Kapitel 26: Ich hasse dich

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Völlig verheult klingelte ich bei meinem besten Freund. Es fing an wie aus Eimern zu Schütten und die Wolfhard's hatten auf der Veranda noch nicht einmal ein Dach um sich drunter zu stellen. Ich stand im Regen vor der Tür und wartete bis jemand aufmachte.

Wenigstens sah man so meine Tränen nicht, auch wenn ich bestimmt total Rot um die Augen herum war.

Die Tür wurde geöffnet und Finn stand vor mir. Er wollte mich begrüßen, doch als er mein Gesicht sah, schaute er mich völlig verwirrt an. ,,Grace, was ist pas...-"

Ich ließ ihn nicht ausreden und Umarmte ihn stürmisch. Meine Klamotten waren komplett durchnässt und so sah die Vordere hälfte von Finn jetzt auch aus. Ich fing wieder an zu schluchzen und die Tränen liefen mir nur so übers Gesicht.

Finn strich mir beruhigend über den Rücken. Ihn störte es anscheinend keines Wegs.

,,Wer ist das, Finn?", fragte plötzlich eine weibliche Stimme aus der Küche.

Finn löste sich ein wenig von mir und schaute mir in die Augen. ,,Das ist nur Grace, Mum! Wir gehen nach oben.", rief er, löste sich schließlich ganz aus der Umarmung und zog mich an der Hand in sein Zimmer.

Er ließ mich los und schloss schließlich die Tür hinter uns., ,Ist alles Okay? Was ist passiert?", fragte er und führte mich zum Bett, damit wir uns drauf setzen konnten.

Ich wischte mir als erstes über die Augen. Ich wollte vor ihm nicht weinen. Es war mir irgendwie... Peinlich.

Doch wenn ich an das was gerade passiert ist zurück dachte, schossen mir die Tränen immer wieder aus meinen Augen. ,,Rede mit mir!", befahl er und legte zwei Finger unter mein Kinn, um es in seine Richtung zu drehen.

,,Ich habe es ihm gesagt.", schluchzte ich. ,,Ich habe ihm gesagt, dass ich ihn Liebe."

Finn zog seine Augenbrauen zusammen. ,,Wem hast du gesagt, dass du ihn liebst?", hakte er nach und schaute mich nach wie vor Planlos an.

Er wusste es immer noch nicht? Olive hatte es doch auch rausgekriegt, wieso er nicht?

Ich lehnte mein Gesicht gegen meine Hände. ,,Ich habe es Jaeden gesagt und ich wollte ihn küssen, doch er hat mich weggedrückt und dann war da noch Sophia und...-" Weiter kam ich nicht denn Finn sprang wie von der Tarantel gestochen auf und schaute mich geschockt an.

,,Jaeden?! Du meintest die ganze Zeit Jaeden?!", rief er.

Jetzt war ich diejenige, die ihn entsetzt anblickte. ,,An wen hast du denn gedacht? An Jack?"

Er antwortete mir nicht. Er starrte mich nur fassungslos an. Was war nur los mit ihm? Wusste er etwas, was ich nicht wusste?

Ich stand ebenfalls auf und wollte seine Hand nehmen, doch er zog sie weg. Es erinnerte mich an eben und es brach mir ein zweites mal mein Herz, doch diesmal nicht in Tausend teile, sondern in Millionen.

,,Olive hat mir doch ständig Dinge erzählt und es hatte alles überein gestimmt!", murmelte er und griff sich an seinen Kopf. Dann lachte er höhnisch auf. ,,Natürlich. Du hast Sophia auf der Schlittschuhbahn wegen Jaeden umgestoßen, nicht um mich zu beeindrucken. Und Jaeden, den kennst du auch schon seit Jahren."

Sein lachen Verschwand. ,,Du hast mich gefragt, ob ich Sophia hübsch finde, du hast nichts mehr gegessen, du wolltest dich verändern, du hast mir Tausende fragen über Jungs gestellt und du wolltest von mir wissen, was liebe und der ganze Scheiß ist." Er schaute mir wieder in die Augen. ,,Und das alles wegen Jaeden?"

Mir ging ein Licht auf. Olive und er steckten unter einer Decke und sie dachten, dass es mir mit allem was ich tat immer um Finn ging.

Olive hat ihm alles erzählt was ich je über Jaeden gesagt habe, im glauben ich würde Finn meinen und er hat sich... hoffnungen gemacht?

,,Es tut mir leid wenn ich euch falsche Gedanken in den Kopf gesetzt habe.", sagte ich leise und ich bekam langsam ein schlechtes Gewissen. Hätte ich ihnen doch von Anfang an erzählt wen ich meinte.

Oder ich hätte ihnen am besten nichts erzählt.

Finn schluckte. ,,Aber wieso wolltest du deinen ersten Kuss mit mir? Wieso bist du nicht gleich zu Jaeden gerannt und hast ihn darum gebeten? Damals, als er noch nicht mit Sophia zusammen war!"

Ich presste meine Lippen aufeinander. Diesmal war ich es, die ihn entschuldigend ansah, denn es war offensichtlich und auch er konnte es sich selbst beantworten. ,,Du wusstest, dass ich es machen würde!"

In mir machte sich ein unangenehmes Gefühl breit und es war nichts anderes als Schuld. Ich war Schuld, dass auch sein Herz gerade in Tausendmillionenbilliarden Stücke riss.

Ich war nicht besser als Jaeden. Nein, ich war sogar noch schlimmer. Ich habe jemandem hoffnungen gemacht und es nicht einmal bemerkt.

Zwar hatte mir Jaeden auch unbewusst hoffnungen gemacht, nur hat er mich nicht ständig geküsst, umarmt oder mit mir Unsinn getrieben.

Im Grunde genommen hatte ich mir die hoffnungen selbst gemacht.

Finn rümpfte angeekelt die Nase. ,,Schämst du dich nicht? Du wolltest zwei Leute, die sich lieben, auseinander reißen, nur damit es dir gut geht! Es dreht sich nicht immer alles nur um dich, sieh es doch endlich ein!", rief er. ,,Du bist sowas von egoistisch und kannst es nicht wahrhaben, dass Jaeden Sophia liebt und nicht dich!" Auf seinem Gesicht bildete sich plötzlich ein siegessicheres grinsen und es machte mich wütend.

Es machte mich wütend, dass er recht hatte. Das ich immer nur als kleines, dummes, naives und vor allem blindes Mädchen da stand, das die Dinge nie so nahm wie so nun mal sind.

Aber das war ich nun mal und es schmerzte, genau das aus seinem Mund zuhören. Von dem, den ich am meisten vertraute und respektierte.

Von dem, den ich am meisten liebte.

Aus der ganzen Wut heraus schlug ich ihm mit voller Wucht gegen die Backe. Die rechte Seite seines Gesichtes schellte auf die andere und er verzog sie schmerzverzerrt. Langsam drehte er sich wieder zu mir und schaute mich zornig an. ,,Ich hasse dich!"

Das war zu viel für mich. Ich stürmte an ihm vorbei. Ich musste weg von hier. Weg von ihm.

Ich konnte es nicht glauben. Ich habe sogar meinen besten Freund dazu gebracht mich zu hassen.

Wie sollte es nur weitergehen?

The Gift of Love | Finn WolfhardWo Geschichten leben. Entdecke jetzt