Am nächsten Tag wurde ich von einem lauten Schrei geweckt. Sofort war ich hellwach und schaute wild um mich. Mein Herz raste als wäre ich gerade einen Marathon gelaufen. Schnaufend entdeckte ich die Quelle des Schreis. Patrick stand am Fenster und es sah so aus als hätte er gerade einen Herzinfarkt. Da ich nicht fragen konnte, was er denn hätte, beschloss ich einfach aufzustehen und zu ihm zu gehen. Vielleicht konnte ich dann sehen, weshalb er geschrien hatte.
Mit langsamen Schritten schlich ich mich an den 'kleinen' Fratz ran und spähte durch das Fenster. Schmunzelnd stellte ich die Ursache für den kleinen Freudenschrei meines Mitbewohners fest.
Mitbewohner...
Denn dessen Augen lagen strahlend auf der weißen Schneemasse, die sich auf so ziemlich alles gelegt hatte. Wahrscheinlich hatte es in der Nacht geschneit. Mit glänzenden Augen musterte ich die Gegend, die durch den kalten Schnee in eine mehr als gemütliche Atmosphäre getunkt wurde.
Neben, oder eher vor mir, erklang ein kurzer spitzer Aufschrei, der nur von Palle kommen konnte. Dieser hatte sich anscheinend ziemlich erschreckt, da ich ja einfach so hinter ihm stand.
,,Manu! Erschreck mich doch nicht so!", keuchte er und fasste sich ans Herz. Ein Grinsen schlich sich auf meine Lippen, wofür ich von Patrick einen sanften Schlag gegen meine Schulter kassierte.
,,Kleiner, was hältst du von einem kleinen Spaziergang?", kam es von dem Braunäugigen, dessen Blick erneut auf der kleinen Schneelandschaft vor unserer Wohnung lag.
Da ich nichts dagegen hatte, nickte ich und hackte mich bei meinem besten Freund ein. Dieser hüpfte wie ein kleines Kind in den Flur. Hastig schlüpfte er in seine Schuhe und streifte sich seine dicke Jacke über, während ich meine alten Schuhe, die eigentlich nur für den Sommer gedacht waren, anzog. Mit geduldigem Blick beobachtete mich Patrick, bis ich fertig war. Naja, fertig. Ich hatte meine dünnen Schuhe an, die an manchen Stellen bereits Löcher hatten, und mehr nicht.
,,Ähm.. was tust du da?", warf Patrick nach geraumer Zeit ein, in der er mich nur verwirrt musterte.
Ich zückte mein Handy und tippte etwas ein. Vielleicht sollte ich mal Zeichensprache lernen, dann muss ich nicht immer alles aufschreiben.
Fertig geschrieben überreichte ich Palle mein altes 'Handy', falls man das so nennen konnte. Während er es sich durchlas, machte ich mir eine imaginäre Notiz in meinem Kopf. Zeichensprache lernen!
,,Ich weiß, dass du nichts hast. Aber ich hab etwas. Und außerdem werden wir jetzt in die Stadt gehen und dir richtige Schuhe kaufen!", stellte Patrick fest und lächelte mir zu. Darauf konnte ich nur mit dem Kopf schütteln, wobei meine langen braunen Haare in mein Gesicht flogen. Schnell tippte ich erneut einen Satz in mein Handy ein. Das musst du nicht tun.
Auch diese Nachricht drückte ich Patrick in die Hände. Dieser lachte bloß auf und seufzte anschließend.
,,Manu, wann verstehst du es endlich. Du bist mir unglaublich wichtig und ich würde wirklich alles dafür tun, damit es dir gut geht.", flüsterte er und legte einen Finger unter mein Kinn. Verwirrt schaute ich zu ihm, während er mir immer näher kam bis uns nur noch wenige Zentimeter von einander trennten. ,,Kleiner, ich liebe dich", nuschelte der Größere und schaute mir tief in die Augen.
Erstaunt riss ich meine Augen auf. Hatte er das gerade tatsächlich gesagt? Meinte er es ernst?
Meine Gedanken wurden unterbrochen, als sich ein wunderbares Gefühl auf meinen Lippen breitmachte. Das unbeschreibliche Gefühl von Patricks weichen Lippen, die sanft auf meinen lagen.
Ich stand einfach nur starr da, war zu geschockt um irgendetwas zu tun.
Auf meinen Lippen explodierte ein Feuerwerk an Gefühlen und in meinem Bauch tanzten die Schmetterlinge Samba. Meine Lippen formten sich zu einem Lächeln, als sich Patrick leicht von mir löste.
Meine Hände zitterten, als ich sie um seinen Hals schlang und meine Lippen erneut auf seine drückte. Ich wollte nicht, das dieses Gefühl verschwindet. Ich wollte es für immer bei mir tragen.
Nach einiger Zeit lösten wir uns voneinander und schauten und einen Moment verliebt in die Augen.
Patricks Sicht
Ich konnte nicht fassen, dass ich das gerade tatsächlich getan habe. Ich hatte gerade einen Mann geküsst!
Auch wenn ich mir sicher war, dass das nichts falsches war, wurde mir etwas mulmig zumute. Ich war schwul.
Aber wenn ich in diese giftgrünen Augen schaue, die mir voller Liebe entgegen strahlen, konnte ich einfach nicht anders. Mir war egal, was die anderen von mir denken. Ich liebe diesen Jungen, mit all seinen Fehlern. Obwohl er mir perfekt erschien, er besaß meines Erachtens keine Fehler.
,,Manu? Ich weiß, dass alles kommt jetzt etwas plötzlich. Aber ich liebe dich. So unfassbar sehr. Ab dem ersten Moment an spürte ich dieses Kribbeln in mir, immer wenn du in meiner Nähe warst. Ich spürte diesen unfassbaren Schmerz in mir, wenn dich jemand beleidigt oder geschlagen hatte. Ich konnte nicht verstehen, wie sie dir soetwas antun konnten. In meinen Augen warst du einfach nur perfekt und das wirst du immer sein."
Ich stockte und schaute tief in diese grünen Augen, in die ich mich so sehr verliebt hatte. Nun strahlten sie noch heller als je zuvor, auch wenn ich die Tränen in ihnen sehen konnte.
,,Manu, ich liebe dich. Deswegen muss ich dir etwas sagen. Es fällt mir unglaublich schwer, aber ich finde es nur fair, wenn du es auch weißt. Und bitte, was auch immer ich dir jetzt sag, glaub mir und bitte bitte hass mich nicht!"
Wieder eine kleine Pause, in der ich Manu abwartend ansah. In seinen Augen lag ein Funken von Unsicherheit, dennoch nickte er mir lächelnd zu. Mit neuem Mut holte ich noch einmal tief Luft, bevor ich begann zu erzählen.
,,Ich bin.. tot. Schon ziemlich lange. Ich war nicht gläubig oder so, aber ich kam trotzdem in den Himmel. Es war echt schrecklich da oben. Ich hab vor kurzem gegen ein paar Regeln von denen verstoßen. Deswegen wurde ich auf die Erde geschickt. Mit dem Auftrag, jemanden zu finden und ihn zu beschützen. Sie beobachten mich und erst wenn sie finden, dass diese Person, die ich beschützen muss, ein besseres Leben hat, holen sie mich zurück."
Ich schaute auf zu Manu, denn während ich geredet hatte, habe ich meinen Blick gesenkt. Unsicher blickte ich zu ihm. Manus Blick lag auf mir, in seinen Augen lag immer noch dieser kleine Funke Unsicherheit, doch auch Verwirrung und Ungläubigkeit hatten sich dazu gemischt.
,,Manu, ich habe dich ausgesucht. Ich bin dein Schutzengel. Das heißt, sobald du ein glücklicheres Leben führst, bin ich weg. Aber ich verspreche dir, bis dahin bleibe ich bei dir und beschütze dich."
Mein Redeschwall wurde unterbrochen, als Manu mir schluchzend um den Hals fiel. Traurig schloss ich meine Augen und drückte den Grünäugigen fest an mich. Kurz drückte ich ihn an den Schultern von mir weg. ,,Wir schaffen das zusammen, ich liebe dich!", flüsterte ich und zog ihn wieder zu mir.
So meine Lieben, das wars mal wieder.
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Stay [Kürbistumor] ✅
FanfictionPatrick, ein Engel, der aufgrund seines schlechten Verhaltens auf die Erde geschickt wird. Manuel, ein Junge, der aufgrund seiner Krankheit gemobbt wird. Was diese beiden miteinander zutun haben, erfährst du hier! --- -Ausschnitt- ,,Ich würde so un...