst es also wirklich machen?", fragte er und schaute mich skeptisch an.

Vorsichtig nickte ich mit dem Kopf und öffnete meinen Mund um die Antwort auszusprechen. ,,Ja."

,,Ja?", wiederholte er meine Antwort. ,,Sicher? Ich meine...-"

Ich unterbrach ihn. ,,Ich bin mir sicher, Finn. Ich will es."

Ohne etwas zu erwidern, kniete er sich auf das Bett und war somit größer als ich. Er rückte ein wenig zu mir und legte seine beiden Hände auf meine Wangen, die vor Aufregung hitzig waren.

Finn beugte sich zu mir runter und drückte seine Lippen langsam auf meine.

Ich spürte röte in mein Gesicht steigen und küsste ihn so gut es ging zurück.

Ich hatte keinerlei Erfahrungen und machte es ihm einfach nach. Seine dichten, schwarzen Haare berührten meine Stirn leicht und ich konnte seine Nasenspitze an meinem linken Nasenflügel spüren.

Der Kuss endete damit, dass er von mir abließ und mir still in die Augen schaute.

Ich hatte das Gefühl, einen ganz neuen Finn kennengelernt zu haben. Einen rücksichtsvollen und vorsichtigen Finn. Für einen Moment war das Großmaul verschwunden, bis er ihn wieder raushängen lassen musste.

,,Und? Wie war ich?", grinste er verschmitzt, zog somit die Hände von meinen Wangen. Ich verdrehte unwillkürlich die Augen. Wollte er jetzt ein Lob dafür bekommen?

Wieso wollte ich nochmal meinen ersten Kuss mit diesem Vollidioten?

Ach ja, er war mein bester Freund.

Ohne zu Antworten stieg ich von dem Bett und schlürfte auf das Fenster zu, um auf die Schnee zugedeckte Straße zu blicken. Schnee faszinierte mich schon immer. Wie konnte etwas kleines so wunderschön sein?

Ich öffnete das Fenster und augenblicklich zog die Kälte ins Zimmer. Die kleinen Schneehaufen, die auf dem Fensterrand platz genommen hatten, tropften auf den Boden.

Ich hörte von hinten Finn, welcher vom Bett aufstand und sich neben mich gesellte. Still lauschten wir, wie der Wind durch die Ashton Lane wehte.

Ein kurzer Blick auf die Seite verriet mir, dass Finn ebenfalls begeistert war.

,,Weißt du was das bedeutet? Wir können morgen schlittenfahren gehen.", lachte er.

Ich nickte lächelnd .,,Ja, hört sich toll an."

The Gift of Love | Finn WolfhardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt