Immer noch erster Schultag

377 29 10
                                    

Sky

Wir starrten immer noch dem rot gelockten Mädchen hinterher, als ein Auto auf den Parkplatz direkt neben unserer Bank fuhr. Es war eines von diesen großen, schweren, die man im teuren Teil des Neubaugebiets häufiger fand. Luna, Paige und ich reckten die Hälse. Zwei Jungen stiegen aus, in unserem Alter, schon eher junge Männer. Beide groß, mit langen Haaren. Der eine blond, bärtig und muskulös, der andere dunkel, rasiert und schlank. Frischfleisch. Das war immer spannend. Unwillkürlich neigten wir uns ein wenig zur Seite, um alles besser mitzubekommen. Das Fahrerfenster wurde heruntergelassen, ein älterer Herr war zu sehen. Einer der Jungen, der blonde, ging näher heran, der andere hielt Abstand. „Thor, mein Junge.", sagte der ältere Herr. „Lerne viel, bring gute Noten nach Hause, dann kannst du bald in der Firma einsteigen." „Ja, Vater, mache ich." „Und Loki!" Der dunkelhaarige verkrampfte sich. „Ja, Vater?" „Mach keinen Unsinn." Der Herr ließ das Fenster wieder hoch und fuhr vom Parkplatz, die Jungen starrten ihm hinterher. Als das Auto nicht mehr zu sehen war, wandte sich der dunkelhaarige, Loki, dem Haupteingang zu, der blonde, Thor, eilte ihm hinterher. „Loki, Bruder, es tut mir leid, dass Vater..." „Lass mich in Ruhe, Thor. Und zum hundertsten Mal, ich bin nicht dein Bruder!", zischte Loki.„Uhh, Familienprobleme.", machte Luna. Dabei hatte sie es mit ihrer Mutter selbst nicht einfach. Wir sahen den Jungen nach, wie sie in der Menge verschwanden.


Luna

„Wir sollten dann auch mal gehen.", meinte Paige. „Gleich", murmelte ich und bückte mich, um meine Schuhe zu binden, als ich plötzlich eine, nebenbei bemerkt nicht gerade sehr leichte, Tasche mitten ins Gesicht bekam. Hätte ich eine Brille auf, wäre diese wohl kaputt gewesen. Ich wollte aufstehen und mich lautstark beschweren, als ich den Täter erkannte, da ich die Tasche jetzt nicht mehr vor dem Gesicht hatte. Pietro Maximoff aus der zehnten, blond, fast silber gefärbte Locken, auf der Ersatzbank des Footballteams, zurückhaltend, wahrscheinlich der schnellste Mensch Greenvilles. Manchmal hatte ich das Gefühl, dass er mich zu sehr mochte. „S-Sorry", murmelte er. „Passt schon, kann ja mal passieren!", antwortete ich lächelnd. Er wurde leicht rot und grinste zurück. Er hätte mich wohl noch weiterhin angestarrt, wenn ihn seine Schwester Wanda nicht lächelnd weggezogen hätte. Auf den ersten Blick würde niemand glauben, dass die beiden Zwillinge sind. So unterschiedlich wie Tag und Nacht. Im Gegensatz zu ihm war sie sehr gut in der Schule, willensstark und alles andere als schüchtern. Sie sagte genau das, was sie wollte, genau dann, wann sie wollte. Ich band mir die Schuhe, dann schlenderten wir mit den letzten Schülern Richtung Haupteingang. Jemand hielt uns die Tür auf, wir lächelten unverbindlich. Kaum waren wir drinnen, rannte auch gleich schon der nächste volle Kanne in uns beziehungsweise in mich rein. Na toll. Meine Tasche rutschte mir von der Schulter und der Inhalt landete mit Getöse auf dem Fußboden. Das war's mit meinem Kaffee für die Pause. Doch den Täter schien das gar nicht zu interessieren. Wieso sollte es auch. Einen Stephen Strange hatte sowas ja auch gar nicht zu interessieren. Er war leider Gottes ein Jahr über mir und nebenberuflich das wohl arroganteste Wesen auf der Greenville High. Obwohl er zu den uns wohlgesonnenen Nerds gehörte, standen wir mit ihm auf Kriegsfuß. „Ey, Strange, Augen auf machen beim Laufen. Könnte vielleicht hilfreich sein", motzte ich ihn an. „Das gleiche könnte ich dir auch raten, Williams", rief er über die Schulter. „Arschloch!" „Zicke!" „Ignoriere ihn einfach, Lu. Der ist es nicht wert", riet mir Paige. „Nächstes Jahr sind wir ihn eh los.", stimmte ihr Sky zu. „Ihr habt ja Recht!", lächelte ich ihnen zu.
Let the show begin!


Sky

In der Aula bildeten sich sofort Gruppen. Tja. High School. Willkommen im Reich der Klischees. Wir haben keine direkte Hierarchie, eher eine innerhalb der verschiedenen Gruppen, die ebenfalls unterschiedliche Größe und Einfluss haben. Man teilt zwischen Nerds und Normalos. Das Spektrum der Normalos reicht von den absoluten Durchschnittstypen bis zu den „Beliebten" (allen voran Cheerleader und Sportmannschaften). Wobei ich das mit ganz großen Anführungszeichen schreiben muss, ich kann die Beliebten aufs Prinzip nicht leiden. Auf der andren Seite stehen die Nerds, von Kultur über Geisteswissenschaften bis Naturwissenschaften. Dann gibt es da noch die Aussteiger, die der gesamten Schülerschaft einen freundlichen Mittelfinger zeigen. Natürlich verschwimmen die Grenzen, aber alles in allem ist das die Greenville High. Später stand ich auf der Bühne und hielt die übliche freundliche, aber allgemeine und unverbindliche Rede. Dabei behielt ich mein Publikum genau im Auge. Sonst wäre mir vermutlich nicht aufgefallen, dass sich die Tür zur Aula erneut öffnete und ein Junge eintrat. Ich konnte ein ärgerliches Lippenkräuseln nicht unterdrücken. Dreiundzwanzig Minuten zu spät. Er hatte einen leichten Bart und dunkles Haar, schwarz oder braun, das war auf die Ferne schwer zu erkennen. Aber seine demonstrativ desinteressierte und spöttische Haltung konnte man selbst auf die Entfernung nicht übersehen. Ich hasste ihn sofort.


Das war's erstmal mit der Vorstellungsrunde. Um Verwirrung zu vermeiden: die Absätze aus Lunas Sicht hat _melkoc_ geschrieben, die aus Paiges Sicht KoGoddes und die aus Skys Sicht Stone_Sky. Uploads: etwa einmal die Woche.

Fangirlträume: Jahr mit den AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt