Tag 16

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„Haydon und ihr Partner...", begann sie, hatte sich in den Sessel am Fenster gesetzt, den Ventilator angeschalten und die Akte auf ihrem Schoß liegen, darauf einen Block mit Informationen.

„Barat", half ich ihr krächzend aus und fühlte mich elendig. Es war nicht gerade leicht, überhaupt die Augen aufzuhalten. Der zermürbende Kopfschmerz tat sein Übriges, aber immerhin konnte sie es auf mein offensichtliches Drogen- und Alkoholproblem schieben.

„Ja, Barat. Sie haben sich gestern noch mit dem Tatort und den Beweisen auseinandergesetzt. Ebenfalls kümmern sie sich um die Befragung der Parteimitglieder und seines Umfelds", ratterte sie herunter und schien dabei alles andere als begeistert. Vielleicht lag es auch an dem muffigen Geruch im Raum, der sie das Gesicht so verziehen ließ.

Oder weil ich abfällig gegrunzt hatte. „Ridleys Zeugen sind nicht gerade umgänglich. Beide wissen nichts", fuhr sie fort und warf mir dabei einen harschen Blick zu. Oh, also hatte sie den Zwei ebenfalls einen Besuch abgestattet, nur waren sie mir gegenüber offensichtlich etwas herzlicher gewesen.

„Auch wenn diese Susan Martha verdächtig erschien. Sie hat gehumpelt und meinte, sie sei mit dem Fuß umgeknickt. Es kann nichts weiter sein, aber die Frau erschien eigenartig", äußerte sie ihre Beobachtung und ich hustete, statt laut zu lachen. Ja, die Frau war eigenartig.

„Außerdem hat sie reges Interesse daran gezeigt, dass ich so ganz alleine ohne Partner aufgetaucht bin", knurrte sie und ich hob die Arme, damit das Handtuch ein Stück an und sah nun aus wie ein Gespenst. Huhhuuuuu.

„Ey, Sie haben die Arbeitsaufteilung übernommen. Ich war noch gestern am Tatort", gab ich genauso harsch zurück und fluchte, als Glut zusammen mit Asche von meiner Zigarette fiel und auf meinem nackten Bauch landete.

Na hoffentlich hatte sie dem Weib nichts über mich erzählt, wobei ich keine Angst vor ihr hatte, aber es irgendwie zustande brachte, meist die Irren anzuziehen.

Sie schwieg also, hatte somit keine Spur und sah mich an. Ich qualmte indes weiter vor mich hin, entließ ab und an einen Schwall Rauch, den ich unter dem Handtuch heraus ließ und wartete. Und die Stille zog sich in die Länge, weiter und weiter, zäh wie Kaugummi.

„Seine Bude war ordentlich zerstört, nur diesen Glibber", begann ich schließlich und wurde prompt von ihr unterbrochen.

„Das sind die Überreste des Opfers in verflüssigtem Zustand", sie wirkte dabei nicht nur besserwisserisch, sondern auch überheblich. Miststück, immerhin hatte ich mehr geraten, was sie von mir erwartete, dass ich sagte und dann noch direkt verbessern.

„Ja", gab ich rau und monoton von mir, so interessiert, dass sich an ihrer Stirn eine kleine, wütende Ader begann zu bilden.

„Der menschliche Glibber war da nicht. Loch in der Decke und die Nachbarn haben es immerhin gehört, ganz im Gegensatz zu unserem lieben Politiker", sie biss die Zähne zusammen, als ich mich über ihre Anmerkung lustig machte und hielt den Kugelschreiber so fest in der Hand, dass ich befürchtete, sie würde ihn einfach zerbrechen. Vielleicht stellte sie sich ja vor, dass das mein Hals wäre.

„Wegen Ihnen müssen wir uns mit Ridley befassen", begann sie und fuhr sich energisch die rote Locke nach hinten, welche es gewagte hatte, sich aus der Frisur zu befreien.

„Oh, bitte Liebchen. Da gehören immer zwei dazu und dass Shaun eher diese zwei schickt, bedeutet, dass sie Ihnen genau so wenig zutraut mit Politikern korrekt zu sprechen", ich klang dabei so desinteressiert, dass ich selbst überrascht war. Einerseits ging es mir gewaltig auf den Sack, dass ausgerechnet der fette Feigling und mein liebster ignoranter Idiot auf den interessanteren Mord angesetzt worden waren, aber gleichzeitig entging ich somit McMarshall. Noch.

States of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt