Ende Juni

172 11 7
                                    

Sky

Gleichzeitig zu den Theaterproben war die gesamte Schule im Lernstress für die Abschlussprüfungen und die Sommerwettkämpfe fanden statt. Ich verbrachte viel Zeit damit, Paige und Clint beim Bogenschießen oder Natasha und Luna in der Schwimmhalle zuzujubeln, aber wenn sie nicht gerade dran waren, hatte ich die Nase in einem Schulbuch vergraben. Ich traf mich nicht mehr mit Bruce zum Tanzen, sondern zum Lernen. An unseren Mädchenabenden sprachen wir abwechselnd Französisch, Spanisch und Deutsch. Die einzige Zeitverschwendung, die ich mir erlaubte, war dem Footballteam der Greenville High bei ihren Heimspielen zuzusehen. Und obwohl die meisten sagten, dass ihnen ihre Noten egal sein, wurden die epischen Partys doch weniger. Als ich am 29. Juni, es war ein Freitag, das letzte Wort auf meine letzte Prüfung (Chemie) schrieb, hätte ich beinahe aufgelacht. Von diesem Moment an würde ich für die nächsten zwei Monate frei sein. Als die Blätter abgegeben worden waren, schnatterte der ganze Kurs durcheinander. Nur Clint nicht, er hatte den Kopf in den Armen vergraben. Natasha neben ihm hatte den Arm um ihn gelegt und redete langsam auf ihn ein. Ich tippte Paige an und wies mit dem Kopf auf die beiden. Sie nickte, zupfte ihre Mütze zurecht und schlenderte unauffällig auf die beiden zu. Sie bemerkten meine Freundin nicht einmal. Ich hätte das Geschehen gern weiter beobachtet, doch das wäre zu auffällig gewesen. Stattdessen verwickelte ich Bruce in ein Gespräch über den Test. Später, während der Theaterprobe, kam Paige zu mir und umarmte mich. Sie musste sich dabei auf die Zehenspitzen stellen. „Clint fällt in Chemie durch. Der Test war entscheidend und er hat ihn vergeigt.", flüsterte sie, bevor sie mich losließ. Ich hatte während der ganzen Probe nur wenig Zeilen und somit viel Zeit, nachzudenken. Nach der Probe ging ich schnurstracks auf Clint und weil sie immer bei ihm war, eben auch auf Natasha zu. „Du wirst nicht durchfallen. Mit welchem Stift hast du den Chemietest geschrieben?" Verwirrt zog er einen angekauten Kugelschreiber aus der Tasche. „Okay." Dann zog ich die beiden hinter mir her Richtung Verwaltungsräume. „Ich habe die Schlüssel zum Archiv. In dem Raum werden auch die Abschlussprüfungen aufbewahrt. Du suchst die Tests von unserem Kurs, ließt dir Bruce' Antworten durch und verbesserst deine eigenen. Dass es unauffällig sein muss, brauche ich dir nicht zu sagen." Die beiden wollten etwas sagen, doch ich schnitt ihnen das Wort ab. „Keine Fragen, kein Schnulz. Wir sind Schauspielkollegen. Ich will, dass du bestehst. Und nächstes Jahr lerne ich mit dir, wenn es sein muss." Ich wünschte, dass das wahr gewesen wäre. Bevor ich die Tür zum Archiv öffnete, sah ich mich auf dem menschenleeren Raum um. Dann schlüpften wir in den Raum. „Bitteschön.", sagte ich, als ich auf einen Stapel beschriebenes Papier deutete. Clint und Natasha machten sich darüber her, während ich am Schlüsselloch Schmiere stand. Für eine Weile war es still, sowohl im Raum als auch draußen im Flur. „Fertig!", rief der Bogenschütze in der selben Sekunde, in der ich vor der Tür das Klackern von Absätzen hörte. Das Geräusch stoppte, um dann zielstrebig lauter zu werden. „Aus dem Fenster und die Feuerleiter runter!", zischte ich. „Und du?" „Ich darf hier sein, schon vergessen?!" Die beiden waren schneller aus dem Fenster geklettert, als ich schauen konnte. Sportskanonen eben. Hinter mir wurde ein Schlüssel im Schloss umgedreht. Die Domina, eine Mathelehrerin, benannt nach ihren hohen schwarzen High Heels und den sadistischen Ausfragen, steckte den Kopf durch die Tür. „Wir war, als hätte ich ein Geräusch gehört." „Ja, ich." Ich versuchte ein Lächeln. „Ich suche meine alten Tests aus dem neunten Jahr. Mein Bruder kommt nächstes Jahr auf die High School, ich dachte, er kann schon mal über die Ferien üben." „Und warum ist das Fenster offen?" „Das war auch ich, ich fand es stickig." „Hm. Und wo hast den Test?" „Noch nicht gefunden." „Er ist direkt hinter dir." „Oh." Ich wurde rot. „Ich bin echt blind." „Hm.", machte die Domina wieder. Dann ging sie zum Fenster und lehnte sich raus. Ich schickte ein Stoßgebet zum Himmel. „Herr Barton! Fräulein Romanoff!" Habe ich es nicht gesagt, Beten funktioniert... „Runter vom Leherparkplatz!" ...doch. Haha. Ich zog meinen alten Geschichtstest aus dem Regal und sah zufrieden auf das A. „Wiedersehen.", murmelte ich und stahl mich aus dem Archiv.



Fangirlträume: Jahr mit den AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt