Kapitel 8

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Robyn

Ungeduldig tippe ich mit meinem Fuß auf den Boden, während ich die Tasse mit Kaffee in meiner Hand immer wieder drehe. Wieso braucht er so lange in der Maske? Ich bin Zachary mehr als nur dankbar, dass er dies nun macht, doch er kann doch jetzt nicht einfach als Model einspringen.

Anscheinend doch.

Cameron unterhält sich mit dem weiblichen Model, Hailey. Sie ist ein sehr erfolgreiches Model und es ist mehr als nur positiv für die Firma, dass wir mit ihr shooten dürfen. Wie sich wohl Zachary anstellen wird? Ich muss Cameron recht geben, sein markantes und symmetrisches Gesicht ist mehr als nur hohes Modelpotenzial. Er ist der perfekte Typ von Mann, welchem alle Frauen verfallen würden. Er ist perfekt für diese Kampagne. Zugegeben sogar besser als Stefano.

Auch du gehörst zu diesen Frauen.

Sofort verwerfe ich diesen Gedanken und sehe von meiner Tasse auf. Langsam müsste er kommen. Je schneller wir anfangen, desto schneller bin ich von ihm los. 

"Ah, Zachary! Bereit?"

"Natürlich."

Sofort schellt mein Kopf in die Richtung, woher diese tiefe Stimme kommt. Es ist tatsächlich Zachary, der lässig auf Cameron hin geht. Durch die schwarze Lederjacke, die er trägt wirkt er viel lässiger und jünger. Es bereitet sich in mir ein bekanntes Gefühl aus, welches ich all zu gut ignorieren kann. Nun begebe ich auch mich zu Cameron, um alles besser mit verfolgen zu können.

"Das alles ist eigentlich recht simpel. Es ist wie jede Duftkampagne, die ihr kennt; Verführerisch, Selbstbewusstsein und furchtlos. Ich möchte von euch beiden, dass ihr miteinander vertraut und ohne Angst umgeht. Ihr sollt den Duft beleben und dem Kunden zeigen wie man sich zu fühlen hat und welche Auswirkungen dieser Duft auch auf andere haben kann. Zudem es ein Männerduft ist, stehst du, Zachary, im Fokus. Hailey ist deine Partnerin."

Cameron erklärt den beiden weiterhin, welche Idee in seinem Kopf schwebt. Erklärt Zachary wie er zu schauen und wie er sich zu bewegen hat. Er geht wirklich professionell an die ganze Sache an und setzt alles um, worum Cameron ihn bittet. Hailey schlingt ihre Arme um seinen Hals und nähert sich seinem Gesicht.

"Stopp!"

Robyn, was ist los mit dir?!

Wieso ich die beiden unterbreche ist mir nicht wirklich bewusst, doch irgendwie habe ich das Gefühl, dass da etwas falsch läuft. Nun richten sich alle Blicke auf mich. Super. 

"Das ist viel zu mainstream."

Gebe ich ehrlich zu. Ungern mische ich mich in die Arbeit des Fotografen ein, doch hier muss ich eingreifen. Das ist viel zu typisch und lässt sich nicht vermarkten. Da muss etwas anderes her und mir schwebt schon etwas im Kopf. Ich sehe zu Cameron, um seine Erlaubnis zu bekommen, welche er mir mit einem Nicken auch gibt.

Vielleicht willst du ja nicht, dass sie so nah an ihm ist.

Ich lege meine Tasse ab und gehe auf Zachary und Hailey zu, während ich versuche ihnen Miene Idee zu erklären.

"Wir brauchen etwas intimeres. Etwas, was die ganzen Emotionen bzw. das Gefühlschaos besser zeigt."

Zachary ist nur mein Angestellter und er fungiert hier nur als Model. Eifersucht ist nicht im Spiel. Auf gar keinen Fall. 

"Hailey, ich will, dass du eine Hand um seinen Nacken wirfst und mit der anderen seine Jacke greifst. Es soll andeuten, dass du ihn für dich willst. Eine gewisse Aggressivität soll es zeigen."

Ohne mir im klaren zu sein, dass es Zachary ist, setze ich die Dinge um, die ich Hailey erkläre. Ich schlinge meinen linken Arm um Zacharys Nacken, so dass meine Hand auf seiner Schulter ruht und kralle meine rechte Hand in seine Jacke.

"Zieh ihn zu dir..."

Leicht ziehe ich ihn zu mir. Ich spüre, wie Zacharys linke Hand nun auf meiner Taille ruht. 

Da wollen wir mal sehen, zu was Mr. Raymond so bereit ist.

Ich hebe vorsichtig mein rechtes Knie, sodass ich mein Bein angewinkelt gehoben habe, und ziehe somit Zachary näher an mich. Seine Hand wandert automatisch unter meinen Oberschenkel und mein Knie ruht seitlich an seiner Taille. Ich spüre wie mein Herz anfängt schneller zu klopfen und wie mir diese Nähe eigentlich gefällt. Mir wird klar, wie sehr ich solche Berührungen und Gefühle vermisst habe. 

"Robyn, das ist perfekt!"

Camerons Stimme reißt mich aus diesem Moment und sofort löse ich mich von Zachary.

"Das ist es! Das ist das Foto!"

Cameron scheint mehr als nur davon begeistert zu sein, obwohl dies nicht meine eigentliche Idee ist. Ich räuspere mich kurz und gehe einen Schritt nach hinten und entferne mich so von Zachary. Er scheint etwas verwirrt zu sein, doch setzt seine professionelle Miene wieder auf. Ich begebe mich wieder zurück auf meinen eigentlichen Platz hinter der Kamera und sehe Hailey und Zachary dabei zu, wie sie die Pose von vorhin nachstellen. Cameron schießt einige verschiedene Fotos, welche ich auf dem Monitor des Computers bewundern kann. Cameron hat recht, es ist wirklich das Foto. 

Der Shoot ist relativ schnell vorbei und ich bin mehr als nur froh, dass trotz der kleinen Behinderung der Deal nicht drunter leiden musste. Diese Kampagne wird mehr als nur gut.

"Robyn, wärst du heute nicht hier gewesen, dann wäre es nur halb so gut geworden."

"Hoffe auf, Cam. Du weißt, dass du nicht umsonst deinen Titel trägst."

Lächelnd verabschiede ich mich von ihm und dem ganzen Team. Draußen treffe ich auf James, meine Fahrer. Vorbildlich geht er zur Tür und will diese öffnen. 

"Warten Sie noch, James. Ich würde noch gerne auf Mr. Raymond warten."

"Natürlich."

Mit einem Nicken, nimmt er seine vorherige Position wieder ein. Ich habe mich von Cameron verabschiedet, nachdem er in die Umkleide gegangen ist. Ich bin ihm ein Dankeschön schuldig. Ohne ihn hätte einen der besten Deals verloren. Schon nach einigen Minuten verlässt er das Gebäude und unsere Blicke treffen sich. Er muss sich bestimmt fragen, was ich noch hier tue. Schließlich habe ich mich von allen verabschiedet. 

"Ich dachte, dass sie bereits gefahren sind."

Und genau hier bestätigt sich meine Vermutung. 

"Normalerweise ja, aber ich bin Ihnen noch ein Dankeschön schuldig. Also, danke."

Mit einem ehrlichen Lächeln sehe ich ihn an. 

"Ich meine es wirklich ernst. Ohne Sie wäre es heute eine Katastrophe gewesen. Sie haben uns wirklich den Arsch gerettet."

Gebe ich offen und ehrlich zu. Auch auf seinen Lippen bildet sich nun ein Lächeln.

"Ich hätte zwar niemals gedacht, dass ich mal so professionell modeln würde, aber es ist auch irgendwie meine Pflicht. Ich meine, Stefano war unter meiner Beaufsichtigung und...-"

"Es war nicht Ihre Schuld und daher müssen Sie sich auch nicht schuldig fühlen. Es war ein Unfall und so etwas kann passieren. Es war nicht selbstverständlich, dass Sie für ihn einspringen. Deswegen möchte ich mich bei Ihnen bedanken."

"Gern Geschehen."

Es herrscht eine gewisse Stille zwischen uns. Keiner scheint zu wissen, was er sagen soll. Uns beiden ist klar, dass gerade irgendetwas anderes los ist.

"Wie sind Sie hergekommen? James kann sie dorthin fahren, wo Sie wollen."

"Oh, danke, aber das ist nicht nötig. Ich bin meinem Wagen hier."

Ich nicke und sehe zu James. Er tretet zur Tür und öffnet diese. Es ist Zeit, dass ich hier wegkomme. Ich kann nicht vorhersehen was passieren könnte und das gefällt mir gar nicht. 

"Wir sehen uns morgen. Guten Abend noch, Zachary."

"Ihnen auch, Robyn."

Ich hebe skeptisch eine Augenbraue und sehe den vor mir schmunzelnden Zachary an. Normalerweise würde ich ihn berichtigen, doch selbst schmunzelnd steige ich in den Wagen. Auf irgendeine Art und Weise gefällt es mir, wie er mich zu provozieren scheint. Soll er nur machen.


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