~Kapitel 12~Verhandlungen

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Im Flugzeug angekommen, suchten wir unsere Plätze, auf denen wir es uns schonmal bequem machten. Jason setzte sich an's Fenster, obwohl dieser Platz mir zustand. Sofort zückte ich mein Flugticket, drückte es ihm vor die Brust und warf ihm einen gespielt bösen Blick zu. "Dieser Platz steht mir zu.", behauptete ich siegessicher, sodass sich ein leichtes Grinsen auf meinen Lippen formte. Zuerst weiteten sich seine Augen doch er hielt einen gespielt traurigen Blick und wollte nun anfangen mit mir zu verhandeln. "Wie sehr willst du diesen Platz haben?", begann er und durchbohrte mich regelrecht mit seinem Blick. Er sah mir so tief in die Augen, dass man meinen könnte, er hätte darauf gewartet. Doch ich hielt seinem Blick stand, lehnte mich weiter nach vorne und erwiderte ein knappes "sehr". Ohne große Pausen zu lassen, fragte er weiter. "Und für mich spring nichts dafür raus, oder was, hmm?" Nun war ich diejenige, die ihre Augen weitete. Daraufhin musste er noch mehr lächeln. Jason kam sich zu siegessicher vor, viel zu sehr.
"Nichts wird für dich dabei rausspringen. Träum weiter. Wir reden hier über einen verdammten Sitzplatz. Bitte sag mir, dass du mich gerade verarschst."
Mein Gefühl sagte mir, dass er nur Spaß machte, weswegen ich lachen musste, doch meine innere Stimme fing wieder an sich einzumischen. Du solltest ihn öfters ernst nehmen. Lass gut sein. Lass gut sein also? Normalerweise gab ich nicht so schnell auf.
Das Flugzeug füllte sich schnell und es wurde etwas lauter. Auch vor und hinter uns wurden die Plätze gefüllt, bis das Flugzeug komplett gefüllt war.
Mir kam es mehr und mehr albern vor, dass wir uns allen ernstes um einen Sitzplatz stritten. "Weißt du was? Dann setzt du dich da jetzt eben hin, mir egal. Ich will nicht länger diskutieren.", gab ich nachgebend, genervt und etwas schnippisch von mir. Er reizte mich gerade damit, dass er um einen Sitzplatz so ein Drama veranstalten musste. Mir stand der Platz zu und fertig. Wird er schon noch sehen, was er davon hat.

So saßen wir da, mittlerweile in der Luft, und sprachen eine Zeit lang nicht mehr. Das fand ich auch relativ angenehm. Mein Kopf war da anderer Meinung. Gib's zu, du findest sie toll, seine Stimme. Mal wieder verdrehte ich die Augen. "Was? Was hab ich denn jetzt wieder falsch gemacht, Mrs Drama?", war seine Reaktion. Doch diese war keines Falles an ihn gerichtet. Und seinen Kommentar hätte er sich auch sparen können. Versuchte er mich schon wieder aufzuziehen? Niemals hatte ich damit gerechnet, dass er mir mal so auf den Nerv gehen würde.
Anstatt ihm zu antworten, starrte ich weiterhin gebannt in mein Buch, welches ich nach dem Start aus meinem Rucksack gekramt hatte.
"Ignoriere mich doch nicht immer." Seine Stimme wurde ruhiger, man konnte aber noch seinen belustigten Unterton verspüren. Mein Gott, dieser Typ hatte heute echt krasse Stimmungsschwankungen.
"Ich ignoriere dich zwar, liegt aber daran, dass ich meine Ruhe haben will, da ich immer noch Flugangst habe. Außerdem bin ich müde und gereizt. Reicht das?" Seine Aufmerksamkeit galt nun mir. "Ehm ja, Letzteres konnte ich hören.." Mein Blick wanderte zu ihm und ich schlug mein Buch mit Ruck zu. "..und sehen."
Plötzlich hatte ich heftige Sinneswandel. Es hatte keinen Zweck, wenn ich noch länger gereizt vor mich hin lesen würde und ihn seines Erachtens ignorieren würde. Die ganze Situation machte mich in diesem Moment eben fertig. Der Abbruch, die Sache mit Amanda, die 'Verhandlungen' von vorhin. Und genau das sagte ich ihm genau so.
Zu meinem Erstaunen nahm er alles verständnisvoll auf und respektierte das. "Es ist okay, ich kann das verstehen. Mir geht es nicht gerade anders. Man hat mich auch einfach von zuhause wieder weggeholt. Mein Bruder war da und das ist er selten." Wenigstens hatte er etwas, worüber er sich freuen konnte. Denn ich, naja, war nun mit Amanda zerstritten und weiß garnicht weiter.
Dieses mal war aber er es, der meine Hand nahm, sie in seine schloss und leicht drückte. "Wir sollten uns weniger Sorgen machen, es wird alles gut." Doch ich stand unter Schock, brachte kein Wort heraus, starrte ihn an und wurde bestimmt gerade rot. Ich zog meine Hand nicht weg, auch, wenn das besser wäre, doch es ging nicht. Mein Hirn war wie abgeschaltet.
"Hey, alles in Ordnung?", fragt er nun, nachdem er meinerseits keine Reaktionen vermerkte. Er lässt meine Hand los, setzt sie dafür aber an meiner Schulter an, um mich anscheinend aus meinen Gedanken zu schütteln. "Ich, ähm..ja.", war alles, was ich zu stande brachte. "Willst du etwas schlafen? Wir werden noch ein ganzes Stück fliegen und du solltest dich ausruhen.", wechselte er nun das Thema, worüber ich froh war. "Irgendwie bin ich nicht müde, nur fertig. Aber das reicht nicht, um einzuschlafen." Sofort fing er an, in seinem Rucksack zum zu suchen. "Hier, das müsste helfen." Jason hielt mir eine kleine Pappschachtel mit Aufschrift hin. Schlaftabletten stand darauf. "Ernsthaft? Uhm...okay?" Erwartungsvoll hielt er mir eine von ihnen entgegen. "Es ist besser so. Du musst echt mal runterkommen. Das ist echt nicht gut. Dir wird es besser gehen.", versicherte er mir noch einmal. Wenn es so sein sollte? Letztendlich nahm ich sie einfach zu mir und hoffte, er habe recht.

Die Wirkung zeigte sich natürlich nicht sofort. Nach wenigen Minuten wurde ich lockerer, doch noch nicht müde. Wir warteten weiter. "Hier, hab die Decke ganz vergessen." Meine Augen fielen auf eine dunkelrote dünne Stoffdecke, die er mir kurzerhand reichte. "Von wo hast du sie?", wollte ich noch wissen, doch nun merkte ich mehr und mehr die Wirkung. "Leg dich hin, ich werde dich wecken.", sagte er noch leise, bevor er mir half, mich zu zu decken. Mein Kopf tat ein wenig weh. War das normal? Normalerweise brauchte ich auch nie solche Tabletten. Meine Augenlider wurden schwer und vielen zu. "Danke.", murmelte ich noch schnell, bevor ich endgültig in die Traumwelt versinken würde.
Das letzte was ich noch bemerkte, war ein Arm um meine Schulter, der mich vorsichtig nach links an einen Oberkörper zog. Es war bequem. Doch um mich jetzt noch groß zu bewegen, war's zu spät.

Den ganzen Flug über schlief ich seelenruhig so, bis ich langsam wachgerüttelt wurde. "Hmm...was?", säuselte ich verschlafen und versuchte mich aufzurichten, doch vergebens. Während ich schlief, hatte Jason seinen Arm und mich gelegt, welcher es mir jetzt erschwerte, mich zu befreien. "Oh, ähm..Sorry.", wandte er sich sofort an mich, nachdem er bemerkte, dass ich wach wurde. Mein Körper fühlte sich entspannt an, weswegen ich einen Blick aus dem Fenster wagte. Draußen sah ich gewohnte Umgebung. Der Flughafen war nicht allzu groß und übersichtlich.
Unser Flieger brauchte etwas, bis wir aussteigen durften. Mir ging der Flug nicht aus dem Kopf. Dass ich wirklich eingeschlafen war..und das sozusagen auf ihm. Wie auch immer man es sah. Sein Arm um mich war immer noch spürbar, obwohl er längst fort war.

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Im Gebäude wartete Jacob auf uns. "Hast uns ja garnicht gesagt, dass du uns abhohlst", begrüßte ich ihn. "Kommt ihr? Die anderen warten schon.", rief uns Jacob stürmisch. Jason und ich rannten regelrecht hinter ihm her. Er führte uns zu seinem Auto. Die Koffer nam ich mit auf die Rückbank. Jacob fuhr, neben ihm saß Jason und ich machte es mir hinten bequem, nam mein Handy raus und machte die Musik an.

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Endlich waren wir da. Wieder beim Observatorium. Aber niemand war zu sehen außer uns dreien. Wo waren alle hin?

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