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Peter P.O.V.

Still starre ich Sirius und James an, die wie verrückt umhergehen, fast schon am verzweifeln. Wir waren gerade in der heulenden Hütte um Remus abzuholen. Beziehungsweise wir sollten ihn abholen, aber dass, was uns alle aufregt, ist, dass er weg war! Das Schlimmste: die Tür ist aus den Angeln gerissen, Remus kann überall sein, erschöpft, nackt, ohne Zauberstab und verletzt! Ich schlucke, die Angst sitzt mir tief in den Knochen. Am liebsten würde ich mich irgendwo vergraben und nie wieder hervorkommen, bis der Schrecken weg ist. Was wohl passiert ist? Auch Dumbledore runzelt nachdenklich seine Stirn. Ich glaube, was jeden hier verwirrt, ist, dass die Hütte eigentlich sehr gut geschützt ist ... war. Dumbledore persönlich hat die Hütte mit einem Zauber belegt, sodass niemand rein und somit auch rauskommt. Daraus resultiert, dass die Tür mit etwas viel schlimmeren aufgebrochen wurde. Etwas, dass langen Krallen hat und selbst die stärksten Schutzzauber überwinden kann...

Mir schlottern die Knie bei dem entsetzlichen Anblick der zerstörten Tür. Was ist das bloß für ein Tier?! Ängstlich starre ich schon die ganze Zeit auf den Boden, doch schnell gucke ich hoch, als Dumbledore nach dem sehr stressigen Bericht von Sirius und James aufsteht. Bevor dieser aber seinen Satz auch nur anfangen kann, stößt jemand stark die Tür auf. Es ist niemand geringeres als Hagrid! Und auf den Armen trägt er jemanden... "Remus!", schreien Sirius und James los und rennen dorthin. Entsetzt bleiben sie vor unserem besten Freund stehen. Remus sieht noch kränklicher, blasser und zerschundender aus. Dumbledore erhebt seine Stimme: "Wo befand sich der Junge?" Hagrid räuspert sich: "Im verbotenem Wald. Östlich. Er muss an einem Kampf beteiligt gewesen sein." Madame Pomfrey  schüttelt den Kopf und zeigt Hagrid an, Remus in ein Bett zu legen. Schnell wird eine Absperrwand aufgestellt, um den verwundeten Körper von Remus vor neugierigen Blicken zu schützen. Mit besorgtem Blick fängt die Krankenschwester an, ihn zu versorgen und zu heilen. Bevor Sirius, James und ich jedoch näher kommen können, wendet sich Professor Dumbledore zu uns: "Heute Abend könnt ihr ihn wieder besuchen." Dabei schaut er jedem von uns wissend in die Augen. Geknickt wenden wir uns  ab und rauschen aus dem Krankenflügel, mit einem letzten Blick auf die weiße Bambus-Wand hinter der Remus liegt. In unserem Zimmer schweigen wir alle. Wir müssen alle das Geschehene verarbeiten. Remus sah schlimm aus. Viele Kratzer. Sehr viele. Und Blutergüsse. Alles voller Dreck und getrocknetem Blut. Seine rechte Schulter war bis zu seinem Ellbogen aufgerissen und er hatte eine lange Platzwunde am Rücken. Ich schlucke noch einmal und kann mein Zittern schon die ganze Zeit nicht unterdrücken. "Was ist bloß passiert?", flüstert Sirius. James sitzt auch geschockt auf seinem Bett. Ich seufze. Nach ein paar Minuten raffe ich mich auf und sage leise: "Wir können Remus Schokolade bringen, damit, wenn er aufwacht, er was zum knabbern hat." James nickt und fügt hinzu: "Und Bücher, damit er sich nicht langweilt." Sirius schweigt. Nach kurzer Stille erhebt auch er die Stimme: "Wir müssen unbedingt bei Remus dabei sein. Damit nicht noch einmal so etwas passiert. Ich habe schon länger darüber nachgedacht, aber dieser Vorfall hat mich in meinem Vorhaben bestärkt. Wenn wir drei Animagi werden, können wir Remus beschützen!" Ich schweige, die Idee ist wirklich nicht schlecht. Aber wie sollen wir das bitte schaffen? James guckt Sirius nachdenklich an: "Aber du weißt schon, dass dies sehr schwer ist? Und wir sind gerade mal dreizehn!" Sirius dreht sich und geht hastig im Kreis umher. "Na und? Wer sagt denn, dass wir es nur wegen unserem Alter nicht schaffen würden? Wenn wir uns hart rannehmen, können wir es verdammt nochmal schaffen! Wir wären ja sonst nicht die Rumtreiber! Seid ihr dabei?" Dabei schaut er James und mich selbstbewusst an. Ich schaue zurück und sage, synchron mit James, nur ein Wort: "Ja"

Saphira P.O.V.

Ich stehe langsam auf. Ich muss in mein Zimmer. Heute ist aber Sonntag. Es wird zu riskant sein, tagsüber dort hin zu kommen. Ich schlage wütend gegen die Wand. ~Hätte ich nur meinen Zauberstab!~ -Ja, wär ziemlich praktisch. Hast du aber nicht. Und nun?- Ich beiße meine Zähne zusammen. Ich bin sogar viel zu erschöpft, um wirklich wütend zu sein! Langsam lasse ich mich wieder gegen die Mauer sinken. Mit einem Seufzer mache ich mich auf einen schrecklich langweiligen Tag bereit, in dem ich einfach vor mich hin dösen werde und versuche, von niemandem gesehen zu werden. 

Ich öffne meine Augen. Ich bin wohl gegen Nachmittag eingeschlafen. Die Sonne geht gerade unter und taucht die Umgebung in eine gold rote Farbe. -Gryffindor-Farben!- schmunzelt mein Unterbewusstsein. Ich lächel schwach. Zu mehr bin ich nicht im Stande. Ich lasse meinen Kopf gegen die Mauer sinken. Noch ein paar Stunden...

Es ist Nacht. Der fast volle Mond ruft noch nach mir. Nach den Gestalten der Nacht. Aber ich bin zu schwach um aufzustehen. Ich bin sogar zu schwach, dem Drang nachzufolgen. Es geht einfach nicht. Selbst mein Unterbewusstsein hat sich zurück gezogen. Ich blinzle und schaue in den Nachthimmel. Er ist klar. Müde und erschöpft sammel ich mein Kräfte und drücke mich an der Hogwarts-Mauer nach oben. Nachdem ich mich komplett aufgerichtet habe setzte ich einen Schritt nach vorne. Mein Kreislauf ist komplett am Arsch. Mir wird kurzzeitig schwindelig und ich muss mich wieder an der Mauer abstützen. "Das kann noch lange dauern...", murmle ich zu mir selber. Unter enormem Kraftaufwand schaffe ich es, die Eingangshalle zu erreichen. Dort muss ich erst einmal hinter eine Rüstung flüchten, da Mr. Filch, der griesgrämige Hausmeister, vorbei kommt. Dies kostet mich eine Viertelstunde der Nacht und einen weiteren blauen Fleck!

Am Ende meiner Kräfte bin ich im Zimmer angekommen. Mein klopfendes Herz drückt mir gegen meine Brust, mein Kopf pulsiert und meine Zunge liegt mir schwer im Mund. Ich habe das Gefühl, ich hätte einen riesigen pelzigen Wurm geschluckt! Zeus summt vor Freude laut auf und kuschelt sich an mich. Beruhigend leckt er mir über meine Wange. ~Wie ist er hier hin gekommen?~ - Wie sind überhaupt unsere Sachen hier hin gekommen?- Ich gebe mir selbst recht. ~Jemand muss meine Tasche und meinen Umhang aus dem Krankenflügel gebracht haben....~ Ich krame voller Schwindel in meiner Tasche nach meinem Zauberstab. "Da!", rufe ich erleichtert aus. Mir kommen sogar die Tränen. Sofort schlage ich mir aber die Hand vor den Mund. Die anderen habe ich komplett vergessen! Lily dreht sich murrend um und auch Alice stöhnt etwas. -Bitte, lass sie nicht wach werden!- Ich beiße meine Zähne zusammen und schleiche ins Bad. Zeus hat mir Energie gegeben, die ich jetzt nutzen werde, um meine fast vertrockneten Wunden zu heilen und meinen Körper von oben bis unten zu waschen. Nach einer Stunde bin ich so wiederhergestellt und sauber, dass ich in die Küche gehen kann. Zwar langsam, aber es geht. Ich muss nicht mehr jede zwei Meter ein Pause machen, also ist es schon ein großer Fortschritt. 

Dankend nehme ich die zwei riesigen Schenkel einer Kuh aus Blinkys Händen. Das brauche ich jetzt. Genüsslich verzehre ich das Gewebe, lasse mir das saftige Fleisch schmecken. Innerhalb von drei Minuten habe ich die Schenkel verzehrt, meine Energie und meinen Körper weiter aufgebaut. Mit hungrigem Blick bitte ich Blinky, mir ein blutigeres Stück Fleisch zu geben. Ich habe sehr viel Blut verloren, und diese Nahrung wird genau das richtige sein. ~Köstlich..~ Ja, ich genieße diesen Moment so sehr, dass ich mich zurückhalten muss, um nicht aufzustöhnen.  Am liebsten würde ich für immer hier sitzen und so etwas köstliches essen... Nach meinem fünften Schenkel und einer sehr glücklichen Blinky - sie konnte mir wieder einmal sehr helfen - bin ich schon soweit mit Energie vollgetankt, dass ich meinen Hunger im Griff halten kann. Mit einer Umarmung bedanke ich mich bei Blinky, sie hat gequiekt wie ein Schweinchen, habe ich mich schweren Herzens von der Küche losgerissen und bin wieder langsam nach oben in den siebten Stock gegangen. Immer noch langsam, aber jetzt mit mehr Energie.

Im Zimmer wieder angekommen, es ist schon fast halb sechs, packe ich meine Tasche. Meine zerrissene und blutige Uniform stopfe ich in eine Tüte unter mein Bett, und schnell wechsel ich in eine frische Garnitur. Mit Zeus auf der Schulter schleiche ich in den Gemeinschaftsraum, wo ich anfange, meine nicht erledigten Hausaufgaben zu bearbeiten. 

Saphira Hills - Schwingen der FinsternisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt