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Dion hasste nichts mehr, als eine königliche Vorladung auf nüchternen Magen. Das Leder quietschte, als sich die Frau setzte. Er konnte sie noch nicht wirklich als Frau ansehen, da sie maximal 18 war, falls überhaupt. Aber Dion war ohnehin sehr schlecht darin das Alter von Menschen einzuschätzen. Er vertraute lediglich darauf, dass seine Angestellten das Mädchen bewusst nach dem Alter gefragt hatten. Es würde nicht gut kommen, falls irgendjemand von der Presse davon Wind bekam. Eben deswegen lasen sie die junge Dame – Dions Blick blieb einen Moment abwertend an ihrem pinken Höschen hängen, welches unter dem viel zu kurzen Rock aufblitzte – auch unter einer abgelegenen Brücke auf. Ihre Nase war weiß gepudert, um die Nasenlöcher herum zumindest und er zog sein Taschentuch heraus, um es ihr hinzuhalten. Auch wenn dieses Flittchen billig war, trotz allem folgte er automatisch einer gewissen Etikette. Ihre blonden Haare waren zu hell gefärbt, die Augen rot unterlaufen und der dürre Körper in ein zerknittertes schwarzes Kleid gezwängt, während ihr die alte Lederjacke von den Schultern hing. Alles in allem war sie ein typischer Junkie und wahrscheinlich würde niemand sie vermissen oder überrascht sein, dass sie verschwunden war.

„Danke...", lallte diese und ihre Stimme klang kratzig, von zu vielen Zigaretten.

Das Auto setzte sich wieder in Bewegung und während sich das Täubchen endlich das Kokain von der Nase wischte und ihm einen versucht lasziven Blick zuwarf, stoppte er sie, bevor sie sich auch nur vorbeugen und über seine faltenfreie Hose hermachen konnte.

„Wenn wir ankommen, wird dafür genug Zeit sein. Nicht hier", er klang vielleicht etwas zu streng, denn sie zuckte wie bei einer Ohrfeige zusammen und er versuchte ein Lächeln nachzuschieben. Es gelang, denn die Anspannung fiel deutlich von ihr ab. Anscheinend war sie doch nicht ganz so zugedröhnt, wie es gewollt wäre. Aber es würde wohl als Gastgeschenk reichen.

Holpernd ging es ab von der Straße, kaum dass sie Sydney verließen, die Fahrt zog sich, auch wenn Albert so schnell fuhr, dass er selbst die Polizei mit Leichtigkeit hätte abschütteln können. Auf dem unsteten Gelände, welches von rotem Sand und umgestürzten Bäumen durchzogen war, kämpfte sich der Geländewagen entlang, dem schmalen Pfad folgend. Sein Liebchen schien ungeduldig, auch etwas nervös, da sie aber mit einem bekannten Politiker unterwegs war, schien sie sich nicht allzu sorgen. Eben dies lag auch sicherlich daran, dass Albert sie zuvor hypnotisiert hatte und somit zu einem frommen Lämmchen geworden war. Endlich schälte sich das gewaltige im alten Federrations Heim Stil gehaltene Gebäude aus der Dunkelheit. Von außen waren keine Lichter zu sehen und die weiß im Mondlicht schimmernden Holzbalken und Pfeiler, filigranen Zäune und Veranden blitzten ihnen entgegen. Die Fenster waren dunkel, als wäre es verlassen und selbst der Anfang des Gartens war verwildert, was neugierige Besucher abschrecken sollte. Sie fuhren von dem kleineren Hügelkamm hinab und das Haus verschwand wieder hinter einer gewaltigen Mauer, welche von Pflanzen überwuchert war. Zehn Minuten später und das schiere Ausmaß des Grundstücks nur erahnen lassend, kamen sie endlich an einem großen, rostigen und ebenfalls von der Natur zurück eroberten Tor an. Dieses war versperrt und schien dies auch schon seit Jahrzehnten zu sein. Das große Schild, welches Zutritt verboten und eine Kamera abbildete, sowie die drei Überwachungskameras am Eingang, die zwar nicht modern aber intakt wirkten, sollten genügend Abschreckung bieten.

Dion wusste aus Erfahrung, dass sich selten Menschen in diese Gegend verirrten, allerdings hatte ein Schild, Mauer und Überwachungskamera einige Australier nicht abgehalten. So waren sie nun einmal und oft ein gefundener Snack. Vor allem wenn sie um ihr Leben kämpften, was die Meisten in diesem Land taten, war es umso erfreulicher. Dion hatte sein momentanes Zuhause wirklich zu wertschätzen gelernt, die Menschen waren zäher und es erinnerte ihn an die Jagden von früher.

Es dauerte länger, als es ihm lieb war und er gewohnt. Normalerweise öffneten sich ihm Türen und Tore augenblicklich, so aber nicht hier. Sie wurden hingehalten und Dion war sich bewusst, dass er es entweder nicht weiter wert war um sich zu eilen oder aber bewusst respektlos behandelt wurde. So oder so, es ärgerte ihn.

States of BloodWo Geschichten leben. Entdecke jetzt