Tag 14 - Kapitel 4

52 7 3
                                    


Ihre Stimme war ein Krächzen, während ihr die Tränen über das Gesicht liefen und all das schöne Make up zerstörten.

„Also, fassen wir das noch einmal zusammen", sagte ich und hielt die Silberzange in der behandschuhten Hand. Schwarze Latexhandschuhe, welche sie sicherlich für gewisse Sexualpraktiken trug oder aber um danach sauber zu machen.

„Du bist also sein Kind, hast ihn natürlich absolut geliebt, da er dein Schöpfer und Daddy war und weil er einfach ein so netter Zeitgenosse war. Ganz abgesehen davon, hattest du bis eben nicht die geringste Ahnung, dass er umgebracht wurde und auch keinen blassen Schimmer, wer es getan haben könnte", ich warf ihr einen zweifelnden Blick zu und war gleichzeitig stolz auf mich. So viel Jugendsprache, ich klang nicht ansatzweise als sei ich aus einem anderen Jahrhundert. Woran man sich so gewöhnen konnte, selbst den Slang erlernte ich langsam.

Sie traute sich nicht zu nicken, auch wenn sie es gerne getan hätte. Ihr Kopf steckte in einer Art Zwänge und ich hatte eine lederne Nackenstütze um ihren Hals geschlungen – natürlich etwas zu fest – wodurch sie diesen kaum bewegen konnte. Durch das enge Kleid waren wir, was den Bewegungsspielraum und meine kreative Fesselarbeit anging, eingeschränkt gewesen und somit hatte ich ihre Arme grazil nach hinten gebogen, sodass sie sich mit diesen auf der Liege abstützen musste. Sie waren an den Ellenbogen hinter ihrem Rücken zusammen gebunden und die Handgelenke wiederrum durch Fesseln an ihre Unterlage gekettet.

Die Beine hatte ich mit einer Art Tapeband zusammengeklebt und hätte mir für dieses Kunstwerk gerne selbst auf die Schulter geklopft. Wirklich schmerzhaft war es für sie noch nicht geworden, denn kaum dass ich sie in dieser sehr unbequemen Position angebracht hatte, sprudelten die Worte aus ihr heraus.

Sie schien geradezu erleichtert, dass es nur um ihren Schöpfer ging, auch wenn sie eindeutig nicht gut auf ihn zu sprechen war. Nun ja, wer war das schon? Wobei auf ihn als Person die Wenigsten gut zu sprechen waren.

„Also, Susan, falls das denn dein Name ist", kam ich mit der silbernen Zange langsam näher und ließ diese von einer Hand in die andere gleiten. Ihre Augen folgten jeder meiner Bewegungen und sie kaute sich angespannt auf der Unterlippe herum.

„I... ich heiße Iska", stammelte sie ganz plötzlich und brachte mich damit tatsächlich aus dem Konzept. Irritiert zogen sich meine Augenbrauen zusammen und ich fragte mich, was das denn mit dem eigentlichen Thema zu tun hatte.

„Ja... Iska, also", wurde mir bewusst, dass sie auf meine vorige Anspielung eingegangen war. „Ich möchte einfach nur die Wahrheit von dir wissen", kam ich langsam näher und sah sie mitfühlend an, wie ein Vater das ungehorsame Kind. Immerhin hatte der verängstigte Tränenfluss geendet. Dieses Weichei, ich hatte ja noch nicht einmal angefangen sie zu quälen.

„Ich habe Ihnen die Wahrheit gesagt", flüsterte sie unterwürfig und dieses Mal war es genau das, was mich die Stirn runzeln ließ. Seufzend schlug ich mir leicht mit der Zange in die Handfläche und sah sie tadelnd an: „ISka, eine letzte Chance. Und bei mindestens einem Punkt weiß ich, dass du lügst."

Ich war ja so freimütig und gab ihr die Möglichkeit, sich noch einmal zu korrigieren. Auffordernd sah ich sie also an, wartete geduldig und beobachtete, wie sich ihr Mund öffnete und schloss, öffnete und dann wieder schloss. Ein Seufzer meinerseits, ich legte die Zange beiseite, zog mir kurzerhand das T-Shirt über den Kopf und griff wieder nach meinem silbernen Werkzeug. Mein Finger brannte immer noch, natürlich hatte ich zuvor vorsichtig getestet, ob es auch wirklich reines Silber war. Welcher Vampir hatte reines Silber im eigenen Haus? Das war ja, wie wenn sich Menschen eine Pistole in den Nachttisch leg... ach ja.

Lautlos kam ich auf sie zu, bemerkte, wie sich ihre Augen vor Angst weiteten und ging direkt vor ihr in die Hocke. Das Hemd hatte ich mir nicht etwa aus Spaß an der Freude ausgezogen oder um ihr einen hübschen Anblick zu bieten. Es war einfach nur, damit ich es später wieder sauber anziehen konnte. Blut aus dem hellen Grau heraus zu bekommen war so eine Sache und eins von zwei Shirts die ich dabei hatte, war bereits kaputt. Somit blieb mir nur noch dieses.

States of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt