Kapitel 15: „Ankunft der Freunde"

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Es vergingen nunmehr zwölf Stunden, bis die Sonne erneut am Horizont aufging und das weite Meer, das die Hauptstadt Coronas umgab, in einen goldenen Schein hüllte.
Innerhalb der Schlossmauern, eilten Bedienstete hin und her, um ihre Aufgaben vor dem Erwachen des Prinzenpaares zu erfüllen. Denn dieses lag derweil noch immer eng umschlungen in ihrem Himmelbett.
Die violetten Vorhänge, des ebenso violetten Baldachins, schirmten sie vor dem Großteil der Morgensonne ab.
Und doch fand ein kleiner, einzelner Lichtstrahl, den Weg aufs Gesicht der, nun braunhaarigen, Prinzessin fand.
Dadurch gähnte sie laut und streckte sich, um den Schlaf aus den Gliedern zu vertreiben. Während sie dies tat, zählte sie die Schläge der Kirchturmuhr. Und wie sie dadurch feststellte, war es neun Uhr.
Als sie sich herumdrehen wollte, bemerkte sie, wie sich der Arm ihres Mannes instinktiv enger um sie schlang.
„Guten Morgen, Eugene!", lächelte Rapunzel nun und strich ihm dabei eine Haarsträhne aus der, leicht verschwitzten, Stirn. Der angesprochene Prinz öffnete nun langsam seine Augen und blickte seine Frau verschlafen an. Doch in seinen haselnussbraunen Augen lag auch zu so früher Stunde schon ein warmer Blick, der seine Ehefrau förmlich dahin schmelzen ließ.
Er erwiderte also ein raues „Guten Morgen", zog Rapunzel jedoch noch näher an sich heran. Diese kicherte, als sie Eugenes Atem auf ihrem Schopf und seine Hand auf ihrem Po spürte.
Er liebte sie. Und sie war so froh, dass ihre Narben, nichts daran änderten. Diese Narben waren, dank Fulvias Salbe, bereits ein wenig verheilt. Oder zumindest waren sie nicht mehr so rot, dass sie einem bereits beim ersten Blick auffielen. Und doch hatte Rapunzel entschieden, dass sie keine Handschuhe tragen würde wollen. Jeder durfte ihre Narben sehen.
Lächelnd dachte sie an den vergangenen Abend zurück. Nach einer langen Runde Schach mit Manimus, war sie müde in ihr Zimmer geschlurft. Dort hatte Eugene sie bereits erwartet und half ihr schnell dabei, die Schnüre ihres Kleides zu lösen. Nachdem auch er seine Kleidung abgelegt hatte, hatten sie einander stumm gemustert.
Schließlich hatte Rapunzel ihren Unterarm an die breite Narbe auf Eugenes Brust gehalten, um ihm zu zeigen, dass sie nun beide besondere Narben hatten.
Ohne ein Wort zu verlieren, hatte der Braunhaarige seine Hände in den kurzen, braunen Haaren seiner Frau vergraben und hatte sie so verlangend und stürmisch geküsst, dass es Rapunzel gewundert hatte, dass ihre Liebkosung nicht den Weg ins Bett gefunden hatte. Doch zwischen Küssen, gleichzeitig mit unzähligen Liebesbekundungen, hatte Eugene ihr versprochen, dies am morgigen, am Krönungsabend, nachzuholen.
Und so schäumte Rapunzel nun bereits vor Vorfreude. Und das nicht mehr nur aufgrund der Krönung selbst.
Zögerlich gab sie ihrem Mann ein flüchtiges Küsschen, bevor sie zum Fenster hinüberging. Sie war noch immer so nackt, wie am Abend zuvor, weshalb sie sich eine Seidendecke um den Oberkörper schlang.
Plötzlich gab sie ein freudiges Quietschen von sich. „Eugene, Eugene, sieh mal!", rief sie freudig, „Arendelle. Sie sind da! Anna, Elsa und Kristoff – Sie sind da!" Aufgeregt deutete Rapunzel auf das Segel eines Schiffes, das im entfernten Hafen angelegt hatte. Auf dem weißen Segel thronte das Wappen des norwegischen Königreichs. „Sie sind wirklich gekommen!" Fast übermütig stürmte Rapunzel zum Kleiderschrank, um sich ihr weißes Leinenunterkleid anzuziehen. Sie wartete nicht mehr ab, ob Eugene etwas sagte, sondern eilte bereits zur Tür hinaus, doch da hielt sie leiser Protest ihres Mannes zurück. „Müssen wir...", begann ihr Mann und räusperte sich jedoch nochmals, „Müssen wir sie jetzt gleich schon begrüßen?" Er legte seinen Kopf schräg und sah dabei aus wie ein Kind – ein Junge –, mit seinem verstrubbelten, braunen Haarschopf.
Langsam kam der jungenhafte Eugene zu seiner Frau hinüber und versuchte sie an ihren Armen wieder ins Bett zu ziehen. „Lass uns doch noch etwas... Zweisamkeit!", bat er sie wispernd, „Bevor hier dann der ganze Trubel losbricht., ja?" Und schließlich ließ sich Rapunzel wiederwillig darauf ein, wobei sie bei jedem Schritt, auf ihren Mann zu, mehr Freude ausstrahlte, sodass es kein Wunder war, als sie ihm schlussendlich um den Hals fiel. Kichernd zog Rapunzel ihren Mann eng an sich, um gemeinsam mit ihm in einem zärtlichen Kuss zu versinken. Ein wenig überrumpelt stolperte Eugene zurück, stütze sich dann aber mit einer Hand am Bettpfosten ab.
Voller Elan schlang Rapunzel ihre Beine um seine Hüften, woraufhin der Braunhaarige taumelte und aufs Bett zurückfiel. Ihnen beiden entwich dabei ein schallendes Lachen, auch wenn das des Prinzen noch etwas verschlafen klang. „Also, gut...", murmelte Rapunzel schließlich und legte ihre Stirn an die seine, „Zweisamkeit, hm? Was wäre, wenn wir dein Versprechen einfach auf heute Morgen vorverlegen?"

Frozen & Tangled II: Unforeseen ObstaclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt