Kapitel 17: „Maskenball"

7 0 0
                                    

Nachdem Rapunzel und Eugene Cassandra noch ein Stückchen begleitet hatten, kamen sie schließlich vor den großen Flügeltüren des Ballsaals zum Stehen. Rapunzel seufzte tief, ehe sie zu ihrem Mann aufsah. „Bist du bereit?"
„Nicht wirklich. Aber dann frage ich mich wieder, werde ich je dafür bereit sein?" Er lächelte, und mit diesem Lächeln hatte er auch Rapunzels Augen zum Strahlen gebracht, die nun da sie die laute Musik vernahm, auch bereits etwas angetan von dieser war.
„Ich frage dich mal lieber jetzt schon, bevor dich mir jemand wegschnappt...", damit verbeugte Eugene sich vor der Braunhaarigen und ergriff im nächsten Moment schon ihre zierliche Hand, „Willst du tanzen?"
„Ich wüsste nicht, mit wem ich es sonst tun sollte!" Ein strahlendes Lächeln breitete sich auf ihrem Gesicht aus, als Eugene ihr einen Handkuss gab.
Als er sich dann wieder aufgerichtet hatte, nickten sie den Wachen, die an beiden Seiten der Tür standen, zu. Und während die Tür sich öffnete, drangen bereits Stimmen, Musik und Gesang an ihre Ohren:

"Maskenball. Kunterbunter Mummenschanz. Maskenball.
Niemand ist der, für den ihn and're halten. Maskenball.
Phantasie im stummen Tanz. Maskenball.
Sieh dich um: Überall steh'n Spukgestalten.
Plisch und Plum, Fisch und Faun. Maus und Katz, Graus und Graun.
Grelles Rot, helles Braun, krummer Tod, dummer Clown:
Masken, aufgesetzt, ausgestellt, auf dem Jahrmarkt der Welt.
Sie haben kein Gesicht.
Schwan und Schwein, Pfau und Pferd, Schau und Schein,
feiler Mund, irrer Hund: Masken. Schau hinein, schau heraus,
und tauch ganz in den Klang. Wer, wer ist, weiß man nicht.
Maskenball. Grelle Schminke, heller Wahn. Maskenball.
Wolkenbau übern Abgrund trüber Zeiten. Maskenball.
Bleib und schau in das Meer der Nichtigkeit.
Wahre Lügen, klarer Dunst.
Ungerügt Freund und Feind ein wenig Necken.
Loser Unsinn, große Kunst.
Unbesiegt von den Fratzen, die uns schrecken."

König und Königin traten in den Saal und augenblicklich hörten alle auf zu tanzen. Sie sahen die Herrscher beeindruckt an und klatschten erfreut einen riesigen Beifall, der, wie vorher die Musik, durch den ganzen Saal hallte.
Eugene fühlte sich dadurch etwas befangen und ihm entging nicht, dass es Rapunzel ebenso ging, deshalb reichte er ihr schließlich lächelnd seinen Arm und zog sie damit auf die Tanzfläche.
Dort angekommen, nahm er sofort Tanzhaltung ein und Rapunzel bedeutete den Musikern weiterzuspielen. Also taten sie dies und die Musik setzte wieder ein, und auch die Tänzer und Tänzerinnen begannen ihr lustvolles Begnügen erneut.
„Was für ein Empfang?", meinte der Braunhaarige wispernd, als er seine Frau unter seinem Arm herumwirbelte und ihr damit extrem nahekam.
Er hörte nur, wie sie kicherte und seine gewählt sarkastischen Worte wiederholte.

* * * *

Während der Ball im Schloss bereits im vollen Gange war, hockte die Gestalt einer jungen Frau auf einem Hausdach. Bei dieser Frau handelte es sich um niemand anderen als die fünfzehnjährige Vivien.
Der Captain der Wache hatte begonnen, sie den weiblichen Flynn Rider zu nennen, hatte sie mittlerweile doch ungefähr denselben Bekanntheitsgrad erreicht.
Eigentlich hockte sie ja nur hier oben auf diesem Dach, weil Raymonds Aufgabe des Plans darin lag, im Schloss für Ablenkung zu sorgen, die Stabbingtons sich irgendwo in den bunten Gassen aufhielten und sie keine Lust hatte, ihren Abend allein zusammen mit Yorsch zu verbringen. Und, zu guter Letzt, weil es ihre Aufgabe war, den Stabbingtons das Kommando zu geben.
Unter Vivien, durch die Gassen der Hauptstadt, liefen nicht nur die Stabbingtons, sondern auch das Dreiergespann, Rose, Fulvia und Alexandro. Rose hatte nicht nur Alexandro verwandelt, sondern auch sich selbst. Sie trug ein buschiges, rotes Kleid, dessen Rock mit Unmengen an Tüll geschmückt war. Obwohl es zwischen den Drein noch immer diese halbe Sprachbarriere gab, unterhielten sie sich gut gelaunt und lachten zusammen (nicht selten über Alexandros Probleme mit der Deutschen Sprache).
„Ich wusste ja gar nicht, dass unser Allerwertester Italienisch kann.", bemerkte Rose, die sich gerade bei Fulvia untergehakt hatte. „Sì, ich auch nicht.", stimmte diese nun ihrer Freundin zu und blickte zu ihrem Bruder hinüber, „Alexandro, sag mal, wie lange bleibst du noch?"
„Hm?", wandte sich der Schwarzhaarige mit einer steilen Stirnfalte ihr zu. Gerade hatte er noch die Menschen um sie herum beobachtet und geglaubt, jemanden als ihren verschollenen Bruder wiedererkannt zu haben, als Fulvia ihm schließlich ihre Frage wiederholte. Als er dann schließlich verstand, antwortete er so, dass auch Rose es einigermaßen verstehen konnte. Zumindest verstand sie das brüchige Deutsch nun besser als das fließende Italienisch. „SÍ, eh... wollte ein und zwei Wochen bleiben."
„Oh." Fulvias Blick wurde deutlich trüber. „Nur so kurz?" Sie hatte offensichtlich mit mehr gerechnet. Mehr Zeit, die sie mit ihrem Bruder verbringen könnte. Rose schien dies zu bemerken und versuchte, sie etwas aufzumuntern, indem sie ihr einen Arm um die Schultern schlang. „Hey, du hast doch mich!"
Während die Drei in ein gemeinsames Gelächter ausbrachen, rümpften zwei Männer darüber nur die Nase. Diese beiden hatten sich bedeckt gehalten und hielten sich nun in einer kleinen Gasse versteckt, die so nicht groß Aufsehen erregte.
„Hey, Rowen!", zischte Damon seinem Kumpanen seit langer Zeit jetzt zu, „Ich denke, die Luft rein. Wir können an die Arbeit gehen. Das wird ein Spaß, wie in alten Zeiten."
Der Mann, mit den dunkelroten Haaren, schreckte förmlich aus seinen eigenen Gedanken auf, doch als er das süffisante Grinsen seines Partners sah, schüttelte er diese ab. „Natürlich, die guten alten Zeiten. Wie konnte ich das nur vergessen."
„Alles in Ordnung?", fragte Damon und leichte Besorgnis war in seiner Stimme erkennbar, wenn er sie auch gut verbarg.
„SÍ, ja. Nicht der Rede wert. Es ist nur so, dass..." – Er wies zurück auf die belebte Straße, auf der sich Rose mit dem italienischen Geschwisterpaar noch immer unterhielt –, „Gerade diese beiden sollten bei unserer Aktion für den Plan ausgeschaltet werden." Die Stimme des Italieners wurde kalt, als er nochmals auf seine beiden Blutsverwandten wies.
Damon verstand nur zu gut, denn hatte er heute Morgen nicht selbst seinem jüngsten Bruder gegenübergestanden, daher wusste er genau, was Rowen im Moment empfand. Die Familie vergisst man eben trotz allem nicht, wie sehr man ihr auch wehgetan hat.
„Dann lass uns sofort anfangen!", verkündete der rothaarige Däne und reichte seinem italienischen Komplizen die Hand, „Lass uns diese Stadt in Schutt und Asche legen!"
Rowen grinste nun ebenfalls, er hatte sein Selbstvertrauen zurückbekommen. „Mit dem reinsten Vergnügen. So bekommt auch Rider endlich das, was er verdient; was er immer schon verdient hat."

Frozen & Tangled II: Unforeseen ObstaclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt