S I X

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,,Wie geht es ihm?", konnte ich eine leise dumpfe Stimme wahrnehmen, jedoch wusste ich nicht, wem diese gehörte. Dennoch blieben meine Augen geschlossen, ich fühlte mich noch zu schwach. So lauschte ich vorerst nur den wild durcheinander redenden Stimmen, die ich nun überhaupt nicht mehr zuordnen konnte.

Ich wusste nicht, wo ich war, hatte aber kaum das Bedürfnis, es zu erfahren. Zufrieden genoss ich die wieder eintretende Stille. Das schwarze Bild vor meinen Augen verwandelte sich. Bunte Farbtupfen schwirrten umher, schienen kein Ziel zu haben. Nach einiger Zeit setzten sich alle zur Ruhe, bildeten zusammen eine wunderschöne Landschaft. Weit hinten konnte ich schneeweiße Berge erkennen, ganz nah bei mir stand eine Person. Diese jedoch war mit den Rücken zu mir gekehrt, so dass ich sie nicht erkennen konnte.

Vorsichtig und zaghaft streckte ich meine Hand nach dieser Person aus. Leicht berührte ich die warme Haut seines Oberarms, fuhr mit meiner Hand an dieser hinab. Diese Berührung hinterließ ein angenehmes Kribbeln in meinen Fingerspitzen, sodass ich einfach nicht genug davon bekommen konnte. Doch plötzlich drehte sich die Person um und sah mir kichernd in die Augen. ,,Hast du mich vermisst?"

Schlagartig wurde ich rot und senkte beschämt meinen Kopf. Peinlich berührt spielte ich mit dem Saum meines Pullovers, meinen Blick starr auf eine wunderschöne Blume vor mir gerichtete. Sie hatte wunderschöne Farben. Blaue Blüten zierten ihren Kopf, doch eine Blüte war anders. Denn sie war knall orange. Doch dieses Orange strahlte so kräftig, sodass es die blauen Blüten leicht lila färbte. Kichernd schüttelte ich meinen Kopf.

,,Manu?", erklang wieder diese engelsgleiche Stimme. Lächelnd hob ich meinen Blick und traf auf die einzigartigen rehbraunen Augen meines Gegenübers. Ich musterte diese genau und siehe da, vereinzelte Orangeflecken durchbrachen die braune Schicht. Einfach umwerfend.

Mein Blick löste sich von seinen fesselnden Augen und wanderten von seiner makellosen Nase über seine schmalen Lippen bis hin zu seinen markanten Wangenknochen. Wie konnte man so schön sein.

,,Was hast du denn mein kleiner Fratz?", grinste Patrick und legte seine warme Hand an meine Wange. Sein Daumen strich sanft über meine Lippen, sein Blick fixierte diese, als könnten sie jeden Moment davonrennen. Grinsend beugte er sich vor und legte sanft seine weichen Lippen auf meine. In mir explodierte ein Feuerwerk, ich könnte schreien vor Glück. Dieser Moment war so wundervoll, mir wurde ganz heiß und ich schlang meine Arme um Patricks Nacken. Seine Hände wanderten an meine Hüfte, er zog mich näher an sich. Jede Stelle, an der er mich berührte, begann angenehm zu kribbeln.

Ruckartig löste er sich aber wieder von mir, wischte sich mit seinem Handrücken angewidert über seinen Mund. Angeekelt verzog er sein Gesicht dabei, trat mehrere Schritte zurück. Ging auf Abstand. Dies versetzte mir einen schmerzhaften Stich ins Herz, ich taumelte einige Schritte rückwärts. Mit zittriger Hand an meiner Brust, warf ich einen verletzten Blick zu demjenigen, der mein Herz in tausend Stücke zerbrach. Schwer atmend musste ich mitansehen, wie sich Patricks Miene verfinsterte. Mit großen Schritten kam er wieder auf mich zu, blieb wieder vor mir stehen. Doch dieses Mal hob er wütend seine Hand und ließ sie auf meine Wange knallen. Mit Tränen in den Augen flog mein Kopf zu Seite, ich hielt mir die schmerzende Stelle.

Schockiert sah ich zu Patrick, der mich mit einem fetten Grinsen im Gesicht betrachtete. Vereinzelte Teile seines Körpers lösten sich von ihm und schwirrten um ihn herum. Es wurde immer mehr, bis er sich komplett aufgelöst hatte und nur mehr ein kleiner Wirbelsturm aus schwarzen Staub an seinem Platz schwebte.

Entsetzt riss ich meine Augen auf, als der Staub sich wieder zu einer Person zusammensetzten. Bis schließlich mein Vater vor mir stand. Das selbe fette Grinsen zierte sein Gesicht, wodurch ich noch mehr Angst bekam. Was verdammt noch mal ist hier los?

,,Du hässliche Schwuchtel!", schrie er mich an, stapfte auf mich zu und packte mich am Kragen. ,,Dich wird nie jemand lieben!", spuckte er mir ins Gesicht und warf mich in ein tiefes Loch. Alles wurde schwarz. Ich schrie, doch niemand half mir.

Schwer atmend saß ich in einem Bett, meine Hände stützte ich neben mir ab. Mein Schweiß vermischte sich mit meinen Tränen, die in Strömen über meine Wangen liefen. Zitternd und wimmernd versuchte ich mich zu beruhigen, doch es klappte nicht. Ich begann immer schwerer und lauter zu atmen, ich bekam einfach keine Luft mehr. Panisch griff ich an meinen Hals, es fühlte sich an als wäre er zugeschnürt. Immer benommener suchte ich nach meinem Asthmaspray, es war nicht da. Der Druck auf meiner Lunge wurde immer stärker, doch ich konnte einfach nichts dagegen tun. Benommen sank ich zurück ins Kissen, schloss meine schweren Augenlider. So soll es nun mit mir zu Ende gehen? Nachdem ich so viel durchgestanden habe? Anscheinend.

Nun stürmten auch die Ärzte in mein Zimmer, doch es war zu spät. Denn schon wurde alles schwarz. Schon wieder. Doch dieses mal für immer. Da war ich mir sicher.

Heyyy naa. Ich hoffe das Kapitel hat euch gefallen. Heute ist ja schon der 9. Dezember. Wie die Zeit vergeht.

Stay [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt