E L E V E N

1.6K 130 107
                                    

Patrick's Sicht

Das ruhige Ein- und Ausatmen neben mir signalisierte mir, dass Manu eingeschlafen war. Nur zu sehr gönnte ich ihm die Ruhe.

Als er operiert wurde und danach von der Narkose noch bewusstlos war, hatte ich viel Zeit um nachzudenken. Nachzudenken über meine Beziehung zu Manu.

Ich kannte ihn gerade mal zwei vielleicht drei Tage, wusste noch nicht so viel über ihn. Aber er hatte etwas an sich, ich wusste noch nicht was es war, das ich nur zu gerne herausfinden würde.

In den Stunden, in denen ich ihn beim Schlafen beobachtet hatte, musste ich mir etwas eingestehen. Etwas, was womöglich meine ganze 'Mission' gefährden könnte. Aber es war nun mal so und da konnte ich nichts dran ändern. Leider.

Denn ich ließ meine Gefühle zu. Gefühle, die ich nun einen Tag in mir herumschleppte. Und ich konnte sie nicht zeigen.

Sie waren nicht normal. Ich war nicht normal. Manu war nicht normal.

Ich musste leise lachen. Ja, so dachten tatsächlich ein paar Leute. Wie unreif sie doch waren. Die einzigen, die auf dieser Welt nicht normal waren, waren sie. Einzig und allein die Leute, die Manu verabscheuten. Die, die ihn für krank hielten. Ihn abartig fanden. Komisch, wie die Menschheit sich in den letzten Jahrhunderten kaum geändert hatte.

Als ich den schüchternen Jungen mit den leuchtend grünen Augen das erste Mal gesehen hatte, spürte ich schon dieses komische Kribbeln in mir. Ich wusste die Bedeutung nicht, denn ich hatte es zuvor nie gespürt.

Als ich den liebenswürdigen Jungen zum ersten Mal umarmt hatte, spürte ich diese Schmetterling in meinem Bauch. Ich kannte ihre Bedeutung, mir wurde oft davon erzählt. Doch ich wollte es nicht wahrhaben.

Als ich zum ersten Mal diese schrecklichen Dinge sah, die dem stummen Jungen angetan wurden, spürte ich diesen Stich in meinem Herzen. Ich kannte dessen Bedeutung nicht, noch nie war mir jemand so wichtig gewesen.

Als ich den schwachen Jungen zum ersten Mal mit geschlossenen Augen sah, spürte ich diesen Drang. Den Drang mich zu ihm zu legen, ihn in meine Arme zu schließen und ihn zu beschützen. Beschützen vor all den Menschen, die ihm Schaden zufügen wollen. Beschützen vor den unreifen Menschen, die ihn für krank hielten. Beschützen vor der ganzen Welt.

Mir wurde schleichend bewusst, was das alles zu bedeuten hatte.

Ich wusste, ich müsste den stummen Jungen irgendwann wieder verlassen. Auch wenn es mir mein Herz brechen würde.

Deshalb versuchte ich anfangs diese Gefühle zu unterdrücken. Versuchte, keine Emotionen mehr zuzulassen.

Doch irgendwann bricht bekanntlich jeder Damm. Die Gefühle überkamen mich. Der Drang, ihn an mich zu drücken, wurden stärker.

Nun, wo ich Manu hier neben mir sah, wie er friedlich schlummernd in meinen Armen lag, wurde es mir erst richtig bewusst.

Er war mein Auftrag. Anfangs.

Doch dieser Auftrag artete aus, ich begann ungewollt Gefühle für den Jungen mit den strahlend grünen Augen zu entwickeln.

Und Gefühle konnte man nicht kontrollieren. Sie machten, was sie wollten.

Ja.

Ja, ich war schwul. Niemand würde daran etwas ändern.

Ja, ich liebte Manu. Niemals würde ich jemanden mehr lieben als ihn.

Denn er war meine erste Liebe, und die hält bekanntlich ewig.

Sooo.

Ja ich weiß, kurzes Kapitel. Komisches Kapitel.

Aber sorry. Hatte bis eben noch Schule.

Außerdem fand ich es wichtig, auch mal Patricks Gefühle klarzustellen.

Feedback wie immer in die Kommentare <3

Stay [Kürbistumor] ✅Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt