An diesem Morgen (-Morgen? Es ist schon vier Uhr. Nachmittags!- meckert mein Unterbewusstsein) sitze ich den ganzen Unterricht wie auf heißen Kohlen. Es ist Freitag, achte Stunde Verwandlung, und das heißt, dass ich mich in weniger als in einer Stunde mit Hagrid am See treffe. Ich habe ihm letzten Dienstag eine Eule geschickt, dass ich mich mit ihm treffen will, möglichst bald. Er hat mir den Freitag vorgeschlagen und jetzt bin ich total hibbelig.... Das merkt man mir auch an. Ich rutsche die ganze Zeit schon auf dem Stuhl herum, was erstens meine Tischnachbarin zwei Plätze weiter nervt und zweitens Professor McGonagall aufregt. "Ms. Hills! Ich würde Sie bitten, endlich still zu sitzen!" Ich werde rot, und es macht die Situation nicht besser, dass alle mich anstarren. Ich wurde noch nie, wirklich nie, ermahnt! -Jetzt beruhig dich doch endlich!- Ich muss meinem Unterbewusstsein Recht geben. Nicht nur das ich letzen Montag viel Aufmerksamkeit bekommen habe, jetzt werde ich auch noch ermahnt! Ich schlucke hart und verschwinde fast unter dem Tisch. Mit tiefen Atemzügen versuche ich meine glühendes Gesicht ein bisschen zu normalisieren. Währenddessen führt Professor McGonagall ihren Vortrag weiter. Ich habe das Thema, was Professor McGonagall heute mit uns bearbeitet, schon vor ein paar Tagen alleine durch genommen und sehr gut verstanden. Deswegen sitze ich, jetzt still, auf meinem Stuhl und versuche den Sekundenzeiger der Uhr umzubringen. Der rast nach meinem Geschmack ein bisschen zu schnell im Uhrzeigersinn. Mit Schrecken stelle ich fest, dass die Unterrichtsstunde fast vorüber ist. Nur noch sechs Minuten?! Oh Gott... Ich kann mich gerade noch davon abhalten, laut aufzuseufzen, dann schaue ich mich vorsichtig um. Alle kritzeln etwas in ihre Hefte. Schnell drehe ich mich zur Tafel und stelle fest, dass Professor McGonagall die Kreide etwas an die Tafel schreiben lässt. Bevor die Professorin mich bemerkt schreibe ich alles ab.
Erschrocken fahre ich hoch, als der Schulgong erklingt. Alle Schüler stopfen ihre Sachen in die Taschen und stürmen raus, wohingegen ich versuche meine Sachen so langsam wie möglich zusammen zu packen. Meine Federn kommen in mein "Feder"-Mäppchen, meine diesmal ziemlich spärlichen Notizen sortiere ich in meinen Zauberordner ein, welchen ich mit Schwierigkeiten mit einem Ausdehnungszauber belegt habe. Es hat mich fast einen dreiviertel Tag gekostet! Meine normales Muggelmäppchen wird geschlossen und wandert, wie das Buch 'Verwandlungen: Die Zwischenstufen', auch in meine Tasche. *räuspern* Ich schrecke wieder einmal hoch. "Ms. Hills, ich würde gerne wissen, was Sie hier noch wollen?", fragt mich Professor McGonagall mit gerunzelten Stirn und einem durchdringenden, strengen Blick. "Also... Ich habe gedacht, ich hätte etwas verloren... Muss jetzt aber auch dringend los, eine Verabredung." Ich lächel meine Lehrerin an, schnappe mir meine Tasche und verschwinde schnell aus dem Raum. Mit einem Blick auf die Uhrzeit seufze ich auf und sprinte raus auf den Hof, wo wirklich perfektes Wetter herrscht! -Na wenn das keine Ironie war...- Ich muss meinem Unterbewusstsein recht geben, das Wetter ist unerträglich - bestimmt 30 Grad oder so! Ich ziehe mir meine Kapuze ins Gesicht und laufe an der Mauer in die Richtung des Sees. Dabei schwitze ich wie verrückt, obwohl ich im Schatten bin!
Versteinert starre ich die Holztür an -Komm Saphira, heb die Hand und klopf an die Tür! Loooos!- feuert mich mein Unterbewusstsein an. Meine Augen weiten sich, aber bevor ich auch nur einen Muskel bewegen kann wird die Tür aufgerissen. Und vor mir steht niemand geringeres als .... Remus! Und hinter ihm noch Peter! Ich stolper zurück und sehe vermutlich aus wie ein Fisch. Wir starren uns gefühlt vier Stunden an, bis ich mich zusammen raffe, beide die Treppe schon fast runterdränge und die Tür hinter mir zu knalle. "Ah, Saphira. Wie schön!" Hagrid lächelt mich breit an, schüchtern erwidere ich es. "Alsooo...", ziehe ich das 'o' lang, höre aber schnell wieder auf und zeige Hagrid, er solle leise sein. Dann ziehe ich meinen Zauberstab aus meinem rechten Ärmel und flüstere: "Muffliato". Es ist ein selbst ausgedachter Zauberspruch, der andere Leute beim Lauschen behindert. "So, jetzt", grinse ich Hagrid erleichtert entgegen. -Hörst du wie Peter draußen flucht?- Ich muss wegen meinem Unterbewusstsein lachen ~Ein Glück das Remus sich an der Wand abgestoßen hat und ich die Vibration gespürt habe, sonst hätten sie mich ablauschen können!~ "Worüber wolltest du denn reden?", fragt mich Hagrid. "Also Hagrid, ich bitte dich das niemandem, wirklich keiner einzigen Seele zu erzählen! Bitte!", ich schaue flehend meinen großen Freund an. "Natürlich, was denkst'n du denn von mir?" Ich seufze erleichter auf. Dann schüttel ich mich, und eine Gänsehaut überzieht meine Haut. "Ich fange einfach von Anfang an an...", flüster ich zu mir selber.
"Du weißt doch diesen Tag, wo du mich zum ersten Mal getroffen hast und in die Winkelgasse geführt hast, oder?" Hagrid nickt und wir grinsen uns an, jedoch verschwindet das Grinsen schnell von meinem Gesicht: "An diesem Tag war Neumond, und es ist was richtig komisches passiert... Ich...", Ich schlucke hart, "...ich habe... ", meine Stimme bricht noch einmal ab, "... ich habe mich verwandelt.", flüstere ich, und als ich an die starken Schmerzen denke sammeln sich Tränen in meinen Augen. "Ich-ich bin ein Monster Hagrid!", weine ich, als mich mein Freund in die Arme nimmt. Beruhigend streicht er mir über meinen Rücken. "Ich schätze's, dass du es mir erzählst. Weißt du, ich hab auch'n Geheimnis." Nachdem ich mich beruhigt habe, schaue ich mit großen Augen hoch in sein freundliches, bärtiges Gesicht: "Wirklich?", schniefe ich. "Jup. Bin ein Halbriese. Meine Mum war'ne Riesin, sie war echt verdammt cool, und sie hat sich in meinen Dad verliebt und mich bekommen. Beide sind nich mehr da..." Ich umarme Hagrid, und beide trösten wir uns. "Tschuldige das ich frage, aber was meinst du genau mit Monster?", schon fast enthusiastisch schaut Hagrid mich an. ~Wie konnte ich es vergessen, er liebt...~ -...doch Monster- Ich grinse ihn an, weil er so aufgeregt guckt, dann werde ich wieder ernst. "Ich weiß nicht. Ich habe über mich gesucht, aber nichts raus gefunden. Ich-ich bin einfach..." Ich verstumme, dann zucke ich mit den Schultern: "Ich weiß es nicht". Schon wieder sammeln sich Tränen in meinen Augen, aber dieses mal bin ich auch wütend. -Hagrid ist hier! Beruhig dich! Sonst machst du noch was!- ruft panisch mein Unterbewusstsein. Es spürt, wie sich diese Wut rasant vergrößert. Ich zucke zusammen und falle auf den Boden. Es ist schlimm, diese unbändige Wut zu halten, und ich zucke unkontrolliert. "Saphira!", dringt die Stimme von jemandem durch. Ich kann nicht erkennen wer es ist, aber ich weiß, dass dieser jemand nichts böses will. Ich schreie gequält auf und wieder weine ich. Ich spüre einen Schmerz, aber nicht wie bei einer Verwandlung. Ich habe das Gefühl, als ob mein ganzer Körper von innen verbrennt, als ich mich gegen die Wut, gegen die Verwandlung wehre. Dann ist alles schwarz.
Die Lache um sie, die Pfütze der Tränen wird größer, als sich das Mädchen beruhigt. Sie liegt in einer zerkrümmten Position, und aus ihren offenen, glasigen Augen treten immer mehr schwarze Tränen. Der große Mann neben ihr hebt erschrocken und weinend das kleine, zerbrechlich wirkende Kind auf und rennt raus, zu dem riesigen und beschütztem Schloss.
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Saphira Hills - Schwingen der Finsternis
FanfictionUpdates: Sonntags (kurzzeitig pausiert) Rumtreiber & Harry Potter Fan-Fiction Als Waisenkind hat es Saphira Hills nicht leicht - und ihr Leben wird noch komplizierter, als ihr der Brief mit dem roten Siegel und der smaragdgrünen Schrift überreicht...