Erster Schultag, vor dem Unterricht

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Sky

Auf der Greenville High beginnt das Schuljahr ganz offiziell mit einer Versammlung in der Aula. Direktor Fury hält eine Rede. Der neue Jahrgang und alles Frischfleisch wird begrüßt. Ich als Schulsprecherin halte eine Rede. Die Schulordnung wird verlesen. Der Vorsitzende der Elternversammlung hält eine Rede. Alle bekommen ihre Stundenpläne. Der stellvertretende Direktor hält eine Rede. Überhaupt, eigentlich ist alles ziemlich trocken und unnötig, außer vielleicht für das Frischfleisch. Nur eine gute Sache hat das alles: alle Schüler versammeln sich an einem Ort, da kann man sie gleich abchecken. Meine Freundinnen und ich sitzen immer neben dem Haupteingang und kommentieren. Kaum hatten wir uns gesetzt, hielt der erste Schulbus und ein Schwarm Schüler strebte zum Hauptgebäude. Ich erkannte Bruce Banner, meinen Laborpartner. Eigentlich bin ich in Naturwissenschaften nicht besonders begabt. In Mathematik und Biologie hielt ich ein A dank viel lernen, was ich in angewandter Physik vergeigte, riss ich mit dem theoretischen Teil wieder raus. Nur Chemie war mein wunder Punkt. Nachdem mir dieses Fach den Notendurchschnitt des neunten Jahres komplett versaut hatte, hatte ich in der zehnten einen Masterplan: der perfekte Laborpartner. Bruce Banner war im letzten Jahr Jahrgangsbester in Chemie gewesen und hatte irgendeinen Wettbewerb gewonnen. Dabei spielte mir allerdings auch das Glück in die Hände. Mir wurde Steve Rogers zugeteilt, der Typ Junge, über den Mädchen dauernd Gedichte an Klowände schreiben. Es war mir ein leichtes, Bruce' Laborpartnerin zu überreden, mit mir zu tauschen. Die zehnte war ein Klacks. Dafür, dass Bruce nachgesagt wurde, Aggressionsprobleme zu haben, war er erstaunlich ausgeglichen. Es machte ihm auch nichts aus, mir Sachverhalte ein zweites und drittes Mal zu erklären. Deshalb beantragte ich, dieses Schuljahr gleich wieder ihm zugeteilt zu werden. Ich nickte ihm zu, er nickte zurück, bevor er wieder in der Masse verschwand.


Luna

Gerade trottete eine Kleingruppe von neuen Schülern, Jungs, an uns vorbei. Frischfleisch, sogar ganz junges. Man sah ihnen deutlich an, dass sie sehr beeindruckt von der großen, neuen und unbekannten Schule und ihrem langen Weg bis zum ersehnten Abschluss waren. Den Sky, Paige und ich nun schon in zwei Jahren erreichen werden, nur mal so am Rande erwähnt. Kurz bevor sie durch die Tür neben uns gingen, konnte ich mir einen kleinen Satz nicht verkneifen. "Hey Jungs, viel Spaß bis zur Oberstufe!" Eingeschüchtert und mit großen Augen starrten sie mich an, nur um dann schnellstens in der Tür zu verschwinden. „Ey, du bist gemein.", lachte Paige und stieß mir den Ellenbogen in de Seite. Ich grinste diabolisch. Wieder wurde ich angestoßen, diesmal von Sky. "Was denn? So lange sind wir auch nicht mehr hier, da darf ich doch wohl noch meinen Spaß haben dürfen!", verteidigte ich mich lautstark. Doch das meinte sie anscheinend gar nicht, denn sie sah dem Truck entgegen, der mit Getöse auf den Parkplatz vor der Schule rauschte. Ich musste nicht hinsehen, ich wusste, wem der Wagen gehörte. Steve Rogers, der kugelsichere Captain der Greenville High oder eben Cap. Er hatte den Spitznamen, weil er Captain des Footballteams war und somit beliebt und bekannt wie kein zweiter. Irgendwie ja auch verständlich. Sein Beifahrer war sein bester Freund Bucky Barnes, ebenfalls im Footballteam. Nebenbei bemerkt schwärmten wir drei Steve nicht hinterher, weil wir wussten, dass eben wir und jedes andere Mädchen auf unserem Planeten sowieso niemals eine Chance bei ihm hätte, egal wie witzig, klug oder wunderschön. Und das nur aus folgendem Grund: Steve war schwul und über beide Ohren in seinen bestesten Freund auf der Welt, Bucky, verliebt. Bei ihm war es genauso, doch niemand von den beiden traute sich, den ersten Schritt zu machen. Traurig. Woher wir das wussten? Nicht etwa weil Steve sich geoutet hatte oder so. Wir haben es einfach gesehen. Bei den beiden sprühten jedes Mal förmlich die Funken, wenn sie beinander waren. Wir schienen leider die einzigen zu sein, die das bemerkten. Die zwei liefen schnurstracks auf den Sportplatz zu, auf dem, wie jedes Mal nach den Sommerferien, eine „erste Besprechung" für die neue Saison gemacht wurde. Sky neben mir jammerte gerade über ihre Unsportlichkeit. "Es gibt Dinge, die kann man einfach. Es gibt Dinge, die kann man lernen. Und dann gibt es Sport!" Sie schnaubte wütend. Ich wusste, was jetzt kommen würde, sie hatte diesen Vortrag schon zu oft gehalten. „Tausendmal habe ich mir beim dribbeln den Basketball auf den Fuß gehauen. Beim Kurzstreckenlauf bin ich immer die letzte, beim Langstreckenlauf mache ich auf halber Strecke schlapp. Ich bekomme seit Jahren keinen vernünftigen Hecht hin und ich habe vorletztes Jahr eine Lampe in der Turnhalle kaputtgeschmissen. Ich komme ja noch nicht mal dieses verdammte Seil hoch!" Kunstpause. "Das alles wäre gar nicht so schlimm, gäbe es da nicht diese Sportskanonen. Du...", sie zeigte anklagend auf mich. „bist im Schwimmteam der Schule und Paige..." Schwenk zu Paige. „schießt Bogen. Und dann sind da noch die Supersportler, von denen man überall hört. Steve Rogers und James Buchanan Barnes sind die Stars des Footballteams. Ernsthaft." Sie schnaubte erneut. „Allein dafür kann ich sie schon nicht ausstehen. Und Clint Barton hat schon etliche Medaillen im Bogenschießen für die Schule gewonnen. Das wird später niemand brauchen, da geht es um geistige Leistung, nicht um körperliche!" „Alles gut, Sky, wir haben es beim ersten Mal verstanden." Paige tätschelte ihr leicht spöttisch den Kopf, was bei gut zwanzig Zentimeter Größenunterschied irgendwie lustig aussah. „Apropos Clint, er hat schon wieder nicht den Haupteingang benutzt, oder?" „Ja" In den sechs Jahren, an denen wir am ersten Schultag die Tür bewachten, war der Bogenschütze nicht einmal an uns vorbeigegangen. Zur Versammlung kam er trotzdem immer pünktlich. Sky glaubte, er wohne in der Schule, Paige glaubte, er wäre international gesucht und würde einen versteckten Eingang benutzen, ich glaubte, er könne sich unsichtbar machen. Wer auch nie den Haupteingang benutzte, war Scott Lang. Er war wie Robin Hood, er nahm Kippen und Alk von den Ladenbesitzern, um sie an die armen Schüler weiterzugeben, die sich selbst noch nichts kaufen konnten. Gegen Geld oder Gefallen halt. Auch sonst hatte er ein paar Kleinigkeiten am Laufen. Paige bezeichnete ihn als Kollegen, weil er sie ab und zu für Informationen bezahlte. Erneut stieß Sky mich in die Seite und zeigte auf ein rot gelocktes Mädchen mit coolem Pokerface. Frischfleisch, unser Jahrgang oder vielleicht schon zwölfte. Obwohl sie kaum geschminkt war und minimalistische schwarze Kleidung trug, kam sie mir wie ein Model auf dem Laufsteg vor, sie sah niemanden direkt an und schwang ihre Hüften. Sky schien einen ähnlichen Gedanken zu haben. „Fehlen nur noch die Windmaschinen und der Kunstnebel." „Glaubt ihr, die ist Escort? Wegen dem vielen Leder." „Luna!", halb entsetzt, halb belustigt sah Paige mich an. „Bis Halloween gehört sie zu den Beliebten.", knurrte Sky. „Und bis Weihnachten ist sie mit einem Footballspieler zusammen. Wetten?" „Okay, ich wette dagegen.", rief ich. „Du weißt, dass du verlieren wirst." „Nein. Doch. Vielleicht. Es wäre schade um sie, sie sieht tough aus."

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