Kapitel 5: „Tröstende Worte"

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Sie war in einem Raum. Er war eiskalt und so dunkel. Elsa schaute sich um und bemerkte, dass es ihr Zimmer war; ihr Kinderzimmer. Und plötzlich sah sie auf ihre Hände hinab. Diese zitterten und erbebten. Auf einmal schrumpften sie sogar und wurden zu zwei Kinderhänden, zu ihren. Auch ihr helles Seidennachthemd wurde nun zu dem blauen, dass sie als Kind getragen hatte. Sie verwandelte sich zurück in das kleine, ängstliche Mädchen, das sie einst gewesen war; das einst seine Kräfte so sehr fürchtete, dass es niemanden an sich heranließ. „Nein!", schrie sie verzweifelt, „Ich will das nicht. Ich will das nicht mehr."
Die Blonde hörte ein Geräusch, was sie nicht einordnen konnte. Und plötzlich stand eine braunhaarige Frau vor ihr. Ein Kleid am Körper, das einer Königin würdig war und die Haare kunstvoll frisiert und hochgesteckt. Die Frau, die da vor ihr stand und sie nun in den Arm nahm, war ihre Mutter.
Sanft strich diese ihrer Tochter über den blonden Schopf und flüsterte ihr beruhigende Worte ins Ohr. „Es ist alles gut, Liebes!", säuselte Leah, „Nichts wird dir passieren, das verspreche ich dir. Du bist absolut sicher."
Doch Elsa machte sich los und stieß ihre Mutter zurück. Blankes Entsetzen stand ihr ins Gesicht geschrieben, aber auch ihre Mutter sah sehr geschockt aus oder zumindest glaubte sie, dass sie das tat.
Wie konnte sie denn hier sein?
„Elsa, Schatz, jetzt beruhige dich doch!", bat die Braunhaarige inständig und nahm ihre Tochter erneut in den Arm. Dieser liefen nun in Strömen Tränen über die Wangen. „Wie ist das möglich? Dass du hier bist."
„Ich war nie fort. Wie kommst du nur auf solch' schlimme Gedanken? Ich bin und werde immer bei dir sein; bei euch beiden." Leah lächelte und legte ihrer kleinen Elsa eine Hand aufs Herz. Sie sprach es nicht aus, doch es war nur allzu offensichtlich, was noch sie sagen wollte.

"Hör mir zu, Liebes!
Hab' keine Furcht davor,
Ihr beiden seid doch nah bei mir.
Und das ist es, was zählt.
Niemandem wirst du hier wehtun,
Deine Kraft ist klar und rein,
Doch dieser Schneesturm im Herzen,
Der darf kein Teil von dir sein.
Es war nicht deine Schuld,
Wenn deine Magie auch kalt sein mag.
Aber ich bin mir sicher,
Deine Schwester wird vergessen.
Sie kommt wieder in Ordnung,
Aber es wird nicht dasselbe sein.
Du musst es jetzt verstecken,
Damit Anna nichts geschieht."

„Aber, Mama, ich habe Angst. Ich weiß nicht, was ich tun soll?", klagte Elsa, wobei ihre Stimme von Schluchzern erfüllt wurde. Ihre Mutter streichelte ihr daraufhin sanft über die Wange, um ihr ein paar der Tränen fort zu wischen, die ihr noch immer darüber liefen. „Elsa, dir geht es gut. Es ist ein Teil von dir. Und du musst lernen damit zu leben, dann kannst du es auch kontrollieren. Du musst einfach nur Vertrauen in dich und deine Kraft haben. Sie ist eine Gabe – ein Geschenk –, das darfst du niemals vergessen!", flüsterte Leah ihr leise ins Ohr hinein. Doch Elsa schüttelte bloß ruckartig den Kopf und entzog sich der Frau, die wie ihre Mutter aussah und klang. Und die sie, wäre sie in Wahrheit nicht tot, auch dafür gehalten hätte.

„Nein, ich kann nicht! Ihr müsst euch von mir fernhalten. Ich habe Angst, jemanden zu verletzen; euch zu verletzten, meine Familie." Elsa zog ihre kleinen Knie an ihren Oberkörper heran, um dann die nun seltsam kurzen Arme darum zu schlingen. Jetzt weinte sie mehr als bitterlich.
Das konnte doch alles nicht wahr sein, dachte sie und würde am liebsten schreien.
„Keine Sorge, das wirst du nicht!", legte Leah ihrer Tochter behutsam eine Hand aufs Knie und strich ihr dann ein paar blonder Haare hinters Ohr, „Ganz egal, was du auch tust, verletzen wirst du uns nicht, das weiß ich. Dein Instinkt leitet dich und er ist es, der dich die richtige Entscheidung treffen lässt. Die, die besagt, die zu beschützen, die du liebst. Das ist es, was du tun musst; was du immer schon musstest. Wir – eher ich – hätte es schon viel früher erkennen sollen, ich weiß."
Die Braunhaarige fuhr sich verlegen durchs Haar und lächelte Elsa dann lächelnd an. „Aber... Ich sag' dir jetzt mal etwas, Liebes!", meinte sie und erhob erneut ihre Gesangsstimme. Die Worte, die darauf folgten, erklärten Elsa, was sie eigentlich bereits wusste, jedoch verdrängt hatte.

Frozen & Tangled II: Unforeseen ObstaclesWo Geschichten leben. Entdecke jetzt