Kapitel 36: Stur bis zum Himmel

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In 3 Tagen wurde ich schon 16.

Für mich hat sich 16 immer so Erwachsen angehört. Man hört auf mit den Kinderreihen und lernt das richtige Leben kennen.

Ich war genau 19 Tage älter als Finn. Wenigstens konnte ich ihn mit einer Sache ärgern.

Ich zog die Stiefel über meine Wollsocken und streifte die Winterjacke drüber. Chosen wartete schon an der offenen Haustür auf mich. ,,Mach mal hinne, lahm Arsch!", quengelte er. ,,Wyatt wartet nicht ewig."

Von draußen konnte man schon die kleinen Schneeflocken erkennen. Der erste Schnee fiel und erwärmte mein Herz dadurch noch mehr. Winter war schon immer meine lieblings Jahreszeit gewesen.

Ich stand vom Boden auf und schnappte mir noch meine Schwarze Wollmütze, die ich auf die Treppe geschmissen hatte. Auch diese streifte ich über meinen Kopf, sodass man nicht mal mehr meine Stirn zusehen bekam.

,,Komm schon, Grace!", rief Chosen wieder und lief die Treppen zum Bürgersteig runter.

,,Hetz mich nicht!", antwortete ich ihm und griff nach meiner Tasche. Ich knallte die Tür zu und folgte ihm nach unten. Ein kalter Wind blies mir ins Gesicht, was mich lächeln ließ.

Wie ich diese Zeit doch vermisst habe.

Heute hatte ich wieder verschlafen, also gab ich mich gezwungen mit meinem Bruder Wyatt abzuholen, um dann auf den letzten Drücker in der Schule anzukommen.

Der Schnee lag noch nicht tief. Ich wollte endlich Schlitten- oder Schlittschuh fahren gehen, Schneemänner bauen und mich an Iglus versuchen.

Das hörte sich gar nicht Erwachsen an. Verspürte man mit 16 etwa eine art Erwachsenen Schub? Denn wenn nicht, soll er ruhig noch 3 - 4 Jahre fortbleiben.

Im Moment war ich glücklich. Ich hatte endlich begriffen, dass man nichts erreichen muss, um dieses Gefühl zu erlangen.

Glück bedeutete Menschen um sich zu haben, die dich über alles lieben. Eltern, die sich um dich sorgen und Freunde, die immer an deiner Seite stehen und die alles für dich tun würden.

Chosen klingelte an Wyatt's Haus. Er strahlte von Kopf bis Fuß, als er die Tür öffnete und schlug mit einem breiten grinsen im Gesicht bei Chosen ein. Mich begrüßte er nur mit einem langgezogenem ,,Hey"

,,Was ist passiert, siehst richtig glücklich aus.", fragte mein Bruder und sprach somit meine Gedanken aus.

Wyatt zuckte mit den Schultern und wir machten uns auf den Weg. ,,Vielleicht habe ich jetzt eine Beziehung?"

,,Wow, das ist ja mal was ganz neues!", antwortete mein Bruder sarkastisch und presste seine Hände auf die Backen.

,,Nein, ich meine eine richtige Beziehung mit einem richtigen Mädchen."

Ohne uns abzusprechen fielen Chosen und ich in lautes Gelächter. ,,Emely war kein richtiges Mädchen, was?"

,,Doch, aber sie war so... kindisch. Meine jetzige Freundin ist viel cooler und hat was in der Birne. Außerdem ist sie ganz... hübsch.", antwortete er und lief automatisch etwas schneller.

,,Nichts für Ungut, aber du bist ein verdammter Streber. So cool kann die Person also nicht sein, die sich auf dich eingelassen hat."

Wyatt warf mir einen bösen Blick zu, ehe er wieder geradeaus schaute. ,,Das hört deine beste Freundin sicher nicht gerne."

Mir klappte der Mund auf. Natürlich, warum bin ich nicht gleich darauf gekommen?

,,Oh mein Gott. ", rief ich und brachte ihn zum stehen, indem ich seinen Arm packte. ,,Und wer hat den ersten Schritt gemacht? Du sicher nicht."

The Gift of Love | Finn WolfhardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt