Immer noch Dezember

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Sky

Die Prüfungswelle vor den Weihnachtsferien kam. Für die Kurse, die ich mit Tony zusammen hatte, lernte ich noch ein bisschen mehr: Englisch natürlich, Physik, die Fremdsprachen und Wirtschaft. In jedem Fach hatte ich ein A und war somit besser als oder gleich gut wie er. Somit ließ sich das B in Chemie und das C in Sport fast ertragen. Die letzte Prüfung in Physik bekamen wir am vorletzten Tag vor den Ferien zurück. Ich kam beinahe vorfreudig ins Klassenzimmer gestürmt, sodass die emotionsarme Lehrerin, Sparflamme, die Augen verdrehte. Das konnte sie gut. Zuerst verbesserten wir den Test, ich saß wie auf heißen Kohlen. „Ich will endlich mein A!", zischte ich ungeduldig. Natürlich würde es ein A sein, was sonst? Was sagte ich über Arroganz? Später starrte ich das B auf meinem Physiktest umso ungläubiger an, als ich es in der Hand hielt. Das war eine mittelschwere Katastrophe. Natürlich musste ich die spöttischen Kommentare meiner Freundinnen über mich ergehen lassen. „Fein!", fauchte ich, als Luna mit ihrem C vor meiner Nase herumwedelte und mir sagte, ich solle mich gefälligst freuen. „Ich freue mich, wenn ich besser oder zumindest gleich gut wie der Mistkerl war. Wisst ihr, was er hat?" Paige erkundigte sich später in der Pause, nachdem ich erfolglos durch das halbe Klassenzimmer geschielt hatte. Ein A. Ich hatte das Gefühl,als hätte mir jemand in den Magen getreten. Tony Stark hatte ein verdammtes A. Ich bemühte mich, gleichgültig auszusehen. „Heute ist eben nicht mein Tag." Natürlich wussten meine Freundinnen, das es mich ärgerte. Ach was, fuchsteufelswild machte mich das.


Sky

Es war Tradition an der Greenville High, am letzten Tag vor den Weihnachtsferien einen Ausschnitt aus Bachs Weihnachtsoratorium anzuhören. Jedes Jahr saßen alle still und gelangweilt in ihren Klassenzimmern und hörten den Klängen zu, die aus der Lautsprecheranlage kamen. Ich sage nicht, dass ich diese Tradition besonders toll fand, aber als Vertreterin der Schule musste ich wenigstens so tun als ob. Den Kopf auf die Arme gebettet, ließ ich den Chor über mich hinwegschmettern. Ich erschrak zu Tode, als die Musik plötzlich stoppte. Ein paar Sekunden war es still, dann ertönte ohrenbetäubende Rockmusik. Es dauerte einige Sekunden, bis ich es realisierte. Wer kannte sich mit Technik aus? Wer war abgebrüht genug, so was unter der Nase des Direktors durchzuziehen? Wer war heute krank geschrieben? „Tony Stark.", flüsterte ich, sprang auf und war aus dem Klassenzimmer gerauscht, bevor der Lehrer begriffen hatte, dass er mich aufhalten sollte. Auf dem Gang begann ich, zu rennen. Oh Gott. Schon nach wenigen Metern war ich außer Atem, verringerte mein Tempo aber nicht. Vor dem Sekretariat blieb ich schlitternd stehen und riss die Tür auf. „Tony Stark!", brüllte ich in den Raum hinein. Tanne und Kaktus starrten mich über ihre Schreibtische hinweg erschrocken an. Ach, ich war dumm. Natürlich machte er das nicht von hier aus, wo die Sekretärinnen saßen. „Entschuldigung.", murmelte ich uns schmiss die Tür wieder zu. Mal sehen, von wo aus hatte man noch Zugriff auf das Lautsprechernetz. Das Büro des Hausmeisters... Nein, das würde der alte Wischnewski (genannt Wisch) doch merken. Dann...Genau! Der Stromkasten! Ich verstand zwar nicht viel von Technik, aber wenn man da ein paar Drähte miteinander verband, ginge da bestimmt etwas. Begleitet von dramatischer Rockmusik rannte ich den Flur entlang und sprintete die Treppen hinunter. Der Keller war schwach beleuchtet und ich musste langsamer laufen, um nicht zu über irgendwas stolpern. Außerdem konnte ich nicht mehr und hatte Seitenstechen. Die Musik wurde lauter. Ich bog um eine Ecke und stoppte so abrupt, dass ich vornüber fiel. Mein Kopf landete einpaar Zentimeter neben einem Kassettenrecorder, der auf irgendeine Weise an den Stromkasten angeschlossen war. Ich blieb erschöpft liegen. Natürlich war Tony bereits über alle Berge, er war nicht so dumm, sich hier erwischen zu lassen. Schwer atmend rappelte ich mich auf und zückte mein Handy. Ich machte Fotos vom Tatort aus allen möglichen Perspektiven. Dann fiel mir etwas ein. Vielleicht hielt er sich irgendwo in der Nähe verborgen, um seinen Erfolg noch etwas auszukosten. Suchend sah ich mich auf dem dämmrigen Kellerflur um. Langsam schlich ich mich den Gang entlang und sprang dann schnell um die Ecke. Am anderen Ende des Flures konnte ich gerade noch einen Schatten verschwinden sehen. Frustriert rutschte ich an der Wand herunter und starrte noch eine Weile den dämmrigen Gang hinunter. Verdammt. Ich konnte mir sein spöttisches Lächeln gerade bildlich vorstellen.

Fangirlträume: Jahr mit den AvengersWo Geschichten leben. Entdecke jetzt